Aus allen Dingen scheinet deutlich, es wolle Gott von uns, auf Erden, Jn seinem Wesen ja so wenig, als seinem Werk, begriffen werden, Und daß wir solch ein Maß von Geist, und nur so viel Ver- standes-Gaben, Als wie, zum Glauben und Bewundern, uns nöthig ist, empfangen haben. Ja, daß vermuthlich das Begreifen und das Erkennen, nach der Zeit, Jn einem andern Zustand uns, und in der selgen Ewigkeit, Vermuthlich vorbehalten seyn. Weil wir nun aber hier allein, Statt unsrer Pflicht, mit blossem Grübeln, am heftigsten be- schäfftigt seyn: So ist der wahre Grund ja klar: Woher, mit stetem Dispu- tiren, Durch blossen Stolz dazu verführt, wir Zeit, und uns und Gott verlieren. Da wir, wenn wir von unsern Pflichten uns nicht so unglück- selig trennten; Wir unsre Zeit hier wohl verbringen, uns freuen und Gott danken könnten.
Nach-
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Anwendung der Vernunft.
Unrichtige Anwendung der Vernunft.
Aus allen Dingen ſcheinet deutlich, es wolle Gott von uns, auf Erden, Jn ſeinem Weſen ja ſo wenig, als ſeinem Werk, begriffen werden, Und daß wir ſolch ein Maß von Geiſt, und nur ſo viel Ver- ſtandes-Gaben, Als wie, zum Glauben und Bewundern, uns noͤthig iſt, empfangen haben. Ja, daß vermuthlich das Begreifen und das Erkennen, nach der Zeit, Jn einem andern Zuſtand uns, und in der ſelgen Ewigkeit, Vermuthlich vorbehalten ſeyn. Weil wir nun aber hier allein, Statt unſrer Pflicht, mit bloſſem Gruͤbeln, am heftigſten be- ſchaͤfftigt ſeyn: So iſt der wahre Grund ja klar: Woher, mit ſtetem Diſpu- tiren, Durch bloſſen Stolz dazu verfuͤhrt, wir Zeit, und uns und Gott verlieren. Da wir, wenn wir von unſern Pflichten uns nicht ſo ungluͤck- ſelig trennten; Wir unſre Zeit hier wohl verbringen, uns freuen und Gott danken koͤnnten.
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[601/0625]
Anwendung der Vernunft.
Unrichtige
Anwendung der Vernunft.
Aus allen Dingen ſcheinet deutlich, es wolle Gott von uns,
auf Erden,
Jn ſeinem Weſen ja ſo wenig, als ſeinem Werk, begriffen werden,
Und daß wir ſolch ein Maß von Geiſt, und nur ſo viel Ver-
ſtandes-Gaben,
Als wie, zum Glauben und Bewundern, uns noͤthig iſt,
empfangen haben.
Ja, daß vermuthlich das Begreifen und das Erkennen,
nach der Zeit,
Jn einem andern Zuſtand uns, und in der ſelgen Ewigkeit,
Vermuthlich vorbehalten ſeyn. Weil wir nun aber hier allein,
Statt unſrer Pflicht, mit bloſſem Gruͤbeln, am heftigſten be-
ſchaͤfftigt ſeyn:
So iſt der wahre Grund ja klar: Woher, mit ſtetem Diſpu-
tiren,
Durch bloſſen Stolz dazu verfuͤhrt, wir Zeit, und uns und
Gott verlieren.
Da wir, wenn wir von unſern Pflichten uns nicht ſo ungluͤck-
ſelig trennten;
Wir unſre Zeit hier wohl verbringen, uns freuen und Gott
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/625>, abgerufen am 22.11.2024.
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