Es schwebt ein ungewohnter Nebel in den von süssen Balsam- Düften Sonst überall fast mehr beschwehrten, als angefüllten lauen Lüften, Mit falben Kreisen hin und her, bedeckt, als wie mit einem Flor, Die Herrlichkeit des ganzen Orts. Der sonst so muntern Vögel Chor Ließ, statt des angenehmen Gurgelns, ein scharfes schwirrend Klaggetön, Mit lautem Schreyen untermischt, nur hören und sich nirgend sehn; Es ließ, ob seufzte selbst die Luft, es winselte der Wiederhall, Vom steten Rlaggeschrey gereizt; man hört ein Jammern überall. Vernehmliches vernahm man nichts, als diesen dunklen Trauer- Schall: Was wälzet sich so unvermuthet auf uns vor eine Unglücks Last! Ach Carol Wilhelm, unser Schutz und Herr, der Erden Lust, erblaßt! Dieß rief, von Leid und Gram gebeuget, die sonst so muntre Gärtnerschaar, Die, wie vor andern sehr gerühret, vor andern auch untröst- bar war: Man sahe sie bethränt sogleich zur Dichtkunst, die sie sahn, sich kehren, Und von ihr, keinen Trost vor sich, nein, bloß allein zu Carols Ehren, Aus einer unverfälschten Treu, ein würdigs Ehrenmaal be- gehren.
Ach
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Carl Wilhelms zu Baden.
Es ſchwebt ein ungewohnter Nebel in den von ſuͤſſen Balſam- Duͤften Sonſt uͤberall faſt mehr beſchwehrten, als angefuͤllten lauen Luͤften, Mit falben Kreiſen hin und her, bedeckt, als wie mit einem Flor, Die Herrlichkeit des ganzen Orts. Der ſonſt ſo muntern Voͤgel Chor Ließ, ſtatt des angenehmen Gurgelns, ein ſcharfes ſchwirrend Klaggetoͤn, Mit lautem Schreyen untermiſcht, nur hoͤren und ſich nirgend ſehn; Es ließ, ob ſeufzte ſelbſt die Luft, es winſelte der Wiederhall, Vom ſteten Rlaggeſchrey gereizt; man hoͤrt ein Jammern uͤberall. Vernehmliches vernahm man nichts, als dieſen dunklen Trauer- Schall: Was waͤlzet ſich ſo unvermuthet auf uns vor eine Ungluͤcks Laſt! Ach Carol Wilhelm, unſer Schutz und Herr, der Erden Luſt, erblaßt! Dieß rief, von Leid und Gram gebeuget, die ſonſt ſo muntre Gaͤrtnerſchaar, Die, wie vor andern ſehr geruͤhret, vor andern auch untroͤſt- bar war: Man ſahe ſie bethraͤnt ſogleich zur Dichtkunſt, die ſie ſahn, ſich kehren, Und von ihr, keinen Troſt vor ſich, nein, bloß allein zu Carols Ehren, Aus einer unverfaͤlſchten Treu, ein wuͤrdigs Ehrenmaal be- gehren.
Ach
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Carl Wilhelms zu Baden.
Es ſchwebt ein ungewohnter Nebel in den von ſuͤſſen Balſam-
Duͤften
Sonſt uͤberall faſt mehr beſchwehrten, als angefuͤllten lauen
Luͤften,
Mit falben Kreiſen hin und her, bedeckt, als wie mit einem
Flor,
Die Herrlichkeit des ganzen Orts. Der ſonſt ſo muntern
Voͤgel Chor
Ließ, ſtatt des angenehmen Gurgelns, ein ſcharfes ſchwirrend
Klaggetoͤn,
Mit lautem Schreyen untermiſcht, nur hoͤren und ſich nirgend
ſehn;
Es ließ, ob ſeufzte ſelbſt die Luft, es winſelte der Wiederhall,
Vom ſteten Rlaggeſchrey gereizt; man hoͤrt ein Jammern
uͤberall.
Vernehmliches vernahm man nichts, als dieſen dunklen Trauer-
Schall:
Was waͤlzet ſich ſo unvermuthet auf uns vor eine
Ungluͤcks Laſt!
Ach Carol Wilhelm, unſer Schutz und Herr, der
Erden Luſt, erblaßt!
Dieß rief, von Leid und Gram gebeuget, die ſonſt ſo muntre
Gaͤrtnerſchaar,
Die, wie vor andern ſehr geruͤhret, vor andern auch untroͤſt-
bar war:
Man ſahe ſie bethraͤnt ſogleich zur Dichtkunſt, die ſie ſahn,
ſich kehren,
Und von ihr, keinen Troſt vor ſich, nein, bloß allein zu Carols
Ehren,
Aus einer unverfaͤlſchten Treu, ein wuͤrdigs Ehrenmaal be-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 723. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/747>, abgerufen am 22.11.2024.
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