So mancherley Geräht und Werkzeug. So fern sich unser Blick erstreckt, Sind Wege, Brücken, Haven, Märkte bereits erfüllet und bedeckt, Was lebet, ist schon in Bewegung. Der Morgen hat uns angezeiget, Die Zeit zur Arbeit sey erschienen, und alles ist dazu geneiget.
Jnzwischen nun, daß wir die Menschen, mit ihren Thieren, kommen sehn, Erblick' ich, voll Verwunderung, daß ander' eilig von uns gehn, Und, statt des Lichts sich zu erfreun, vor seinem Schimmer fast erschrecken, Und sich in Höhlen, Grüfte, Löcher und dunkle Wälder schnell verstecken, Ja die auch sonst das Licht nicht scheuen, bemühen sich, sich zu verdecken.
Da, wo ein dichter Wald beginnt, kommt hier ein Fuchs, und dort ein Reh, Ein Wolf, ein Hirsch, ein wildes Schwein, bald aus dem Thal, bald von der Höh, Bald traben, hüpfen, laufen, springen, Um uns das Feld zu überlassen, und in den dicken Busch zu dringen. Was zwinget sie, sich zu entfernen? Die wenigsten das Morgen-Licht, Als dessen sie sich auch bedienen. Die Menschen thun es gleichfalls nicht, Als welche ja nicht in der Nähe; und die sich etwan nahe finden, Sind ja mit Waffen nicht versehn. Hier lieget einer in den Gründen,
Jm
Die Morgen-Roͤhte.
So mancherley Geraͤht und Werkzeug. So fern ſich unſer Blick erſtreckt, Sind Wege, Bruͤcken, Haven, Maͤrkte bereits erfuͤllet und bedeckt, Was lebet, iſt ſchon in Bewegung. Der Morgen hat uns angezeiget, Die Zeit zur Arbeit ſey erſchienen, und alles iſt dazu geneiget.
Jnzwiſchen nun, daß wir die Menſchen, mit ihren Thieren, kommen ſehn, Erblick’ ich, voll Verwunderung, daß ander’ eilig von uns gehn, Und, ſtatt des Lichts ſich zu erfreun, vor ſeinem Schimmer faſt erſchrecken, Und ſich in Hoͤhlen, Gruͤfte, Loͤcher und dunkle Waͤlder ſchnell verſtecken, Ja die auch ſonſt das Licht nicht ſcheuen, bemuͤhen ſich, ſich zu verdecken.
Da, wo ein dichter Wald beginnt, kommt hier ein Fuchs, und dort ein Reh, Ein Wolf, ein Hirſch, ein wildes Schwein, bald aus dem Thal, bald von der Hoͤh, Bald traben, huͤpfen, laufen, ſpringen, Um uns das Feld zu uͤberlaſſen, und in den dicken Buſch zu dringen. Was zwinget ſie, ſich zu entfernen? Die wenigſten das Morgen-Licht, Als deſſen ſie ſich auch bedienen. Die Menſchen thun es gleichfalls nicht, Als welche ja nicht in der Naͤhe; und die ſich etwan nahe finden, Sind ja mit Waffen nicht verſehn. Hier lieget einer in den Gruͤnden,
Jm
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Die Morgen-Roͤhte.
So mancherley Geraͤht und Werkzeug. So fern ſich unſer
Blick erſtreckt,
Sind Wege, Bruͤcken, Haven, Maͤrkte bereits erfuͤllet und
bedeckt,
Was lebet, iſt ſchon in Bewegung. Der Morgen hat uns
angezeiget,
Die Zeit zur Arbeit ſey erſchienen, und alles iſt dazu geneiget.
Jnzwiſchen nun, daß wir die Menſchen, mit ihren Thieren,
kommen ſehn,
Erblick’ ich, voll Verwunderung, daß ander’ eilig von uns
gehn,
Und, ſtatt des Lichts ſich zu erfreun, vor ſeinem Schimmer faſt
erſchrecken,
Und ſich in Hoͤhlen, Gruͤfte, Loͤcher und dunkle Waͤlder ſchnell
verſtecken,
Ja die auch ſonſt das Licht nicht ſcheuen, bemuͤhen ſich, ſich zu
verdecken.
Da, wo ein dichter Wald beginnt, kommt hier ein Fuchs,
und dort ein Reh,
Ein Wolf, ein Hirſch, ein wildes Schwein, bald aus dem
Thal, bald von der Hoͤh,
Bald traben, huͤpfen, laufen, ſpringen,
Um uns das Feld zu uͤberlaſſen, und in den dicken Buſch zu
dringen.
Was zwinget ſie, ſich zu entfernen? Die wenigſten das
Morgen-Licht,
Als deſſen ſie ſich auch bedienen. Die Menſchen thun es
gleichfalls nicht,
Als welche ja nicht in der Naͤhe; und die ſich etwan nahe
finden,
Sind ja mit Waffen nicht verſehn. Hier lieget einer in den
Gruͤnden,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/224>, abgerufen am 24.11.2024.
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