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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Der bekannte und unbekannte GOtt.
Es müssen denn so Mensch als Engel, wenn sie die Herrlich
keiten sehn,
Sein Lieben überall verbreiten, und Seines Namens Preis
erhöhn.
Es heißt Sein gütiger Befehl den warmen Sommer und
den Lenzen
(Die, Vögeln, wild- und zahmen Thieren die Tafel decken)
lieblich glänzen.
Er deckt die Kräuter-reichen Berge, die Flächen der begrasten
Erden,
Mit rasch- und schnellem Wilde dort, und hier mit zahm- und
fetten Heerden.
Er ist es, der die flachen Felder mit reifendem Getreyde füllt,
Nur Er, aus dem in bunten Wiesen so manches klare Bäch-
lein quillt,
Das rege, wie ein lebend Silber, bald zwischen Gras, bald
glatten Kieseln,
Mit einem lieblichen Gemurmel, voll kleiner regen Blitze,
rieseln.
Er ists, durch Den ein strenger Strohm sich, durch verschied-
ne Länder, schlängt,
Und wenn er erst so manches Land getränkt, so dann zum
Meer sich drängt.
Durch Jhn wird unser Luft-Raum ganz mit frohen Tönen
angefüllet.
Er ists, aus Dem der Nachtigall so rein und lieblichs Gur-
geln quillet.
Durch Jhn vergnügt in stetem Wechsel der Lieder-reichen
Vögel Chor
Aus so viel Schnäbeln unsre Brust, und füllt mit Lieb und
Lust das Ohr.
Man
Der bekannte und unbekannte GOtt.
Es muͤſſen denn ſo Menſch als Engel, wenn ſie die Herrlich
keiten ſehn,
Sein Lieben uͤberall verbreiten, und Seines Namens Preis
erhoͤhn.
Es heißt Sein guͤtiger Befehl den warmen Sommer und
den Lenzen
(Die, Voͤgeln, wild- und zahmen Thieren die Tafel decken)
lieblich glaͤnzen.
Er deckt die Kraͤuter-reichen Berge, die Flaͤchen der begraſten
Erden,
Mit raſch- und ſchnellem Wilde dort, und hier mit zahm- und
fetten Heerden.
Er iſt es, der die flachen Felder mit reifendem Getreyde fuͤllt,
Nur Er, aus dem in bunten Wieſen ſo manches klare Baͤch-
lein quillt,
Das rege, wie ein lebend Silber, bald zwiſchen Gras, bald
glatten Kieſeln,
Mit einem lieblichen Gemurmel, voll kleiner regen Blitze,
rieſeln.
Er iſts, durch Den ein ſtrenger Strohm ſich, durch verſchied-
ne Laͤnder, ſchlaͤngt,
Und wenn er erſt ſo manches Land getraͤnkt, ſo dann zum
Meer ſich draͤngt.
Durch Jhn wird unſer Luft-Raum ganz mit frohen Toͤnen
angefuͤllet.
Er iſts, aus Dem der Nachtigall ſo rein und lieblichs Gur-
geln quillet.
Durch Jhn vergnuͤgt in ſtetem Wechſel der Lieder-reichen
Voͤgel Chor
Aus ſo viel Schnaͤbeln unſre Bruſt, und fuͤllt mit Lieb und
Luſt das Ohr.
Man
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[10/0028] Der bekannte und unbekannte GOtt. Es muͤſſen denn ſo Menſch als Engel, wenn ſie die Herrlich keiten ſehn, Sein Lieben uͤberall verbreiten, und Seines Namens Preis erhoͤhn. Es heißt Sein guͤtiger Befehl den warmen Sommer und den Lenzen (Die, Voͤgeln, wild- und zahmen Thieren die Tafel decken) lieblich glaͤnzen. Er deckt die Kraͤuter-reichen Berge, die Flaͤchen der begraſten Erden, Mit raſch- und ſchnellem Wilde dort, und hier mit zahm- und fetten Heerden. Er iſt es, der die flachen Felder mit reifendem Getreyde fuͤllt, Nur Er, aus dem in bunten Wieſen ſo manches klare Baͤch- lein quillt, Das rege, wie ein lebend Silber, bald zwiſchen Gras, bald glatten Kieſeln, Mit einem lieblichen Gemurmel, voll kleiner regen Blitze, rieſeln. Er iſts, durch Den ein ſtrenger Strohm ſich, durch verſchied- ne Laͤnder, ſchlaͤngt, Und wenn er erſt ſo manches Land getraͤnkt, ſo dann zum Meer ſich draͤngt. Durch Jhn wird unſer Luft-Raum ganz mit frohen Toͤnen angefuͤllet. Er iſts, aus Dem der Nachtigall ſo rein und lieblichs Gur- geln quillet. Durch Jhn vergnuͤgt in ſtetem Wechſel der Lieder-reichen Voͤgel Chor Aus ſo viel Schnaͤbeln unſre Bruſt, und fuͤllt mit Lieb und Luſt das Ohr. Man

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/28>, abgerufen am 21.11.2024.