Laßt uns die schöne Zeit des Herbsts nicht ungeprüft verge- hen lassen! Laßt uns, daß er von unserm Jahr ein angenehmer Theil sey, fassen!
Es glänzt, an einem heitern Tage, die Welt in lieblicher Gestalt, Doch funkelt, noch vor andern Theilen der Landschaft, itzt der bunte Wald. Nicht glaublich, ist wie wunderschön sich itzt in Wäldern und in Büschen Die schönsten Farben der Natur, als roht, und gelb, und grün, sich mischen. Das unaufmerksamste Gesicht sieht sie anitzt kaum ohn' Vergnügen, Wie so verschiedne Farben sich zu so verschiednen Formen fügen, So, daß im niedrigen Gebüsch, und auch auf Bäumen in der Höh', Jch gleichsam, wie im Lenzen, Bluhmen, in bunt-gefärbten Blättern, seh. Jm Wald erhebet viele Stellen das gelb gewordne Farren- Kraut, Das man, zumahl in Eichen-Wäldern, fast unter allen Bäu- men schaut. Dieß holde Laub scheint überall durchs gelbe gleichsam warm gemahlet,
So
Die Schoͤnheit der Waͤlder im Herbſt.
Laßt uns die ſchoͤne Zeit des Herbſts nicht ungepruͤft verge- hen laſſen! Laßt uns, daß er von unſerm Jahr ein angenehmer Theil ſey, faſſen!
Es glaͤnzt, an einem heitern Tage, die Welt in lieblicher Geſtalt, Doch funkelt, noch vor andern Theilen der Landſchaft, itzt der bunte Wald. Nicht glaublich, iſt wie wunderſchoͤn ſich itzt in Waͤldern und in Buͤſchen Die ſchoͤnſten Farben der Natur, als roht, und gelb, und gruͤn, ſich miſchen. Das unaufmerkſamſte Geſicht ſieht ſie anitzt kaum ohn’ Vergnuͤgen, Wie ſo verſchiedne Farben ſich zu ſo verſchiednen Formen fuͤgen, So, daß im niedrigen Gebuͤſch, und auch auf Baͤumen in der Hoͤh’, Jch gleichſam, wie im Lenzen, Bluhmen, in bunt-gefaͤrbten Blaͤttern, ſeh. Jm Wald erhebet viele Stellen das gelb gewordne Farren- Kraut, Das man, zumahl in Eichen-Waͤldern, faſt unter allen Baͤu- men ſchaut. Dieß holde Laub ſcheint uͤberall durchs gelbe gleichſam warm gemahlet,
So
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Die
Schoͤnheit der Waͤlder im Herbſt.
Laßt uns die ſchoͤne Zeit des Herbſts nicht ungepruͤft verge-
hen laſſen!
Laßt uns, daß er von unſerm Jahr ein angenehmer Theil ſey,
faſſen!
Es glaͤnzt, an einem heitern Tage, die Welt in lieblicher
Geſtalt,
Doch funkelt, noch vor andern Theilen der Landſchaft, itzt der
bunte Wald.
Nicht glaublich, iſt wie wunderſchoͤn ſich itzt in Waͤldern und
in Buͤſchen
Die ſchoͤnſten Farben der Natur, als roht, und gelb, und
gruͤn, ſich miſchen.
Das unaufmerkſamſte Geſicht ſieht ſie anitzt kaum ohn’
Vergnuͤgen,
Wie ſo verſchiedne Farben ſich zu ſo verſchiednen Formen
fuͤgen,
So, daß im niedrigen Gebuͤſch, und auch auf Baͤumen in der
Hoͤh’,
Jch gleichſam, wie im Lenzen, Bluhmen, in bunt-gefaͤrbten
Blaͤttern, ſeh.
Jm Wald erhebet viele Stellen das gelb gewordne Farren-
Kraut,
Das man, zumahl in Eichen-Waͤldern, faſt unter allen Baͤu-
men ſchaut.
Dieß holde Laub ſcheint uͤberall durchs gelbe gleichſam warm
gemahlet,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/454>, abgerufen am 22.11.2024.
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