Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Zum Herbst.
Kaum hat die Erndte sich geendet,
So wird des Feldes ebner Grund
Durch Pflügen wieder umgewendet.
Was erst an Kraut und Stoppeln bunt,
Wird plötzlich braun. Ein dunkler Sammt,
Dem, voller dunklern Regel-rechten darinn gezognen lan-
gen Strichen,
Die Aecker, voller Furchen, glichen,
Scheint alles itzo zu bedecken.
Die Absicht dieser Arbeit schien
Sich auf drey Stücke zu erstrecken,
Des Unkrauts gar zu fruchtbar Grün
Zu unterdrücken, zu begraben,
Um eine Dünge draus zu haben,
Und aus dem schädlichen selbst Nutzen noch zu zieh'n.
Der andre Zweck, damit die umgestürzte Erde
Geöffnet, Himmel-werts gekehrt,
Mit Regen, Thau und Luft befeuchtet und genährt,
Vom Sonnen-Licht durchdrungen werde,
Wodurch die Fruchtbarkeit, wie die Erfahrung lehrt,
Jn einen Acker wird gebracht.
Wie aber eigentlich, auf welche Weis' und Art,
Der Himmel hier sich mit der Erde paart,
Wird wohl so leichtlich nicht erklärt.
Vermuhtlich ist, daß in dem Reich der Lüfte,
Jn welches aller Cörper Düfte,
So bald sie aufgelöset, quillen,
Und es als einen Chaos füllen,
Auch
Zum Herbſt.
Kaum hat die Erndte ſich geendet,
So wird des Feldes ebner Grund
Durch Pfluͤgen wieder umgewendet.
Was erſt an Kraut und Stoppeln bunt,
Wird ploͤtzlich braun. Ein dunkler Sammt,
Dem, voller dunklern Regel-rechten darinn gezognen lan-
gen Strichen,
Die Aecker, voller Furchen, glichen,
Scheint alles itzo zu bedecken.
Die Abſicht dieſer Arbeit ſchien
Sich auf drey Stuͤcke zu erſtrecken,
Des Unkrauts gar zu fruchtbar Gruͤn
Zu unterdruͤcken, zu begraben,
Um eine Duͤnge draus zu haben,
Und aus dem ſchaͤdlichen ſelbſt Nutzen noch zu zieh’n.
Der andre Zweck, damit die umgeſtuͤrzte Erde
Geoͤffnet, Himmel-werts gekehrt,
Mit Regen, Thau und Luft befeuchtet und genaͤhrt,
Vom Sonnen-Licht durchdrungen werde,
Wodurch die Fruchtbarkeit, wie die Erfahrung lehrt,
Jn einen Acker wird gebracht.
Wie aber eigentlich, auf welche Weiſ’ und Art,
Der Himmel hier ſich mit der Erde paart,
Wird wohl ſo leichtlich nicht erklaͤrt.
Vermuhtlich iſt, daß in dem Reich der Luͤfte,
Jn welches aller Coͤrper Duͤfte,
So bald ſie aufgeloͤſet, quillen,
Und es als einen Chaos fuͤllen,
Auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0458" n="440"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Zum Herb&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">K</hi>aum hat die Erndte &#x017F;ich geendet,</l><lb/>
                <l>So wird des Feldes ebner Grund</l><lb/>
                <l>Durch Pflu&#x0364;gen wieder umgewendet.</l><lb/>
                <l>Was er&#x017F;t an Kraut und Stoppeln bunt,</l><lb/>
                <l>Wird plo&#x0364;tzlich braun. Ein dunkler Sammt,</l><lb/>
                <l>Dem, voller dunklern Regel-rechten darinn gezognen lan-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gen Strichen,</hi> </l><lb/>
                <l>Die Aecker, voller Furchen, glichen,</l><lb/>
                <l>Scheint alles itzo zu bedecken.</l><lb/>
                <l>Die Ab&#x017F;icht die&#x017F;er Arbeit &#x017F;chien</l><lb/>
                <l>Sich auf drey Stu&#x0364;cke zu er&#x017F;trecken,</l><lb/>
                <l>Des Unkrauts gar zu fruchtbar Gru&#x0364;n</l><lb/>
                <l>Zu unterdru&#x0364;cken, zu begraben,</l><lb/>
                <l>Um eine Du&#x0364;nge draus zu haben,</l><lb/>
                <l>Und aus dem &#x017F;cha&#x0364;dlichen &#x017F;elb&#x017F;t Nutzen noch zu zieh&#x2019;n.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Der andre Zweck, damit die umge&#x017F;tu&#x0364;rzte Erde</l><lb/>
                <l>Geo&#x0364;ffnet, Himmel-werts gekehrt,</l><lb/>
                <l>Mit Regen, Thau und Luft befeuchtet und gena&#x0364;hrt,</l><lb/>
                <l>Vom Sonnen-Licht durchdrungen werde,</l><lb/>
                <l>Wodurch die Fruchtbarkeit, wie die Erfahrung lehrt,</l><lb/>
                <l>Jn einen Acker wird gebracht.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Wie aber eigentlich, auf welche Wei&#x017F;&#x2019; und Art,</l><lb/>
                <l>Der Himmel hier &#x017F;ich mit der Erde paart,</l><lb/>
                <l>Wird wohl &#x017F;o leichtlich nicht erkla&#x0364;rt.</l><lb/>
                <l>Vermuhtlich i&#x017F;t, daß in dem Reich der Lu&#x0364;fte,</l><lb/>
                <l>Jn welches aller Co&#x0364;rper Du&#x0364;fte,</l><lb/>
                <l>So bald &#x017F;ie aufgelo&#x0364;&#x017F;et, quillen,</l><lb/>
                <l>Und es als einen Chaos fu&#x0364;llen,</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Auch</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[440/0458] Zum Herbſt. Kaum hat die Erndte ſich geendet, So wird des Feldes ebner Grund Durch Pfluͤgen wieder umgewendet. Was erſt an Kraut und Stoppeln bunt, Wird ploͤtzlich braun. Ein dunkler Sammt, Dem, voller dunklern Regel-rechten darinn gezognen lan- gen Strichen, Die Aecker, voller Furchen, glichen, Scheint alles itzo zu bedecken. Die Abſicht dieſer Arbeit ſchien Sich auf drey Stuͤcke zu erſtrecken, Des Unkrauts gar zu fruchtbar Gruͤn Zu unterdruͤcken, zu begraben, Um eine Duͤnge draus zu haben, Und aus dem ſchaͤdlichen ſelbſt Nutzen noch zu zieh’n. Der andre Zweck, damit die umgeſtuͤrzte Erde Geoͤffnet, Himmel-werts gekehrt, Mit Regen, Thau und Luft befeuchtet und genaͤhrt, Vom Sonnen-Licht durchdrungen werde, Wodurch die Fruchtbarkeit, wie die Erfahrung lehrt, Jn einen Acker wird gebracht. Wie aber eigentlich, auf welche Weiſ’ und Art, Der Himmel hier ſich mit der Erde paart, Wird wohl ſo leichtlich nicht erklaͤrt. Vermuhtlich iſt, daß in dem Reich der Luͤfte, Jn welches aller Coͤrper Duͤfte, So bald ſie aufgeloͤſet, quillen, Und es als einen Chaos fuͤllen, Auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/458
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/458>, abgerufen am 22.11.2024.