Und den gerührten Blick ergetzen. Doch hab ich auch dabey gesehn, Bey einer gar nicht kalten Luft von neuem zartes Eis entstehn. Wo nun von allen schönen Tagen noch einer still und schön gewesen, So schien der heutige gewiß zu unsrer Freude recht erle- sen. Worüber ich, nebst vielen andern, mich, da es wirklich GOttes Gabe, Dem, Der ihn uns geschenkt, zum Preise, gefreut und Jhm gedanket habe.
24 Des andern Tages war nun zwar der Himmel trüb, und etwas kühl, Wobey denn auch verschiednemahlen ein dünn- und kur- zer Regen fiel; Doch war es nicht beschwehrlich kalt, und kurz: es war auch dieser Tag Kein Winter-Tag: Es war ein solcher, wie ihn der Herbst zu geben pflag.
25 Der Morgen, welcher diesem folgte, war etwas regnigt, aber bald Veränderte der trübe Himmel aufs neu die nebligte Gestalt. Es war der Mittag kaum vorbey, als die entwölkten Sonnen-Strahlen, Jm hellen Glanz den Kreis der Welt von neuem wieder zu bemahlen, Und schön zu schmücken, sich bestrebten. Der südlich Westen-Winde Schaar Bestrichen etwas mehr, als gestern, der Erden feuchte Fläche zwar;
Doch
Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Und den geruͤhrten Blick ergetzen. Doch hab ich auch dabey geſehn, Bey einer gar nicht kalten Luft von neuem zartes Eis entſtehn. Wo nun von allen ſchoͤnen Tagen noch einer ſtill und ſchoͤn geweſen, So ſchien der heutige gewiß zu unſrer Freude recht erle- ſen. Woruͤber ich, nebſt vielen andern, mich, da es wirklich GOttes Gabe, Dem, Der ihn uns geſchenkt, zum Preiſe, gefreut und Jhm gedanket habe.
24 Des andern Tages war nun zwar der Himmel truͤb, und etwas kuͤhl, Wobey denn auch verſchiednemahlen ein duͤnn- und kur- zer Regen fiel; Doch war es nicht beſchwehrlich kalt, und kurz: es war auch dieſer Tag Kein Winter-Tag: Es war ein ſolcher, wie ihn der Herbſt zu geben pflag.
25 Der Morgen, welcher dieſem folgte, war etwas regnigt, aber bald Veraͤnderte der truͤbe Himmel aufs neu die nebligte Geſtalt. Es war der Mittag kaum vorbey, als die entwoͤlkten Sonnen-Strahlen, Jm hellen Glanz den Kreis der Welt von neuem wieder zu bemahlen, Und ſchoͤn zu ſchmuͤcken, ſich beſtrebten. Der ſuͤdlich Weſten-Winde Schaar Beſtrichen etwas mehr, als geſtern, der Erden feuchte Flaͤche zwar;
Doch
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Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Und den geruͤhrten Blick ergetzen. Doch hab ich auch
dabey geſehn,
Bey einer gar nicht kalten Luft von neuem zartes Eis
entſtehn.
Wo nun von allen ſchoͤnen Tagen noch einer ſtill und
ſchoͤn geweſen,
So ſchien der heutige gewiß zu unſrer Freude recht erle-
ſen.
Woruͤber ich, nebſt vielen andern, mich, da es wirklich
GOttes Gabe,
Dem, Der ihn uns geſchenkt, zum Preiſe, gefreut und
Jhm gedanket habe.
Des andern Tages war nun zwar der Himmel truͤb, und
etwas kuͤhl,
Wobey denn auch verſchiednemahlen ein duͤnn- und kur-
zer Regen fiel;
Doch war es nicht beſchwehrlich kalt, und kurz: es war
auch dieſer Tag
Kein Winter-Tag: Es war ein ſolcher, wie ihn der Herbſt
zu geben pflag.
Der Morgen, welcher dieſem folgte, war etwas regnigt,
aber bald
Veraͤnderte der truͤbe Himmel aufs neu die nebligte
Geſtalt.
Es war der Mittag kaum vorbey, als die entwoͤlkten
Sonnen-Strahlen,
Jm hellen Glanz den Kreis der Welt von neuem wieder
zu bemahlen,
Und ſchoͤn zu ſchmuͤcken, ſich beſtrebten. Der ſuͤdlich
Weſten-Winde Schaar
Beſtrichen etwas mehr, als geſtern, der Erden feuchte
Flaͤche zwar;
Doch
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/573>, abgerufen am 22.11.2024.
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