Adam, wie er im Paradiese alle Thiere benennet, in einem unvergleichlichen Kupfer-Stück von Hrn. Ridinger vorgestellet, und folgendergestalt bewundert.
Wer konnt' uns herrlicher, als Moses, das Paradies, mit Worten, schildern? Wer zeiget solches herrlicher, als Ridinger, dem Aug', in Bildern? Absonderlich stellt uns sein Geist vom Thier-Heer und der Vögel Chor, Auf diesem Blatt, nicht nur die Cörper, auch ihre Geister, lebend vor. Welch ein verwunderlich Gewühl ganz unterschiedner Creaturen! Welch ein Gemisch von Huld und Schrecken! Welch eine holde Harmonie, Auch in so gar verschiednen Sinnen und Eigenschaften, zeigen sie! Man sieht in ihrer aller Blicken, von inniger Vergnügung, Spuren Und, einen süssen Trieb zur Eintracht, in so verschiedlichen Naturen. Allein, in welcher edlen Stellung, in welcher schönen Symmetrie, Erscheinet, fast als wenn er glänzte, des Menschen Cörpers Wunder-Bau, Jn dessen Gliedern ich, erstaunt, ein Meister-Stück der Schöpfung schau?
Welch
Adam, wie er im Paradieſe alle Thiere benennet, in einem unvergleichlichen Kupfer-Stuͤck von Hrn. Ridinger vorgeſtellet, und folgendergeſtalt bewundert.
Wer konnt’ uns herrlicher, als Moſes, das Paradies, mit Worten, ſchildern? Wer zeiget ſolches herrlicher, als Ridinger, dem Aug’, in Bildern? Abſonderlich ſtellt uns ſein Geiſt vom Thier-Heer und der Voͤgel Chor, Auf dieſem Blatt, nicht nur die Coͤrper, auch ihre Geiſter, lebend vor. Welch ein verwunderlich Gewuͤhl ganz unterſchiedner Creaturen! Welch ein Gemiſch von Huld und Schrecken! Welch eine holde Harmonie, Auch in ſo gar verſchiednen Sinnen und Eigenſchaften, zeigen ſie! Man ſieht in ihrer aller Blicken, von inniger Vergnuͤgung, Spuren Und, einen ſuͤſſen Trieb zur Eintracht, in ſo verſchiedlichen Naturen. Allein, in welcher edlen Stellung, in welcher ſchoͤnen Symmetrie, Erſcheinet, faſt als wenn er glaͤnzte, des Menſchen Coͤrpers Wunder-Bau, Jn deſſen Gliedern ich, erſtaunt, ein Meiſter-Stuͤck der Schoͤpfung ſchau?
Welch
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Adam,
wie er im Paradieſe alle Thiere benennet,
in einem
unvergleichlichen Kupfer-Stuͤck
von Hrn. Ridinger vorgeſtellet,
und folgendergeſtalt bewundert.
Wer konnt’ uns herrlicher, als Moſes, das Paradies,
mit Worten, ſchildern?
Wer zeiget ſolches herrlicher, als Ridinger, dem Aug’,
in Bildern?
Abſonderlich ſtellt uns ſein Geiſt vom Thier-Heer und der
Voͤgel Chor,
Auf dieſem Blatt, nicht nur die Coͤrper, auch ihre Geiſter,
lebend vor.
Welch ein verwunderlich Gewuͤhl ganz unterſchiedner
Creaturen!
Welch ein Gemiſch von Huld und Schrecken! Welch eine
holde Harmonie,
Auch in ſo gar verſchiednen Sinnen und Eigenſchaften,
zeigen ſie!
Man ſieht in ihrer aller Blicken, von inniger Vergnuͤgung,
Spuren
Und, einen ſuͤſſen Trieb zur Eintracht, in ſo verſchiedlichen
Naturen.
Allein, in welcher edlen Stellung, in welcher ſchoͤnen
Symmetrie,
Erſcheinet, faſt als wenn er glaͤnzte, des Menſchen Coͤrpers
Wunder-Bau,
Jn deſſen Gliedern ich, erſtaunt, ein Meiſter-Stuͤck der
Schoͤpfung ſchau?
Welch
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 720. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/738>, abgerufen am 22.11.2024.
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