Der Töne, die Beschaffenheit Der Aenderungen stets vermehrte. Jch fand, mehr als ich sonst verspüret, Auch hiedurch meinen Geist gerühret. Es fühlte die bewegte Brust Auch hierinn eine neue Lust: Denn ob ich von der Winde Wehen Gleich nicht den Jnhalt konnt' verstehen, Nicht ihren Text, nicht den Gesang; So spüret' ich, durch ihren Klang, Und manchen Schall, bald dort, bald hie, Doch etwas ähnliches von einer Symphonie; Die mir denn recht, indem ich sie, Mit noch geschloßnem Aug', erwegend überdachte, Ein zärtliches Vergnügen machte.
Allein, wie wird die Lust vermehrt, Wenn meine Seele ferner hört, Wie in der Winde holdes Zischen, Aus manchen sanft bewegten Büschen, So vieler kleinen Sänger Heere, So vieler hellen Vögel Chöre, Die gurgelnden Gesänge mischen!
Wie süß, wie lieblich schallt ihr Singen! Wie hell, wie fein, wie rein erklingen, Mit stets veränderlichem Schall, Die holden Lieder überall! Hier zwitschert eine ganze Schaar, Dort zieht und dehnt nicht minder schöne Ein ander Chor die holden Töne So hell, so scharf, so rein, so klar. Wenn diese gurgeln, schlagen jene;
Jhr
Anmuht des Gehoͤrs.
Der Toͤne, die Beſchaffenheit Der Aenderungen ſtets vermehrte. Jch fand, mehr als ich ſonſt verſpuͤret, Auch hiedurch meinen Geiſt geruͤhret. Es fuͤhlte die bewegte Bruſt Auch hierinn eine neue Luſt: Denn ob ich von der Winde Wehen Gleich nicht den Jnhalt konnt’ verſtehen, Nicht ihren Text, nicht den Geſang; So ſpuͤret’ ich, durch ihren Klang, Und manchen Schall, bald dort, bald hie, Doch etwas aͤhnliches von einer Symphonie; Die mir denn recht, indem ich ſie, Mit noch geſchloßnem Aug’, erwegend uͤberdachte, Ein zaͤrtliches Vergnuͤgen machte.
Allein, wie wird die Luſt vermehrt, Wenn meine Seele ferner hoͤrt, Wie in der Winde holdes Ziſchen, Aus manchen ſanft bewegten Buͤſchen, So vieler kleinen Saͤnger Heere, So vieler hellen Voͤgel Choͤre, Die gurgelnden Geſaͤnge miſchen!
Wie ſuͤß, wie lieblich ſchallt ihr Singen! Wie hell, wie fein, wie rein erklingen, Mit ſtets veraͤnderlichem Schall, Die holden Lieder uͤberall! Hier zwitſchert eine ganze Schaar, Dort zieht und dehnt nicht minder ſchoͤne Ein ander Chor die holden Toͤne So hell, ſo ſcharf, ſo rein, ſo klar. Wenn dieſe gurgeln, ſchlagen jene;
Jhr
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Anmuht des Gehoͤrs.
Der Toͤne, die Beſchaffenheit
Der Aenderungen ſtets vermehrte.
Jch fand, mehr als ich ſonſt verſpuͤret,
Auch hiedurch meinen Geiſt geruͤhret.
Es fuͤhlte die bewegte Bruſt
Auch hierinn eine neue Luſt:
Denn ob ich von der Winde Wehen
Gleich nicht den Jnhalt konnt’ verſtehen,
Nicht ihren Text, nicht den Geſang;
So ſpuͤret’ ich, durch ihren Klang,
Und manchen Schall, bald dort, bald hie,
Doch etwas aͤhnliches von einer Symphonie;
Die mir denn recht, indem ich ſie,
Mit noch geſchloßnem Aug’, erwegend uͤberdachte,
Ein zaͤrtliches Vergnuͤgen machte.
Allein, wie wird die Luſt vermehrt,
Wenn meine Seele ferner hoͤrt,
Wie in der Winde holdes Ziſchen,
Aus manchen ſanft bewegten Buͤſchen,
So vieler kleinen Saͤnger Heere,
So vieler hellen Voͤgel Choͤre,
Die gurgelnden Geſaͤnge miſchen!
Wie ſuͤß, wie lieblich ſchallt ihr Singen!
Wie hell, wie fein, wie rein erklingen,
Mit ſtets veraͤnderlichem Schall,
Die holden Lieder uͤberall!
Hier zwitſchert eine ganze Schaar,
Dort zieht und dehnt nicht minder ſchoͤne
Ein ander Chor die holden Toͤne
So hell, ſo ſcharf, ſo rein, ſo klar.
Wenn dieſe gurgeln, ſchlagen jene;
Jhr
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/74>, abgerufen am 21.11.2024.
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