Hier bilden sich glänzende Wolken in ihnen, Dort stellen sie der Luft Sapphir, Da schimmernde Bluhmen im lieblichen Grünen, Und ihrer Ufer Bilder für.
Der lieblichsten Landschaft gefärbte Figuren Vereinen sich im Wiederschein. Es kann, so von schattigten Wäldern als Fluren, Das Urbild selbst kaum schöner seyn.
Jtzt spüren die Thiere die liebliche Liebe, Es wallt ihr jüngst noch träges Blut. Sie fühlen in ihnen belebende Triebe, Entflammt von neuer Liebes-Gluht.
Es zollt uns das Thier-Reich lebendige Früchte: Es wirft das Schwein, es kalbt die Kuh, Manch strudlender Milch-Quell mehrt unsre Gerichte, Die Stute fohlt, das Schaf kommt zu.
Hier tritt, von stets tzirpenden Küchlein begleitet, Aus ihrem Nest, ein gluchzend Huhn; Wann Entgen, von schnatternden Muttern geleitet, Auf unsern Deichen schwimmend ruhn. Es kommen aus berstenden Schaalen gedrungen Die Gänse, Welsche Hühnlein auch. Jtzt füttern die girrenden Tauben die Jungen, Jn ihrem Nest, zu unserm Brauch.
Hier spreuzet sich, kollert, stolziret und zeiget Der Welsche Hahn den matten Zorn. Dort krähet der Haus-Hahn, zum Kämpfen geneiget, Und lockt zu dem erkratzten Korn. Wer Ohren hat, höre die fröhlichen Töne, Durch ihren hellen Klang erquickt.
Wer
Fruͤhlings-Gedicht.
Hier bilden ſich glaͤnzende Wolken in ihnen, Dort ſtellen ſie der Luft Sapphir, Da ſchimmernde Bluhmen im lieblichen Gruͤnen, Und ihrer Ufer Bilder fuͤr.
Der lieblichſten Landſchaft gefaͤrbte Figuren Vereinen ſich im Wiederſchein. Es kann, ſo von ſchattigten Waͤldern als Fluren, Das Urbild ſelbſt kaum ſchoͤner ſeyn.
Jtzt ſpuͤren die Thiere die liebliche Liebe, Es wallt ihr juͤngſt noch traͤges Blut. Sie fuͤhlen in ihnen belebende Triebe, Entflammt von neuer Liebes-Gluht.
Es zollt uns das Thier-Reich lebendige Fruͤchte: Es wirft das Schwein, es kalbt die Kuh, Manch ſtrudlender Milch-Quell mehrt unſre Gerichte, Die Stute fohlt, das Schaf kommt zu.
Hier tritt, von ſtets tzirpenden Kuͤchlein begleitet, Aus ihrem Neſt, ein gluchzend Huhn; Wann Entgen, von ſchnatternden Muttern geleitet, Auf unſern Deichen ſchwimmend ruhn. Es kommen aus berſtenden Schaalen gedrungen Die Gaͤnſe, Welſche Huͤhnlein auch. Jtzt fuͤttern die girrenden Tauben die Jungen, Jn ihrem Neſt, zu unſerm Brauch.
Hier ſpreuzet ſich, kollert, ſtolziret und zeiget Der Welſche Hahn den matten Zorn. Dort kraͤhet der Haus-Hahn, zum Kaͤmpfen geneiget, Und lockt zu dem erkratzten Korn. Wer Ohren hat, hoͤre die froͤhlichen Toͤne, Durch ihren hellen Klang erquickt.
Wer
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Fruͤhlings-Gedicht.
Hier bilden ſich glaͤnzende Wolken in ihnen,
Dort ſtellen ſie der Luft Sapphir,
Da ſchimmernde Bluhmen im lieblichen Gruͤnen,
Und ihrer Ufer Bilder fuͤr.
Der lieblichſten Landſchaft gefaͤrbte Figuren
Vereinen ſich im Wiederſchein.
Es kann, ſo von ſchattigten Waͤldern als Fluren,
Das Urbild ſelbſt kaum ſchoͤner ſeyn.
Jtzt ſpuͤren die Thiere die liebliche Liebe,
Es wallt ihr juͤngſt noch traͤges Blut.
Sie fuͤhlen in ihnen belebende Triebe,
Entflammt von neuer Liebes-Gluht.
Es zollt uns das Thier-Reich lebendige Fruͤchte:
Es wirft das Schwein, es kalbt die Kuh,
Manch ſtrudlender Milch-Quell mehrt unſre Gerichte,
Die Stute fohlt, das Schaf kommt zu.
Hier tritt, von ſtets tzirpenden Kuͤchlein begleitet,
Aus ihrem Neſt, ein gluchzend Huhn;
Wann Entgen, von ſchnatternden Muttern geleitet,
Auf unſern Deichen ſchwimmend ruhn.
Es kommen aus berſtenden Schaalen gedrungen
Die Gaͤnſe, Welſche Huͤhnlein auch.
Jtzt fuͤttern die girrenden Tauben die Jungen,
Jn ihrem Neſt, zu unſerm Brauch.
Hier ſpreuzet ſich, kollert, ſtolziret und zeiget
Der Welſche Hahn den matten Zorn.
Dort kraͤhet der Haus-Hahn, zum Kaͤmpfen geneiget,
Und lockt zu dem erkratzten Korn.
Wer Ohren hat, hoͤre die froͤhlichen Toͤne,
Durch ihren hellen Klang erquickt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/81>, abgerufen am 21.11.2024.
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