Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.des 1740sten Jahres. Der Rokken, den man in die Erde, nur kümmerlich, hineingebracht, Jst in Gefahr, durch der bereits so früh gefühlten Kälte Macht, Wofern sie dauret, aufgerieben zu werden, gänzlich zu verderben, Und folglich, Thier' und Menschen selbst, für großer Hungers-Noth, zu sterben. Wir flehen Dich demnach, wie billig, Regierer, Herr und Vater! an: Laß sich die strenge Kälte mindern! weil niemand sonst uns helfen kann. Der Zeiten Wechsel kehre wieder! Laß sich die Wut des Frosts entfernen; Und laß uns besser, als vorhin, Dein herrlichs Werk bewundern lernen! So dacht ich einst im vorgen Jahr, als eben an dem dritten Tag, Am zehnten des November-Monats, ein ungewohnter Donnerschlag, Nebst einem ungewohnten Hagel, der kleinen Tauben- Eyern gleich, Bey einem ungeheuren Sturm, der aufgebrachten Lüfte Reich, Mit einem hellen Blitz, zerriß. Ob nun dadurch die kalten Theile, Die in der Luft so lange herrschten, zertheilt, vertrieben, und, in Eile, Jn
des 1740ſten Jahres. Der Rokken, den man in die Erde, nur kuͤmmerlich, hineingebracht, Jſt in Gefahr, durch der bereits ſo fruͤh gefuͤhlten Kaͤlte Macht, Wofern ſie dauret, aufgerieben zu werden, gaͤnzlich zu verderben, Und folglich, Thier’ und Menſchen ſelbſt, fuͤr großer Hungers-Noth, zu ſterben. Wir flehen Dich demnach, wie billig, Regierer, Herr und Vater! an: Laß ſich die ſtrenge Kaͤlte mindern! weil niemand ſonſt uns helfen kann. Der Zeiten Wechſel kehre wieder! Laß ſich die Wut des Froſts entfernen; Und laß uns beſſer, als vorhin, Dein herrlichs Werk bewundern lernen! So dacht ich einſt im vorgen Jahr, als eben an dem dritten Tag, Am zehnten des November-Monats, ein ungewohnter Donnerſchlag, Nebſt einem ungewohnten Hagel, der kleinen Tauben- Eyern gleich, Bey einem ungeheuren Sturm, der aufgebrachten Luͤfte Reich, Mit einem hellen Blitz, zerriß. Ob nun dadurch die kalten Theile, Die in der Luft ſo lange herrſchten, zertheilt, vertrieben, und, in Eile, Jn
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des 1740ſten Jahres.
Der Rokken, den man in die Erde, nur kuͤmmerlich,
hineingebracht,
Jſt in Gefahr, durch der bereits ſo fruͤh gefuͤhlten Kaͤlte
Macht,
Wofern ſie dauret, aufgerieben zu werden, gaͤnzlich
zu verderben,
Und folglich, Thier’ und Menſchen ſelbſt, fuͤr großer
Hungers-Noth, zu ſterben.
Wir flehen Dich demnach, wie billig, Regierer,
Herr und Vater! an:
Laß ſich die ſtrenge Kaͤlte mindern! weil niemand
ſonſt uns helfen kann.
Der Zeiten Wechſel kehre wieder! Laß ſich die
Wut des Froſts entfernen;
Und laß uns beſſer, als vorhin, Dein herrlichs
Werk bewundern lernen!
So dacht ich einſt im vorgen Jahr, als eben an dem
dritten Tag,
Am zehnten des November-Monats, ein ungewohnter
Donnerſchlag,
Nebſt einem ungewohnten Hagel, der kleinen Tauben-
Eyern gleich,
Bey einem ungeheuren Sturm, der aufgebrachten Luͤfte
Reich,
Mit einem hellen Blitz, zerriß. Ob nun dadurch die
kalten Theile,
Die in der Luft ſo lange herrſchten, zertheilt, vertrieben,
und, in Eile,
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