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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Der vernünftige Gottes-Dienst.
Als, daß Er anders, als wie wir, gedenken können,
denken müsse:

Sonst wär' Er bloß der klügste Mensch. Dieß scheinen
ungereimte Schlüsse.

Das Denken oder der Jnstinct der Thier' ist ja nicht
einerley:

Wir sehen, daß ein jedes Thier, auf andre Weise, witzig
sey.

Wie können wir, die auch Geschöpfe, dann wohl, mit
Billigkeit, verlangen,

Daß wir dieselbe Art zu denken, wie eine Gottheit denkt,
empfangen,

Ohn' einen unvernünftgen Stolz? Wir denken besser,
als das Vieh;

Wir überlegen, wir verbinden, und schliessen besser, als
wie sie.

Doch folgt aus diesem unsern Vorzug, da wir oft
irren, nicht der Schluß,

Daß unser eingeschränkte Geist, so wie die Gottheit,
denken muß;

O nein! die Billigkeit, die Demuth, die Anerkenntniß
unsrer Schwäche,

Die Ehrfurcht gegen unsern Schöpfer, vertragen solche
Thorheit nicht.

So wenig eine kleine Grube des großen Welt-Meers
Tief' und Fläche

Jn seinen engen Schranken faßt; so wenig leidet unsre
Pflicht,

Daß wir, was Gott, begreifen wollen. Erwege selber,
wenn ein Thier,

Das ein Geschöpf sowohl, als du, von deinem Wesen
und von dir,

Was

Der vernuͤnftige Gottes-Dienſt.
Als, daß Er anders, als wie wir, gedenken koͤnnen,
denken muͤſſe:

Sonſt waͤr’ Er bloß der kluͤgſte Menſch. Dieß ſcheinen
ungereimte Schluͤſſe.

Das Denken oder der Jnſtinct der Thier’ iſt ja nicht
einerley:

Wir ſehen, daß ein jedes Thier, auf andre Weiſe, witzig
ſey.

Wie koͤnnen wir, die auch Geſchoͤpfe, dann wohl, mit
Billigkeit, verlangen,

Daß wir dieſelbe Art zu denken, wie eine Gottheit denkt,
empfangen,

Ohn’ einen unvernuͤnftgen Stolz? Wir denken beſſer,
als das Vieh;

Wir uͤberlegen, wir verbinden, und ſchlieſſen beſſer, als
wie ſie.

Doch folgt aus dieſem unſern Vorzug, da wir oft
irren, nicht der Schluß,

Daß unſer eingeſchraͤnkte Geiſt, ſo wie die Gottheit,
denken muß;

O nein! die Billigkeit, die Demuth, die Anerkenntniß
unſrer Schwaͤche,

Die Ehrfurcht gegen unſern Schoͤpfer, vertragen ſolche
Thorheit nicht.

So wenig eine kleine Grube des großen Welt-Meers
Tief’ und Flaͤche

Jn ſeinen engen Schranken faßt; ſo wenig leidet unſre
Pflicht,

Daß wir, was Gott, begreifen wollen. Erwege ſelber,
wenn ein Thier,

Das ein Geſchoͤpf ſowohl, als du, von deinem Weſen
und von dir,

Was
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[616/0630] Der vernuͤnftige Gottes-Dienſt. Als, daß Er anders, als wie wir, gedenken koͤnnen, denken muͤſſe: Sonſt waͤr’ Er bloß der kluͤgſte Menſch. Dieß ſcheinen ungereimte Schluͤſſe. Das Denken oder der Jnſtinct der Thier’ iſt ja nicht einerley: Wir ſehen, daß ein jedes Thier, auf andre Weiſe, witzig ſey. Wie koͤnnen wir, die auch Geſchoͤpfe, dann wohl, mit Billigkeit, verlangen, Daß wir dieſelbe Art zu denken, wie eine Gottheit denkt, empfangen, Ohn’ einen unvernuͤnftgen Stolz? Wir denken beſſer, als das Vieh; Wir uͤberlegen, wir verbinden, und ſchlieſſen beſſer, als wie ſie. Doch folgt aus dieſem unſern Vorzug, da wir oft irren, nicht der Schluß, Daß unſer eingeſchraͤnkte Geiſt, ſo wie die Gottheit, denken muß; O nein! die Billigkeit, die Demuth, die Anerkenntniß unſrer Schwaͤche, Die Ehrfurcht gegen unſern Schoͤpfer, vertragen ſolche Thorheit nicht. So wenig eine kleine Grube des großen Welt-Meers Tief’ und Flaͤche Jn ſeinen engen Schranken faßt; ſo wenig leidet unſre Pflicht, Daß wir, was Gott, begreifen wollen. Erwege ſelber, wenn ein Thier, Das ein Geſchoͤpf ſowohl, als du, von deinem Weſen und von dir, Was

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/630>, abgerufen am 27.11.2024.