Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.Vermischte Gedichte Woselbst die klar' und durchzusehnde Flut Ohn einige Bewegung ruht, Sich öfters kleine Jnselchen von sittiggrünen Wasser- linsen, Voll glatten dunkelgrünen Binsen, Die aus dem lichten Grunde steigen, Zur Anmuth unsern Augen zeigen. Das Wasser scheinet hier bemüht, zusammt der nahen Bäume Pracht, Auf manche Weis' uns zu vergnügen; da diese, durch ihr holdes Grün, Und jene durch die glatte Fläche, den Fischen einen Baldakin, Den Vögeln einen Spiegel macht. Der Flut sanft wallender Sapphir, Worinn der dunkle Wald des Ufers wiederschien, War öfters recht schmaragdengrün. Wann nun an unterschiednen Stellen Ein kleines Heer von silberweißen Wellen Recht schuppenförmig sich darauf bewegt, Ward ein so süß Gemisch darauf erregt, Daß aus den blau- und grün- und weißgemengten Spitzen Ein blau und grün und weiß beständigs lieblichs Blitzen, Jn eines süßen Wechsels Spiel, Uns lieblich in die Augen fiel. Die Bilder vom sonst stillen Wiederschein Sieht man, durch dieß stets kräuselnd Regen, Den Umstrich stets verziehn und immer sich bewegen. Des Nachts, wenn diese Flut vom Mondschein wird beschienen, Scheint sie, in ihren dunklen Ufern, und in dem unge- wissen Grünen So
Vermiſchte Gedichte Woſelbſt die klar’ und durchzuſehnde Flut Ohn einige Bewegung ruht, Sich oͤfters kleine Jnſelchen von ſittiggruͤnen Waſſer- linſen, Voll glatten dunkelgruͤnen Binſen, Die aus dem lichten Grunde ſteigen, Zur Anmuth unſern Augen zeigen. Das Waſſer ſcheinet hier bemuͤht, zuſammt der nahen Baͤume Pracht, Auf manche Weiſ’ uns zu vergnuͤgen; da dieſe, durch ihr holdes Gruͤn, Und jene durch die glatte Flaͤche, den Fiſchen einen Baldakin, Den Voͤgeln einen Spiegel macht. Der Flut ſanft wallender Sapphir, Worinn der dunkle Wald des Ufers wiederſchien, War oͤfters recht ſchmaragdengruͤn. Wann nun an unterſchiednen Stellen Ein kleines Heer von ſilberweißen Wellen Recht ſchuppenfoͤrmig ſich darauf bewegt, Ward ein ſo ſuͤß Gemiſch darauf erregt, Daß aus den blau- und gruͤn- und weißgemengten Spitzen Ein blau und gruͤn und weiß beſtaͤndigs lieblichs Blitzen, Jn eines ſuͤßen Wechſels Spiel, Uns lieblich in die Augen fiel. Die Bilder vom ſonſt ſtillen Wiederſchein Sieht man, durch dieß ſtets kraͤuſelnd Regen, Den Umſtrich ſtets verziehn und immer ſich bewegen. Des Nachts, wenn dieſe Flut vom Mondſchein wird beſchienen, Scheint ſie, in ihren dunklen Ufern, und in dem unge- wiſſen Gruͤnen So
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Vermiſchte Gedichte
Woſelbſt die klar’ und durchzuſehnde Flut
Ohn einige Bewegung ruht,
Sich oͤfters kleine Jnſelchen von ſittiggruͤnen Waſſer-
linſen,
Voll glatten dunkelgruͤnen Binſen,
Die aus dem lichten Grunde ſteigen,
Zur Anmuth unſern Augen zeigen.
Das Waſſer ſcheinet hier bemuͤht, zuſammt der nahen
Baͤume Pracht,
Auf manche Weiſ’ uns zu vergnuͤgen; da dieſe, durch
ihr holdes Gruͤn,
Und jene durch die glatte Flaͤche, den Fiſchen einen
Baldakin,
Den Voͤgeln einen Spiegel macht.
Der Flut ſanft wallender Sapphir,
Worinn der dunkle Wald des Ufers wiederſchien,
War oͤfters recht ſchmaragdengruͤn.
Wann nun an unterſchiednen Stellen
Ein kleines Heer von ſilberweißen Wellen
Recht ſchuppenfoͤrmig ſich darauf bewegt,
Ward ein ſo ſuͤß Gemiſch darauf erregt,
Daß aus den blau- und gruͤn- und weißgemengten Spitzen
Ein blau und gruͤn und weiß beſtaͤndigs lieblichs Blitzen,
Jn eines ſuͤßen Wechſels Spiel,
Uns lieblich in die Augen fiel.
Die Bilder vom ſonſt ſtillen Wiederſchein
Sieht man, durch dieß ſtets kraͤuſelnd Regen,
Den Umſtrich ſtets verziehn und immer ſich bewegen.
Des Nachts, wenn dieſe Flut vom Mondſchein wird
beſchienen,
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