Russische Policey will, daß das bey der Regierung er- worbene Geld auch im Lande bleiben soll, und da man gemerkt hatte, daß dieser Officier, als er mit sei- nem Regimente in Pohlen stand, beträchtliche Sum- men an seine Freunde in Deutschland geschicket hatte, so war man darauf bedacht, nachdem er seinen Ab- schied bekommen, seine Person zurück zu halten, um wiederum etwas von diesem Gelde zurück zu bekom- men. Als dieser Rittmeister sahe, daß er sich rui- niren würde, ohne Hoffnung zu haben aus dem Lande zu kommen, so wandte er sich an einige ausländische Generals, und ersuchte sie um Rath, die ihm sogleich riethen wieder um Dienste anzuhalten. Er that es, und sahe sich in kurzem wieder an der Spitze eines Regiments. Als dieses Regiment nach Pohlen be- ordert worden, machte er sich daselbst die Gelegenheit zu Nutze, gieng, nachdem er sich hinlänglich mit Gelde versehen hatte, nach Deutschland, und schrieb von daher an den Fürsten Menzikof und entschuldigte sich, daß er auf diese Art die Dienste verlassen müssen, indem er keine andere Wahl gehabt hätte, denn es sey ihm nicht erlaubt gewesen, es auf eine bessere Art zu thun. Er rieth dem Fürsten, die Ausländer nicht wider ihren Willen in Diensten zu behalten, denn dieses würde geschickte und verdiente Männer ab- halten, in ihre Dienste zu gehen. Hierdurch wurde aber die Sache nicht besser, und es würde zu ver- drießlich fallen, wenn ich mich in eine Beschreibung der Schwierigkeiten einlassen wollte, die man den Fremden macht, wenn sie aus diesem Lande wollen. Wir fuhren den 25sten von Novogorod ab und ka- men den 1sten April in Petersburg an. Moscau ist
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Ruſſiſche Policey will, daß das bey der Regierung er- worbene Geld auch im Lande bleiben ſoll, und da man gemerkt hatte, daß dieſer Officier, als er mit ſei- nem Regimente in Pohlen ſtand, betraͤchtliche Sum- men an ſeine Freunde in Deutſchland geſchicket hatte, ſo war man darauf bedacht, nachdem er ſeinen Ab- ſchied bekommen, ſeine Perſon zuruͤck zu halten, um wiederum etwas von dieſem Gelde zuruͤck zu bekom- men. Als dieſer Rittmeiſter ſahe, daß er ſich rui- niren wuͤrde, ohne Hoffnung zu haben aus dem Lande zu kommen, ſo wandte er ſich an einige auslaͤndiſche Generals, und erſuchte ſie um Rath, die ihm ſogleich riethen wieder um Dienſte anzuhalten. Er that es, und ſahe ſich in kurzem wieder an der Spitze eines Regiments. Als dieſes Regiment nach Pohlen be- ordert worden, machte er ſich daſelbſt die Gelegenheit zu Nutze, gieng, nachdem er ſich hinlaͤnglich mit Gelde verſehen hatte, nach Deutſchland, und ſchrieb von daher an den Fuͤrſten Menzikof und entſchuldigte ſich, daß er auf dieſe Art die Dienſte verlaſſen muͤſſen, indem er keine andere Wahl gehabt haͤtte, denn es ſey ihm nicht erlaubt geweſen, es auf eine beſſere Art zu thun. Er rieth dem Fuͤrſten, die Auslaͤnder nicht wider ihren Willen in Dienſten zu behalten, denn dieſes wuͤrde geſchickte und verdiente Maͤnner ab- halten, in ihre Dienſte zu gehen. Hierdurch wurde aber die Sache nicht beſſer, und es wuͤrde zu ver- drießlich fallen, wenn ich mich in eine Beſchreibung der Schwierigkeiten einlaſſen wollte, die man den Fremden macht, wenn ſie aus dieſem Lande wollen. Wir fuhren den 25ſten von Novogorod ab und ka- men den 1ſten April in Petersburg an. Moscau iſt
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Ruſſiſche Policey will, daß das bey der Regierung er-
worbene Geld auch im Lande bleiben ſoll, und da
man gemerkt hatte, daß dieſer Officier, als er mit ſei-
nem Regimente in Pohlen ſtand, betraͤchtliche Sum-
men an ſeine Freunde in Deutſchland geſchicket hatte,
ſo war man darauf bedacht, nachdem er ſeinen Ab-
ſchied bekommen, ſeine Perſon zuruͤck zu halten, um
wiederum etwas von dieſem Gelde zuruͤck zu bekom-
men. Als dieſer Rittmeiſter ſahe, daß er ſich rui-
niren wuͤrde, ohne Hoffnung zu haben aus dem Lande
zu kommen, ſo wandte er ſich an einige auslaͤndiſche
Generals, und erſuchte ſie um Rath, die ihm ſogleich
riethen wieder um Dienſte anzuhalten. Er that es,
und ſahe ſich in kurzem wieder an der Spitze eines
Regiments. Als dieſes Regiment nach Pohlen be-
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zu Nutze, gieng, nachdem er ſich hinlaͤnglich mit
Gelde verſehen hatte, nach Deutſchland, und ſchrieb
von daher an den Fuͤrſten Menzikof und entſchuldigte
ſich, daß er auf dieſe Art die Dienſte verlaſſen muͤſſen,
indem er keine andere Wahl gehabt haͤtte, denn es
ſey ihm nicht erlaubt geweſen, es auf eine beſſere Art
zu thun. Er rieth dem Fuͤrſten, die Auslaͤnder
nicht wider ihren Willen in Dienſten zu behalten,
denn dieſes wuͤrde geſchickte und verdiente Maͤnner ab-
halten, in ihre Dienſte zu gehen. Hierdurch wurde
aber die Sache nicht beſſer, und es wuͤrde zu ver-
drießlich fallen, wenn ich mich in eine Beſchreibung
der Schwierigkeiten einlaſſen wollte, die man den
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/143>, abgerufen am 25.11.2024.
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