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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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lernen sollte, auf Reisen, und empfohl ihm, daß er
sich eine auswärtige Prinzessinn zu seiner Gemahlinn
erwählen sollte, und als er auf seinen Reisen die Prin-
zessinn von Wolfenbüttel, die Schwester der römischen
Kaiserinn, sahe, so trug er ihr die Heirath an, und
schrieb an den Czar um seine Einwilligung, die er
auch sogleich erhielt. Der Czar kam kurz darauf
nach Torgau, und schloß diese unglückliche Heirath.

Es ist merkwürdig, daß der Prinz niemals beySeine Unehr-
erbietung ge-
gen den Czar.

einigen öffentlichen Versammlungen erschien, wenn
alle Personen vom Stande, als bey Geburtstagen,
Siegesfesten, wenn Schiffe vom Stapel gelassen wur-
den, etc. dem Czar ihre Aufwartung machten. Der
General Bruce, der gleich neben dem Prinzen wohn-
te, hatte Befehl, dem Prinzen allemal den Tag vor-
her von solchen öffentlichen Tagen oder Versammlun-
gen Nachricht zu geben, und ich hatte die Ehre, sel-
bige zu überbringen. Um aber diese öffentliche Er-
scheinung zu vermeiden, nahm der Prinz entweder
Arzeney ein, oder ließ zur Ader, und entschuldigte sich
beständig, daß er wegen Unpäßlichkeit seine Aufwar-
tung nicht machen könne; da doch durchgängig be-
kannt war, daß er sich in den schlechtesten Gesellschaf-
ten betrank, und seines Vaters Unternehmungen be-
ständig tadelte.

Sobald der Czar nach Cronslot zurück gekom-Feldzug zur
See.

men war, gieng er, auf erhaltene Nachricht, daß
die Schwedische Flotte, unter dem Admiral Watrang
in der Absicht, ihn im Hafen zu bloquiren, abgesegelt
sey, und ihr Vice-Admiral Ehrenschield den Hafen
Twerwin in Finland weggenommen, wo er viele von
unsern Schiffen versenkt, und gegen 200 Gefangene

gemacht
K 2

lernen ſollte, auf Reiſen, und empfohl ihm, daß er
ſich eine auswaͤrtige Prinzeſſinn zu ſeiner Gemahlinn
erwaͤhlen ſollte, und als er auf ſeinen Reiſen die Prin-
zeſſinn von Wolfenbuͤttel, die Schweſter der roͤmiſchen
Kaiſerinn, ſahe, ſo trug er ihr die Heirath an, und
ſchrieb an den Czar um ſeine Einwilligung, die er
auch ſogleich erhielt. Der Czar kam kurz darauf
nach Torgau, und ſchloß dieſe ungluͤckliche Heirath.

Es iſt merkwuͤrdig, daß der Prinz niemals beySeine Unehr-
erbietung ge-
gen den Czar.

einigen oͤffentlichen Verſammlungen erſchien, wenn
alle Perſonen vom Stande, als bey Geburtstagen,
Siegesfeſten, wenn Schiffe vom Stapel gelaſſen wur-
den, ꝛc. dem Czar ihre Aufwartung machten. Der
General Bruce, der gleich neben dem Prinzen wohn-
te, hatte Befehl, dem Prinzen allemal den Tag vor-
her von ſolchen oͤffentlichen Tagen oder Verſammlun-
gen Nachricht zu geben, und ich hatte die Ehre, ſel-
bige zu uͤberbringen. Um aber dieſe oͤffentliche Er-
ſcheinung zu vermeiden, nahm der Prinz entweder
Arzeney ein, oder ließ zur Ader, und entſchuldigte ſich
beſtaͤndig, daß er wegen Unpaͤßlichkeit ſeine Aufwar-
tung nicht machen koͤnne; da doch durchgaͤngig be-
kannt war, daß er ſich in den ſchlechteſten Geſellſchaf-
ten betrank, und ſeines Vaters Unternehmungen be-
ſtaͤndig tadelte.

Sobald der Czar nach Cronſlot zuruͤck gekom-Feldzug zur
See.

men war, gieng er, auf erhaltene Nachricht, daß
die Schwediſche Flotte, unter dem Admiral Watrang
in der Abſicht, ihn im Hafen zu bloquiren, abgeſegelt
ſey, und ihr Vice-Admiral Ehrenſchield den Hafen
Twerwin in Finland weggenommen, wo er viele von
unſern Schiffen verſenkt, und gegen 200 Gefangene

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[147/0157] lernen ſollte, auf Reiſen, und empfohl ihm, daß er ſich eine auswaͤrtige Prinzeſſinn zu ſeiner Gemahlinn erwaͤhlen ſollte, und als er auf ſeinen Reiſen die Prin- zeſſinn von Wolfenbuͤttel, die Schweſter der roͤmiſchen Kaiſerinn, ſahe, ſo trug er ihr die Heirath an, und ſchrieb an den Czar um ſeine Einwilligung, die er auch ſogleich erhielt. Der Czar kam kurz darauf nach Torgau, und ſchloß dieſe ungluͤckliche Heirath. Es iſt merkwuͤrdig, daß der Prinz niemals bey einigen oͤffentlichen Verſammlungen erſchien, wenn alle Perſonen vom Stande, als bey Geburtstagen, Siegesfeſten, wenn Schiffe vom Stapel gelaſſen wur- den, ꝛc. dem Czar ihre Aufwartung machten. Der General Bruce, der gleich neben dem Prinzen wohn- te, hatte Befehl, dem Prinzen allemal den Tag vor- her von ſolchen oͤffentlichen Tagen oder Verſammlun- gen Nachricht zu geben, und ich hatte die Ehre, ſel- bige zu uͤberbringen. Um aber dieſe oͤffentliche Er- ſcheinung zu vermeiden, nahm der Prinz entweder Arzeney ein, oder ließ zur Ader, und entſchuldigte ſich beſtaͤndig, daß er wegen Unpaͤßlichkeit ſeine Aufwar- tung nicht machen koͤnne; da doch durchgaͤngig be- kannt war, daß er ſich in den ſchlechteſten Geſellſchaf- ten betrank, und ſeines Vaters Unternehmungen be- ſtaͤndig tadelte. Seine Unehr- erbietung ge- gen den Czar. Sobald der Czar nach Cronſlot zuruͤck gekom- men war, gieng er, auf erhaltene Nachricht, daß die Schwediſche Flotte, unter dem Admiral Watrang in der Abſicht, ihn im Hafen zu bloquiren, abgeſegelt ſey, und ihr Vice-Admiral Ehrenſchield den Hafen Twerwin in Finland weggenommen, wo er viele von unſern Schiffen verſenkt, und gegen 200 Gefangene gemacht Feldzug zur See. K 2

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/157>, abgerufen am 21.11.2024.