wurden, so waren die Materialien in kurzer Zeit in die See geworfen, wodurch der Hafen verstopft, und die Festung so vollkommen geschleift wurde, daß nicht der geringste Anschein übrig blieb, daß jemals eine Festung daselbst gewesen sey.
Den 7ten Qctober setzte sich die Armee auf Ga-Heftiger Sturm. leeren, um wieder nach Petersburg zurück zu gehen, und der General Lacy segelte an eben diesem Tage mit der Avantgarde ab. Wir folgten ihm den folgenden mit der Hauptarmee, und der Generalmajor von Mengden führte die Arrieregarde. Den 10ten über- fiel uns ein heftiger Sturm, in welchem wir viele Galeeren und eine große Menge Mannschaft verloren. Wir sahen auf den Felsen viele gescheiterte Schiffe von des General Lacys Detaschement, sahen auch eine Menge Federbetten, Tische, Stühle und Fässer schwimmen. Unter andern wurde eine Wiege von einer Galeere aufgefangen, in der ein Kind schlief, welches einem Major gehörte, der mit seiner Frau im Sturme umgekommen war, und da sie beyde Aus- länder gewesen waren, so hatte die Waise keinen Ver- wandten, der sich ihrer angenommen hätte. Nach- dem aber die Czarinn diesen Umstand erfahren hatte, so nahm sie sich des Kindes an. Wir erreichten den 11ten die Sandinsel und den 13ten die schwarze Jn- sel; der Wind gieng aber noch so kalt mit Frost und Schnee, daß es unsern Leuten sehr schwer wurde, die Segel zu regieren und zu rudern. Den 17ten er- langten wir die weiße Jnsel, indem wir durch Eis- schollen und vielen Schnee fuhren, und vor Kälte so erstarrten, daß wir uns durch starkes Arbeiten erwär- men mußten. Den 18ten erreichten wir Belosorof,
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wurden, ſo waren die Materialien in kurzer Zeit in die See geworfen, wodurch der Hafen verſtopft, und die Feſtung ſo vollkommen geſchleift wurde, daß nicht der geringſte Anſchein uͤbrig blieb, daß jemals eine Feſtung daſelbſt geweſen ſey.
Den 7ten Qctober ſetzte ſich die Armee auf Ga-Heftiger Sturm. leeren, um wieder nach Petersburg zuruͤck zu gehen, und der General Lacy ſegelte an eben dieſem Tage mit der Avantgarde ab. Wir folgten ihm den folgenden mit der Hauptarmee, und der Generalmajor von Mengden fuͤhrte die Arrieregarde. Den 10ten uͤber- fiel uns ein heftiger Sturm, in welchem wir viele Galeeren und eine große Menge Mannſchaft verloren. Wir ſahen auf den Felſen viele geſcheiterte Schiffe von des General Lacys Detaſchement, ſahen auch eine Menge Federbetten, Tiſche, Stuͤhle und Faͤſſer ſchwimmen. Unter andern wurde eine Wiege von einer Galeere aufgefangen, in der ein Kind ſchlief, welches einem Major gehoͤrte, der mit ſeiner Frau im Sturme umgekommen war, und da ſie beyde Aus- laͤnder geweſen waren, ſo hatte die Waiſe keinen Ver- wandten, der ſich ihrer angenommen haͤtte. Nach- dem aber die Czarinn dieſen Umſtand erfahren hatte, ſo nahm ſie ſich des Kindes an. Wir erreichten den 11ten die Sandinſel und den 13ten die ſchwarze Jn- ſel; der Wind gieng aber noch ſo kalt mit Froſt und Schnee, daß es unſern Leuten ſehr ſchwer wurde, die Segel zu regieren und zu rudern. Den 17ten er- langten wir die weiße Jnſel, indem wir durch Eis- ſchollen und vielen Schnee fuhren, und vor Kaͤlte ſo erſtarrten, daß wir uns durch ſtarkes Arbeiten erwaͤr- men mußten. Den 18ten erreichten wir Beloſorof,
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wurden, ſo waren die Materialien in kurzer Zeit in
die See geworfen, wodurch der Hafen verſtopft, und
die Feſtung ſo vollkommen geſchleift wurde, daß nicht
der geringſte Anſchein uͤbrig blieb, daß jemals eine
Feſtung daſelbſt geweſen ſey.
Den 7ten Qctober ſetzte ſich die Armee auf Ga-
leeren, um wieder nach Petersburg zuruͤck zu gehen,
und der General Lacy ſegelte an eben dieſem Tage mit
der Avantgarde ab. Wir folgten ihm den folgenden
mit der Hauptarmee, und der Generalmajor von
Mengden fuͤhrte die Arrieregarde. Den 10ten uͤber-
fiel uns ein heftiger Sturm, in welchem wir viele
Galeeren und eine große Menge Mannſchaft verloren.
Wir ſahen auf den Felſen viele geſcheiterte Schiffe
von des General Lacys Detaſchement, ſahen auch eine
Menge Federbetten, Tiſche, Stuͤhle und Faͤſſer
ſchwimmen. Unter andern wurde eine Wiege von
einer Galeere aufgefangen, in der ein Kind ſchlief,
welches einem Major gehoͤrte, der mit ſeiner Frau im
Sturme umgekommen war, und da ſie beyde Aus-
laͤnder geweſen waren, ſo hatte die Waiſe keinen Ver-
wandten, der ſich ihrer angenommen haͤtte. Nach-
dem aber die Czarinn dieſen Umſtand erfahren hatte,
ſo nahm ſie ſich des Kindes an. Wir erreichten den
11ten die Sandinſel und den 13ten die ſchwarze Jn-
ſel; der Wind gieng aber noch ſo kalt mit Froſt und
Schnee, daß es unſern Leuten ſehr ſchwer wurde,
die Segel zu regieren und zu rudern. Den 17ten er-
langten wir die weiße Jnſel, indem wir durch Eis-
ſchollen und vielen Schnee fuhren, und vor Kaͤlte ſo
erſtarrten, daß wir uns durch ſtarkes Arbeiten erwaͤr-
men mußten. Den 18ten erreichten wir Beloſorof,
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Heftiger
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/267>, abgerufen am 22.11.2024.
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