wo wir unsere beschädigten Galeeren ausbesserten, und den 20sten in Crons lot ankamen. Hier hielten wir uns nicht auf, sondern fuhren gleich wieder ab, und Die Flotte kommt in Pe- tersburg an.kamen den folgenden Tag in die Newa, wo sich die Galeeren versammelten, und in großer Parade eine hinter der andern den Fluß hinauf fuhren, und jede die Festung begrüßte, indem sie bey derselben vorbey fuhr. Als wir dem Senathause gegenüber kamen, warfen wir die Anker, und stellten uns in sechs Linien queer über den Fluß; sobald ein Zeichen durch ei- ne Rackete gegeben worden, gaben wir aus unsern Kanonen und kleinem Gewehre eine Generalsalve, welche die Festung und Admiralität mit allen Kano- nen beantworteten. Dieses geschah dreymal, und machte uns so taub, daß wir in etlichen Tagen her- nach kaum wieder hören konnten. Nachdem diese Begrüßung vorüber war, stiegen alle Officiers, die über den Rang eines Subalternen waren, ans Ufer, und begaben sich nach geschehener Einladung in das Senathaus, wo ein großes Tractament für alle Stän- de des Volks zubereitet war, bey welcher Gelegen- heit auch viel Feuerwerke abgebrannt wurden. Der Schmaus dauerte bis an den hellen Morgen, da sich denn die Officiers wieder auf die Galeeren bega- ben, und sie in die Werfte brachten, wo sie verwah- ret werden sollten. Die Mannschaft stieg ans Land und wir wurden in die Winterquartiere verleget, und hofften nach so viel ausgestandener Mühe und Gefahr einige Zeit Ruhe zu haben.
Es wurden nunmehr im ganzen Reiche große Freudenbezeugungen angestellt, und man sahe nichts als Gastmahle, Bälle und Masqueraden. Den
Gefan-
wo wir unſere beſchaͤdigten Galeeren ausbeſſerten, und den 20ſten in Cronſ lot ankamen. Hier hielten wir uns nicht auf, ſondern fuhren gleich wieder ab, und Die Flotte kommt in Pe- tersburg an.kamen den folgenden Tag in die Newa, wo ſich die Galeeren verſammelten, und in großer Parade eine hinter der andern den Fluß hinauf fuhren, und jede die Feſtung begruͤßte, indem ſie bey derſelben vorbey fuhr. Als wir dem Senathauſe gegenuͤber kamen, warfen wir die Anker, und ſtellten uns in ſechs Linien queer uͤber den Fluß; ſobald ein Zeichen durch ei- ne Rackete gegeben worden, gaben wir aus unſern Kanonen und kleinem Gewehre eine Generalſalve, welche die Feſtung und Admiralitaͤt mit allen Kano- nen beantworteten. Dieſes geſchah dreymal, und machte uns ſo taub, daß wir in etlichen Tagen her- nach kaum wieder hoͤren konnten. Nachdem dieſe Begruͤßung voruͤber war, ſtiegen alle Officiers, die uͤber den Rang eines Subalternen waren, ans Ufer, und begaben ſich nach geſchehener Einladung in das Senathaus, wo ein großes Tractament fuͤr alle Staͤn- de des Volks zubereitet war, bey welcher Gelegen- heit auch viel Feuerwerke abgebrannt wurden. Der Schmaus dauerte bis an den hellen Morgen, da ſich denn die Officiers wieder auf die Galeeren bega- ben, und ſie in die Werfte brachten, wo ſie verwah- ret werden ſollten. Die Mannſchaft ſtieg ans Land und wir wurden in die Winterquartiere verleget, und hofften nach ſo viel ausgeſtandener Muͤhe und Gefahr einige Zeit Ruhe zu haben.
Es wurden nunmehr im ganzen Reiche große Freudenbezeugungen angeſtellt, und man ſahe nichts als Gaſtmahle, Baͤlle und Masqueraden. Den
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wo wir unſere beſchaͤdigten Galeeren ausbeſſerten, und
den 20ſten in Cronſ lot ankamen. Hier hielten wir
uns nicht auf, ſondern fuhren gleich wieder ab, und
kamen den folgenden Tag in die Newa, wo ſich die
Galeeren verſammelten, und in großer Parade eine
hinter der andern den Fluß hinauf fuhren, und jede
die Feſtung begruͤßte, indem ſie bey derſelben vorbey
fuhr. Als wir dem Senathauſe gegenuͤber kamen,
warfen wir die Anker, und ſtellten uns in ſechs Linien
queer uͤber den Fluß; ſobald ein Zeichen durch ei-
ne Rackete gegeben worden, gaben wir aus unſern
Kanonen und kleinem Gewehre eine Generalſalve,
welche die Feſtung und Admiralitaͤt mit allen Kano-
nen beantworteten. Dieſes geſchah dreymal, und
machte uns ſo taub, daß wir in etlichen Tagen her-
nach kaum wieder hoͤren konnten. Nachdem dieſe
Begruͤßung voruͤber war, ſtiegen alle Officiers, die
uͤber den Rang eines Subalternen waren, ans Ufer,
und begaben ſich nach geſchehener Einladung in das
Senathaus, wo ein großes Tractament fuͤr alle Staͤn-
de des Volks zubereitet war, bey welcher Gelegen-
heit auch viel Feuerwerke abgebrannt wurden. Der
Schmaus dauerte bis an den hellen Morgen, da
ſich denn die Officiers wieder auf die Galeeren bega-
ben, und ſie in die Werfte brachten, wo ſie verwah-
ret werden ſollten. Die Mannſchaft ſtieg ans Land
und wir wurden in die Winterquartiere verleget, und
hofften nach ſo viel ausgeſtandener Muͤhe und Gefahr
einige Zeit Ruhe zu haben.
Die Flotte
kommt in Pe-
tersburg an.
Es wurden nunmehr im ganzen Reiche große
Freudenbezeugungen angeſtellt, und man ſahe nichts
als Gaſtmahle, Baͤlle und Masqueraden. Den
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/268>, abgerufen am 22.11.2024.
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