Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

ten Wege. Auf der Seite gegen Norden waren
sechs Bastionen, auch mit Ravelinen und einem be-
deckten Wege; die beyden Seiten sollten durch eine
Brücke in der Mitte über den Fluß zusammen hän-
gen. Der Kaiser billigte den Plan, und es mußten
sogleich alle Hände unter meiner Aufsicht arbeiten.
Es wurden mir auch noch sechs andere Jngenieurs zu-
gegeben, damit dies Werk desto geschwinder von stat-
ten gehen sollte. Als die Werke angeleget und die
Gassen eingerichtet waren, so wurden eine Menge Leu-
te abgeschickt, Bäume zu fällen und Häuser daraus
zu bauen, so daß die Befestigung und das Bauen zu-
gleich geschahen. Der Kaiser nannte diese neue
Stadt Swetago-Krest (oder heiliges Kreuz) und er-
nannte den General Waterang zum ersten Befehlsha-
ber der Armee, die zur Bedeckung und Vollendung
der Werke hier gelassen werden sollte. Sie bestand
aus 7000 Dragonern, 5000 Mann regulairer Jn-
fanterie und 6000 Kosaken; überhaupt aus 18000
Mann.

Das Fort
am Flusse
Nitzi wird
zerstöret.

Zu eben derselben Zeit kam ein Expresser von
Derbent an, und brachte dem Kaiser die Nachricht,
daß ein Corps von 10000 rebellischen Persianern un-
sere Festung an dem Flusse Millukenti angegriffen,
die Besatzung aber sich so tapfer gewehret hätte, daß
sich der Feind mit einem Verluste von 600 Mann
zurückziehen müssen, daß aber die andere Festung an
dem Flusse Nitzi von dem Sultan Udenach überfallen
und weggenommen worden sey, der die ganze Besa-
tzung auf eben dem Platze, wo wir seine Leute vor die-
sem hingerichtet hatten, hatte viertheilen und die Offi-
ciers kreuzigen lassen. Eben dieser Bothe brachte

auch

ten Wege. Auf der Seite gegen Norden waren
ſechs Baſtionen, auch mit Ravelinen und einem be-
deckten Wege; die beyden Seiten ſollten durch eine
Bruͤcke in der Mitte uͤber den Fluß zuſammen haͤn-
gen. Der Kaiſer billigte den Plan, und es mußten
ſogleich alle Haͤnde unter meiner Aufſicht arbeiten.
Es wurden mir auch noch ſechs andere Jngenieurs zu-
gegeben, damit dies Werk deſto geſchwinder von ſtat-
ten gehen ſollte. Als die Werke angeleget und die
Gaſſen eingerichtet waren, ſo wurden eine Menge Leu-
te abgeſchickt, Baͤume zu faͤllen und Haͤuſer daraus
zu bauen, ſo daß die Befeſtigung und das Bauen zu-
gleich geſchahen. Der Kaiſer nannte dieſe neue
Stadt Swetago-Kreſt (oder heiliges Kreuz) und er-
nannte den General Waterang zum erſten Befehlsha-
ber der Armee, die zur Bedeckung und Vollendung
der Werke hier gelaſſen werden ſollte. Sie beſtand
aus 7000 Dragonern, 5000 Mann regulairer Jn-
fanterie und 6000 Koſaken; uͤberhaupt aus 18000
Mann.

Das Fort
am Fluſſe
Nitzi wird
zerſtoͤret.

Zu eben derſelben Zeit kam ein Expreſſer von
Derbent an, und brachte dem Kaiſer die Nachricht,
daß ein Corps von 10000 rebelliſchen Perſianern un-
ſere Feſtung an dem Fluſſe Millukenti angegriffen,
die Beſatzung aber ſich ſo tapfer gewehret haͤtte, daß
ſich der Feind mit einem Verluſte von 600 Mann
zuruͤckziehen muͤſſen, daß aber die andere Feſtung an
dem Fluſſe Nitzi von dem Sultan Udenach uͤberfallen
und weggenommen worden ſey, der die ganze Beſa-
tzung auf eben dem Platze, wo wir ſeine Leute vor die-
ſem hingerichtet hatten, hatte viertheilen und die Offi-
ciers kreuzigen laſſen. Eben dieſer Bothe brachte

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0356" n="346"/>
ten Wege. Auf der Seite gegen Norden waren<lb/>
&#x017F;echs Ba&#x017F;tionen, auch mit Ravelinen und einem be-<lb/>
deckten Wege; die beyden Seiten &#x017F;ollten durch eine<lb/>
Bru&#x0364;cke in der Mitte u&#x0364;ber den Fluß zu&#x017F;ammen ha&#x0364;n-<lb/>
gen. Der Kai&#x017F;er billigte den Plan, und es mußten<lb/>
&#x017F;ogleich alle Ha&#x0364;nde unter meiner Auf&#x017F;icht arbeiten.<lb/>
Es wurden mir auch noch &#x017F;echs andere Jngenieurs zu-<lb/>
gegeben, damit dies Werk de&#x017F;to ge&#x017F;chwinder von &#x017F;tat-<lb/>
ten gehen &#x017F;ollte. Als die Werke angeleget und die<lb/>
Ga&#x017F;&#x017F;en eingerichtet waren, &#x017F;o wurden eine Menge Leu-<lb/>
te abge&#x017F;chickt, Ba&#x0364;ume zu fa&#x0364;llen und Ha&#x0364;u&#x017F;er daraus<lb/>
zu bauen, &#x017F;o daß die Befe&#x017F;tigung und das Bauen zu-<lb/>
gleich ge&#x017F;chahen. Der Kai&#x017F;er nannte die&#x017F;e neue<lb/>
Stadt Swetago-Kre&#x017F;t (oder heiliges Kreuz) und er-<lb/>
nannte den General Waterang zum er&#x017F;ten Befehlsha-<lb/>
ber der Armee, die zur Bedeckung und Vollendung<lb/>
der Werke hier gela&#x017F;&#x017F;en werden &#x017F;ollte. Sie be&#x017F;tand<lb/>
aus 7000 Dragonern, 5000 Mann regulairer Jn-<lb/>
fanterie und 6000 Ko&#x017F;aken; u&#x0364;berhaupt aus 18000<lb/>
Mann.</p><lb/>
        <note place="left">Das Fort<lb/>
am Flu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Nitzi wird<lb/>
zer&#x017F;to&#x0364;ret.</note>
        <p>Zu eben der&#x017F;elben Zeit kam ein Expre&#x017F;&#x017F;er von<lb/>
Derbent an, und brachte dem Kai&#x017F;er die Nachricht,<lb/>
daß ein Corps von 10000 rebelli&#x017F;chen Per&#x017F;ianern un-<lb/>
&#x017F;ere Fe&#x017F;tung an dem Flu&#x017F;&#x017F;e Millukenti angegriffen,<lb/>
die Be&#x017F;atzung aber &#x017F;ich &#x017F;o tapfer gewehret ha&#x0364;tte, daß<lb/>
&#x017F;ich der Feind mit einem Verlu&#x017F;te von 600 Mann<lb/>
zuru&#x0364;ckziehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, daß aber die andere Fe&#x017F;tung an<lb/>
dem Flu&#x017F;&#x017F;e Nitzi von dem Sultan Udenach u&#x0364;berfallen<lb/>
und weggenommen worden &#x017F;ey, der die ganze Be&#x017F;a-<lb/>
tzung auf eben dem Platze, wo wir &#x017F;eine Leute vor die-<lb/>
&#x017F;em hingerichtet hatten, hatte viertheilen und die Offi-<lb/>
ciers kreuzigen la&#x017F;&#x017F;en. Eben die&#x017F;er Bothe brachte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0356] ten Wege. Auf der Seite gegen Norden waren ſechs Baſtionen, auch mit Ravelinen und einem be- deckten Wege; die beyden Seiten ſollten durch eine Bruͤcke in der Mitte uͤber den Fluß zuſammen haͤn- gen. Der Kaiſer billigte den Plan, und es mußten ſogleich alle Haͤnde unter meiner Aufſicht arbeiten. Es wurden mir auch noch ſechs andere Jngenieurs zu- gegeben, damit dies Werk deſto geſchwinder von ſtat- ten gehen ſollte. Als die Werke angeleget und die Gaſſen eingerichtet waren, ſo wurden eine Menge Leu- te abgeſchickt, Baͤume zu faͤllen und Haͤuſer daraus zu bauen, ſo daß die Befeſtigung und das Bauen zu- gleich geſchahen. Der Kaiſer nannte dieſe neue Stadt Swetago-Kreſt (oder heiliges Kreuz) und er- nannte den General Waterang zum erſten Befehlsha- ber der Armee, die zur Bedeckung und Vollendung der Werke hier gelaſſen werden ſollte. Sie beſtand aus 7000 Dragonern, 5000 Mann regulairer Jn- fanterie und 6000 Koſaken; uͤberhaupt aus 18000 Mann. Zu eben derſelben Zeit kam ein Expreſſer von Derbent an, und brachte dem Kaiſer die Nachricht, daß ein Corps von 10000 rebelliſchen Perſianern un- ſere Feſtung an dem Fluſſe Millukenti angegriffen, die Beſatzung aber ſich ſo tapfer gewehret haͤtte, daß ſich der Feind mit einem Verluſte von 600 Mann zuruͤckziehen muͤſſen, daß aber die andere Feſtung an dem Fluſſe Nitzi von dem Sultan Udenach uͤberfallen und weggenommen worden ſey, der die ganze Beſa- tzung auf eben dem Platze, wo wir ſeine Leute vor die- ſem hingerichtet hatten, hatte viertheilen und die Offi- ciers kreuzigen laſſen. Eben dieſer Bothe brachte auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/356
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/356>, abgerufen am 21.11.2024.