Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

eine kleine Jnsel, wo wir mit unserer Galeere lande-
ten und unsere Leute ein Lager aufschlugen, sich an
dem Lande zu erholen, und unsere Galeere zu reinigen.
Hier schickte ich meine zwey Gehülfen mit den zwey
größten Bothen ab, den Meerbusen in Augenschein
zu nehmen; ich befahl ihnen an beyden Seiten so lan-
ge zu fahren, bis sie zusammen kommen würden, und
alsdann wieder auf die Jnsel zurück zu kommen. Jn-
dessen untersuchte ich die Tiefe des Einganges, und
fand das Wasser von 5 bis 6 Faden tief; wenige
Werste hinein aber konnten wir den Boden nicht er-
reichen, wie ich denn auch weder einen Ab- noch Zu-
fluß wahrnahm. Der Meerbusen ist von Norden
gegen Süden 75 Werste lang, und von Osten gegen
Westen 50 breit, hat tiefes Wasser, einen reinen
Boden, und rings herum ein steiles Ufer. Er ist
von hohen Bergen umringt, und von Osten fallen
zwey große Flüsse (die Morga und der Herat) darein.
Den Eingang machen zwey schmale Landspitzen, daher
er leicht sicher und fest gemacht werden könnte, wobey
diese Jnsel, die 2 Meilen im Umfange hat, den
Schiffen zum Schutze dienen könnte. Da in dem
Caspischen Meere keine Ebbe und Fluth ist, so haben
einige vorgegeben, daß das Wasser durch diesen Meer-
busen abfließe, welches mich begierig machte, ihn ge-
nauer zu untersuchen; ich habe aber nicht den gering-
sten Grund einer solchen Muthmaßung gefunden.

Nachdem wir uns unter dem Schatten der Bäu-
me in diesem heißen Clima, ohne die geringste Furcht
vor den Tartarn, recht wohl befunden hatten, reiseten
wir den 22sten von hier ab, und fuhren sechs Tage
lang in sehr heißem Wetter längs der Küste, ohne

den
A a 2

eine kleine Jnſel, wo wir mit unſerer Galeere lande-
ten und unſere Leute ein Lager aufſchlugen, ſich an
dem Lande zu erholen, und unſere Galeere zu reinigen.
Hier ſchickte ich meine zwey Gehuͤlfen mit den zwey
groͤßten Bothen ab, den Meerbuſen in Augenſchein
zu nehmen; ich befahl ihnen an beyden Seiten ſo lan-
ge zu fahren, bis ſie zuſammen kommen wuͤrden, und
alsdann wieder auf die Jnſel zuruͤck zu kommen. Jn-
deſſen unterſuchte ich die Tiefe des Einganges, und
fand das Waſſer von 5 bis 6 Faden tief; wenige
Werſte hinein aber konnten wir den Boden nicht er-
reichen, wie ich denn auch weder einen Ab- noch Zu-
fluß wahrnahm. Der Meerbuſen iſt von Norden
gegen Suͤden 75 Werſte lang, und von Oſten gegen
Weſten 50 breit, hat tiefes Waſſer, einen reinen
Boden, und rings herum ein ſteiles Ufer. Er iſt
von hohen Bergen umringt, und von Oſten fallen
zwey große Fluͤſſe (die Morga und der Herat) darein.
Den Eingang machen zwey ſchmale Landſpitzen, daher
er leicht ſicher und feſt gemacht werden koͤnnte, wobey
dieſe Jnſel, die 2 Meilen im Umfange hat, den
Schiffen zum Schutze dienen koͤnnte. Da in dem
Caspiſchen Meere keine Ebbe und Fluth iſt, ſo haben
einige vorgegeben, daß das Waſſer durch dieſen Meer-
buſen abfließe, welches mich begierig machte, ihn ge-
nauer zu unterſuchen; ich habe aber nicht den gering-
ſten Grund einer ſolchen Muthmaßung gefunden.

Nachdem wir uns unter dem Schatten der Baͤu-
me in dieſem heißen Clima, ohne die geringſte Furcht
vor den Tartarn, recht wohl befunden hatten, reiſeten
wir den 22ſten von hier ab, und fuhren ſechs Tage
lang in ſehr heißem Wetter laͤngs der Kuͤſte, ohne

den
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0381" n="371"/>
eine kleine Jn&#x017F;el, wo wir mit un&#x017F;erer Galeere lande-<lb/>
ten und un&#x017F;ere Leute ein Lager auf&#x017F;chlugen, &#x017F;ich an<lb/>
dem Lande zu erholen, und un&#x017F;ere Galeere zu reinigen.<lb/>
Hier &#x017F;chickte ich meine zwey Gehu&#x0364;lfen mit den zwey<lb/>
gro&#x0364;ßten Bothen ab, den Meerbu&#x017F;en in Augen&#x017F;chein<lb/>
zu nehmen; ich befahl ihnen an beyden Seiten &#x017F;o lan-<lb/>
ge zu fahren, bis &#x017F;ie zu&#x017F;ammen kommen wu&#x0364;rden, und<lb/>
alsdann wieder auf die Jn&#x017F;el zuru&#x0364;ck zu kommen. Jn-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en unter&#x017F;uchte ich die Tiefe des Einganges, und<lb/>
fand das Wa&#x017F;&#x017F;er von 5 bis 6 Faden tief; wenige<lb/>
Wer&#x017F;te hinein aber konnten wir den Boden nicht er-<lb/>
reichen, wie ich denn auch weder einen Ab- noch Zu-<lb/>
fluß wahrnahm. Der Meerbu&#x017F;en i&#x017F;t von Norden<lb/>
gegen Su&#x0364;den 75 Wer&#x017F;te lang, und von O&#x017F;ten gegen<lb/>
We&#x017F;ten 50 breit, hat tiefes Wa&#x017F;&#x017F;er, einen reinen<lb/>
Boden, und rings herum ein &#x017F;teiles Ufer. Er i&#x017F;t<lb/>
von hohen Bergen umringt, und von O&#x017F;ten fallen<lb/>
zwey große Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e (die Morga und der Herat) darein.<lb/>
Den Eingang machen zwey &#x017F;chmale Land&#x017F;pitzen, daher<lb/>
er leicht &#x017F;icher und fe&#x017F;t gemacht werden ko&#x0364;nnte, wobey<lb/>
die&#x017F;e Jn&#x017F;el, die 2 Meilen im Umfange hat, den<lb/>
Schiffen zum Schutze dienen ko&#x0364;nnte. Da in dem<lb/>
Caspi&#x017F;chen Meere keine Ebbe und Fluth i&#x017F;t, &#x017F;o haben<lb/>
einige vorgegeben, daß das Wa&#x017F;&#x017F;er durch die&#x017F;en Meer-<lb/>
bu&#x017F;en abfließe, welches mich begierig machte, ihn ge-<lb/>
nauer zu unter&#x017F;uchen; ich habe aber nicht den gering-<lb/>
&#x017F;ten Grund einer &#x017F;olchen Muthmaßung gefunden.</p><lb/>
        <p>Nachdem wir uns unter dem Schatten der Ba&#x0364;u-<lb/>
me in die&#x017F;em heißen Clima, ohne die gering&#x017F;te Furcht<lb/>
vor den Tartarn, recht wohl befunden hatten, rei&#x017F;eten<lb/>
wir den 22&#x017F;ten von hier ab, und fuhren &#x017F;echs Tage<lb/>
lang in &#x017F;ehr heißem Wetter la&#x0364;ngs der Ku&#x0364;&#x017F;te, ohne<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0381] eine kleine Jnſel, wo wir mit unſerer Galeere lande- ten und unſere Leute ein Lager aufſchlugen, ſich an dem Lande zu erholen, und unſere Galeere zu reinigen. Hier ſchickte ich meine zwey Gehuͤlfen mit den zwey groͤßten Bothen ab, den Meerbuſen in Augenſchein zu nehmen; ich befahl ihnen an beyden Seiten ſo lan- ge zu fahren, bis ſie zuſammen kommen wuͤrden, und alsdann wieder auf die Jnſel zuruͤck zu kommen. Jn- deſſen unterſuchte ich die Tiefe des Einganges, und fand das Waſſer von 5 bis 6 Faden tief; wenige Werſte hinein aber konnten wir den Boden nicht er- reichen, wie ich denn auch weder einen Ab- noch Zu- fluß wahrnahm. Der Meerbuſen iſt von Norden gegen Suͤden 75 Werſte lang, und von Oſten gegen Weſten 50 breit, hat tiefes Waſſer, einen reinen Boden, und rings herum ein ſteiles Ufer. Er iſt von hohen Bergen umringt, und von Oſten fallen zwey große Fluͤſſe (die Morga und der Herat) darein. Den Eingang machen zwey ſchmale Landſpitzen, daher er leicht ſicher und feſt gemacht werden koͤnnte, wobey dieſe Jnſel, die 2 Meilen im Umfange hat, den Schiffen zum Schutze dienen koͤnnte. Da in dem Caspiſchen Meere keine Ebbe und Fluth iſt, ſo haben einige vorgegeben, daß das Waſſer durch dieſen Meer- buſen abfließe, welches mich begierig machte, ihn ge- nauer zu unterſuchen; ich habe aber nicht den gering- ſten Grund einer ſolchen Muthmaßung gefunden. Nachdem wir uns unter dem Schatten der Baͤu- me in dieſem heißen Clima, ohne die geringſte Furcht vor den Tartarn, recht wohl befunden hatten, reiſeten wir den 22ſten von hier ab, und fuhren ſechs Tage lang in ſehr heißem Wetter laͤngs der Kuͤſte, ohne den A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/381
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/381>, abgerufen am 21.11.2024.