schädiget wurde und vier von unsern Leuten desertirten. Wir brachten unsere Zeit hier angenehm genug zu, und stellten öfters Bälle und Zusammenkünfte bis auf den 17ten an, da wir wieder in See giengen, und neunzehn Tage hinter einander nasse Witterung hat- ten, wodurch die Krankheit unter unsern Leuten ver- mehret wurde.
Ankunft auf der Jnsel Madera.
Den 5ten Jan. erblickten wir die Jnsel Madera, und da außer dem Schiffer von allen, die auf dem Schiffe waren, niemand daselbst gewesen war, so behauptete er, daß es die Jnsel Porto Sancto sey, die ein und funfzig Meilen gegen Osten von Madera liegt. Da wir uns auf ihn verließen, so richteten wir unsere Fahrt gegen Westen, und segelten zwey Tage, ohne daß wir Land zu sehen bekamen. Als wir endlich unsern Jrrthum sahen, so mußten wir wieder umkehren, und kamen den 9ten gegen Abend auf Madera an. Den folgenden Tag brachten uns die Portugiesen in ihren Bothen ans Ufer; denn von unsern Leuten wagte sich keiner, wegen der starken Bran- dung, welche hier an dem Orte, wo man landet, auch sogar bey stillem Wetter ist. Dieses ist eine einträg- liche Sache für die Portugiesen, die in Madera alles auf die Schiffe und von denselben aufs Land fahren. Die Methode, deren sie sich bey dem Landen bedienen, ist diese: sie halten sich vermittelst der Ruder auf eine sehr geschickte Art auf einer Welle, welche sie dann an das Ufer wirft, wo eine Menge Leute bereit stehen, und das Both so weit ziehen, daß die folgende Welle dasselbe nicht erreichen kann. Wenn sie zu Schiffe gehen, so setzen sie die Passagiere und die Waaren auf dem trocknen Lande in das Both; die Bothsleute sitzen
darinn,
ſchaͤdiget wurde und vier von unſern Leuten deſertirten. Wir brachten unſere Zeit hier angenehm genug zu, und ſtellten oͤfters Baͤlle und Zuſammenkuͤnfte bis auf den 17ten an, da wir wieder in See giengen, und neunzehn Tage hinter einander naſſe Witterung hat- ten, wodurch die Krankheit unter unſern Leuten ver- mehret wurde.
Ankunft auf der Jnſel Madera.
Den 5ten Jan. erblickten wir die Jnſel Madera, und da außer dem Schiffer von allen, die auf dem Schiffe waren, niemand daſelbſt geweſen war, ſo behauptete er, daß es die Jnſel Porto Sancto ſey, die ein und funfzig Meilen gegen Oſten von Madera liegt. Da wir uns auf ihn verließen, ſo richteten wir unſere Fahrt gegen Weſten, und ſegelten zwey Tage, ohne daß wir Land zu ſehen bekamen. Als wir endlich unſern Jrrthum ſahen, ſo mußten wir wieder umkehren, und kamen den 9ten gegen Abend auf Madera an. Den folgenden Tag brachten uns die Portugieſen in ihren Bothen ans Ufer; denn von unſern Leuten wagte ſich keiner, wegen der ſtarken Bran- dung, welche hier an dem Orte, wo man landet, auch ſogar bey ſtillem Wetter iſt. Dieſes iſt eine eintraͤg- liche Sache fuͤr die Portugieſen, die in Madera alles auf die Schiffe und von denſelben aufs Land fahren. Die Methode, deren ſie ſich bey dem Landen bedienen, iſt dieſe: ſie halten ſich vermittelſt der Ruder auf eine ſehr geſchickte Art auf einer Welle, welche ſie dann an das Ufer wirft, wo eine Menge Leute bereit ſtehen, und das Both ſo weit ziehen, daß die folgende Welle daſſelbe nicht erreichen kann. Wenn ſie zu Schiffe gehen, ſo ſetzen ſie die Paſſagiere und die Waaren auf dem trocknen Lande in das Both; die Bothsleute ſitzen
darinn,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0454"n="444"/>ſchaͤdiget wurde und vier von unſern Leuten deſertirten.<lb/>
Wir brachten unſere Zeit hier angenehm genug zu,<lb/>
und ſtellten oͤfters Baͤlle und Zuſammenkuͤnfte bis auf<lb/>
den 17ten an, da wir wieder in See giengen, und<lb/>
neunzehn Tage hinter einander naſſe Witterung hat-<lb/>
ten, wodurch die Krankheit unter unſern Leuten ver-<lb/>
mehret wurde.</p><lb/><noteplace="left">Ankunft auf<lb/>
der Jnſel<lb/>
Madera.</note><p>Den 5ten Jan. erblickten wir die Jnſel Madera,<lb/>
und da außer dem Schiffer von allen, die auf dem<lb/>
Schiffe waren, niemand daſelbſt geweſen war, ſo<lb/>
behauptete er, daß es die Jnſel Porto Sancto ſey,<lb/>
die ein und funfzig Meilen gegen Oſten von Madera<lb/>
liegt. Da wir uns auf ihn verließen, ſo richteten<lb/>
wir unſere Fahrt gegen Weſten, und ſegelten zwey<lb/>
Tage, ohne daß wir Land zu ſehen bekamen. Als<lb/>
wir endlich unſern Jrrthum ſahen, ſo mußten wir<lb/>
wieder umkehren, und kamen den 9ten gegen Abend<lb/>
auf Madera an. Den folgenden Tag brachten uns<lb/>
die Portugieſen in ihren Bothen ans Ufer; denn von<lb/>
unſern Leuten wagte ſich keiner, wegen der ſtarken Bran-<lb/>
dung, welche hier an dem Orte, wo man landet, auch<lb/>ſogar bey ſtillem Wetter iſt. Dieſes iſt eine eintraͤg-<lb/>
liche Sache fuͤr die Portugieſen, die in Madera alles<lb/>
auf die Schiffe und von denſelben aufs Land fahren.<lb/>
Die Methode, deren ſie ſich bey dem Landen bedienen,<lb/>
iſt dieſe: ſie halten ſich vermittelſt der Ruder auf eine<lb/>ſehr geſchickte Art auf einer Welle, welche ſie dann an<lb/>
das Ufer wirft, wo eine Menge Leute bereit ſtehen,<lb/>
und das Both ſo weit ziehen, daß die folgende Welle<lb/>
daſſelbe nicht erreichen kann. Wenn ſie zu Schiffe<lb/>
gehen, ſo ſetzen ſie die Paſſagiere und die Waaren auf<lb/>
dem trocknen Lande in das Both; die Bothsleute ſitzen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">darinn,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[444/0454]
ſchaͤdiget wurde und vier von unſern Leuten deſertirten.
Wir brachten unſere Zeit hier angenehm genug zu,
und ſtellten oͤfters Baͤlle und Zuſammenkuͤnfte bis auf
den 17ten an, da wir wieder in See giengen, und
neunzehn Tage hinter einander naſſe Witterung hat-
ten, wodurch die Krankheit unter unſern Leuten ver-
mehret wurde.
Den 5ten Jan. erblickten wir die Jnſel Madera,
und da außer dem Schiffer von allen, die auf dem
Schiffe waren, niemand daſelbſt geweſen war, ſo
behauptete er, daß es die Jnſel Porto Sancto ſey,
die ein und funfzig Meilen gegen Oſten von Madera
liegt. Da wir uns auf ihn verließen, ſo richteten
wir unſere Fahrt gegen Weſten, und ſegelten zwey
Tage, ohne daß wir Land zu ſehen bekamen. Als
wir endlich unſern Jrrthum ſahen, ſo mußten wir
wieder umkehren, und kamen den 9ten gegen Abend
auf Madera an. Den folgenden Tag brachten uns
die Portugieſen in ihren Bothen ans Ufer; denn von
unſern Leuten wagte ſich keiner, wegen der ſtarken Bran-
dung, welche hier an dem Orte, wo man landet, auch
ſogar bey ſtillem Wetter iſt. Dieſes iſt eine eintraͤg-
liche Sache fuͤr die Portugieſen, die in Madera alles
auf die Schiffe und von denſelben aufs Land fahren.
Die Methode, deren ſie ſich bey dem Landen bedienen,
iſt dieſe: ſie halten ſich vermittelſt der Ruder auf eine
ſehr geſchickte Art auf einer Welle, welche ſie dann an
das Ufer wirft, wo eine Menge Leute bereit ſtehen,
und das Both ſo weit ziehen, daß die folgende Welle
daſſelbe nicht erreichen kann. Wenn ſie zu Schiffe
gehen, ſo ſetzen ſie die Paſſagiere und die Waaren auf
dem trocknen Lande in das Both; die Bothsleute ſitzen
darinn,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/454>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.