Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Wache, ohne daß der Gouverneur die Sache unter-
suchte, oder sich erbot, mir die geringste Genug-
thuung für die vor seinen Augen erhaltene Beschim-
pfung anzubieten. Er war hingegen täglich bey
Stuarten, der, wie es mir schien, nur zum Scheine
Wache hatte.

Erhält seine
Befreyung.

Da nun die Arbeiter nichts thun konnten, wenn
ich ihnen nicht täglich zeigte, was sie machen sollten,
so wurden die Werke dadurch verhindert, welches ein
lautes Murren bey den Einwohnern verursachte, die
so vieles beygetragen hatten, daß die Werke in aller
Eil fortgesetzet werden sollten. Hierauf schickte der
Gouverneur zu mir, und schlug mir einen Vergleich
mit Stuarten vor, der, wie er sagte, seinen Fehler
erkannt habe, und mich öffentlich und so weitläuftig,
als ich es für gut befinden würde, um Vergebung
bitten wollte. Jch gab dem Gouverneur zur Ant-
wort, daß, da ich vor seinen eigenen Augen meu-
chelmörderischer Weise sey angegriffen worden, ich
auch von ihm die Genugthuung erwartet hätte.
Statt deren aber sey ich mit zwey Wochen Verhaft
gestraft worden. Da ich nun wohl sähe, daß mei-
ne Person hier nicht sicher sey, so würde ich genöthi-
get seyn, entweder die Jnsel zu verlassen, oder bis
auf weitern Befehl aus England mit den Werken
einzuhalten. Hierauf that mir der Gouverneur
den Vorschlag, daß, da er gewisse Nachricht habe,
daß die Spanier auf diese Jnsel einfallen wollten,
ich fortfahren und den Platz in den gehörigen Ver-
theidigungsstand setzen sollte; er hingegen wollte,
wenn ich es so verlangte, sein Wort und Ehre zu

Pfande

Wache, ohne daß der Gouverneur die Sache unter-
ſuchte, oder ſich erbot, mir die geringſte Genug-
thuung fuͤr die vor ſeinen Augen erhaltene Beſchim-
pfung anzubieten. Er war hingegen taͤglich bey
Stuarten, der, wie es mir ſchien, nur zum Scheine
Wache hatte.

Erhaͤlt ſeine
Befreyung.

Da nun die Arbeiter nichts thun konnten, wenn
ich ihnen nicht taͤglich zeigte, was ſie machen ſollten,
ſo wurden die Werke dadurch verhindert, welches ein
lautes Murren bey den Einwohnern verurſachte, die
ſo vieles beygetragen hatten, daß die Werke in aller
Eil fortgeſetzet werden ſollten. Hierauf ſchickte der
Gouverneur zu mir, und ſchlug mir einen Vergleich
mit Stuarten vor, der, wie er ſagte, ſeinen Fehler
erkannt habe, und mich oͤffentlich und ſo weitlaͤuftig,
als ich es fuͤr gut befinden wuͤrde, um Vergebung
bitten wollte. Jch gab dem Gouverneur zur Ant-
wort, daß, da ich vor ſeinen eigenen Augen meu-
chelmoͤrderiſcher Weiſe ſey angegriffen worden, ich
auch von ihm die Genugthuung erwartet haͤtte.
Statt deren aber ſey ich mit zwey Wochen Verhaft
geſtraft worden. Da ich nun wohl ſaͤhe, daß mei-
ne Perſon hier nicht ſicher ſey, ſo wuͤrde ich genoͤthi-
get ſeyn, entweder die Jnſel zu verlaſſen, oder bis
auf weitern Befehl aus England mit den Werken
einzuhalten. Hierauf that mir der Gouverneur
den Vorſchlag, daß, da er gewiſſe Nachricht habe,
daß die Spanier auf dieſe Jnſel einfallen wollten,
ich fortfahren und den Platz in den gehoͤrigen Ver-
theidigungsſtand ſetzen ſollte; er hingegen wollte,
wenn ich es ſo verlangte, ſein Wort und Ehre zu

Pfande
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0482" n="472"/>
Wache, ohne daß der Gouverneur die Sache unter-<lb/>
&#x017F;uchte, oder &#x017F;ich erbot, mir die gering&#x017F;te Genug-<lb/>
thuung fu&#x0364;r die vor &#x017F;einen Augen erhaltene Be&#x017F;chim-<lb/>
pfung anzubieten. Er war hingegen ta&#x0364;glich bey<lb/>
Stuarten, der, wie es mir &#x017F;chien, nur zum Scheine<lb/>
Wache hatte.</p><lb/>
        <note place="left">Erha&#x0364;lt &#x017F;eine<lb/>
Befreyung.</note>
        <p>Da nun die Arbeiter nichts thun konnten, wenn<lb/>
ich ihnen nicht ta&#x0364;glich zeigte, was &#x017F;ie machen &#x017F;ollten,<lb/>
&#x017F;o wurden die Werke dadurch verhindert, welches ein<lb/>
lautes Murren bey den Einwohnern verur&#x017F;achte, die<lb/>
&#x017F;o vieles beygetragen hatten, daß die Werke in aller<lb/>
Eil fortge&#x017F;etzet werden &#x017F;ollten. Hierauf &#x017F;chickte der<lb/>
Gouverneur zu mir, und &#x017F;chlug mir einen Vergleich<lb/>
mit Stuarten vor, der, wie er &#x017F;agte, &#x017F;einen Fehler<lb/>
erkannt habe, und mich o&#x0364;ffentlich und &#x017F;o weitla&#x0364;uftig,<lb/>
als ich es fu&#x0364;r gut befinden wu&#x0364;rde, um Vergebung<lb/>
bitten wollte. Jch gab dem Gouverneur zur Ant-<lb/>
wort, daß, da ich vor &#x017F;einen eigenen Augen meu-<lb/>
chelmo&#x0364;rderi&#x017F;cher Wei&#x017F;e &#x017F;ey angegriffen worden, ich<lb/>
auch von ihm die Genugthuung erwartet ha&#x0364;tte.<lb/>
Statt deren aber &#x017F;ey ich mit zwey Wochen Verhaft<lb/>
ge&#x017F;traft worden. Da ich nun wohl &#x017F;a&#x0364;he, daß mei-<lb/>
ne Per&#x017F;on hier nicht &#x017F;icher &#x017F;ey, &#x017F;o wu&#x0364;rde ich geno&#x0364;thi-<lb/>
get &#x017F;eyn, entweder die Jn&#x017F;el zu verla&#x017F;&#x017F;en, oder bis<lb/>
auf weitern Befehl aus England mit den Werken<lb/>
einzuhalten. Hierauf that mir der Gouverneur<lb/>
den Vor&#x017F;chlag, daß, da er gewi&#x017F;&#x017F;e Nachricht habe,<lb/>
daß die Spanier auf die&#x017F;e Jn&#x017F;el einfallen wollten,<lb/>
ich fortfahren und den Platz in den geho&#x0364;rigen Ver-<lb/>
theidigungs&#x017F;tand &#x017F;etzen &#x017F;ollte; er hingegen wollte,<lb/>
wenn ich es &#x017F;o verlangte, &#x017F;ein Wort und Ehre zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Pfande</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[472/0482] Wache, ohne daß der Gouverneur die Sache unter- ſuchte, oder ſich erbot, mir die geringſte Genug- thuung fuͤr die vor ſeinen Augen erhaltene Beſchim- pfung anzubieten. Er war hingegen taͤglich bey Stuarten, der, wie es mir ſchien, nur zum Scheine Wache hatte. Da nun die Arbeiter nichts thun konnten, wenn ich ihnen nicht taͤglich zeigte, was ſie machen ſollten, ſo wurden die Werke dadurch verhindert, welches ein lautes Murren bey den Einwohnern verurſachte, die ſo vieles beygetragen hatten, daß die Werke in aller Eil fortgeſetzet werden ſollten. Hierauf ſchickte der Gouverneur zu mir, und ſchlug mir einen Vergleich mit Stuarten vor, der, wie er ſagte, ſeinen Fehler erkannt habe, und mich oͤffentlich und ſo weitlaͤuftig, als ich es fuͤr gut befinden wuͤrde, um Vergebung bitten wollte. Jch gab dem Gouverneur zur Ant- wort, daß, da ich vor ſeinen eigenen Augen meu- chelmoͤrderiſcher Weiſe ſey angegriffen worden, ich auch von ihm die Genugthuung erwartet haͤtte. Statt deren aber ſey ich mit zwey Wochen Verhaft geſtraft worden. Da ich nun wohl ſaͤhe, daß mei- ne Perſon hier nicht ſicher ſey, ſo wuͤrde ich genoͤthi- get ſeyn, entweder die Jnſel zu verlaſſen, oder bis auf weitern Befehl aus England mit den Werken einzuhalten. Hierauf that mir der Gouverneur den Vorſchlag, daß, da er gewiſſe Nachricht habe, daß die Spanier auf dieſe Jnſel einfallen wollten, ich fortfahren und den Platz in den gehoͤrigen Ver- theidigungsſtand ſetzen ſollte; er hingegen wollte, wenn ich es ſo verlangte, ſein Wort und Ehre zu Pfande

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/482
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/482>, abgerufen am 21.11.2024.