Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Lüt 1869 zum Theater, dem er 18 Jahreangehörte und zwar an den Stadt- theatern in Nürnberg, Hamburg, Düsseldorf und die letzten 10 Jahre in Königsberg. Jm Jahre 1887 wurde er Rezitator seiner eigenen humoristi- schen und ernsten Dichtungen und be- reiste als solcher die Provinzen Ost- und Westpreußen, später Rußland, die Krim bis Kertsch am Asowschen Meer. Der Umstand, daß er in Ber- lin vor dem Kaiser sprechen durfte, trug ihm Einladungen nach Halle, Dresden, Leipzig, Breslau, Hamburg usw. ein. L. hat seinen Wohnsitz wäh- rend der Wintermonate in Königs- berg in Pr., während des Sommers im Ostseebad Rauschen, wo er sich ein reizendes Heim erworben hat. S:
Lüttgendorf-Leinburg, Otto Gottfried Frhr. von, psd. Gott- Lüt kannten) Autorität in Europa empor-geschwungen, und er ist auch der erste und einzige Ausländer, den die schwe- dische Akademie mit der großen gol- denen Medaille ausgezeichnet, u. der erste Deutsche, dem die Universität Lund das Ehrendiplom eines Dr. phil. (1880) verliehen hat. Kurze Zeit fand L. Verwendung in der ad- ministrativen Bibliothek des Staats- ministeriums und wurde dann be- eideter Dolmetsch für die schwedische Sprache. Er starb in Wien am 8. April 1893. S: Die Nachtmahlskin- *Lüttgendorf-Leinburg, W. Freiherr von, pseudon. Willi- *
Lüt 1869 zum Theater, dem er 18 Jahreangehörte und zwar an den Stadt- theatern in Nürnberg, Hamburg, Düſſeldorf und die letzten 10 Jahre in Königsberg. Jm Jahre 1887 wurde er Rezitator ſeiner eigenen humoriſti- ſchen und ernſten Dichtungen und be- reiſte als ſolcher die Provinzen Oſt- und Weſtpreußen, ſpäter Rußland, die Krim bis Kertſch am Aſowſchen Meer. Der Umſtand, daß er in Ber- lin vor dem Kaiſer ſprechen durfte, trug ihm Einladungen nach Halle, Dresden, Leipzig, Breslau, Hamburg uſw. ein. L. hat ſeinen Wohnſitz wäh- rend der Wintermonate in Königs- berg in Pr., während des Sommers im Oſtſeebad Rauſchen, wo er ſich ein reizendes Heim erworben hat. S:
Lüttgendorf-Leinburg, Otto Gottfried Frhr. von, pſd. Gott- Lüt kannten) Autorität in Europa empor-geſchwungen, und er iſt auch der erſte und einzige Ausländer, den die ſchwe- diſche Akademie mit der großen gol- denen Medaille ausgezeichnet, u. der erſte Deutſche, dem die Univerſität Lund das Ehrendiplom eines Dr. phil. (1880) verliehen hat. Kurze Zeit fand L. Verwendung in der ad- miniſtrativen Bibliothek des Staats- miniſteriums und wurde dann be- eideter Dolmetſch für die ſchwediſche Sprache. Er ſtarb in Wien am 8. April 1893. S: Die Nachtmahlskin- *Lüttgendorf-Leinburg, W. Freiherr von, pſeudon. Willi- *
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Lüt
Lüt
1869 zum Theater, dem er 18 Jahre
angehörte und zwar an den Stadt-
theatern in Nürnberg, Hamburg,
Düſſeldorf und die letzten 10 Jahre
in Königsberg. Jm Jahre 1887 wurde
er Rezitator ſeiner eigenen humoriſti-
ſchen und ernſten Dichtungen und be-
reiſte als ſolcher die Provinzen Oſt-
und Weſtpreußen, ſpäter Rußland,
die Krim bis Kertſch am Aſowſchen
Meer. Der Umſtand, daß er in Ber-
lin vor dem Kaiſer ſprechen durfte,
trug ihm Einladungen nach Halle,
Dresden, Leipzig, Breslau, Hamburg
uſw. ein. L. hat ſeinen Wohnſitz wäh-
rend der Wintermonate in Königs-
berg in Pr., während des Sommers
im Oſtſeebad Rauſchen, wo er ſich ein
reizendes Heim erworben hat.
S:
Robert Johannes-Deklamatorium,
bis jetzt 7 Hefte, 1902‒10 (Sv.). ‒ Hu-
moriſtiſche Reiſeerinnerungen, 1910.
Lüttgendorf-Leinburg, Otto
Gottfried Frhr. von, pſd. Gott-
fried von Leinburg, wurde am
30. Septbr. 1825 zu Preßburg in Un-
garn als der Sohn des rühmlichſt
bekannten Porträt- und Hiſtorien-
malers Ferdinand Freiherrn von L.
geboren, ſtudierte in Bonn, wo Kin-
kel, E. M. Arndt, Simrock u. m. a.
den jungen Poeten in der auszeich-
nendſten Weiſe aufmunterten, dann
in Würzburg und München Philoſo-
phie und Philologie, und lebte, nach-
dem er ſich mit der bekannten Volks-
und Jugendſchriftſtellerin Maria
von Andechs († 1867) verheiratet
hatte, abwechſelnd in Preßburg und
München, hauptſächlich aber in Wien
u. ſpäter in Döbling bei Wien. Mit
beſonderem Eifer verlegte er ſich auf
das Studium und die Erforſchung
der ſkandinaviſchen Sprachen u. Li-
teraturen und bemühte ſich, deren
Meiſterwerke durch muſterhafte Über-
ſetzungen in Deutſchland bekannt zu
machen. Auf dieſem Gebiet hat er
ſich denn zur erſten (als ſolche ſelbſt
vom ſkandinaviſchen Norden aner-
kannten) Autorität in Europa empor-
geſchwungen, und er iſt auch der erſte
und einzige Ausländer, den die ſchwe-
diſche Akademie mit der großen gol-
denen Medaille ausgezeichnet, u. der
erſte Deutſche, dem die Univerſität
Lund das Ehrendiplom eines Dr. phil.
(1880) verliehen hat. Kurze Zeit
fand L. Verwendung in der ad-
miniſtrativen Bibliothek des Staats-
miniſteriums und wurde dann be-
eideter Dolmetſch für die ſchwediſche
Sprache. Er ſtarb in Wien am 8.
April 1893.
S: Die Nachtmahlskin-
der von Eſaias Tegnér; überſ., 1845.
‒ Die Frithjofsſage; übertragen in
Proſa, 1846; übertragen in metriſcher
Form, 1857. ‒ E. Tegnérs kleinere
Dichtungen; überſ., 1847. ‒ Haus-
ſchatz der ſchwediſchen Poeſie; VI,
1860‒63. ‒ Pandora (Anthol.; mit
ſeiner Gattin), 1860. ‒ Helge (G. v.
Oehlenſchläger); überſ., 1865. ‒ An-
derſens Märchen und Geſchichten;
überſ., o. J. ‒ Kleiner Hausſchatz der
deutſchen Poeſie (Anthol., mit ſeiner
Gattin), 1861. ‒ Eſaias Tegnérs poe-
tiſche u. proſaiſche Werke (Auswahl);
VII, 1884 ff. ‒ Der Abt von Heiſter-
bach (Ep. G.), 1909.
*Lüttgendorf-Leinburg, W.
Freiherr von, pſeudon. Willi-
bald Leo, Sohn des Vorigen,
wurde am 8. Juli 1856 in Preß-
burg geboren und erhielt unter den
Augen ſeines Vaters eine vorzügliche,
beſonders auch auf fremde Sprachen
gerichtete Bildung und ſtudierte des-
halb auch in München und Wien
klaſſiſche, moderne und orientaliſche
Sprachen und Literaturen; ſpäter
wandte er ſich privatim altisländi-
ſchen Sprachſtudien zu. Daneben bil-
dete ſich L. zu einem tüchtigen Maler
aus, ſo daß er ſchon 1885 bei der Kon-
kurrenz um die für das neue Stadt-
theater in Preßburg beſtimmten
Wandgemälde den erſten Preis er-
hielt, und ihm der Senat der freien
Stadt Lübeck die Ausmalung des
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