Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Wer Schriftsteller. Seine Theaterdirek-tion zeichnete sich durch sorgfältige Pflege der Klassizität aus, u. wurde er infolgedessen 1873 an das Hof- theater in Darmstadt als Direktor mit dem Charakter eines Hofrats be- rufen. Seine künstlerische Richtung entsprach jedoch bereits nach andert- halb Jahren nicht mehr dem Ge- schmacke des Großherzogs, u. wurde Werther deshalb plötzlich pensioniert (1875). Er lebte dann als Privat- mann in München, wurde aber im Herbst 1877 abermals als artistischer Direktor nach Mannheim berufen, in welcher Stellung er bis 1884 ver- blieb. Jm Novbr. d. J. kam er an Feodor Wehls Stelle als General- intendant nach Stuttgart, wurde hier 1885 zum Geh. Hofrat ernannt und 1886 durch Verleihung des Or- dens der Württemb. Krone mit dem persönlichen Adel geziert, gab aber im Jahre 1890 seine Stellung auf und lebte seitdem meist auf Reisen. Seinen ständigen Wohnsitz hatte er in München. Er starb am 25. Juli 1910 in Pertisau. S: Die gelehrten Frauen Werther, Olga von, siehe Olga Wesdorf, Friedrich, Pseud. für Wesemael, Adele, pseud. Her- Wes mine Wild, stammt aus einer nie-derländischen Familie u. wurde 1825 in Mecheln geboren. Jn ihrem drei- zehnten Jahre kam sie nach Sachsen und von da 1850 nach Österreich, wo sie ihren bleibenden Wohnsitz auf- schlug. Die deutsche Sprache lernte sie schon als Kind, da im elterlichen Hause für deutsche Bildung u. Lite- ratur eine große Vorliebe herrschte, und fast zu gleicher Zeit kamen ihr Racine und Schiller in die Hände. Daß sie seitdem vollständig zur Deut- schen geworden ist, bezeugt jede Seite ihrer Erzählungen, die von Leopold Kompert beim deutschen Lesepubli- kum eingeführt wurden. S: Erzäh- *Wesemann, Franz, psd. Erich S: Sprühfeuer (R.), *
Wer Schriftſteller. Seine Theaterdirek-tion zeichnete ſich durch ſorgfältige Pflege der Klaſſizität aus, u. wurde er infolgedeſſen 1873 an das Hof- theater in Darmſtadt als Direktor mit dem Charakter eines Hofrats be- rufen. Seine künſtleriſche Richtung entſprach jedoch bereits nach andert- halb Jahren nicht mehr dem Ge- ſchmacke des Großherzogs, u. wurde Werther deshalb plötzlich penſioniert (1875). Er lebte dann als Privat- mann in München, wurde aber im Herbſt 1877 abermals als artiſtiſcher Direktor nach Mannheim berufen, in welcher Stellung er bis 1884 ver- blieb. Jm Novbr. d. J. kam er an Feodor Wehls Stelle als General- intendant nach Stuttgart, wurde hier 1885 zum Geh. Hofrat ernannt und 1886 durch Verleihung des Or- dens der Württemb. Krone mit dem perſönlichen Adel geziert, gab aber im Jahre 1890 ſeine Stellung auf und lebte ſeitdem meiſt auf Reiſen. Seinen ſtändigen Wohnſitz hatte er in München. Er ſtarb am 25. Juli 1910 in Pertiſau. S: Die gelehrten Frauen Werther, Olga von, ſiehe Olga Wesdorf, Friedrich, Pſeud. für Weſemael, Adele, pſeud. Her- Weſ mine Wild, ſtammt aus einer nie-derländiſchen Familie u. wurde 1825 in Mecheln geboren. Jn ihrem drei- zehnten Jahre kam ſie nach Sachſen und von da 1850 nach Öſterreich, wo ſie ihren bleibenden Wohnſitz auf- ſchlug. Die deutſche Sprache lernte ſie ſchon als Kind, da im elterlichen Hauſe für deutſche Bildung u. Lite- ratur eine große Vorliebe herrſchte, und faſt zu gleicher Zeit kamen ihr Racine und Schiller in die Hände. Daß ſie ſeitdem vollſtändig zur Deut- ſchen geworden iſt, bezeugt jede Seite ihrer Erzählungen, die von Leopold Kompert beim deutſchen Leſepubli- kum eingeführt wurden. S: Erzäh- *Weſemann, Franz, pſd. Erich S: Sprühfeuer (R.), *
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Wer
Weſ
Schriftſteller. Seine Theaterdirek-
tion zeichnete ſich durch ſorgfältige
Pflege der Klaſſizität aus, u. wurde
er infolgedeſſen 1873 an das Hof-
theater in Darmſtadt als Direktor
mit dem Charakter eines Hofrats be-
rufen. Seine künſtleriſche Richtung
entſprach jedoch bereits nach andert-
halb Jahren nicht mehr dem Ge-
ſchmacke des Großherzogs, u. wurde
Werther deshalb plötzlich penſioniert
(1875). Er lebte dann als Privat-
mann in München, wurde aber im
Herbſt 1877 abermals als artiſtiſcher
Direktor nach Mannheim berufen, in
welcher Stellung er bis 1884 ver-
blieb. Jm Novbr. d. J. kam er an
Feodor Wehls Stelle als General-
intendant nach Stuttgart, wurde
hier 1885 zum Geh. Hofrat ernannt
und 1886 durch Verleihung des Or-
dens der Württemb. Krone mit dem
perſönlichen Adel geziert, gab aber
im Jahre 1890 ſeine Stellung auf
und lebte ſeitdem meiſt auf Reiſen.
Seinen ſtändigen Wohnſitz hatte er in
München. Er ſtarb am 25. Juli 1910
in Pertiſau.
S: Die gelehrten Frauen
(Lſp. nach Molière bearb.), 1870. –
Mazarin (Dr.), 1871. – Pombal
(Schſp.), 1871. – Das Grabdenkmal
(Schſp.), 1873. – Die Medici (Tr.),
1874. – Der Fürſt von Jſola bella
(Schſp.), 1876. – Der Kriegsplan
(Hiſtor. Schſp.), 1876. – Enttäu-
ſchungen (Schſp.), 1880. – Weite Ge-
wiſſen (Schauſp.), 1879. – Cornelia
(Schſp.), 1886. – Der Miſanthrop
(Kom. von Molière, für die deutſche
Bühne bearb.), 1887. – Eine anſtän-
dige Frau (R.), 1896. – Ein Hohen-
zoller in Jtalien (R.), 1898. – Erin-
nerungen u. Erfahrungen eines alten
Hoftheater-Jntendanten; hrsg. von
ſeinem Sohne, 1911.
Werther, Olga von, ſiehe Olga
Perlep!
Wesdorf, Friedrich, Pſeud. für
Frdr. Chrph. Gottlieb Tacke; ſ. d.!
Weſemael, Adele, pſeud. Her-
mine Wild, ſtammt aus einer nie-
derländiſchen Familie u. wurde 1825
in Mecheln geboren. Jn ihrem drei-
zehnten Jahre kam ſie nach Sachſen
und von da 1850 nach Öſterreich, wo
ſie ihren bleibenden Wohnſitz auf-
ſchlug. Die deutſche Sprache lernte
ſie ſchon als Kind, da im elterlichen
Hauſe für deutſche Bildung u. Lite-
ratur eine große Vorliebe herrſchte,
und faſt zu gleicher Zeit kamen ihr
Racine und Schiller in die Hände.
Daß ſie ſeitdem vollſtändig zur Deut-
ſchen geworden iſt, bezeugt jede Seite
ihrer Erzählungen, die von Leopold
Kompert beim deutſchen Leſepubli-
kum eingeführt wurden.
S: Erzäh-
lungen a. d. Frauenwelt; II, 1865. –
Sarah (R.); II, 1872.
*Weſemann, Franz, pſd. Erich
von Nordeck, wurde am 12. April
1867 in Frieſack (Mark Branden-
burg) als der Sohn eines (1906 †)
Schuhmachermeiſters geboren, er-
lernte das Bäckerhandwerk, verließ
dann die Heimat, durchſtreifte Weſt-
und Südeuropa, trat 1886 in fran-
zöſiſche Dienſte, avancierte in kurzer
Zeit zum Leutnant und durchquerte
Nordafrika, einen Teil von Marokko
und die kleine Sahara. Nachdem er
ſpäter noch mit der franzöſiſchen Ar-
mee in Tonkin geweſen, nahm er im
Dezember 1888 als Premierleutnant
ſeinen Abſchied und begab ſich nach
Paris, wo er nach verſchiedenen Rich-
tungen hin politiſch tätig war. Jm
Jahre 1892 gab er dieſe Tätigkeit
auf und kehrte in die Heimat zurück.
Er ließ ſich 1893 in Berlin nieder,
wo er ein Jahrzehnt als Schriftſteller
u. Verleger ſeiner Reiſeſchilderungen
lebte, um dann wieder in die weite
Welt zu gehen. Er lebt jetzt (1906)
in Auſtralien.
S: Sprühfeuer (R.),
1896. – Soldatenelend in der Frem-
denlegion, 1896. – Humoresken aus
der Fremdenlegion, 1896. – Gedichte,
1898. – Die Metzger von Landshut
(Hiſtor. Volksroman), 1899. – Die
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