Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Wil dort seine Gymnasialbildung und ab-solvierte bis 1893 daselbst seine juri- stischen Studien. Darauf trat er als Redakteur in die von seinem Vater geleitete "Korrespondenz Wilhelm" ein und ist als solcher in übertragenem Sinne Mitarbeiter sämtlicher Wiener Journale, da die "Korrespondenz Wilhelm" als halbamtliches Blatt für die Wiener Zeitungen arbeitet. S: Frauenlob (Ge.), 1895. Wilhelmi, Alexander. Pseudon. Wilhelmi, Hedwig, bekannt auch Wil welche Granada berührten. Jahrevergingen in Spanien, welche der Erziehung ihrer Kinder und der fröh- lichen Geselligkeit gewidmet waren, bis endlich trotz aller angenehmen Fesseln ein Drang zum Schaffen und Kämpfen für ein ideales Streben die Dichterin aus der Ruhe des Hauses in die brandenden Wogen der Welt trieb. Sie ging zunächst nach Deutsch- land, wo sie sich in eine agitatorische Tätigkeit für freigeistige Bewegung stürzte, dann nach Amerika, wo sie zwei Jahre lang in allen Teilen der großen Republik stark besuchte öffent- liche Vorträge hielt, deren Erfolg sie bewog, nach zwei Jahren, die sie in Deutschland verlebte, wieder dort- hin zurückzukehren. Hier hatte sie nun das Unglück, den Fuß zu brechen, der, schlecht eingerichtet, ihr für das ganze Leben ein böses Andenken an die Kunst der amerikanischen Ärzte hinterließ. Zwar unterwarf sie sich in Antwerpen einer Operation, die indes das Leiden nicht ganz beseitigte. H. H. lebt zurzeit in Degerloch (Würt- temberg). Nach Spanien ging sie noch wiederholt (zuletzt 1898); ob- gleich ihr der Tod den Gatten geraubt, lebte daselbst doch noch ihre Mutter, ihr Bruder und in Granada ihre einzige Tochter, die an den Spröß- ling einer der ältesten spanischen Adelsfamilien verheiratet ist. Außer verschiedenen Vorträgen über reli- giöse, soziale und Frauenfragen gab sie heraus S: Virginia (Tr. Mit Wilhelmi, Sophie Marie, Pseud. *Wilhelmi-Graßhoff, Wilhelm Freiherr von, wurde am 1. März 1824 * 29*
Wil dort ſeine Gymnaſialbildung und ab-ſolvierte bis 1893 daſelbſt ſeine juri- ſtiſchen Studien. Darauf trat er als Redakteur in die von ſeinem Vater geleitete „Korreſpondenz Wilhelm“ ein und iſt als ſolcher in übertragenem Sinne Mitarbeiter ſämtlicher Wiener Journale, da die „Korreſpondenz Wilhelm“ als halbamtliches Blatt für die Wiener Zeitungen arbeitet. S: Frauenlob (Ge.), 1895. Wilhelmi, Alexander. Pſeudon. Wilhelmi, Hedwig, bekannt auch Wil welche Granada berührten. Jahrevergingen in Spanien, welche der Erziehung ihrer Kinder und der fröh- lichen Geſelligkeit gewidmet waren, bis endlich trotz aller angenehmen Feſſeln ein Drang zum Schaffen und Kämpfen für ein ideales Streben die Dichterin aus der Ruhe des Hauſes in die brandenden Wogen der Welt trieb. Sie ging zunächſt nach Deutſch- land, wo ſie ſich in eine agitatoriſche Tätigkeit für freigeiſtige Bewegung ſtürzte, dann nach Amerika, wo ſie zwei Jahre lang in allen Teilen der großen Republik ſtark beſuchte öffent- liche Vorträge hielt, deren Erfolg ſie bewog, nach zwei Jahren, die ſie in Deutſchland verlebte, wieder dort- hin zurückzukehren. Hier hatte ſie nun das Unglück, den Fuß zu brechen, der, ſchlecht eingerichtet, ihr für das ganze Leben ein böſes Andenken an die Kunſt der amerikaniſchen Ärzte hinterließ. Zwar unterwarf ſie ſich in Antwerpen einer Operation, die indes das Leiden nicht ganz beſeitigte. H. H. lebt zurzeit in Degerloch (Würt- temberg). Nach Spanien ging ſie noch wiederholt (zuletzt 1898); ob- gleich ihr der Tod den Gatten geraubt, lebte daſelbſt doch noch ihre Mutter, ihr Bruder und in Granada ihre einzige Tochter, die an den Spröß- ling einer der älteſten ſpaniſchen Adelsfamilien verheiratet iſt. Außer verſchiedenen Vorträgen über reli- giöſe, ſoziale und Frauenfragen gab ſie heraus S: Virginia (Tr. Mit Wilhelmi, Sophie Marie, Pſeud. *Wilhelmi-Graßhoff, Wilhelm Freiherr von, wurde am 1. März 1824 * 29*
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Wil
Wil
dort ſeine Gymnaſialbildung und ab-
ſolvierte bis 1893 daſelbſt ſeine juri-
ſtiſchen Studien. Darauf trat er als
Redakteur in die von ſeinem Vater
geleitete „Korreſpondenz Wilhelm“
ein und iſt als ſolcher in übertragenem
Sinne Mitarbeiter ſämtlicher Wiener
Journale, da die „Korreſpondenz
Wilhelm“ als halbamtliches Blatt
für die Wiener Zeitungen arbeitet.
S: Frauenlob (Ge.), 1895.
Wilhelmi, Alexander. Pſeudon.
für Alexander Viktor Zech-
meiſter; ſ. d.!
Wilhelmi, Hedwig, bekannt auch
unter ihrem Mädchennamen Hedwig
Henrich (neuerdings auch u. d. N.
Henrich-Wilhelmi), wurde 1838
in Mainz als die Tochter des prak-
tiſchen Arztes Dr. Henrich und der
unter dem Pſeudonym Paul Stein
ſchreibenden Romandichterin Alber-
tine Henrich (ſ. d.!) geboren und er-
regte bereits in früheſter Jugend
große Hoffnungen hinſichtlich ihrer
außergewöhnlichen Begabung. Kaum
vierzehn Jahre alt, verfaßte ſie bereits
ihr Drama „Virginia“, das in ihrer
Vaterſtadt mehrmals das Bühnen-
licht ſah. Bald folgten weitere Stücke,
das Drama „Maria Padilla“ und
zwei Luſtſpiele, „Der Türke in Peters-
burg“ und die „Gefangenen“, welches
letztere dreizehnmal hintereinander
in Hamburg aufgeführt ward. Dieſe
literariſche Tätigkeit wurde in etwas
eingeſchränkt, als Hedwig ſich mit
Ferdinand Wilhelmi verheiratete und
gleich im erſten Jahr der Ehe mit ihm
nach Granada in Südſpanien über-
ſiedelte, wohin ihn große geſchäftliche
Unternehmungen gerufen hatten. Die
neue Heimat wurde der Dichterin
bald vertraut. Jhr Haus wurde der
Mittelpunkt eines Kreiſes bedeuten-
der ſpaniſcher Perſönlichkeiten und,
da ihr Gatte auch Vertreter des deut-
ſchen, öſterreichiſchen und ſchweize-
riſchen Konſulats war, das Abſteige-
quartier aller namhaften Deutſchen,
welche Granada berührten. Jahre
vergingen in Spanien, welche der
Erziehung ihrer Kinder und der fröh-
lichen Geſelligkeit gewidmet waren,
bis endlich trotz aller angenehmen
Feſſeln ein Drang zum Schaffen und
Kämpfen für ein ideales Streben die
Dichterin aus der Ruhe des Hauſes
in die brandenden Wogen der Welt
trieb. Sie ging zunächſt nach Deutſch-
land, wo ſie ſich in eine agitatoriſche
Tätigkeit für freigeiſtige Bewegung
ſtürzte, dann nach Amerika, wo ſie
zwei Jahre lang in allen Teilen der
großen Republik ſtark beſuchte öffent-
liche Vorträge hielt, deren Erfolg
ſie bewog, nach zwei Jahren, die ſie
in Deutſchland verlebte, wieder dort-
hin zurückzukehren. Hier hatte ſie
nun das Unglück, den Fuß zu brechen,
der, ſchlecht eingerichtet, ihr für das
ganze Leben ein böſes Andenken an
die Kunſt der amerikaniſchen Ärzte
hinterließ. Zwar unterwarf ſie ſich
in Antwerpen einer Operation, die
indes das Leiden nicht ganz beſeitigte.
H. H. lebt zurzeit in Degerloch (Würt-
temberg). Nach Spanien ging ſie
noch wiederholt (zuletzt 1898); ob-
gleich ihr der Tod den Gatten geraubt,
lebte daſelbſt doch noch ihre Mutter,
ihr Bruder und in Granada ihre
einzige Tochter, die an den Spröß-
ling einer der älteſten ſpaniſchen
Adelsfamilien verheiratet iſt. Außer
verſchiedenen Vorträgen über reli-
giöſe, ſoziale und Frauenfragen gab
ſie heraus
S: Virginia (Tr. Mit
einem Anhang von Ge.), 1853. – Der
Türke in Petersburg (Lſp.), 1854. –
Padilla (Hiſt. Tr.), 1857. – Brigitte
(Schauſp.), Hannover o. J. – Eine
Sünderin (Dr.), 1896.
Wilhelmi, Sophie Marie, Pſeud.
für Sophie Gräfin von Brock-
dorff; ſ. d.!
*Wilhelmi-Graßhoff, Wilhelm
Freiherr von, wurde am 1. März 1824
in Gießen geboren. Durch den von
ſeinem Großvater, Hofmarſchall Chri-
* 29*
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