heit von allen Seiten bewundern konnte. Nach Münzen der Knidier, mit welchen einige uns erhaltene Statuen übereinstim- men, war sie nackt und deckte mit der einen Hand ihre Schaam, während sie mit der anderen das neben ihr auf einer Vase lie- gende Gewand ergriff (Müll. u. Oesterl. Denkm. I, 35, Fig. 146 a--c). Ueber die Formen und den Ausdruck ist später aus- führlich zu handeln. Die Alten behaupteten, dass der Künst- ler bei ihrer Bildung schöne Hetaeren als Modell benutzt habe, weshalb sie Athenagoras (leg. pr. Christ. 14, p. 61 Dechair) geradezu etaira nennt. Von der Phryne spricht Athenaeus (XIII, p. 591. A. B. vgl. 585 F.); von der Cratina Clemens Ale- xandrinus (protr. p. 16.) und Arnobius (adv. gent. VI, 13), wel- cher aus Posidipp schöpfte. Viel wussten ferner die Alten von der wahnsinnigen Liebe zu erzählen, welche ein Jüngling zu dem Bilde gefasst hatte: Plin. l. l. Lucian Amor. 15 sqq. Valer. Max. VIII, 11, ext. 4.; vgl. Philostr. Vita Apollon. VI, 17. In später Zeit soll es nach Konstantinopel in den Palast des Lau- sos versetzt worden und bei dem Brande desselben zu Grunde gegangen sein: Cedren. ann. p. 322 1).
Aphrodite, welche die Koer aus religiösem Gefühle we- gen der Bekleidung (velata specie) der nackten knidischen vorgezogen hatten, als ihnen vom Künstler die Wahl zwischen beiden gelassen war: Plin. l. l.
Aphrodite, wie die beiden vorigen, aus Marmor, zu Thespiae neben dem Bilde der Phryne aufgestellt: Paus. IX, 27, 3.
Aphrodite aus Erz. Vor dem Tempel der Felicitas auf- gestellt, verbrannte sie mit diesem Gebäude unter Claudius. Plinius stellt sie der auf der ganzen. Erde berühmten mar- mornen der Knidier gleich: 34, 69.
Aphrodite zu Alexandria am Latmos in Karien: Steph. Byz. s. v. Alexandreiai.
Eine fragmentirte Gruppe der Aphrodite und des Eros im Louvre (Clarac cat. n. 185), auf welcher sich der Name des Praxiteles findet, kann nur eine Copie nach einem Werke dieses Künstlers sein.
Peitho und Paregoros im Tempel der Aphrodite Praxis zu Megara: Paus. I, 43, 6.
1) Unklar sind mir folgende Worte des Plinius (36, 22): Sunt in Cnido insula et alia signa ... nec maius aliud Veneris Praxiteliae specimen, quam quod inter haec sola memoratur.
heit von allen Seiten bewundern konnte. Nach Münzen der Knidier, mit welchen einige uns erhaltene Statuen übereinstim- men, war sie nackt und deckte mit der einen Hand ihre Schaam, während sie mit der anderen das neben ihr auf einer Vase lie- gende Gewand ergriff (Müll. u. Oesterl. Denkm. I, 35, Fig. 146 a—c). Ueber die Formen und den Ausdruck ist später aus- führlich zu handeln. Die Alten behaupteten, dass der Künst- ler bei ihrer Bildung schöne Hetaeren als Modell benutzt habe, weshalb sie Athenagoras (leg. pr. Christ. 14, p. 61 Dechair) geradezu ἑταίρα nennt. Von der Phryne spricht Athenaeus (XIII, p. 591. A. B. vgl. 585 F.); von der Cratina Clemens Ale- xandrinus (protr. p. 16.) und Arnobius (adv. gent. VI, 13), wel- cher aus Posidipp schöpfte. Viel wussten ferner die Alten von der wahnsinnigen Liebe zu erzählen, welche ein Jüngling zu dem Bilde gefasst hatte: Plin. l. l. Lucian Amor. 15 sqq. Valer. Max. VIII, 11, ext. 4.; vgl. Philostr. Vita Apollon. VI, 17. In später Zeit soll es nach Konstantinopel in den Palast des Lau- sos versetzt worden und bei dem Brande desselben zu Grunde gegangen sein: Cedren. ann. p. 322 1).
Aphrodite, welche die Koër aus religiösem Gefühle we- gen der Bekleidung (velata specie) der nackten knidischen vorgezogen hatten, als ihnen vom Künstler die Wahl zwischen beiden gelassen war: Plin. l. l.
Aphrodite, wie die beiden vorigen, aus Marmor, zu Thespiae neben dem Bilde der Phryne aufgestellt: Paus. IX, 27, 3.
Aphrodite aus Erz. Vor dem Tempel der Felicitas auf- gestellt, verbrannte sie mit diesem Gebäude unter Claudius. Plinius stellt sie der auf der ganzen. Erde berühmten mar- mornen der Knidier gleich: 34, 69.
Aphrodite zu Alexandria am Latmos in Karien: Steph. Byz. s. v. Ἀλεξάνδρειαι.
Eine fragmentirte Gruppe der Aphrodite und des Eros im Louvre (Clarac cat. n. 185), auf welcher sich der Name des Praxiteles findet, kann nur eine Copie nach einem Werke dieses Künstlers sein.
Peitho und Paregoros im Tempel der Aphrodite Praxis zu Megara: Paus. I, 43, 6.
1) Unklar sind mir folgende Worte des Plinius (36, 22): Sunt in Cnido insula et alia signa ... nec maius aliud Veneris Praxiteliae specimen, quam quod inter haec sola memoratur.
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während sie mit der anderen das neben ihr auf einer Vase lie-
gende Gewand ergriff (Müll. u. Oesterl. Denkm. I, 35, Fig. 146
a—c). Ueber die Formen und den Ausdruck ist später aus-
führlich zu handeln. Die Alten behaupteten, dass der Künst-
ler bei ihrer Bildung schöne Hetaeren als Modell benutzt habe,
weshalb sie Athenagoras (leg. pr. Christ. 14, p. 61 Dechair)
geradezu ἑταίρα nennt. Von der Phryne spricht Athenaeus
(XIII, p. 591. A. B. vgl. 585 F.); von der Cratina Clemens Ale-
xandrinus (protr. p. 16.) und Arnobius (adv. gent. VI, 13), wel-
cher aus Posidipp schöpfte. Viel wussten ferner die Alten von
der wahnsinnigen Liebe zu erzählen, welche ein Jüngling zu
dem Bilde gefasst hatte: Plin. l. l. Lucian Amor. 15 sqq. Valer.
Max. VIII, 11, ext. 4.; vgl. Philostr. Vita Apollon. VI, 17. In
später Zeit soll es nach Konstantinopel in den Palast des Lau-
sos versetzt worden und bei dem Brande desselben zu Grunde
gegangen sein: Cedren. ann. p. 322 1).
Aphrodite, welche die Koër aus religiösem Gefühle we-
gen der Bekleidung (velata specie) der nackten knidischen
vorgezogen hatten, als ihnen vom Künstler die Wahl zwischen
beiden gelassen war: Plin. l. l.
Aphrodite, wie die beiden vorigen, aus Marmor, zu
Thespiae neben dem Bilde der Phryne aufgestellt: Paus. IX, 27, 3.
Aphrodite aus Erz. Vor dem Tempel der Felicitas auf-
gestellt, verbrannte sie mit diesem Gebäude unter Claudius.
Plinius stellt sie der auf der ganzen. Erde berühmten mar-
mornen der Knidier gleich: 34, 69.
Aphrodite zu Alexandria am Latmos in Karien: Steph.
Byz. s. v. Ἀλεξάνδρειαι.
Eine fragmentirte Gruppe der Aphrodite und des Eros
im Louvre (Clarac cat. n. 185), auf welcher sich der Name
des Praxiteles findet, kann nur eine Copie nach einem Werke
dieses Künstlers sein.
Peitho und Paregoros im Tempel der Aphrodite Praxis
zu Megara: Paus. I, 43, 6.
1) Unklar sind mir folgende Worte des Plinius (36, 22): Sunt in Cnido
insula et alia signa ... nec maius aliud Veneris Praxiteliae specimen, quam
quod inter haec sola memoratur.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/353>, abgerufen am 22.11.2024.
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