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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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der Zeit der Pisistratiden. -- Tisikrates, der Vater des Ma-
lers Arkesilas 1), kann sehr wohl mit dem Bildhauer iden-
tisch sein.

Xenokrates,
nach Einigen Schüler des Tisikrates, nach Anderen des Euthy-
krates, übertraf beide durch die Menge seiner Werke und
schrieb Bücher über seine Kunst: Plin. 34, 83. Aus denselben
citirt Plinius ein Urtheil über Parrhasios; unter den Quellen
des 34sten Buches aber eine Schrift über Toreutik. Dort und
unter denen des 35sten Buches wird ausserdem noch ein Xeno-
krates, Sohn des Zeno, genannt, der vielleicht identisch mit
dem Schriftsteller über Medicin ist, welchen Plinius im 33sten
Buche benutzte. Als Bildhauer erwähnt einen Xenokrates
auch Diogenes Laertius IV, 15.

Wir kehren jetzt wieder zu den unmittelbaren Nachfolgern
Lysipp's zurück:
Phanis,
wie aus der Bamberger Handschrift des Plinius (34, 80) für
Phoenix hergestellt ist, von unbekanntem Vaterlande und
Schüler des Lysipp. Für sein Werk hielt man früher die Sta-
tue des Faustkämpfers Epitherses, welcher auch von Pausa-
nias (VI, 15, 3) erwähnt wird. Die Handschriften des Plinius
führen aber auf epithyusan, eine opfernde Frau; und da ähn-
liche Darstellungen namentlich bei Plinius häufiger erwähnt
werden, so ist kein Grund vorhanden, von dieser Lesart ab-
zugehen.

Eutychides
aus Sikyon, Schüler des Lysipp (Paus. VI, 2, 4), und wohl
deshalb von Plinius (34, 51) in die 121ste Olympiade gesetzt,
womit übereinstimmt, dass er für Antiochia arbeitet: denn
diese Stadt wurde laut der armenischen Uebersetzung des
Eusebius 2) Ol. 115, 4 unter dem Namen Antigoneia gegründet,
Ol. 119, 3 aber von Seleukos erneuert und Antiochia genannt,
Eutychides arbeitete in Erz und in Marmor, und wahrschein-
scheinlich ist auch der Maler dieses Namens, von welchem
Plinius (35, 141) eine Victoria auf einem Zweigespann anführt,
von dem Bildhauer nicht verschieden. Als Marmorwerk er-
wähnt Plinius (36, 34) einen Dionysos, welcher unter den

1) Plin. 35, 146.
2) Vgl. Syncell. p. 218 B. C.

der Zeit der Pisistratiden. — Tisikrates, der Vater des Ma-
lers Arkesilas 1), kann sehr wohl mit dem Bildhauer iden-
tisch sein.

Xenokrates,
nach Einigen Schüler des Tisikrates, nach Anderen des Euthy-
krates, übertraf beide durch die Menge seiner Werke und
schrieb Bücher über seine Kunst: Plin. 34, 83. Aus denselben
citirt Plinius ein Urtheil über Parrhasios; unter den Quellen
des 34sten Buches aber eine Schrift über Toreutik. Dort und
unter denen des 35sten Buches wird ausserdem noch ein Xeno-
krates, Sohn des Zeno, genannt, der vielleicht identisch mit
dem Schriftsteller über Medicin ist, welchen Plinius im 33sten
Buche benutzte. Als Bildhauer erwähnt einen Xenokrates
auch Diogenes Laërtius IV, 15.

Wir kehren jetzt wieder zu den unmittelbaren Nachfolgern
Lysipp’s zurück:
Phanis,
wie aus der Bamberger Handschrift des Plinius (34, 80) für
Phoenix hergestellt ist, von unbekanntem Vaterlande und
Schüler des Lysipp. Für sein Werk hielt man früher die Sta-
tue des Faustkämpfers Epitherses, welcher auch von Pausa-
nias (VI, 15, 3) erwähnt wird. Die Handschriften des Plinius
führen aber auf epithyusan, eine opfernde Frau; und da ähn-
liche Darstellungen namentlich bei Plinius häufiger erwähnt
werden, so ist kein Grund vorhanden, von dieser Lesart ab-
zugehen.

Eutychides
aus Sikyon, Schüler des Lysipp (Paus. VI, 2, 4), und wohl
deshalb von Plinius (34, 51) in die 121ste Olympiade gesetzt,
womit übereinstimmt, dass er für Antiochia arbeitet: denn
diese Stadt wurde laut der armenischen Uebersetzung des
Eusebius 2) Ol. 115, 4 unter dem Namen Antigoneia gegründet,
Ol. 119, 3 aber von Seleukos erneuert und Antiochia genannt,
Eutychides arbeitete in Erz und in Marmor, und wahrschein-
scheinlich ist auch der Maler dieses Namens, von welchem
Plinius (35, 141) eine Victoria auf einem Zweigespann anführt,
von dem Bildhauer nicht verschieden. Als Marmorwerk er-
wähnt Plinius (36, 34) einen Dionysos, welcher unter den

1) Plin. 35, 146.
2) Vgl. Syncell. p. 218 B. C.
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[411/0424] der Zeit der Pisistratiden. — Tisikrates, der Vater des Ma- lers Arkesilas 1), kann sehr wohl mit dem Bildhauer iden- tisch sein. Xenokrates, nach Einigen Schüler des Tisikrates, nach Anderen des Euthy- krates, übertraf beide durch die Menge seiner Werke und schrieb Bücher über seine Kunst: Plin. 34, 83. Aus denselben citirt Plinius ein Urtheil über Parrhasios; unter den Quellen des 34sten Buches aber eine Schrift über Toreutik. Dort und unter denen des 35sten Buches wird ausserdem noch ein Xeno- krates, Sohn des Zeno, genannt, der vielleicht identisch mit dem Schriftsteller über Medicin ist, welchen Plinius im 33sten Buche benutzte. Als Bildhauer erwähnt einen Xenokrates auch Diogenes Laërtius IV, 15. Wir kehren jetzt wieder zu den unmittelbaren Nachfolgern Lysipp’s zurück: Phanis, wie aus der Bamberger Handschrift des Plinius (34, 80) für Phoenix hergestellt ist, von unbekanntem Vaterlande und Schüler des Lysipp. Für sein Werk hielt man früher die Sta- tue des Faustkämpfers Epitherses, welcher auch von Pausa- nias (VI, 15, 3) erwähnt wird. Die Handschriften des Plinius führen aber auf epithyusan, eine opfernde Frau; und da ähn- liche Darstellungen namentlich bei Plinius häufiger erwähnt werden, so ist kein Grund vorhanden, von dieser Lesart ab- zugehen. Eutychides aus Sikyon, Schüler des Lysipp (Paus. VI, 2, 4), und wohl deshalb von Plinius (34, 51) in die 121ste Olympiade gesetzt, womit übereinstimmt, dass er für Antiochia arbeitet: denn diese Stadt wurde laut der armenischen Uebersetzung des Eusebius 2) Ol. 115, 4 unter dem Namen Antigoneia gegründet, Ol. 119, 3 aber von Seleukos erneuert und Antiochia genannt, Eutychides arbeitete in Erz und in Marmor, und wahrschein- scheinlich ist auch der Maler dieses Namens, von welchem Plinius (35, 141) eine Victoria auf einem Zweigespann anführt, von dem Bildhauer nicht verschieden. Als Marmorwerk er- wähnt Plinius (36, 34) einen Dionysos, welcher unter den 1) Plin. 35, 146. 2) Vgl. Syncell. p. 218 B. C.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/424>, abgerufen am 22.06.2024.