selbst, so will das nichts anderes bedeuten, als dass er aus derselben daedalischen Kunstschule hervorging, der auch Di- poenos und Skyllis ihre Bildung verdankten. Es bleibt daher kein Grund übrig, die Thätigkeit des Klearch in ein höheres Alter, als die 60ste Ol. hinaufzurücken. Vielleicht sehen wir uns sogar genöthigt, sie bis nahe an Ol. 70 auszudehnen, um dem immer misslichen Auskunftsmittel zu entgehen, einen dop- pelten Klearch von Rhegion anzunehmen. Pythagoras nemlich, der bis gegen Ol. 80 am Leben ist, heisst bei Pausanias 1) Schüler der Klearch von Rhegion. Nun bemerkt freilich Pau- sanias weiter, dieser Klearch solle Schüler des Eucheiros von Korinth gewesen sein, welcher wiederum spartanische Künstler, Syadras und Chartas, zu Lehrern gehabt habe; und diese Behauptung steht allerdings mit der anderen Angabe in Widerspruch, nach welcher Klearch zum Schüler des Di- poenos oder Daedalos gemacht wird Allein wir dürfen nicht vergessen, dass Pausanias nur berichtet, was ihm einerseits in Sparta, andererseits in Olympia mitgetheilt ward. Dazu kommt, dass das Werk des Daedaliden sich in Sparta befand, während auch der Schüler des Eucheiros durch die Lehrer desselben mit Sparta wenigstens in indirecter Verbindung stand. Endlich ist es keineswegs ohne Beispiel, dass ein Künstler bei mehreren Meistern in die Lehre gegangen ist. Doch genug über einen Punkt, der nicht gegen jeden Widerspruch sicher gestellt werden kann; nur so viel halten wir fest, dass die Identität der zwei Klearche bei Pausanias nicht geradezu eine Unmöglichkeit ist.
Schüler des Dipoenos und Skyllis sind endlich noch: Tektaeos und Angelion.
Wegen ihrer Lehrer und ihres Schülers Kallon muss ihre Thätigkeit zwischen Ol. 60--70 fallen. Ihr Vaterland ist uns unbekannt. Nach dem Schulzusammenhange dürfen wir aber voraussetzen, dass sie, wie die vorhergehenden, der Gruppe peloponnesischer Künstler angehören. Nur von einem ihrer Werke haben wir genauere Kunde, dem Apollo in Delos 2). Athenagoras 3) fügt zu diesem noch eine Artemis, welche von den anderen Gewährsmännern nicht genannt wird, aber darum doch noch nicht als eine Erdichtung zu verwerfen ist. -- Der
1) Paus. VI, 4, 2.
2) S. Paus. II, 32, 4.
3) leg. pr. Chr. 14. p. 61.
selbst, so will das nichts anderes bedeuten, als dass er aus derselben daedalischen Kunstschule hervorging, der auch Di- poenos und Skyllis ihre Bildung verdankten. Es bleibt daher kein Grund übrig, die Thätigkeit des Klearch in ein höheres Alter, als die 60ste Ol. hinaufzurücken. Vielleicht sehen wir uns sogar genöthigt, sie bis nahe an Ol. 70 auszudehnen, um dem immer misslichen Auskunftsmittel zu entgehen, einen dop- pelten Klearch von Rhegion anzunehmen. Pythagoras nemlich, der bis gegen Ol. 80 am Leben ist, heisst bei Pausanias 1) Schüler der Klearch von Rhegion. Nun bemerkt freilich Pau- sanias weiter, dieser Klearch solle Schüler des Eucheiros von Korinth gewesen sein, welcher wiederum spartanische Künstler, Syadras und Chartas, zu Lehrern gehabt habe; und diese Behauptung steht allerdings mit der anderen Angabe in Widerspruch, nach welcher Klearch zum Schüler des Di- poenos oder Daedalos gemacht wird Allein wir dürfen nicht vergessen, dass Pausanias nur berichtet, was ihm einerseits in Sparta, andererseits in Olympia mitgetheilt ward. Dazu kommt, dass das Werk des Daedaliden sich in Sparta befand, während auch der Schüler des Eucheiros durch die Lehrer desselben mit Sparta wenigstens in indirecter Verbindung stand. Endlich ist es keineswegs ohne Beispiel, dass ein Künstler bei mehreren Meistern in die Lehre gegangen ist. Doch genug über einen Punkt, der nicht gegen jeden Widerspruch sicher gestellt werden kann; nur so viel halten wir fest, dass die Identität der zwei Klearche bei Pausanias nicht geradezu eine Unmöglichkeit ist.
Schüler des Dipoenos und Skyllis sind endlich noch: Tektaeos und Angelion.
Wegen ihrer Lehrer und ihres Schülers Kallon muss ihre Thätigkeit zwischen Ol. 60—70 fallen. Ihr Vaterland ist uns unbekannt. Nach dem Schulzusammenhange dürfen wir aber voraussetzen, dass sie, wie die vorhergehenden, der Gruppe peloponnesischer Künstler angehören. Nur von einem ihrer Werke haben wir genauere Kunde, dem Apollo in Delos 2). Athenagoras 3) fügt zu diesem noch eine Artemis, welche von den anderen Gewährsmännern nicht genannt wird, aber darum doch noch nicht als eine Erdichtung zu verwerfen ist. — Der
1) Paus. VI, 4, 2.
2) S. Paus. II, 32, 4.
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[50/0063]
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derselben daedalischen Kunstschule hervorging, der auch Di-
poenos und Skyllis ihre Bildung verdankten. Es bleibt daher
kein Grund übrig, die Thätigkeit des Klearch in ein höheres
Alter, als die 60ste Ol. hinaufzurücken. Vielleicht sehen wir
uns sogar genöthigt, sie bis nahe an Ol. 70 auszudehnen, um
dem immer misslichen Auskunftsmittel zu entgehen, einen dop-
pelten Klearch von Rhegion anzunehmen. Pythagoras nemlich,
der bis gegen Ol. 80 am Leben ist, heisst bei Pausanias 1)
Schüler der Klearch von Rhegion. Nun bemerkt freilich Pau-
sanias weiter, dieser Klearch solle Schüler des Eucheiros
von Korinth gewesen sein, welcher wiederum spartanische
Künstler, Syadras und Chartas, zu Lehrern gehabt habe;
und diese Behauptung steht allerdings mit der anderen Angabe
in Widerspruch, nach welcher Klearch zum Schüler des Di-
poenos oder Daedalos gemacht wird Allein wir dürfen nicht
vergessen, dass Pausanias nur berichtet, was ihm einerseits
in Sparta, andererseits in Olympia mitgetheilt ward. Dazu
kommt, dass das Werk des Daedaliden sich in Sparta befand,
während auch der Schüler des Eucheiros durch die Lehrer
desselben mit Sparta wenigstens in indirecter Verbindung stand.
Endlich ist es keineswegs ohne Beispiel, dass ein Künstler bei
mehreren Meistern in die Lehre gegangen ist. Doch genug
über einen Punkt, der nicht gegen jeden Widerspruch sicher
gestellt werden kann; nur so viel halten wir fest, dass die
Identität der zwei Klearche bei Pausanias nicht geradezu eine
Unmöglichkeit ist.
Schüler des Dipoenos und Skyllis sind endlich noch:
Tektaeos und Angelion.
Wegen ihrer Lehrer und ihres Schülers Kallon muss ihre
Thätigkeit zwischen Ol. 60—70 fallen. Ihr Vaterland ist uns
unbekannt. Nach dem Schulzusammenhange dürfen wir aber
voraussetzen, dass sie, wie die vorhergehenden, der Gruppe
peloponnesischer Künstler angehören. Nur von einem ihrer
Werke haben wir genauere Kunde, dem Apollo in Delos 2).
Athenagoras 3) fügt zu diesem noch eine Artemis, welche von
den anderen Gewährsmännern nicht genannt wird, aber darum
doch noch nicht als eine Erdichtung zu verwerfen ist. — Der
1) Paus. VI, 4, 2.
2) S. Paus. II, 32, 4.
3) leg. pr. Chr. 14. p. 61.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/63>, abgerufen am 21.11.2024.
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