folgender Weise: "Die Arbeit am Gesichte und am Ohr ist vortrefflich und ersteres mit einer ausserordentlichen Zartheit und Weichheit behandelt. Das Haar ist in den vielfältig ge- legten Locken frei, leicht und schön gearbeitet. Die Buch- staben sind, da der Camee kein kleiner Stein von gewöhn- licher Grösse war, nichts weniger als ängstlich und mühsam, sondern frei und ungesucht gebildet." Nur Stephani (bei Köhler S. 362) möchte die Annahme eines Künstlernamens trotz der Gleichzeitigkeit des Bildes und der Inschrift nicht für hinreichend gesichert halten, aus keinem andern Grunde, als weil die Buchstaben vertieft geschnitten sind. Allein be- trachten wir nur den Gebrauch der gesammten antiken Epi- graphik, so erscheint es viel auffälliger, auf Cameen über- haupt erhaben geschnittene Buchstaben zu finden, als dass das umgekehrte Verfahren irgendwie Anstoss erregen könnte. Auf dem Steine des Epitynchanos aber wüsste ich kaum eine Stelle, wo eine erhabene Inschrift hätte Platz finden können, ohne dem Eindrucke des Bildes wesentlichen Eintrag zu thun.
Beiläufig ist zu erwähnen, dass das Kupfer bei Gori irrthümlich [fremdsprachliches Material - fehlt] darbietet, was Veranlassung zur An- nahme eines Steinschneiders Spitynchas bei Sillig gegeben hat. Eben so ist die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] bei Clarac p. 254; C. I. 7185 eine offenbare Corruption der Gem- meninschrift, welche gewiss auch der Fälschung Ligorio's bei Gudius p. 50, 9; C. I. 6145: [fremdsprachliches Material - fehlt] zu Grunde liegt. Die von Einigen vermuthete Identität unseres Epitynchanus mit dem Aurifex aus dem Columbarium der Livia ([Bianchini, p. 49, n. 129]; Gori 151, n. 115) lässt sich nicht beweisen.
Ausser diesem Steine citirt Murr (Bibl. glypt.) p. 75: Venus et Cupidon. Un triomphe, avec ce nom, worüber nichts weiter bekannt ist. -- Ein Germanicus mit der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] nach einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 11250 ist wahrscheinlich eine Copie; ein Mercur auf dem Adler des Jupiter mit der gleichen Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt], ebenfalls nach einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 2369 wird von die- sem eine Arbeit des zweiten oder dritten Jahrhunderts ge- nannt, hat also, auch abgesehen von der verdächtigen Ab- kürzung des Namens, mit dem Künstler des Germanicus nichts
folgender Weise: „Die Arbeit am Gesichte und am Ohr ist vortrefflich und ersteres mit einer ausserordentlichen Zartheit und Weichheit behandelt. Das Haar ist in den vielfältig ge- legten Locken frei, leicht und schön gearbeitet. Die Buch- staben sind, da der Camee kein kleiner Stein von gewöhn- licher Grösse war, nichts weniger als ängstlich und mühsam, sondern frei und ungesucht gebildet.‟ Nur Stephani (bei Köhler S. 362) möchte die Annahme eines Künstlernamens trotz der Gleichzeitigkeit des Bildes und der Inschrift nicht für hinreichend gesichert halten, aus keinem andern Grunde, als weil die Buchstaben vertieft geschnitten sind. Allein be- trachten wir nur den Gebrauch der gesammten antiken Epi- graphik, so erscheint es viel auffälliger, auf Cameen über- haupt erhaben geschnittene Buchstaben zu finden, als dass das umgekehrte Verfahren irgendwie Anstoss erregen könnte. Auf dem Steine des Epitynchanos aber wüsste ich kaum eine Stelle, wo eine erhabene Inschrift hätte Platz finden können, ohne dem Eindrucke des Bildes wesentlichen Eintrag zu thun.
Beiläufig ist zu erwähnen, dass das Kupfer bei Gori irrthümlich [fremdsprachliches Material – fehlt] darbietet, was Veranlassung zur An- nahme eines Steinschneiders Spitynchas bei Sillig gegeben hat. Eben so ist die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] bei Clarac p. 254; C. I. 7185 eine offenbare Corruption der Gem- meninschrift, welche gewiss auch der Fälschung Ligorio’s bei Gudius p. 50, 9; C. I. 6145: [fremdsprachliches Material – fehlt] zu Grunde liegt. Die von Einigen vermuthete Identität unseres Epitynchanus mit dem Aurifex aus dem Columbarium der Livia ([Bianchini, p. 49, n. 129]; Gori 151, n. 115) lässt sich nicht beweisen.
Ausser diesem Steine citirt Murr (Bibl. glypt.) p. 75: Venus et Cupidon. Un triomphe, avec ce nom, worüber nichts weiter bekannt ist. — Ein Germanicus mit der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] nach einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 11250 ist wahrscheinlich eine Copie; ein Mercur auf dem Adler des Jupiter mit der gleichen Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt], ebenfalls nach einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 2369 wird von die- sem eine Arbeit des zweiten oder dritten Jahrhunderts ge- nannt, hat also, auch abgesehen von der verdächtigen Ab- kürzung des Namens, mit dem Künstler des Germanicus nichts
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0515"n="498"/>
folgender Weise: „Die Arbeit am Gesichte und am Ohr ist<lb/>
vortrefflich und ersteres mit einer ausserordentlichen Zartheit<lb/>
und Weichheit behandelt. Das Haar ist in den vielfältig ge-<lb/>
legten Locken frei, leicht und schön gearbeitet. Die Buch-<lb/>
staben sind, da der Camee kein kleiner Stein von gewöhn-<lb/>
licher Grösse war, nichts weniger als ängstlich und mühsam,<lb/>
sondern frei und ungesucht gebildet.‟ Nur Stephani (bei<lb/>
Köhler S. 362) möchte die Annahme eines Künstlernamens<lb/>
trotz der Gleichzeitigkeit des Bildes und der Inschrift nicht<lb/>
für hinreichend gesichert halten, aus keinem andern Grunde,<lb/>
als weil die Buchstaben vertieft geschnitten sind. Allein be-<lb/>
trachten wir nur den Gebrauch der gesammten antiken Epi-<lb/>
graphik, so erscheint es viel auffälliger, auf Cameen über-<lb/>
haupt erhaben geschnittene Buchstaben zu finden, als dass<lb/>
das umgekehrte Verfahren irgendwie Anstoss erregen könnte.<lb/>
Auf dem Steine des Epitynchanos aber wüsste ich kaum eine<lb/>
Stelle, wo eine erhabene Inschrift hätte Platz finden können,<lb/>
ohne dem Eindrucke des Bildes wesentlichen Eintrag zu<lb/>
thun.</p><lb/><p>Beiläufig ist zu erwähnen, dass das Kupfer bei Gori<lb/>
irrthümlich <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign> darbietet, was Veranlassung zur An-<lb/>
nahme eines Steinschneiders Spitynchas bei Sillig gegeben<lb/>
hat. Eben so ist die Inschrift <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign> bei<lb/>
Clarac p. 254; C. I. 7185 eine offenbare Corruption der Gem-<lb/>
meninschrift, welche gewiss auch der Fälschung Ligorio’s bei<lb/>
Gudius p. 50, 9; C. I. 6145: <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign> zu<lb/>
Grunde liegt. Die von Einigen vermuthete Identität unseres<lb/>
Epitynchanus mit dem Aurifex aus dem Columbarium der<lb/>
Livia ([Bianchini, p. 49, n. 129]; Gori 151, n. 115) lässt sich<lb/>
nicht beweisen.</p><lb/><p>Ausser diesem Steine citirt Murr (Bibl. glypt.) p. 75:<lb/>
Venus et Cupidon. Un triomphe, avec ce nom, worüber nichts<lb/>
weiter bekannt ist. — Ein Germanicus mit der Inschrift<lb/><foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign> nach einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 11250<lb/>
ist wahrscheinlich eine Copie; ein Mercur auf dem Adler des<lb/>
Jupiter mit der gleichen Inschrift <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign>, ebenfalls nach<lb/>
einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 2369 wird von die-<lb/>
sem eine Arbeit des zweiten oder dritten Jahrhunderts ge-<lb/>
nannt, hat also, auch abgesehen von der verdächtigen Ab-<lb/>
kürzung des Namens, mit dem Künstler des Germanicus nichts<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[498/0515]
folgender Weise: „Die Arbeit am Gesichte und am Ohr ist
vortrefflich und ersteres mit einer ausserordentlichen Zartheit
und Weichheit behandelt. Das Haar ist in den vielfältig ge-
legten Locken frei, leicht und schön gearbeitet. Die Buch-
staben sind, da der Camee kein kleiner Stein von gewöhn-
licher Grösse war, nichts weniger als ängstlich und mühsam,
sondern frei und ungesucht gebildet.‟ Nur Stephani (bei
Köhler S. 362) möchte die Annahme eines Künstlernamens
trotz der Gleichzeitigkeit des Bildes und der Inschrift nicht
für hinreichend gesichert halten, aus keinem andern Grunde,
als weil die Buchstaben vertieft geschnitten sind. Allein be-
trachten wir nur den Gebrauch der gesammten antiken Epi-
graphik, so erscheint es viel auffälliger, auf Cameen über-
haupt erhaben geschnittene Buchstaben zu finden, als dass
das umgekehrte Verfahren irgendwie Anstoss erregen könnte.
Auf dem Steine des Epitynchanos aber wüsste ich kaum eine
Stelle, wo eine erhabene Inschrift hätte Platz finden können,
ohne dem Eindrucke des Bildes wesentlichen Eintrag zu
thun.
Beiläufig ist zu erwähnen, dass das Kupfer bei Gori
irrthümlich _ darbietet, was Veranlassung zur An-
nahme eines Steinschneiders Spitynchas bei Sillig gegeben
hat. Eben so ist die Inschrift _ bei
Clarac p. 254; C. I. 7185 eine offenbare Corruption der Gem-
meninschrift, welche gewiss auch der Fälschung Ligorio’s bei
Gudius p. 50, 9; C. I. 6145: _ zu
Grunde liegt. Die von Einigen vermuthete Identität unseres
Epitynchanus mit dem Aurifex aus dem Columbarium der
Livia ([Bianchini, p. 49, n. 129]; Gori 151, n. 115) lässt sich
nicht beweisen.
Ausser diesem Steine citirt Murr (Bibl. glypt.) p. 75:
Venus et Cupidon. Un triomphe, avec ce nom, worüber nichts
weiter bekannt ist. — Ein Germanicus mit der Inschrift
_ nach einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 11250
ist wahrscheinlich eine Copie; ein Mercur auf dem Adler des
Jupiter mit der gleichen Inschrift _ , ebenfalls nach
einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 2369 wird von die-
sem eine Arbeit des zweiten oder dritten Jahrhunderts ge-
nannt, hat also, auch abgesehen von der verdächtigen Ab-
kürzung des Namens, mit dem Künstler des Germanicus nichts
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/515>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.