Inschrift muss daher zu den am besten beglaubigten gerech- net werden.
Auf einem Irrthume scheint mir die Note Stephani's (bei Köhler S. 293) zu beruhen: "Der Kopfschmuck kann nicht füglich Diadem genannt werden; eher könnte man ihn als vom Hinterkopfe nach vorn gelegte Haarflechten auffassen, die allerdings so gebildet sind, dass man glauben kann, es sei eine Perlenschnur eingeflochten. Cades (33, 217), dem auch R. Rochette Lettre a Mr. Schorn p. 142 folgt, erklärt den Kopf für eine Sabina." Stephani spricht hier offenbar von dem Kopf V, 471 der spätern Numerirung, von dem ich nicht weiss, ob er sich ebenfalls in Petersburg befindet: die- ser aber ist rechts hin gewendet, die Inschrift findet sich hinter dem Kopfe, nicht wie auf dem Steine des Ursinus vor dem Halse; die weitere Bezeichnung LAVR . MED fehlt ganz, und nichts was Köhler von dem Charakter jenes Kopfes sagt, passt auf diesen: es ist ein ausgesprochen römisches Bildniss und allerdings nicht ohne Aehnlichkeit mit Sabina; die Arbeit sehr elegant und präcis, so dass die Inschrift da- neben fast zu derb erscheint und ich daher das Urtheil über ihre Echtheit zunächst gern dem überlasse, der Gelegenheit hat, den Stein selbst zu prüfen.
Ein anderer Stein mit der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] war wenig- stens schon im siebzehnten Jahrhundert bekannt, wie wir durch die Publication Canini's im J. 1669 wissen. Es ist ein Carneol des florentiner Museums, den vorher Ippolito Vitel- leschi und zu Canini's Zeit der Marchese Antonio Tassi be- sass: Canini Iconogr. t. 3; Stosch t. 38; [Gori Mus. Flor. II, t. 2, 3]; Bracci II, t. 81; Winck. Descr. IV, 90. Hören wir zuerst, wie Köhler S. 156 über diesen Stein urtheilt: "Der Kopf auf diesem abendländischen nicht schönen Car- neol, den ich zu Florenz mehrmals untersucht habe, kann keine alte Arbeit sein. Dieses beweist die Rohheit der Er- findung, die sich gar übel ausnehmenden, vielmehr zottigen, als straubigen Kopf- und Barthaare, ferner die geschmack- lose Beifügung des unverhältnissmässigen Diadems oder der Hauptbinde, welche nicht das Haupt umgiebt, sondern bei- nahe ausserhalb desselben angebracht ist. Endlich ist der ganze Einschnitt auf dieser Gemme unvollendet aus den Hän- den des Künstlers gekommen, und, was. man nie an einem
Inschrift muss daher zu den am besten beglaubigten gerech- net werden.
Auf einem Irrthume scheint mir die Note Stephani’s (bei Köhler S. 293) zu beruhen: „Der Kopfschmuck kann nicht füglich Diadem genannt werden; eher könnte man ihn als vom Hinterkopfe nach vorn gelegte Haarflechten auffassen, die allerdings so gebildet sind, dass man glauben kann, es sei eine Perlenschnur eingeflochten. Cades (33, 217), dem auch R. Rochette Lettre à Mr. Schorn p. 142 folgt, erklärt den Kopf für eine Sabina.‟ Stephani spricht hier offenbar von dem Kopf V, 471 der spätern Numerirung, von dem ich nicht weiss, ob er sich ebenfalls in Petersburg befindet: die- ser aber ist rechts hin gewendet, die Inschrift findet sich hinter dem Kopfe, nicht wie auf dem Steine des Ursinus vor dem Halse; die weitere Bezeichnung LAVR . MED fehlt ganz, und nichts was Köhler von dem Charakter jenes Kopfes sagt, passt auf diesen: es ist ein ausgesprochen römisches Bildniss und allerdings nicht ohne Aehnlichkeit mit Sabina; die Arbeit sehr elegant und präcis, so dass die Inschrift da- neben fast zu derb erscheint und ich daher das Urtheil über ihre Echtheit zunächst gern dem überlasse, der Gelegenheit hat, den Stein selbst zu prüfen.
Ein anderer Stein mit der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] war wenig- stens schon im siebzehnten Jahrhundert bekannt, wie wir durch die Publication Canini’s im J. 1669 wissen. Es ist ein Carneol des florentiner Museums, den vorher Ippolito Vitel- leschi und zu Canini’s Zeit der Marchese Antonio Tassi be- sass: Canini Iconogr. t. 3; Stosch t. 38; [Gori Mus. Flor. II, t. 2, 3]; Bracci II, t. 81; Winck. Descr. IV, 90. Hören wir zuerst, wie Köhler S. 156 über diesen Stein urtheilt: „Der Kopf auf diesem abendländischen nicht schönen Car- neol, den ich zu Florenz mehrmals untersucht habe, kann keine alte Arbeit sein. Dieses beweist die Rohheit der Er- findung, die sich gar übel ausnehmenden, vielmehr zottigen, als straubigen Kopf- und Barthaare, ferner die geschmack- lose Beifügung des unverhältnissmässigen Diadems oder der Hauptbinde, welche nicht das Haupt umgiebt, sondern bei- nahe ausserhalb desselben angebracht ist. Endlich ist der ganze Einschnitt auf dieser Gemme unvollendet aus den Hän- den des Künstlers gekommen, und, was. man nie an einem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0525"n="508"/>
Inschrift muss daher zu den am besten beglaubigten gerech-<lb/>
net werden.</p><lb/><p>Auf einem Irrthume scheint mir die Note Stephani’s (bei<lb/>
Köhler S. 293) zu beruhen: „Der Kopfschmuck kann nicht<lb/>
füglich Diadem genannt werden; eher könnte man ihn als<lb/>
vom Hinterkopfe nach vorn gelegte Haarflechten auffassen,<lb/>
die allerdings so gebildet sind, dass man glauben kann, es<lb/>
sei eine Perlenschnur eingeflochten. Cades (33, 217), dem<lb/>
auch R. Rochette Lettre à Mr. Schorn p. 142 folgt, erklärt<lb/>
den Kopf für eine Sabina.‟ Stephani spricht hier offenbar<lb/>
von dem Kopf V, 471 der spätern Numerirung, von dem ich<lb/>
nicht weiss, ob er sich ebenfalls in Petersburg befindet: die-<lb/>
ser aber ist rechts hin gewendet, die Inschrift findet sich<lb/>
hinter dem Kopfe, nicht wie auf dem Steine des Ursinus vor<lb/>
dem Halse; die weitere Bezeichnung <hirendition="#i">LAVR . MED</hi> fehlt<lb/>
ganz, und nichts was Köhler von dem Charakter jenes Kopfes<lb/>
sagt, passt auf diesen: es ist ein ausgesprochen römisches<lb/>
Bildniss und allerdings nicht ohne Aehnlichkeit mit Sabina;<lb/>
die Arbeit sehr elegant und präcis, so dass die Inschrift da-<lb/>
neben fast zu derb erscheint und ich daher das Urtheil über<lb/>
ihre Echtheit zunächst gern dem überlasse, der Gelegenheit<lb/>
hat, den Stein selbst zu prüfen.</p><lb/><p>Ein anderer Stein mit der Inschrift <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="words"/></foreign> war wenig-<lb/>
stens schon im siebzehnten Jahrhundert bekannt, wie wir<lb/>
durch die Publication Canini’s im J. 1669 wissen. Es ist ein<lb/>
Carneol des florentiner Museums, den vorher Ippolito Vitel-<lb/>
leschi und zu Canini’s Zeit der Marchese Antonio Tassi be-<lb/>
sass: Canini Iconogr. t. 3; Stosch t. 38; [Gori Mus. Flor.<lb/>
II, t. 2, 3]; Bracci II, t. 81; Winck. Descr. IV, 90. Hören<lb/>
wir zuerst, wie Köhler S. 156 über diesen Stein urtheilt:<lb/>„Der Kopf auf diesem abendländischen nicht schönen Car-<lb/>
neol, den ich zu Florenz mehrmals untersucht habe, kann<lb/>
keine alte Arbeit sein. Dieses beweist die Rohheit der Er-<lb/>
findung, die sich gar übel ausnehmenden, vielmehr zottigen,<lb/>
als straubigen Kopf- und Barthaare, ferner die geschmack-<lb/>
lose Beifügung des unverhältnissmässigen Diadems oder der<lb/>
Hauptbinde, welche nicht das Haupt umgiebt, sondern bei-<lb/>
nahe ausserhalb desselben angebracht ist. Endlich ist der<lb/>
ganze Einschnitt auf dieser Gemme unvollendet aus den Hän-<lb/>
den des Künstlers gekommen, und, was. man nie an einem<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[508/0525]
Inschrift muss daher zu den am besten beglaubigten gerech-
net werden.
Auf einem Irrthume scheint mir die Note Stephani’s (bei
Köhler S. 293) zu beruhen: „Der Kopfschmuck kann nicht
füglich Diadem genannt werden; eher könnte man ihn als
vom Hinterkopfe nach vorn gelegte Haarflechten auffassen,
die allerdings so gebildet sind, dass man glauben kann, es
sei eine Perlenschnur eingeflochten. Cades (33, 217), dem
auch R. Rochette Lettre à Mr. Schorn p. 142 folgt, erklärt
den Kopf für eine Sabina.‟ Stephani spricht hier offenbar
von dem Kopf V, 471 der spätern Numerirung, von dem ich
nicht weiss, ob er sich ebenfalls in Petersburg befindet: die-
ser aber ist rechts hin gewendet, die Inschrift findet sich
hinter dem Kopfe, nicht wie auf dem Steine des Ursinus vor
dem Halse; die weitere Bezeichnung LAVR . MED fehlt
ganz, und nichts was Köhler von dem Charakter jenes Kopfes
sagt, passt auf diesen: es ist ein ausgesprochen römisches
Bildniss und allerdings nicht ohne Aehnlichkeit mit Sabina;
die Arbeit sehr elegant und präcis, so dass die Inschrift da-
neben fast zu derb erscheint und ich daher das Urtheil über
ihre Echtheit zunächst gern dem überlasse, der Gelegenheit
hat, den Stein selbst zu prüfen.
Ein anderer Stein mit der Inschrift _ war wenig-
stens schon im siebzehnten Jahrhundert bekannt, wie wir
durch die Publication Canini’s im J. 1669 wissen. Es ist ein
Carneol des florentiner Museums, den vorher Ippolito Vitel-
leschi und zu Canini’s Zeit der Marchese Antonio Tassi be-
sass: Canini Iconogr. t. 3; Stosch t. 38; [Gori Mus. Flor.
II, t. 2, 3]; Bracci II, t. 81; Winck. Descr. IV, 90. Hören
wir zuerst, wie Köhler S. 156 über diesen Stein urtheilt:
„Der Kopf auf diesem abendländischen nicht schönen Car-
neol, den ich zu Florenz mehrmals untersucht habe, kann
keine alte Arbeit sein. Dieses beweist die Rohheit der Er-
findung, die sich gar übel ausnehmenden, vielmehr zottigen,
als straubigen Kopf- und Barthaare, ferner die geschmack-
lose Beifügung des unverhältnissmässigen Diadems oder der
Hauptbinde, welche nicht das Haupt umgiebt, sondern bei-
nahe ausserhalb desselben angebracht ist. Endlich ist der
ganze Einschnitt auf dieser Gemme unvollendet aus den Hän-
den des Künstlers gekommen, und, was. man nie an einem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/525>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.