Die am längsten bekannte Gemme, auf der man diesen Na- men zu lesen glaubte, ist ein kleiner Carneol des florentiner Museums, früher im Besitz Leonardo Agostini's: Gemm. I, t. 41 (1686); Canini Iconogr. n. 92; Maffei Gemm. I, t. 87; Stosch t. 8; [Gori Mus. flor. II, 2, 2]; Bracci I, t. 10; [Lip- pert III, 102]; Raspe 2868; Köhler S. 61. Dargestellt ist ein lorbeerbekränzter unbärtiger Profilkopf, in dem man theils Apollo, theils Herakles oder auch den Kopf eines Athleten zu erkennen geglaubt hat. Welche Benennung den Vorzug verdient, mag ich nicht entscheiden. Eben so schwer ist es aber, über die Inschrift ein bestimmtes Urtheil abzugeben, die sich hinter dem Kopfe befindet. Dass sie nicht [fremdsprachliches Material - fehlt] lautet, hat Köhler im Widerspruch fast mit allen Früheren behauptet (nur Canini giebt [fremdsprachliches Material - fehlt]) und ist darüber von R. Rochette (Lettre a Mr. Schorn p. 111) und Clarac p. 27 heftig angegriffen worden. Er sagt: "Ich bin ferner der Meinung, dass die einzige Art, wie diese sehr kleine Schrift [fremdsprachliches Material - fehlt], im Falle sie wirklich alt und echt ist, gelesen werden kann, [fremdsprachliches Material - fehlt] ist, das ist "den Gott von Delos", oder "den delischen Gott", wobei man verstehen muss "se- het ihr hier", oder "verehre ich"; ein auf griechischen Mün- zen sehr gewöhnliches Verfahren, von ähnlichen kurzen Sätzen bloss den Hauptgegenstand im Accusativ zu schrei- ben." Gewöhnlich ist nun dieses Verfahren trotz der Be- merkung Stephani's (bei Köhler S. 262 und 249) gewiss nicht, und ich zweifle, ob sich die vorgeschlagene Deutung über- haupt hinlänglich begründen lässt. Dagegen muss ich Köh- ler's Ansicht über die Lesung der Inschrift dahin bestätigen, dass auf einem guten Cades'schen Abdrucke der erste Buch- stabe deutlich [fremdsprachliches Material - fehlt] ist. Wie demnach auch die Inschrift zu deuten sein mag: den Namen eines Steinsehneiders Allion enthält sie nicht; und alle Steine, welche später bekannt wurden und einen solchen enthalten, sind also mit doppelter Vorsicht zu betrachten; und wenn sich grammatisch die Form [fremdsprachliches Material - fehlt] noch rechtfertigen lässt (Letronne: Ann. dell' Inst. XVII, p. 268), so ist dagegen [fremdsprachliches Material - fehlt] auch von dieser Seite gewichtigen Bedenken unterworfen. Dies gilt zunächst von einem Camee mit demselben oder einem ähnlichen Kopfe und der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] bei Raspe 2833. Ferner werden
Allion.
Die am längsten bekannte Gemme, auf der man diesen Na- men zu lesen glaubte, ist ein kleiner Carneol des florentiner Museums, früher im Besitz Leonardo Agostini’s: Gemm. I, t. 41 (1686); Canini Iconogr. n. 92; Maffei Gemm. I, t. 87; Stosch t. 8; [Gori Mus. flor. II, 2, 2]; Bracci I, t. 10; [Lip- pert III, 102]; Raspe 2868; Köhler S. 61. Dargestellt ist ein lorbeerbekränzter unbärtiger Profilkopf, in dem man theils Apollo, theils Herakles oder auch den Kopf eines Athleten zu erkennen geglaubt hat. Welche Benennung den Vorzug verdient, mag ich nicht entscheiden. Eben so schwer ist es aber, über die Inschrift ein bestimmtes Urtheil abzugeben, die sich hinter dem Kopfe befindet. Dass sie nicht [fremdsprachliches Material – fehlt] lautet, hat Köhler im Widerspruch fast mit allen Früheren behauptet (nur Canini giebt [fremdsprachliches Material – fehlt]) und ist darüber von R. Rochette (Lettre à Mr. Schorn p. 111) und Clarac p. 27 heftig angegriffen worden. Er sagt: „Ich bin ferner der Meinung, dass die einzige Art, wie diese sehr kleine Schrift [fremdsprachliches Material – fehlt], im Falle sie wirklich alt und echt ist, gelesen werden kann, [fremdsprachliches Material – fehlt] ist, das ist „den Gott von Delos‟, oder „den delischen Gott‟, wobei man verstehen muss „se- het ihr hier‟, oder „verehre ich‟; ein auf griechischen Mün- zen sehr gewöhnliches Verfahren, von ähnlichen kurzen Sätzen bloss den Hauptgegenstand im Accusativ zu schrei- ben.‟ Gewöhnlich ist nun dieses Verfahren trotz der Be- merkung Stephani’s (bei Köhler S. 262 und 249) gewiss nicht, und ich zweifle, ob sich die vorgeschlagene Deutung über- haupt hinlänglich begründen lässt. Dagegen muss ich Köh- ler’s Ansicht über die Lesung der Inschrift dahin bestätigen, dass auf einem guten Cades’schen Abdrucke der erste Buch- stabe deutlich [fremdsprachliches Material – fehlt] ist. Wie demnach auch die Inschrift zu deuten sein mag: den Namen eines Steinsehneiders Allion enthält sie nicht; und alle Steine, welche später bekannt wurden und einen solchen enthalten, sind also mit doppelter Vorsicht zu betrachten; und wenn sich grammatisch die Form [fremdsprachliches Material – fehlt] noch rechtfertigen lässt (Letronne: Ann. dell’ Inst. XVII, p. 268), so ist dagegen [fremdsprachliches Material – fehlt] auch von dieser Seite gewichtigen Bedenken unterworfen. Dies gilt zunächst von einem Camee mit demselben oder einem ähnlichen Kopfe und der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] bei Raspe 2833. Ferner werden
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Allion.
Die am längsten bekannte Gemme, auf der man diesen Na-
men zu lesen glaubte, ist ein kleiner Carneol des florentiner
Museums, früher im Besitz Leonardo Agostini’s: Gemm. I,
t. 41 (1686); Canini Iconogr. n. 92; Maffei Gemm. I, t. 87;
Stosch t. 8; [Gori Mus. flor. II, 2, 2]; Bracci I, t. 10; [Lip-
pert III, 102]; Raspe 2868; Köhler S. 61. Dargestellt ist ein
lorbeerbekränzter unbärtiger Profilkopf, in dem man theils
Apollo, theils Herakles oder auch den Kopf eines Athleten
zu erkennen geglaubt hat. Welche Benennung den Vorzug
verdient, mag ich nicht entscheiden. Eben so schwer ist es
aber, über die Inschrift ein bestimmtes Urtheil abzugeben,
die sich hinter dem Kopfe befindet. Dass sie nicht _
lautet, hat Köhler im Widerspruch fast mit allen Früheren
behauptet (nur Canini giebt _ ) und ist darüber von
R. Rochette (Lettre à Mr. Schorn p. 111) und Clarac p. 27
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oder „den delischen Gott‟, wobei man verstehen muss „se-
het ihr hier‟, oder „verehre ich‟; ein auf griechischen Mün-
zen sehr gewöhnliches Verfahren, von ähnlichen kurzen
Sätzen bloss den Hauptgegenstand im Accusativ zu schrei-
ben.‟ Gewöhnlich ist nun dieses Verfahren trotz der Be-
merkung Stephani’s (bei Köhler S. 262 und 249) gewiss nicht,
und ich zweifle, ob sich die vorgeschlagene Deutung über-
haupt hinlänglich begründen lässt. Dagegen muss ich Köh-
ler’s Ansicht über die Lesung der Inschrift dahin bestätigen,
dass auf einem guten Cades’schen Abdrucke der erste Buch-
stabe deutlich _ ist. Wie demnach auch die Inschrift zu
deuten sein mag: den Namen eines Steinsehneiders Allion
enthält sie nicht; und alle Steine, welche später bekannt
wurden und einen solchen enthalten, sind also mit doppelter
Vorsicht zu betrachten; und wenn sich grammatisch die Form
_ noch rechtfertigen lässt (Letronne: Ann. dell’ Inst.
XVII, p. 268), so ist dagegen _ auch von dieser
Seite gewichtigen Bedenken unterworfen. Dies gilt zunächst
von einem Camee mit demselben oder einem ähnlichen Kopfe
und der Inschrift _ bei Raspe 2833. Ferner werden
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/611>, abgerufen am 24.11.2024.
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