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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Begebniß zum höchsten/ und sagte Herkules. Die Nahmen und Zeit benennungen geben
gnug an den Tag/ daß den von uns erschlagenen Räubern diese vermeynete Ehren Ge-
dächtnis auffgerichtet worden; warumb man aber solche Taht XL Rittern zuschreiben
wollen/ ist mir unwissend/ es geschähe dann aus großpralerey/ den Buben ein so viel grös-
ser Ansehen zu machen/ welches ich doch wenig achte/ und nur nachsinne/ wer immer und
ewig so verwägen seyn dürffen/ diese Steine herzusetzen/ und zwar ohn Vorwissen der
Landes Obrigkeit; muhtmasse daher/ es müsse eine grosse Menge der verschwornen Räu-
ber obhanden/ und vielleicht wol gar in der nähe seyn; angesehen/ daß in so kurzer Zeit die-
ses alles nicht allein geschwinde verfertiget/ sondern auch auffgerichtet ist. Ich weiß nicht/
antwortete der Stathalter/ ob dieses ein verzaubertes oder wahrhafftes Werk ist; dann
Römische Untertahnen haben diese Bilder ja nit öffentlich hauen/ vielweniger die Dräu-
ung der Rache hinzusetzen dürffen; daher ich wähne/ dem Römischen Reiche stehe eine
grosse annoch verdeckete Gefahr vor/ welches etlicher massen aus des Orgetorix reden ge-
gen meine Tochter/ erscheinet. Der junge Fabius sahe ohngefehr an einem grossen Bau-
me eine weisse steinerne Taffel blänken/ ging hinzu/ und lase daran folgenden Inhalt: Diß
sind die sechs unehrliche Ritter/ welche durch die Hände der Helden vor ihrem Tode auffgeopffert sind.
Er rief die andern herzu/ es zu lesen/ sahe über sich/ und ward sechs auffgehenkter Leichnam
gewahr/ die endlich vor seine Reuter erkennet wurden/ welche Herkules und Ladisla bey
seinem unvorsichtigen Anfall erschlagen hatten/ und nachgehends in die Erde verscharren
lassen/ welche wieder außgegraben/ und an diesen Baum geknüpffet wahren. Als Ladisla
sie besahe/ sagte er: Ohn zweifel haben die Uhrheber dieses Werks ihre Auffmerker in Pa-
dua/ welche ihnen alle Beschaffenheit wol werden eingebracht haben/ daß also der blosse
Hochmuht ihnen diese Lügen eingeblasen hat. Niemand wahr bestürzter hierüber/ als Fr.
Sophia/ und gedauchte sie/ die Steine müsten in der Nähe gearbeitet/ und heimlich herzu-
gebracht seyn/ worüber sie zu ihrem Vater sagete: Jezt erkenne ich erst meine grosse Ge-
fahr/ in welcher ich dazumahl gestecket; dann solte ein grösser Hauffe Räuber den damah-
ligen Verlauff erfahren haben/ und ihnen Hülffe geleistet/ hätten wir alle das Leben einbüs-
sen müssen. Sie ging aber fleissig umher/ ob sie nicht irgendwo ein Merkmahl antreffen
möchte/ wodurch man der Sache bessere Kundschafft einzöge; nnd ward endlich nach
fleissiger Nachspürung gewahr/ daß nach der linken seite des Gehölzes inwarz/ das Graß
sehr zutreten wahr/ und eine Wagenleise/ die fast gar zugescharret/ sich etlicher massen ver-
nehmen ließ; welches sie jhrem Ladisla anzeigete/ und bey ihm anhielt/ etliche von den Reu-
tern außzusenden/ die dem Wege nachgingen/ und bericht einhohleten. Aber Herkules/ der
mit gleichmässigen Gedanken umging/ sagte: der Sinn trüge ihm etwas sonderliches zu;
wolte demnach die ganze ritterliche Geselschafft freundlich ermahnet haben/ ihr Gewehr
zu beobachten/ und redete den Stathalter also an: Hochmögender Herr/ mir zweifelt nit/
diese ganze Landschafft/ wo nicht der Käyserliche Stuel selbst/ sey einer grossen räuberischen
Geselschafft zur Beute außerkohren/ so daß erster Zeit/ ehe und bevor der Rauch auffgehet/
ein hellbrennendes Feur Städte und Dörffer verzehren möchte; und wer weiß/ ob dasselbe
nicht alhier in der Nähe unter der Asche glimmet/ daß mans durch gute Vorsicht dämpf-
fen könte/ ehe es hervor gescharret würde; und ob gleich unsere Geselschaft klein und gerin-

ge ist/
R ij

Erſtes Buch.
Begebniß zum hoͤchſten/ und ſagte Herkules. Die Nahmen und Zeit benennungen geben
gnug an den Tag/ daß den von uns erſchlagenen Raͤubern dieſe vermeynete Ehren Ge-
daͤchtnis auffgerichtet worden; warumb man aber ſolche Taht XL Rittern zuſchreiben
wollen/ iſt mir unwiſſend/ es geſchaͤhe dann aus großpralerey/ den Buben ein ſo viel groͤſ-
ſer Anſehen zu machen/ welches ich doch wenig achte/ und nur nachſinne/ wer immer und
ewig ſo verwaͤgen ſeyn duͤrffen/ dieſe Steine herzuſetzen/ und zwar ohn Vorwiſſen der
Landes Obrigkeit; muhtmaſſe daher/ es muͤſſe eine groſſe Menge der verſchwornen Raͤu-
ber obhanden/ und vielleicht wol gar in der naͤhe ſeyn; angeſehen/ daß in ſo kurzer Zeit die-
ſes alles nicht allein geſchwinde verfertiget/ ſondern auch auffgerichtet iſt. Ich weiß nicht/
antwortete der Stathalter/ ob dieſes ein verzaubertes oder wahrhafftes Werk iſt; dann
Roͤmiſche Untertahnen haben dieſe Bilder ja nit oͤffentlich hauen/ vielweniger die Draͤu-
ung der Rache hinzuſetzen duͤrffen; daher ich waͤhne/ dem Roͤmiſchen Reiche ſtehe eine
groſſe annoch verdeckete Gefahr vor/ welches etlicher maſſen aus des Orgetorix reden ge-
gen meine Tochter/ erſcheinet. Der junge Fabius ſahe ohngefehr an einem groſſen Bau-
me eine weiſſe ſteinerne Taffel blaͤnken/ ging hinzu/ und laſe daran folgenden Inhalt: Diß
ſind die ſechs unehrliche Ritter/ welche durch die Haͤnde der Helden vor ihrem Tode auffgeopffert ſind.
Er rief die andern herzu/ es zu leſen/ ſahe uͤber ſich/ und ward ſechs auffgehenkter Leichnam
gewahr/ die endlich vor ſeine Reuter erkennet wurden/ welche Herkules und Ladiſla bey
ſeinem unvorſichtigen Anfall erſchlagen hatten/ und nachgehends in die Erde verſcharꝛen
laſſen/ welche wieder außgegraben/ und an dieſen Baum geknuͤpffet wahren. Als Ladiſla
ſie beſahe/ ſagte er: Ohn zweifel haben die Uhrheber dieſes Werks ihre Auffmerker in Pa-
dua/ welche ihnen alle Beſchaffenheit wol werden eingebracht haben/ daß alſo der bloſſe
Hochmuht ihnen dieſe Luͤgen eingeblaſen hat. Niemand wahr beſtuͤrzter hieruͤber/ als Fr.
Sophia/ und gedauchte ſie/ die Steine muͤſten in der Naͤhe gearbeitet/ und heimlich herzu-
gebracht ſeyn/ woruͤber ſie zu ihrem Vater ſagete: Jezt erkenne ich erſt meine groſſe Ge-
fahr/ in welcher ich dazumahl geſtecket; dann ſolte ein groͤſſer Hauffe Raͤuber den damah-
ligen Verlauff erfahren haben/ und ihnen Huͤlffe geleiſtet/ haͤtten wir alle das Leben einbuͤſ-
ſen muͤſſen. Sie ging aber fleiſſig umher/ ob ſie nicht irgendwo ein Merkmahl antreffen
moͤchte/ wodurch man der Sache beſſere Kundſchafft einzoͤge; nnd ward endlich nach
fleiſſiger Nachſpuͤrung gewahr/ daß nach der linken ſeite des Gehoͤlzes inwarz/ das Graß
ſehr zutreten wahr/ und eine Wagenleiſe/ die faſt gar zugeſcharret/ ſich etlicher maſſen ver-
nehmen ließ; welches ſie jhrem Ladiſla anzeigete/ und bey ihm anhielt/ etliche von den Reu-
tern außzuſenden/ die dem Wege nachgingen/ und bericht einhohleten. Aber Herkules/ deꝛ
mit gleichmaͤſſigen Gedanken umging/ ſagte: der Sinn truͤge ihm etwas ſonderliches zu;
wolte demnach die ganze ritterliche Geſelſchafft freundlich ermahnet haben/ ihr Gewehr
zu beobachten/ und redete den Stathalter alſo an: Hochmoͤgender Herr/ mir zweifelt nit/
dieſe ganze Landſchafft/ wo nicht der Kaͤyſerliche Stuel ſelbſt/ ſey einer groſſen raͤuberiſchẽ
Geſelſchafft zur Beute außerkohren/ ſo daß erſter Zeit/ ehe und bevor der Rauch auffgehet/
ein hellbrennendes Feur Staͤdte und Doͤrffer verzehren moͤchte; und wer weiß/ ob daſſelbe
nicht alhier in der Naͤhe unter der Aſche glimmet/ daß mans durch gute Vorſicht daͤmpf-
fen koͤnte/ ehe es hervor geſcharret wuͤrde; und ob gleich unſeꝛe Geſelſchaft klein und gerin-

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[131/0169] Erſtes Buch. Begebniß zum hoͤchſten/ und ſagte Herkules. Die Nahmen und Zeit benennungen geben gnug an den Tag/ daß den von uns erſchlagenen Raͤubern dieſe vermeynete Ehren Ge- daͤchtnis auffgerichtet worden; warumb man aber ſolche Taht XL Rittern zuſchreiben wollen/ iſt mir unwiſſend/ es geſchaͤhe dann aus großpralerey/ den Buben ein ſo viel groͤſ- ſer Anſehen zu machen/ welches ich doch wenig achte/ und nur nachſinne/ wer immer und ewig ſo verwaͤgen ſeyn duͤrffen/ dieſe Steine herzuſetzen/ und zwar ohn Vorwiſſen der Landes Obrigkeit; muhtmaſſe daher/ es muͤſſe eine groſſe Menge der verſchwornen Raͤu- ber obhanden/ und vielleicht wol gar in der naͤhe ſeyn; angeſehen/ daß in ſo kurzer Zeit die- ſes alles nicht allein geſchwinde verfertiget/ ſondern auch auffgerichtet iſt. Ich weiß nicht/ antwortete der Stathalter/ ob dieſes ein verzaubertes oder wahrhafftes Werk iſt; dann Roͤmiſche Untertahnen haben dieſe Bilder ja nit oͤffentlich hauen/ vielweniger die Draͤu- ung der Rache hinzuſetzen duͤrffen; daher ich waͤhne/ dem Roͤmiſchen Reiche ſtehe eine groſſe annoch verdeckete Gefahr vor/ welches etlicher maſſen aus des Orgetorix reden ge- gen meine Tochter/ erſcheinet. Der junge Fabius ſahe ohngefehr an einem groſſen Bau- me eine weiſſe ſteinerne Taffel blaͤnken/ ging hinzu/ und laſe daran folgenden Inhalt: Diß ſind die ſechs unehrliche Ritter/ welche durch die Haͤnde der Helden vor ihrem Tode auffgeopffert ſind. Er rief die andern herzu/ es zu leſen/ ſahe uͤber ſich/ und ward ſechs auffgehenkter Leichnam gewahr/ die endlich vor ſeine Reuter erkennet wurden/ welche Herkules und Ladiſla bey ſeinem unvorſichtigen Anfall erſchlagen hatten/ und nachgehends in die Erde verſcharꝛen laſſen/ welche wieder außgegraben/ und an dieſen Baum geknuͤpffet wahren. Als Ladiſla ſie beſahe/ ſagte er: Ohn zweifel haben die Uhrheber dieſes Werks ihre Auffmerker in Pa- dua/ welche ihnen alle Beſchaffenheit wol werden eingebracht haben/ daß alſo der bloſſe Hochmuht ihnen dieſe Luͤgen eingeblaſen hat. Niemand wahr beſtuͤrzter hieruͤber/ als Fr. Sophia/ und gedauchte ſie/ die Steine muͤſten in der Naͤhe gearbeitet/ und heimlich herzu- gebracht ſeyn/ woruͤber ſie zu ihrem Vater ſagete: Jezt erkenne ich erſt meine groſſe Ge- fahr/ in welcher ich dazumahl geſtecket; dann ſolte ein groͤſſer Hauffe Raͤuber den damah- ligen Verlauff erfahren haben/ und ihnen Huͤlffe geleiſtet/ haͤtten wir alle das Leben einbuͤſ- ſen muͤſſen. Sie ging aber fleiſſig umher/ ob ſie nicht irgendwo ein Merkmahl antreffen moͤchte/ wodurch man der Sache beſſere Kundſchafft einzoͤge; nnd ward endlich nach fleiſſiger Nachſpuͤrung gewahr/ daß nach der linken ſeite des Gehoͤlzes inwarz/ das Graß ſehr zutreten wahr/ und eine Wagenleiſe/ die faſt gar zugeſcharret/ ſich etlicher maſſen ver- nehmen ließ; welches ſie jhrem Ladiſla anzeigete/ und bey ihm anhielt/ etliche von den Reu- tern außzuſenden/ die dem Wege nachgingen/ und bericht einhohleten. Aber Herkules/ deꝛ mit gleichmaͤſſigen Gedanken umging/ ſagte: der Sinn truͤge ihm etwas ſonderliches zu; wolte demnach die ganze ritterliche Geſelſchafft freundlich ermahnet haben/ ihr Gewehr zu beobachten/ und redete den Stathalter alſo an: Hochmoͤgender Herr/ mir zweifelt nit/ dieſe ganze Landſchafft/ wo nicht der Kaͤyſerliche Stuel ſelbſt/ ſey einer groſſen raͤuberiſchẽ Geſelſchafft zur Beute außerkohren/ ſo daß erſter Zeit/ ehe und bevor der Rauch auffgehet/ ein hellbrennendes Feur Staͤdte und Doͤrffer verzehren moͤchte; und wer weiß/ ob daſſelbe nicht alhier in der Naͤhe unter der Aſche glimmet/ daß mans durch gute Vorſicht daͤmpf- fen koͤnte/ ehe es hervor geſcharret wuͤrde; und ob gleich unſeꝛe Geſelſchaft klein und gerin- ge iſt/ R ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/169>, abgerufen am 22.12.2024.