Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
ster auff angesetzetes Heyrahtkest allhier erscheinen würde/ solte mir ein solches die höchste Vergnü-
gung bringen. Ich gelebe der Zuver sicht/ meine Fr. Mutter werde mich keine Fehlbitte/ wo immer mög-
lich/ tuhn lassen/ welche nebest meiner auch herzgeliebeten Frl. Schwester von meinem Herkules Kind-
und Brüderlich gegrüsset wird; dessen Vergnügung über meine Heyraht/ aus beygelegeten Beylager-
Getichten (wahren die/ welche am 113 und folgendem Blade stehen) kan erkennet werden.
Geschrieben zu Padua am XXII. Tage des April Monats/ von Eurer Mütterlichen Gnaden gehor-
samstem Sohn Ladisla.

Die Königin ward dieser Zeitung über auß hoch erfreuet/ ließ die Reichs Rähte und
Herren Pribisla vor sich ruffen/ und sagete zu ihnen: Geliebte Freunde/ ich habe von eurem
künfftigen Könige meinem herzlieben Sohne ein beliebtes Schreiben empfangen/ welches
allen Schrecken des kaum vergangenen grausamen Donnerwetters mir benommen hat/
möchte zwar wünschen/ daß unsere Gesanten noch alhie währen/ doch werden wir sie nicht
dürffen zurük fodern/ wann sie nur der verspochenen Eyle sich erinnern möchten; reichete
ihnen hiemit das Schreiben/ dessen Inhalt ihnen grosse Vergnügung brachte/ und frage-
te Pribisla/ warumb das Fräulein nicht gegenwärtig währe. Ach/ sagete die Königin/ ih-
re Abwesenheit machet/ daß meine Freude nicht recht loßbrechen kan/ massen sie heut früh
mit etlichen Jägerknechten und Reutern hinaus auff die Jagt geritten/ und noch nicht zu
Hause kommen ist; fürchte sehr/ daß sie etwa von dem Gewitter beschädiget/ oder sonst zu
Unfal kommen sey; das leidige Jagen ist ihr ja von ihrem höchst Seel. Herr Vater leyder
angeerbet/ wovon sie nicht kan abgehalten werden/ dessen ich mich nicht wenig bekümmere.
Niemand wolte sie mißtrösten/ nur daß sie alle wünscheten/ ein Mittel zu erfinden/ daß das
Fräulein von dieser Ubung könte abgezogen werden/ und hielt der Kanzler vor rahtsam/ dz
etliche außgeschickt würden/ ihr nachzuforschen/ ob sie irgend wegen des harten Donner-
wetters sich in einem Dorffe verspätet haben möchte. Als sie noch hievon redeten/ trat sie
mit ihren pfützenassen Kleidern ins Gemach/ und gab durch ihre todten-bleiche Farbe
gnug zu verstehen/ daß es nach ihrem behagen nicht ergangen wahr. Die Mutter empfing
sie mit zimlich harten worten/ und sagte; Geliebtes Kind/ wie machestu mir doch so man-
nichley Angst und herzleyd mit deinem verfluchten Jagen; bedenke doch daß mein gelieb-
ter Sohn Herkules auff der Jagt gefangen/ ja dein Herr Vater gar drauff umbkommen/
und sein Leben elendig eingebüsset hat; drumb so laß doch ab von dieser/ meines erachtens/
unlustigen und gefährlichen Lust/ damit ich nicht mehr Bekümmernis daher einnehmen
dürffe. Das Fräulein ward bestürtzet/ daß in der Reichs Rähte gegenwart die Mutter ihr
so hart zuredete/ daher sie anfangs bedenken trug/ ihre außgestandene grosse Gefahr zuer-
zählen; die Königin aber fuhr also fort: Wie sehe ich dich so bleich/ naß und Ungestalt/
mein Kind? gilt wo du nicht in Lebensgefahr gestecket hast/ und mit grosser Mühe erhal-
ten bist? davor ich dann den Göttern billich danke. Ich weiß fast selber nicht/ herzliebe Fr.
Mutter/ antwortete sie/ ob ich den heutigen Tag/ unter die Glüklichen oder Unglüklichen
schreiben sol; sonst muß ich wol gestehen/ daß mir Zeit meines Lebens/ Wetter und Men-
schen nie so hefftig/ als eben heut zugesetzet/ so daß ich mich wundere/ wie ich der grausamen
Verfolgung habe entgehen können. Die Königin entsetzete sich vor solcher Rede/ hub
die Hände auff gen Himmel und sagete; Nun ihr hülffreichen gütigen Götter/ ich danke
euch vor diese heutige Rettung/ und daß ihr der unbedachtsamen Jugend eure kräfftige

Hand

Erſtes Buch.
ſter auff angeſetzetes Heyrahtkeſt allhier erſcheinen wuͤrde/ ſolte mir ein ſolches die hoͤchſte Vergnuͤ-
gung bringen. Ich gelebe der Zuver ſicht/ meine Fr. Mutter werde mich keine Fehlbitte/ wo im̃er moͤg-
lich/ tuhn laſſen/ welche nebeſt meiner auch herzgeliebeten Frl. Schweſter von meinem Herkules Kind-
und Bruͤderlich gegruͤſſet wird; deſſen Vergnuͤgung uͤber meine Heyraht/ aus beygelegeten Beylager-
Getichten (wahren die/ welche am 113 und folgendem Blade ſtehen) kan erkennet werden.
Geſchrieben zu Padua am XXII. Tage des April Monats/ von Eurer Muͤtterlichen Gnaden gehor-
ſamſtem Sohn Ladiſla.

Die Koͤnigin ward dieſer Zeitung uͤber auß hoch erfreuet/ ließ die Reichs Raͤhte und
Herren Pribiſla voꝛ ſich ruffen/ und ſagete zu ihnen: Geliebte Freunde/ ich habe von eurem
kuͤnfftigen Koͤnige meinem herzlieben Sohne ein beliebtes Schreiben empfangẽ/ welches
allen Schrecken des kaum vergangenen grauſamen Donnerwetters mir benommen hat/
moͤchte zwar wuͤnſchen/ daß unſere Geſanten noch alhie waͤhꝛen/ doch werden wir ſie nicht
duͤrffen zuruͤk fodern/ wann ſie nur der verſpochenen Eyle ſich erinnern moͤchten; reichete
ihnen hiemit das Schreiben/ deſſen Inhalt ihnen groſſe Vergnuͤgung brachte/ und frage-
te Pribiſla/ warumb das Fraͤulein nicht gegenwaͤrtig waͤhre. Ach/ ſagete die Koͤnigin/ ih-
re Abweſenheit machet/ daß meine Freude nicht recht loßbrechen kan/ maſſen ſie heut fruͤh
mit etlichen Jaͤgerknechten und Reutern hinaus auff die Jagt geritten/ und noch nicht zu
Hauſe kommen iſt; fuͤrchte ſehr/ daß ſie etwa von dem Gewitter beſchaͤdiget/ oder ſonſt zu
Unfal kommen ſey; das leidige Jagen iſt ihr ja von ihrem hoͤchſt Seel. Herr Vater leyder
angeerbet/ wovon ſie nicht kan abgehalten werden/ deſſen ich mich nicht wenig bekuͤm̃ere.
Niemand wolte ſie mißtroͤſten/ nur daß ſie alle wuͤnſcheten/ ein Mittel zu erfinden/ daß das
Fraͤulein von dieſer Ubung koͤnte abgezogen werden/ und hielt der Kanzler vor rahtſam/ dz
etliche außgeſchickt wuͤrden/ ihr nachzuforſchen/ ob ſie irgend wegen des harten Donner-
wetters ſich in einem Dorffe verſpaͤtet haben moͤchte. Als ſie noch hievon redeten/ trat ſie
mit ihren pfuͤtzenaſſen Kleidern ins Gemach/ und gab durch ihre todten-bleiche Farbe
gnug zu verſtehen/ daß es nach ihrem behagen nicht ergangen wahr. Die Mutter empfing
ſie mit zimlich harten worten/ und ſagte; Geliebtes Kind/ wie macheſtu mir doch ſo man-
nichley Angſt und herzleyd mit deinem verfluchten Jagen; bedenke doch daß mein gelieb-
ter Sohn Herkules auff der Jagt gefangen/ ja dein Herr Vater gar drauff umbkommen/
und ſein Leben elendig eingebuͤſſet hat; drumb ſo laß doch ab von dieſer/ meines erachtens/
unluſtigen und gefaͤhrlichen Luſt/ damit ich nicht mehr Bekuͤmmernis daher einnehmen
duͤrffe. Das Fraͤulein ward beſtuͤrtzet/ daß in der Reichs Raͤhte gegenwart die Mutter ihr
ſo hart zuredete/ daher ſie anfangs bedenken trug/ ihre außgeſtandene groſſe Gefahr zuer-
zaͤhlen; die Koͤnigin aber fuhr alſo fort: Wie ſehe ich dich ſo bleich/ naß und Ungeſtalt/
mein Kind? gilt wo du nicht in Lebensgefahr geſtecket haſt/ und mit groſſer Muͤhe erhal-
ten biſt? davor ich dann den Goͤttern billich danke. Ich weiß faſt ſelber nicht/ herzliebe Fr.
Mutter/ antwortete ſie/ ob ich den heutigen Tag/ unter die Gluͤklichen oder Ungluͤklichen
ſchreiben ſol; ſonſt muß ich wol geſtehen/ daß mir Zeit meines Lebens/ Wetter und Men-
ſchen nie ſo hefftig/ als eben heut zugeſetzet/ ſo daß ich mich wundere/ wie ich der grauſamẽ
Verfolgung habe entgehen koͤnnen. Die Koͤnigin entſetzete ſich vor ſolcher Rede/ hub
die Haͤnde auff gen Himmel und ſagete; Nun ihr huͤlffreichen guͤtigen Goͤtter/ ich danke
euch vor dieſe heutige Rettung/ und daß ihr der unbedachtſamen Jugend eure kraͤfftige

Hand
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0253" n="215"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ter auff ange&#x017F;etzetes Heyrahtke&#x017F;t allhier er&#x017F;cheinen wu&#x0364;rde/ &#x017F;olte mir ein &#x017F;olches die ho&#x0364;ch&#x017F;te Vergnu&#x0364;-<lb/>
gung bringen. Ich gelebe der Zuver &#x017F;icht/ meine Fr. Mutter werde mich keine Fehlbitte/ wo im&#x0303;er mo&#x0364;g-<lb/>
lich/ tuhn la&#x017F;&#x017F;en/ welche nebe&#x017F;t meiner auch herzgeliebeten Frl. Schwe&#x017F;ter von meinem Herkules Kind-<lb/>
und Bru&#x0364;derlich gegru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et wird; de&#x017F;&#x017F;en Vergnu&#x0364;gung u&#x0364;ber meine Heyraht/ aus beygelegeten Beylager-<lb/>
Getichten (wahren die/ welche am 113 und folgendem Blade &#x017F;tehen) kan erkennet werden.<lb/>
Ge&#x017F;chrieben zu Padua am <hi rendition="#aq">XXII.</hi> Tage des April Monats/ von Eurer Mu&#x0364;tterlichen Gnaden gehor-<lb/>
&#x017F;am&#x017F;tem Sohn Ladi&#x017F;la.</p><lb/>
        <p>Die Ko&#x0364;nigin ward die&#x017F;er Zeitung u&#x0364;ber auß hoch erfreuet/ ließ die Reichs Ra&#x0364;hte und<lb/>
Herren Pribi&#x017F;la vo&#xA75B; &#x017F;ich ruffen/ und &#x017F;agete zu ihnen: Geliebte Freunde/ ich habe von eurem<lb/>
ku&#x0364;nfftigen Ko&#x0364;nige meinem herzlieben Sohne ein beliebtes Schreiben empfange&#x0303;/ welches<lb/>
allen Schrecken des kaum vergangenen grau&#x017F;amen Donnerwetters mir benommen hat/<lb/>
mo&#x0364;chte zwar wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß un&#x017F;ere Ge&#x017F;anten noch alhie wa&#x0364;h&#xA75B;en/ doch werden wir &#x017F;ie nicht<lb/>
du&#x0364;rffen zuru&#x0364;k fodern/ wann &#x017F;ie nur der ver&#x017F;pochenen Eyle &#x017F;ich erinnern mo&#x0364;chten; reichete<lb/>
ihnen hiemit das Schreiben/ de&#x017F;&#x017F;en Inhalt ihnen gro&#x017F;&#x017F;e Vergnu&#x0364;gung brachte/ und frage-<lb/>
te Pribi&#x017F;la/ warumb das Fra&#x0364;ulein nicht gegenwa&#x0364;rtig wa&#x0364;hre. Ach/ &#x017F;agete die Ko&#x0364;nigin/ ih-<lb/>
re Abwe&#x017F;enheit machet/ daß meine Freude nicht recht loßbrechen kan/ ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie heut fru&#x0364;h<lb/>
mit etlichen Ja&#x0364;gerknechten und Reutern hinaus auff die Jagt geritten/ und noch nicht zu<lb/>
Hau&#x017F;e kommen i&#x017F;t; fu&#x0364;rchte &#x017F;ehr/ daß &#x017F;ie etwa von dem Gewitter be&#x017F;cha&#x0364;diget/ oder &#x017F;on&#x017F;t zu<lb/>
Unfal kommen &#x017F;ey; das leidige Jagen i&#x017F;t ihr ja von ihrem ho&#x0364;ch&#x017F;t Seel. Herr Vater leyder<lb/>
angeerbet/ wovon &#x017F;ie nicht kan abgehalten werden/ de&#x017F;&#x017F;en ich mich nicht wenig beku&#x0364;m&#x0303;ere.<lb/>
Niemand wolte &#x017F;ie mißtro&#x0364;&#x017F;ten/ nur daß &#x017F;ie alle wu&#x0364;n&#x017F;cheten/ ein Mittel zu erfinden/ daß das<lb/>
Fra&#x0364;ulein von die&#x017F;er Ubung ko&#x0364;nte abgezogen werden/ und hielt der Kanzler vor raht&#x017F;am/ dz<lb/>
etliche außge&#x017F;chickt wu&#x0364;rden/ ihr nachzufor&#x017F;chen/ ob &#x017F;ie irgend wegen des harten Donner-<lb/>
wetters &#x017F;ich in einem Dorffe ver&#x017F;pa&#x0364;tet haben mo&#x0364;chte. Als &#x017F;ie noch hievon redeten/ trat &#x017F;ie<lb/>
mit ihren pfu&#x0364;tzena&#x017F;&#x017F;en Kleidern ins Gemach/ und gab durch ihre todten-bleiche Farbe<lb/>
gnug zu ver&#x017F;tehen/ daß es nach ihrem behagen nicht ergangen wahr. Die Mutter empfing<lb/>
&#x017F;ie mit zimlich harten worten/ und &#x017F;agte; Geliebtes Kind/ wie mache&#x017F;tu mir doch &#x017F;o man-<lb/>
nichley Ang&#x017F;t und herzleyd mit deinem verfluchten Jagen; bedenke doch daß mein gelieb-<lb/>
ter Sohn Herkules auff der Jagt gefangen/ ja dein Herr Vater gar drauff umbkommen/<lb/>
und &#x017F;ein Leben elendig eingebu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et hat; drumb &#x017F;o laß doch ab von die&#x017F;er/ meines erachtens/<lb/>
unlu&#x017F;tigen und gefa&#x0364;hrlichen Lu&#x017F;t/ damit ich nicht mehr Beku&#x0364;mmernis daher einnehmen<lb/>
du&#x0364;rffe. Das Fra&#x0364;ulein ward be&#x017F;tu&#x0364;rtzet/ daß in der Reichs Ra&#x0364;hte gegenwart die Mutter ihr<lb/>
&#x017F;o hart zuredete/ daher &#x017F;ie anfangs bedenken trug/ ihre außge&#x017F;tandene gro&#x017F;&#x017F;e Gefahr zuer-<lb/>
za&#x0364;hlen; die Ko&#x0364;nigin aber fuhr al&#x017F;o fort: Wie &#x017F;ehe ich dich &#x017F;o bleich/ naß und Unge&#x017F;talt/<lb/>
mein Kind? gilt wo du nicht in Lebensgefahr ge&#x017F;tecket ha&#x017F;t/ und mit gro&#x017F;&#x017F;er Mu&#x0364;he erhal-<lb/>
ten bi&#x017F;t? davor ich dann den Go&#x0364;ttern billich danke. Ich weiß fa&#x017F;t &#x017F;elber nicht/ herzliebe Fr.<lb/>
Mutter/ antwortete &#x017F;ie/ ob ich den heutigen Tag/ unter die Glu&#x0364;klichen oder Unglu&#x0364;klichen<lb/>
&#x017F;chreiben &#x017F;ol; &#x017F;on&#x017F;t muß ich wol ge&#x017F;tehen/ daß mir Zeit meines Lebens/ Wetter und Men-<lb/>
&#x017F;chen nie &#x017F;o hefftig/ als eben heut zuge&#x017F;etzet/ &#x017F;o daß ich mich wundere/ wie ich der grau&#x017F;ame&#x0303;<lb/>
Verfolgung habe entgehen ko&#x0364;nnen. Die Ko&#x0364;nigin ent&#x017F;etzete &#x017F;ich vor &#x017F;olcher Rede/ hub<lb/>
die Ha&#x0364;nde auff gen Himmel und &#x017F;agete; Nun ihr hu&#x0364;lffreichen gu&#x0364;tigen Go&#x0364;tter/ ich danke<lb/>
euch vor die&#x017F;e heutige Rettung/ und daß ihr der unbedacht&#x017F;amen Jugend eure kra&#x0364;fftige<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hand</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0253] Erſtes Buch. ſter auff angeſetzetes Heyrahtkeſt allhier erſcheinen wuͤrde/ ſolte mir ein ſolches die hoͤchſte Vergnuͤ- gung bringen. Ich gelebe der Zuver ſicht/ meine Fr. Mutter werde mich keine Fehlbitte/ wo im̃er moͤg- lich/ tuhn laſſen/ welche nebeſt meiner auch herzgeliebeten Frl. Schweſter von meinem Herkules Kind- und Bruͤderlich gegruͤſſet wird; deſſen Vergnuͤgung uͤber meine Heyraht/ aus beygelegeten Beylager- Getichten (wahren die/ welche am 113 und folgendem Blade ſtehen) kan erkennet werden. Geſchrieben zu Padua am XXII. Tage des April Monats/ von Eurer Muͤtterlichen Gnaden gehor- ſamſtem Sohn Ladiſla. Die Koͤnigin ward dieſer Zeitung uͤber auß hoch erfreuet/ ließ die Reichs Raͤhte und Herren Pribiſla voꝛ ſich ruffen/ und ſagete zu ihnen: Geliebte Freunde/ ich habe von eurem kuͤnfftigen Koͤnige meinem herzlieben Sohne ein beliebtes Schreiben empfangẽ/ welches allen Schrecken des kaum vergangenen grauſamen Donnerwetters mir benommen hat/ moͤchte zwar wuͤnſchen/ daß unſere Geſanten noch alhie waͤhꝛen/ doch werden wir ſie nicht duͤrffen zuruͤk fodern/ wann ſie nur der verſpochenen Eyle ſich erinnern moͤchten; reichete ihnen hiemit das Schreiben/ deſſen Inhalt ihnen groſſe Vergnuͤgung brachte/ und frage- te Pribiſla/ warumb das Fraͤulein nicht gegenwaͤrtig waͤhre. Ach/ ſagete die Koͤnigin/ ih- re Abweſenheit machet/ daß meine Freude nicht recht loßbrechen kan/ maſſen ſie heut fruͤh mit etlichen Jaͤgerknechten und Reutern hinaus auff die Jagt geritten/ und noch nicht zu Hauſe kommen iſt; fuͤrchte ſehr/ daß ſie etwa von dem Gewitter beſchaͤdiget/ oder ſonſt zu Unfal kommen ſey; das leidige Jagen iſt ihr ja von ihrem hoͤchſt Seel. Herr Vater leyder angeerbet/ wovon ſie nicht kan abgehalten werden/ deſſen ich mich nicht wenig bekuͤm̃ere. Niemand wolte ſie mißtroͤſten/ nur daß ſie alle wuͤnſcheten/ ein Mittel zu erfinden/ daß das Fraͤulein von dieſer Ubung koͤnte abgezogen werden/ und hielt der Kanzler vor rahtſam/ dz etliche außgeſchickt wuͤrden/ ihr nachzuforſchen/ ob ſie irgend wegen des harten Donner- wetters ſich in einem Dorffe verſpaͤtet haben moͤchte. Als ſie noch hievon redeten/ trat ſie mit ihren pfuͤtzenaſſen Kleidern ins Gemach/ und gab durch ihre todten-bleiche Farbe gnug zu verſtehen/ daß es nach ihrem behagen nicht ergangen wahr. Die Mutter empfing ſie mit zimlich harten worten/ und ſagte; Geliebtes Kind/ wie macheſtu mir doch ſo man- nichley Angſt und herzleyd mit deinem verfluchten Jagen; bedenke doch daß mein gelieb- ter Sohn Herkules auff der Jagt gefangen/ ja dein Herr Vater gar drauff umbkommen/ und ſein Leben elendig eingebuͤſſet hat; drumb ſo laß doch ab von dieſer/ meines erachtens/ unluſtigen und gefaͤhrlichen Luſt/ damit ich nicht mehr Bekuͤmmernis daher einnehmen duͤrffe. Das Fraͤulein ward beſtuͤrtzet/ daß in der Reichs Raͤhte gegenwart die Mutter ihr ſo hart zuredete/ daher ſie anfangs bedenken trug/ ihre außgeſtandene groſſe Gefahr zuer- zaͤhlen; die Koͤnigin aber fuhr alſo fort: Wie ſehe ich dich ſo bleich/ naß und Ungeſtalt/ mein Kind? gilt wo du nicht in Lebensgefahr geſtecket haſt/ und mit groſſer Muͤhe erhal- ten biſt? davor ich dann den Goͤttern billich danke. Ich weiß faſt ſelber nicht/ herzliebe Fr. Mutter/ antwortete ſie/ ob ich den heutigen Tag/ unter die Gluͤklichen oder Ungluͤklichen ſchreiben ſol; ſonſt muß ich wol geſtehen/ daß mir Zeit meines Lebens/ Wetter und Men- ſchen nie ſo hefftig/ als eben heut zugeſetzet/ ſo daß ich mich wundere/ wie ich der grauſamẽ Verfolgung habe entgehen koͤnnen. Die Koͤnigin entſetzete ſich vor ſolcher Rede/ hub die Haͤnde auff gen Himmel und ſagete; Nun ihr huͤlffreichen guͤtigen Goͤtter/ ich danke euch vor dieſe heutige Rettung/ und daß ihr der unbedachtſamen Jugend eure kraͤfftige Hand

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/253
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/253>, abgerufen am 22.12.2024.