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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
hin ritte/ und diese Worte redete: Herkules ist verhanden; Worauff sie alsbald stille wurden.
Der Flecken ward außwendig mit XV Mann besetzet/ mit den übrigen ging Herkules zu
fusse nach dem Tohr/ und spürete/ daß es inwendig nicht sonderlich fest verriegelt wahr/
setzeten deswegen ihre Schuldern ingesamt dagegen/ und schoben es auff/ gingen hin/ und
traffen einen alten Mann auff der Gassen an/ welchen Herkules mit freundlichen Worten
fragete/ in was Herberge die Geselschafft mit den ledigen Pferden eingekehret währe. Die-
ser gab zur Antwort: Herr/ sie liegen dort gleich vor euch in jenem Hause/ da ihr die Liech-
ter scheinen sehet. Ladisla fragete weiter/ ob sie alle bey einander in einem Hause währen/
auch wie viel ihrer wol seyn möchten. Mich deucht/ antwortete er/ ich habe ihrer zehne ge-
zählet/ haben wol 50 Pferde bey sich/ und gar ein schönes Weibesbilde/ welche sie ohn zwei-
fel geraubet haben/ nachdem sie sich sehr trostloß bezeiget. Ja sagte Herkules/ freylich haben
sie das gute Mensch gewaltsam entführet/ welches ihnen übel bekommen sol. Wol wol ihr
Herren/ sagte er/ sie werden reiff seyn zur Straffe/ wiewol sie hieran wenig gedenken/ son-
dern mit ihrem Wirte/ der nicht umb ein Haar besser seyn mag als sie/ sich lustig machen/
teilen auch einen treflichen hauffen schönes Goldes unter sich/ wie ich jezt gesehen/ da ich
vor dem Fenster hergangen bin/ und gebe euch Gott das Glük/ diese Buben zuertappen/
welches durch eure Vorsichtigkeit leicht geschehen kan. Gebet euch zu srieden/ sagte Her-
kules/ wir sind von dem Römischen Stathalter zu Padua ausgeschikt/ sie zu fahen/ und zur
gebührlichen Straffe zu zihen/ deßwegen/ da sich etwa über vermuhten ein Aufflauff erre-
gen solte/ so machet es den Inwohnern zuwissen/ daß sie ruhig und ohn furcht seyn/ auch
sich keines dinges annehmen/ damit sie nicht in Ungelegenheit gerahten/ dann haussen vorm
Tohr haben wir eine gute Anzahl Völcker stehen. Ging hierauf mit den seinen gerade fort
und in aller stille/ besetzete das Haus rings umher/ trat hernach selb viere hinein/ öffnete die
Stubentühr/ und wünschete der Geselschafft einen glüklichen Abend. Die Räuber sassen
am Tische/ hatten schon Mahlzeit gehalten/ und zecheten weidlich herumb: Der vornehm-
ste unter ihnen/ den sie vor ihren Häuptman scholten/ saß oben an/ hatte die Jungfer neben
sich/ und suchte durch allerhand freundliche Reden sie zur Fröligkeit zubewägen/ welche ih-
re Zeit mit stetem seuffzen und weinen zubrachte/ und ihr nur den Tod wünschete/ weil sie
wuste/ daß sie dieses frechen Räubers boßhafften Willen zuersättigen/ vorbehalten ward.
Herkules sahe die Jungfer/ und erkennete sie alsbald vor dieselbe/ welche er stets dey dem
Fräulein zu Prag gesehen hatte/ wolte sich aber ihr nicht alsbald offenbaren/ noch die Räu-
ber überfallen/ sondern redete sie freundlich an; er sähe/ daß eine erbare Geselschaft bey ein-
ander währe/ und weil er samt seinen Gefärten von der Reise ermüdet/ und unter dem schwe-
ren Reuter harnische/ welches er zu fusse trüge/ etwas matt worden/ hätte er lust ein Stün-
dichen frölich und guter dinge mit ihnen zu seyn/ insonderheit/ weil es hie so schönes Frau-
enzimmer gäbe. Die Räuber hatten ihr Gewehr neben sich liegen/ verwunderten sich ihrer
stillen Ankunfft/ da sie doch von fuß auff gewapnet wahren/ und ungeachtet ihres widrigen
vorgebens/ ausser Zweifel zu Pferde müsten ankommen seyn; stutzeten daher anfangs/ end-
lich antwortete der vornehmste: er und die seinen hätten in diesem Hause nicht zu gebieten/
und wann sie dem Wirte wilkommen währen/ müsten sie auch friedlich feyn. Der Wirt a-
ber redete alsbald darzwischen/ er hätte sein Haus voll Gäste/ welche alle reisende Kauff-

leute
K k iij

Anderes Buch.
hin ritte/ und dieſe Worte redete: Herkules iſt verhanden; Worauff ſie alsbald ſtille wurdẽ.
Der Flecken ward außwendig mit XV Mann beſetzet/ mit den uͤbrigen ging Herkules zu
fuſſe nach dem Tohr/ und ſpuͤrete/ daß es inwendig nicht ſonderlich feſt verriegelt wahr/
ſetzeten deswegen ihre Schuldern ingeſamt dagegen/ und ſchoben es auff/ gingen hin/ und
traffen einen alten Mann auff der Gaſſen an/ welchen Herkules mit freundlichen Worten
fragete/ in was Herberge die Geſelſchafft mit den ledigẽ Pferden eingekehret waͤhre. Die-
ſer gab zur Antwort: Herr/ ſie liegen dort gleich vor euch in jenem Hauſe/ da ihr die Liech-
ter ſcheinen ſehet. Ladiſla fragete weiter/ ob ſie alle bey einander in einem Hauſe waͤhren/
auch wie viel ihrer wol ſeyn moͤchten. Mich deucht/ antwortete er/ ich habe ihrer zehne ge-
zaͤhlet/ haben wol 50 Pferde bey ſich/ und gar ein ſchoͤnes Weibesbilde/ welche ſie ohn zwei-
fel geraubet haben/ nachdem ſie ſich ſehr troſtloß bezeiget. Ja ſagte Herkules/ freylich habẽ
ſie das gute Menſch gewaltſam entfuͤhret/ welches ihnen uͤbel bekommen ſol. Wol wol ihr
Herren/ ſagte er/ ſie werden reiff ſeyn zur Straffe/ wiewol ſie hieran wenig gedenken/ ſon-
dern mit ihrem Wirte/ der nicht umb ein Haar beſſer ſeyn mag als ſie/ ſich luſtig machen/
teilen auch einen treflichen hauffen ſchoͤnes Goldes unter ſich/ wie ich jezt geſehen/ da ich
vor dem Fenſter hergangen bin/ und gebe euch Gott das Gluͤk/ dieſe Buben zuertappen/
welches durch eure Vorſichtigkeit leicht geſchehen kan. Gebet euch zu ſrieden/ ſagte Her-
kules/ wir ſind von dem Roͤmiſchen Stathalter zu Padua ausgeſchikt/ ſie zu fahen/ uñ zur
gebuͤhrlichen Straffe zu zihen/ deßwegen/ da ſich etwa uͤber vermuhten ein Aufflauff erre-
gen ſolte/ ſo machet es den Inwohnern zuwiſſen/ daß ſie ruhig und ohn furcht ſeyn/ auch
ſich keines dinges annehmen/ damit ſie nicht in Ungelegenheit gerahten/ dañ hauſſen vorm
Tohr haben wir eine gute Anzahl Voͤlcker ſtehen. Ging hierauf mit den ſeinen gerade fort
und in aller ſtille/ beſetzete das Haus rings umher/ trat hernach ſelb viere hinein/ oͤffnete die
Stubentuͤhr/ und wuͤnſchete der Geſelſchafft einen gluͤklichen Abend. Die Raͤuber ſaſſen
am Tiſche/ hatten ſchon Mahlzeit gehalten/ und zecheten weidlich herumb: Der vornehm-
ſte unter ihnen/ den ſie vor ihren Haͤuptman ſcholten/ ſaß oben an/ hatte die Jungfer neben
ſich/ und ſuchte durch allerhand freundliche Reden ſie zur Froͤligkeit zubewaͤgen/ welche ih-
re Zeit mit ſtetem ſeuffzen und weinen zubrachte/ und ihr nur den Tod wuͤnſchete/ weil ſie
wuſte/ daß ſie dieſes frechen Raͤubers boßhafften Willen zuerſaͤttigen/ vorbehalten ward.
Herkules ſahe die Jungfer/ und erkennete ſie alsbald vor dieſelbe/ welche er ſtets dey dem
Fraͤulein zu Prag geſehen hatte/ wolte ſich aber ihr nicht alsbald offenbaren/ noch die Raͤu-
ber uͤberfallen/ ſondern redete ſie freundlich an; er ſaͤhe/ daß eine erbare Geſelſchaft bey ein-
ander waͤhre/ uñ weil er ſamt ſeinen Gefaͤrten von der Reiſe ermuͤdet/ uñ unter dem ſchwe-
ren Reuter harniſche/ welches er zu fuſſe truͤge/ etwas matt worden/ haͤtte er luſt ein Stuͤn-
dichen froͤlich und guter dinge mit ihnen zu ſeyn/ inſonderheit/ weil es hie ſo ſchoͤnes Frau-
enzimmer gaͤbe. Die Raͤuber hatten ihr Gewehr neben ſich liegen/ verwunderten ſich ihreꝛ
ſtillen Ankunfft/ da ſie doch von fuß auff gewapnet wahren/ und ungeachtet ihres widrigen
vorgebens/ auſſer Zweifel zu Pferde muͤſten ankommen ſeyn; ſtutzeten daher anfangs/ end-
lich antwortete der vornehmſte: er und die ſeinen haͤtten in dieſem Hauſe nicht zu gebietẽ/
und wann ſie dem Wirte wilkommen waͤhren/ muͤſten ſie auch friedlich feyn. Der Wirt a-
ber redete alsbald darzwiſchen/ er haͤtte ſein Haus voll Gaͤſte/ welche alle reiſende Kauff-

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[261/0299] Anderes Buch. hin ritte/ und dieſe Worte redete: Herkules iſt verhanden; Worauff ſie alsbald ſtille wurdẽ. Der Flecken ward außwendig mit XV Mann beſetzet/ mit den uͤbrigen ging Herkules zu fuſſe nach dem Tohr/ und ſpuͤrete/ daß es inwendig nicht ſonderlich feſt verriegelt wahr/ ſetzeten deswegen ihre Schuldern ingeſamt dagegen/ und ſchoben es auff/ gingen hin/ und traffen einen alten Mann auff der Gaſſen an/ welchen Herkules mit freundlichen Worten fragete/ in was Herberge die Geſelſchafft mit den ledigẽ Pferden eingekehret waͤhre. Die- ſer gab zur Antwort: Herr/ ſie liegen dort gleich vor euch in jenem Hauſe/ da ihr die Liech- ter ſcheinen ſehet. Ladiſla fragete weiter/ ob ſie alle bey einander in einem Hauſe waͤhren/ auch wie viel ihrer wol ſeyn moͤchten. Mich deucht/ antwortete er/ ich habe ihrer zehne ge- zaͤhlet/ haben wol 50 Pferde bey ſich/ und gar ein ſchoͤnes Weibesbilde/ welche ſie ohn zwei- fel geraubet haben/ nachdem ſie ſich ſehr troſtloß bezeiget. Ja ſagte Herkules/ freylich habẽ ſie das gute Menſch gewaltſam entfuͤhret/ welches ihnen uͤbel bekommen ſol. Wol wol ihr Herren/ ſagte er/ ſie werden reiff ſeyn zur Straffe/ wiewol ſie hieran wenig gedenken/ ſon- dern mit ihrem Wirte/ der nicht umb ein Haar beſſer ſeyn mag als ſie/ ſich luſtig machen/ teilen auch einen treflichen hauffen ſchoͤnes Goldes unter ſich/ wie ich jezt geſehen/ da ich vor dem Fenſter hergangen bin/ und gebe euch Gott das Gluͤk/ dieſe Buben zuertappen/ welches durch eure Vorſichtigkeit leicht geſchehen kan. Gebet euch zu ſrieden/ ſagte Her- kules/ wir ſind von dem Roͤmiſchen Stathalter zu Padua ausgeſchikt/ ſie zu fahen/ uñ zur gebuͤhrlichen Straffe zu zihen/ deßwegen/ da ſich etwa uͤber vermuhten ein Aufflauff erre- gen ſolte/ ſo machet es den Inwohnern zuwiſſen/ daß ſie ruhig und ohn furcht ſeyn/ auch ſich keines dinges annehmen/ damit ſie nicht in Ungelegenheit gerahten/ dañ hauſſen vorm Tohr haben wir eine gute Anzahl Voͤlcker ſtehen. Ging hierauf mit den ſeinen gerade fort und in aller ſtille/ beſetzete das Haus rings umher/ trat hernach ſelb viere hinein/ oͤffnete die Stubentuͤhr/ und wuͤnſchete der Geſelſchafft einen gluͤklichen Abend. Die Raͤuber ſaſſen am Tiſche/ hatten ſchon Mahlzeit gehalten/ und zecheten weidlich herumb: Der vornehm- ſte unter ihnen/ den ſie vor ihren Haͤuptman ſcholten/ ſaß oben an/ hatte die Jungfer neben ſich/ und ſuchte durch allerhand freundliche Reden ſie zur Froͤligkeit zubewaͤgen/ welche ih- re Zeit mit ſtetem ſeuffzen und weinen zubrachte/ und ihr nur den Tod wuͤnſchete/ weil ſie wuſte/ daß ſie dieſes frechen Raͤubers boßhafften Willen zuerſaͤttigen/ vorbehalten ward. Herkules ſahe die Jungfer/ und erkennete ſie alsbald vor dieſelbe/ welche er ſtets dey dem Fraͤulein zu Prag geſehen hatte/ wolte ſich aber ihr nicht alsbald offenbaren/ noch die Raͤu- ber uͤberfallen/ ſondern redete ſie freundlich an; er ſaͤhe/ daß eine erbare Geſelſchaft bey ein- ander waͤhre/ uñ weil er ſamt ſeinen Gefaͤrten von der Reiſe ermuͤdet/ uñ unter dem ſchwe- ren Reuter harniſche/ welches er zu fuſſe truͤge/ etwas matt worden/ haͤtte er luſt ein Stuͤn- dichen froͤlich und guter dinge mit ihnen zu ſeyn/ inſonderheit/ weil es hie ſo ſchoͤnes Frau- enzimmer gaͤbe. Die Raͤuber hatten ihr Gewehr neben ſich liegen/ verwunderten ſich ihreꝛ ſtillen Ankunfft/ da ſie doch von fuß auff gewapnet wahren/ und ungeachtet ihres widrigen vorgebens/ auſſer Zweifel zu Pferde muͤſten ankommen ſeyn; ſtutzeten daher anfangs/ end- lich antwortete der vornehmſte: er und die ſeinen haͤtten in dieſem Hauſe nicht zu gebietẽ/ und wann ſie dem Wirte wilkommen waͤhren/ muͤſten ſie auch friedlich feyn. Der Wirt a- ber redete alsbald darzwiſchen/ er haͤtte ſein Haus voll Gaͤſte/ welche alle reiſende Kauff- leute K k iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/299>, abgerufen am 22.12.2024.