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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Speisen und viel köstliche Weine einkauften/ weil sie im Lande nit rauben durften/ demnach sie
im verwahreten Hafen lagen. Nach verrichtung ihrer geschäfte gingen sie wied' zu Schiffe/
und segelten gegen Osten nach Zypern zu/ da sie auf halben Wege eines Raub Schiffes ge-
wahr wurden/ auff welchem in die hundert wolbewehrte Griechen sich mit ihren Waffen
sehen liessen. Die unsern machten sich alsbald gute Hoffnung zur Beute/ stelleten sich an-
fangs furchtsam/ als wolten sie die Flucht nehmen/ die ihnen durch brechung des Steuers
gehindert würde; liessen auch niemand oben auff dem Schiffe sehen/ als etliche wenige in
Kauffmans Kleidung. Den Griechen gefiel das starke grosse Schiff/ merketen/ daß es
schwer geladen wahr/ und eileten mit grosser Unsinnigkeit auff dasselbe zu/ in meinung/ es
alsbald zuüberwältigen/ und die Beute ohn streit zuerhalten; schrihen ihnen demnach zu/
sie solten sich ergeben/ oder alle in das Meer gestürzet werden. Diese hingegen bahten ümm
Gnade/ wolten ihnen alles gutwillig einliefern/ wann jhnen nur Leben und Freyheit übrig
bleiben möchte; worffen auch ihre Anker aus/ und legten das Schiff feste. Bald wahren
die Griechen fertig/ hefteten die Schiffe zusammen/ legten das Gewehr nider/ nnd wolten
das andere besteigen; diese aber/ da ihnen Zeit dauchte/ drungen wolgewapnet hervor/ fielen
mit aller Macht in das Griechsche Schiff/ und weil sie an Manschafft und guter Ordnung
ihnen viel überlegen wahren/ erhielten sie den Sieg mit leichter Mühe in kurzer Zeit/ er-
schlugen alles was lebendig wahr/ und funden so überaus grosse Schätze an ädlen Stei-
nen/ Gold/ Silber/ und köstlichen Kauffmans Waaren/ daß sie einen ganzen Tag gnug
hatten auszuladen; dann es wahren diese Griechen lange Zeit ausgewesen/ und hatten in
den reichen Indischen Morgenländern allerhand köstliche Sachen/ teils durch Hande-
lung/ teils durch Raub an sich gebracht. Als das Schiff ganz ausgeleeret wahr/ senketen
sie es in den Grund/ überschlugen den Reichtuhm/ und funden/ daß er etliche viel Tonnen
Goldes austrug/ und ihr Geiz völlig ersättiget ward; wolten demnach auff Zypern nicht
fahren/ daher sie sonst noch den lezten Raub zuhohlen willens wahren/ sondern gingen in
das Syrische Meer/ und lendeten zu Tyrus an/ woselbst sie ihr Schiff und Waaren zu Gel-
de macheten/ ihren Knechten doppelten Sold zahleten/ und auff Gelegenheit warteten/ daß
sie in Sicherheit biß an den Eufrat kommen möchten.

Der verliebete Valikules wahr/ wie oberwähnet/ mit Gallus zu Schiffe getreten/
ümb sein verlohrnes Fräulein zusuchen/ wuste doch nicht eigentlich/ wohin die See Räu-
ber ihren Lauff genommen hatten; nur daß er seinem Got vertrauete/ welcher ihn leiten/
und sein Vornehmen beglükseligen würde. Ihr Schiff ländete in unterschiedliche Hafen
Griechenlandes an/ aber niemand wuste ihnen von den See Räubern einige Nachricht
zugeben. Als sie nun nicht weit von Peloponnesus schiffeten/ vernam Valikules/ daß sie
willens währen vorüber zusegeln/ und den Lauff gerade nach Zypern zunehmen/ trat zu dem
Schiffherrn und fragete/ ob ihm nicht gefallen könte/ ihn in dem nähesten Hafen bey Ko-
rinth auszusetzen/ wovor er ihm gerecht seyn wolte. Der Schiffherr gedachte/ er könte da-
selbst vielleicht Handelung antreffen/ ließ sich bereden/ und gegen Zahlung XX Kronen
wahr er ihm zuwillen. Er wahr dessen froh/ massen er wuste/ daß die Christliche Lehre da-
selbst von den Bohten Gottes Paulus fest gepflanzet/ und eine herliche Gemeine Gottes
anzutreffen währe; stieg in dem nähesten Hafen aus/ und begab sich mit Gallus in die Stad.

Sie

Anderes Buch.
Speiſen uñ viel koͤſtliche Weine einkauften/ weil ſie im Lande nit ꝛaubẽ duꝛften/ demnach ſie
im veꝛwahreten Hafen lagen. Nach verrichtung ihrer geſchaͤfte gingẽ ſie wied’ zu Schiffe/
und ſegelten gegen Oſten nach Zypern zu/ da ſie auf halbẽ Wege eines Raub Schiffes ge-
wahr wurden/ auff welchem in die hundert wolbewehrte Griechen ſich mit ihren Waffen
ſehen lieſſen. Die unſern machten ſich alsbald gute Hoffnung zur Beute/ ſtelleten ſich an-
fangs furchtſam/ als wolten ſie die Flucht nehmen/ die ihnen durch brechung des Steuers
gehindert wuͤrde; lieſſen auch niemand oben auff dem Schiffe ſehen/ als etliche wenige in
Kauffmans Kleidung. Den Griechen gefiel das ſtarke groſſe Schiff/ merketen/ daß es
ſchwer geladen wahr/ und eileten mit groſſer Unſinnigkeit auff daſſelbe zu/ in meinung/ es
alsbald zuuͤberwaͤltigen/ und die Beute ohn ſtreit zuerhalten; ſchrihen ihnen demnach zu/
ſie ſolten ſich ergeben/ oder alle in das Meer geſtuͤrzet werden. Dieſe hingegen bahten uͤm̃
Gnade/ wolten ihnen alles gutwillig einliefern/ wann jhnen nur Leben und Freyheit uͤbrig
bleiben moͤchte; worffen auch ihre Anker aus/ und legten das Schiff feſte. Bald wahren
die Griechen fertig/ hefteten die Schiffe zuſammen/ legten das Gewehr nider/ nnd wolten
das andere beſteigen; dieſe abeꝛ/ da ihnen Zeit dauchte/ dꝛungen wolgewapnet heꝛvor/ fielen
mit aller Macht in das Griechſche Schiff/ und weil ſie an Manſchafft uñ guter Ordnung
ihnen viel uͤberlegen wahren/ erhielten ſie den Sieg mit leichter Muͤhe in kurzer Zeit/ er-
ſchlugen alles was lebendig wahr/ und funden ſo uͤberaus groſſe Schaͤtze an aͤdlen Stei-
nen/ Gold/ Silber/ und koͤſtlichen Kauffmans Waaren/ daß ſie einen ganzen Tag gnug
hatten auszuladen; dann es wahren dieſe Griechen lange Zeit ausgeweſen/ und hatten in
den reichen Indiſchen Morgenlaͤndern allerhand koͤſtliche Sachen/ teils durch Hande-
lung/ teils durch Raub an ſich gebracht. Als das Schiff ganz ausgeleeret wahr/ ſenketen
ſie es in den Grund/ uͤbeꝛſchlugen den Reichtuhm/ und funden/ daß er etliche viel Tonnen
Goldes austrug/ und ihr Geiz voͤllig erſaͤttiget ward; wolten demnach auff Zypern nicht
fahren/ daher ſie ſonſt noch den lezten Raub zuhohlen willens wahren/ ſondern gingen in
das Syriſche Meer/ und lendeten zu Tyrus an/ woſelbſt ſie ihr Schiff und Waaren zu Gel-
de macheten/ ihren Knechten doppelten Sold zahleten/ und auff Gelegenheit warteten/ daß
ſie in Sicherheit biß an den Eufrat kommen moͤchten.

Der verliebete Valikules wahr/ wie oberwaͤhnet/ mit Gallus zu Schiffe getreten/
uͤmb ſein verlohrnes Fraͤulein zuſuchen/ wuſte doch nicht eigentlich/ wohin die See Raͤu-
ber ihren Lauff genommen hatten; nur daß er ſeinem Got vertrauete/ welcher ihn leiten/
und ſein Vornehmen begluͤkſeligen wuͤrde. Ihr Schiff laͤndete in unterſchiedliche Hafen
Griechenlandes an/ aber niemand wuſte ihnen von den See Raͤubern einige Nachricht
zugeben. Als ſie nun nicht weit von Peloponneſus ſchiffeten/ vernam Valikules/ daß ſie
willens waͤhren voruͤber zuſegeln/ und den Lauff gerade nach Zypern zunehmẽ/ trat zu dem
Schiffherꝛn und fragete/ ob ihm nicht gefallen koͤnte/ ihn in dem naͤheſten Hafen bey Ko-
rinth auszuſetzen/ wovor er ihm geꝛecht ſeyn wolte. Der Schiffherꝛ gedachte/ er koͤnte da-
ſelbſt vielleicht Handelung antreffen/ ließ ſich bereden/ und gegen Zahlung XX Kronen
wahr er ihm zuwillen. Er wahr deſſen froh/ maſſen er wuſte/ daß die Chriſtliche Lehre da-
ſelbſt von den Bohten Gottes Paulus feſt gepflanzet/ und eine herliche Gemeine Gottes
anzutꝛeffen waͤhꝛe; ſtieg in dem naͤheſten Hafen aus/ uñ begab ſich mit Gallus in die Stad.

Sie
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[304/0342] Anderes Buch. Speiſen uñ viel koͤſtliche Weine einkauften/ weil ſie im Lande nit ꝛaubẽ duꝛften/ demnach ſie im veꝛwahreten Hafen lagen. Nach verrichtung ihrer geſchaͤfte gingẽ ſie wied’ zu Schiffe/ und ſegelten gegen Oſten nach Zypern zu/ da ſie auf halbẽ Wege eines Raub Schiffes ge- wahr wurden/ auff welchem in die hundert wolbewehrte Griechen ſich mit ihren Waffen ſehen lieſſen. Die unſern machten ſich alsbald gute Hoffnung zur Beute/ ſtelleten ſich an- fangs furchtſam/ als wolten ſie die Flucht nehmen/ die ihnen durch brechung des Steuers gehindert wuͤrde; lieſſen auch niemand oben auff dem Schiffe ſehen/ als etliche wenige in Kauffmans Kleidung. Den Griechen gefiel das ſtarke groſſe Schiff/ merketen/ daß es ſchwer geladen wahr/ und eileten mit groſſer Unſinnigkeit auff daſſelbe zu/ in meinung/ es alsbald zuuͤberwaͤltigen/ und die Beute ohn ſtreit zuerhalten; ſchrihen ihnen demnach zu/ ſie ſolten ſich ergeben/ oder alle in das Meer geſtuͤrzet werden. Dieſe hingegen bahten uͤm̃ Gnade/ wolten ihnen alles gutwillig einliefern/ wann jhnen nur Leben und Freyheit uͤbrig bleiben moͤchte; worffen auch ihre Anker aus/ und legten das Schiff feſte. Bald wahren die Griechen fertig/ hefteten die Schiffe zuſammen/ legten das Gewehr nider/ nnd wolten das andere beſteigen; dieſe abeꝛ/ da ihnen Zeit dauchte/ dꝛungen wolgewapnet heꝛvor/ fielen mit aller Macht in das Griechſche Schiff/ und weil ſie an Manſchafft uñ guter Ordnung ihnen viel uͤberlegen wahren/ erhielten ſie den Sieg mit leichter Muͤhe in kurzer Zeit/ er- ſchlugen alles was lebendig wahr/ und funden ſo uͤberaus groſſe Schaͤtze an aͤdlen Stei- nen/ Gold/ Silber/ und koͤſtlichen Kauffmans Waaren/ daß ſie einen ganzen Tag gnug hatten auszuladen; dann es wahren dieſe Griechen lange Zeit ausgeweſen/ und hatten in den reichen Indiſchen Morgenlaͤndern allerhand koͤſtliche Sachen/ teils durch Hande- lung/ teils durch Raub an ſich gebracht. Als das Schiff ganz ausgeleeret wahr/ ſenketen ſie es in den Grund/ uͤbeꝛſchlugen den Reichtuhm/ und funden/ daß er etliche viel Tonnen Goldes austrug/ und ihr Geiz voͤllig erſaͤttiget ward; wolten demnach auff Zypern nicht fahren/ daher ſie ſonſt noch den lezten Raub zuhohlen willens wahren/ ſondern gingen in das Syriſche Meer/ und lendeten zu Tyrus an/ woſelbſt ſie ihr Schiff und Waaren zu Gel- de macheten/ ihren Knechten doppelten Sold zahleten/ und auff Gelegenheit warteten/ daß ſie in Sicherheit biß an den Eufrat kommen moͤchten. Der verliebete Valikules wahr/ wie oberwaͤhnet/ mit Gallus zu Schiffe getreten/ uͤmb ſein verlohrnes Fraͤulein zuſuchen/ wuſte doch nicht eigentlich/ wohin die See Raͤu- ber ihren Lauff genommen hatten; nur daß er ſeinem Got vertrauete/ welcher ihn leiten/ und ſein Vornehmen begluͤkſeligen wuͤrde. Ihr Schiff laͤndete in unterſchiedliche Hafen Griechenlandes an/ aber niemand wuſte ihnen von den See Raͤubern einige Nachricht zugeben. Als ſie nun nicht weit von Peloponneſus ſchiffeten/ vernam Valikules/ daß ſie willens waͤhren voruͤber zuſegeln/ und den Lauff gerade nach Zypern zunehmẽ/ trat zu dem Schiffherꝛn und fragete/ ob ihm nicht gefallen koͤnte/ ihn in dem naͤheſten Hafen bey Ko- rinth auszuſetzen/ wovor er ihm geꝛecht ſeyn wolte. Der Schiffherꝛ gedachte/ er koͤnte da- ſelbſt vielleicht Handelung antreffen/ ließ ſich bereden/ und gegen Zahlung XX Kronen wahr er ihm zuwillen. Er wahr deſſen froh/ maſſen er wuſte/ daß die Chriſtliche Lehre da- ſelbſt von den Bohten Gottes Paulus feſt gepflanzet/ und eine herliche Gemeine Gottes anzutꝛeffen waͤhꝛe; ſtieg in dem naͤheſten Hafen aus/ uñ begab ſich mit Gallus in die Stad. Sie

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/342>, abgerufen am 22.12.2024.