Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
wegen fleissiger Auffsicht gerühmet hat; aber du leichtfertiger Verleumder solt mir zur
gnüge davor büssen/ daß du durch dein Lügenmaul mich zweyer tapfferer Hauptleute/ und
eine ädle Jungfer ihres lieben Bräutigams beraubet hast. Dieser wolte anfangs sich aufs
leugnen begeben/ und als er sahe/ daß etliche anwesende Kriegsknechte ihn überzeugeten/
ersahe er seine Gelegenheit/ wagete einen Sprung/ und entran glüklich aus der Schantze/
und ob ihm gleich etliche nachgeschikt wurden/ ihn zufahen/ wahr er doch so gerader Füsse/
daß er ihnen allen entkam/ hätte auch sonder Zweifel sein Leben gerettet/ wann nicht eine
Schaar Reuter aus Padua ihm begegnet währen/ welche ihn kenneten/ und leicht muht-
masseten/ er würde wegen übelthat davon gestrichen seyn/ nahmen ihn deswegen gefangen/
und führeten ihn mit sich zurük/ da er dem Ober Hauptman eingeliefert ward/ welcher ihm
mit der Folter dräuete/ worauff er alle Mitschuldigen bekennete/ und daß es aus Haß und
Neid geschehen währe/ weil man ihnen diesen fremden vorgezogen hätte. Die Schuldigen
wurden alle nach der Hauptwache geführet/ und sagte Klodius: O der elenden Hochzeit/
da man die Braut mit Trauerkleidern behänget/ und den Bräutigam in einen Todten-
Sarg legen muß! Er ließ aber Alexanders Leichnam auff langen Spiessen zur Stad hin-
ein tragen/ und seine Helle Barte und blutiges Schwert neben ihn her/ da er in eine ansehn-
liche Herberge nidergesetzet/ der Meiländer aber/ andern zum Abscheuh biß gegen Abend
an den Galgen gehenket/ und nachgehends von dem Steckenknecht in die Erde verschar-
ret ward. Er aber ging nach des Stathalters Hof/ und wahr wegen des Unfals sehr betrü-
bet. Frl. Sibylla begegnete ihm im innersten Platze/ und bald nach ihr Fr. Sophia/ welche
ihn frageten/ was er so traurig und schwermühtig wahre/ ob er nicht gedächte/ daß er mor-
gen des Bräutigams nähester Beystand seyn solte. Ach sagte er/ eben darumb bin ich von
Herzen betrübt/ daß die morgende Hochzeit uns durch einen kläglichen fall in ein grosses
Herzleid verkehret ist; Erzählete darauff kürzlich/ was sich zugetragen hatte; dessen sie sehr
leidig wurden/ und alsbald Libussen besuchten/ ihr solches anzudeuten; welche hiedurch ü-
beraus erfreuet ward/ und sich doch nichts merken ließ/ sondern sich neben ihnen traurig
stellete/ und nicht minder als sie/ das Unglük beklagete/ ging auch auff ihre Bitte hin zu ih-
rer Wasen/ es auffs bescheidenste anzubringen/ damit sie sich nicht zu hoch entsetzete/ welche
sie auff ihrem Gemache in zimlicher Verwirrung alleine fand/ und zu ihr sagete: Herzge-
liebete Schwester/ wie seyd ihr so voller Gedanken? Leget ihr etwa bey euch über/ was vor
Kleidung und Schmuk ihr morgen gebrauchen wollet? Ich komme aber anjetzo zu euch/
solche erfreuliche Zeitung anzumelden/ wie ihr sie wünschen möchtet. Ach herzliebe Schwe-
ster/ antwortete sie/ sonderliches Glüks bin ich mir nicht vermuhten/ aber was ist es/ dz mich
so hoch erfreuen sol? Es sind gleich diese Stunde/ sagte sie/ etliche Gesanten von Prage an-
kommen/ nehmlich Herr Stanisla und Herr Struniko eure Anverwanten/ nebest dem al-
ten Wenzesla/ welcher mir in stiller geheim ihre Gegenwart anmelden lassen; sehet/ die wer-
den auff morgenden Ehrentag euch ansehnlichen Beystand leisten können. Ja es ist etwz/
antwortete sie/ wann ein betrübtes Herz dadurch könte erfreuet werden/ wiewol es dannoch
einen Trost bringet. Warumb solte euch ihre Anwesenheit nicht erfreuen? sagte Libussa/
bin ich doch über die masse froh/ daß ich sie sprechen sol; aber ich habe sie euch noch nicht al-
le genennet/ mein lieber Vetter Neda/ euer gewesener Schatz/ ist mit in ihrer Geselschafft.

Hierü-

Drittes Buch.
wegen fleiſſiger Auffſicht geruͤhmet hat; aber du leichtfertiger Verleumder ſolt mir zur
gnuͤge davor buͤſſen/ daß du durch dein Luͤgenmaul mich zweyer tapfferer Hauptleute/ und
eine aͤdle Jungfer ihres lieben Braͤutigams beraubet haſt. Dieſer wolte anfangs ſich aufs
leugnen begeben/ und als er ſahe/ daß etliche anweſende Kriegsknechte ihn uͤberzeugeten/
erſahe er ſeine Gelegenheit/ wagete einen Sprung/ und entran gluͤklich aus der Schantze/
und ob ihm gleich etliche nachgeſchikt wurden/ ihn zufahen/ wahr er doch ſo gerader Fuͤſſe/
daß er ihnen allen entkam/ haͤtte auch ſonder Zweifel ſein Leben gerettet/ wann nicht eine
Schaar Reuter aus Padua ihm begegnet waͤhren/ welche ihn kenneten/ und leicht muht-
maſſeten/ er wuͤrde wegen uͤbelthat davon geſtrichen ſeyn/ nahmen ihn deswegen gefangen/
und fuͤhreten ihn mit ſich zuruͤk/ da er dem Ober Hauptman eingeliefert ward/ welcher ihm
mit der Folter draͤuete/ worauff er alle Mitſchuldigen bekennete/ und daß es aus Haß und
Neid geſchehen waͤhre/ weil man ihnen dieſen fremden vorgezogen haͤtte. Die Schuldigen
wurden alle nach der Hauptwache gefuͤhret/ und ſagte Klodius: O der elenden Hochzeit/
da man die Braut mit Trauerkleidern behaͤnget/ und den Braͤutigam in einen Todten-
Sarg legen muß! Er ließ aber Alexanders Leichnam auff langen Spieſſen zur Stad hin-
ein tragen/ uñ ſeine Helle Barte und blutiges Schwert neben ihn her/ da er in eine anſehn-
liche Herberge nidergeſetzet/ der Meilaͤnder aber/ andern zum Abſcheuh biß gegen Abend
an den Galgen gehenket/ und nachgehends von dem Steckenknecht in die Erde verſchar-
ret ward. Er aber ging nach des Stathalters Hof/ und wahr wegen des Unfals ſehr betruͤ-
bet. Frl. Sibylla begegnete ihm im innerſten Platze/ und bald nach ihr Fr. Sophia/ welche
ihn frageten/ was er ſo traurig und ſchwermuͤhtig wåhre/ ob er nicht gedaͤchte/ daß er mor-
gen des Braͤutigams naͤheſter Beyſtand ſeyn ſolte. Ach ſagte er/ eben darumb bin ich von
Herzen betruͤbt/ daß die morgende Hochzeit uns durch einen klaͤglichen fall in ein groſſes
Herzleid verkehret iſt; Erzaͤhlete darauff kuͤrzlich/ was ſich zugetragen hatte; deſſen ſie ſehr
leidig wurden/ und alsbald Libuſſen beſuchten/ ihr ſolches anzudeuten; welche hiedurch uͤ-
beraus erfreuet ward/ und ſich doch nichts merken ließ/ ſondern ſich neben ihnen traurig
ſtellete/ und nicht minder als ſie/ das Ungluͤk beklagete/ ging auch auff ihre Bitte hin zu ih-
rer Waſen/ es auffs beſcheidenſte anzubringen/ damit ſie ſich nicht zu hoch entſetzete/ welche
ſie auff ihrem Gemache in zimlicher Verwirrung alleine fand/ und zu ihr ſagete: Herzge-
liebete Schweſter/ wie ſeyd ihr ſo voller Gedanken? Leget ihr etwa bey euch uͤber/ was vor
Kleidung und Schmuk ihr morgen gebrauchen wollet? Ich komme aber anjetzo zu euch/
ſolche erfreuliche Zeitung anzumelden/ wie ihr ſie wuͤnſchẽ moͤchtet. Ach herzliebe Schwe-
ſter/ antwortete ſie/ ſonderliches Gluͤks bin ich mir nicht vermuhten/ abeꝛ was iſt es/ dz mich
ſo hoch erfreuen ſol? Es ſind gleich dieſe Stunde/ ſagte ſie/ etliche Geſanten von Prage an-
kommen/ nehmlich Herr Staniſla und Herr Struniko eure Anverwanten/ nebeſt dem al-
ten Wenzeſla/ welcher mir in ſtiller geheim ihre Gegenwart anmeldẽ laſſen; ſehet/ die wer-
den auff morgenden Ehrentag euch anſehnlichen Beyſtand leiſten koͤnnen. Ja es iſt etwz/
antwortete ſie/ wañ ein betruͤbtes Herz dadurch koͤnte erfreuet werden/ wiewol es dannoch
einen Troſt bringet. Warumb ſolte euch ihre Anweſenheit nicht erfreuen? ſagte Libuſſa/
bin ich doch uͤber die maſſe froh/ daß ich ſie ſprechen ſol; aber ich habe ſie euch noch nicht al-
le genennet/ mein lieber Vetter Neda/ euer geweſener Schatz/ iſt mit in ihrer Geſelſchafft.

Hieruͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0546" n="508"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
wegen flei&#x017F;&#x017F;iger Auff&#x017F;icht geru&#x0364;hmet hat; aber du leichtfertiger Verleumder &#x017F;olt mir zur<lb/>
gnu&#x0364;ge davor bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daß du durch dein Lu&#x0364;genmaul mich zweyer tapfferer Hauptleute/ und<lb/>
eine a&#x0364;dle Jungfer ihres lieben Bra&#x0364;utigams beraubet ha&#x017F;t. Die&#x017F;er wolte anfangs &#x017F;ich aufs<lb/>
leugnen begeben/ und als er &#x017F;ahe/ daß etliche anwe&#x017F;ende Kriegsknechte ihn u&#x0364;berzeugeten/<lb/>
er&#x017F;ahe er &#x017F;eine Gelegenheit/ wagete einen Sprung/ und entran glu&#x0364;klich aus der Schantze/<lb/>
und ob ihm gleich etliche nachge&#x017F;chikt wurden/ ihn zufahen/ wahr er doch &#x017F;o gerader Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
daß er ihnen allen entkam/ ha&#x0364;tte auch &#x017F;onder Zweifel &#x017F;ein Leben gerettet/ wann nicht eine<lb/>
Schaar Reuter aus Padua ihm begegnet wa&#x0364;hren/ welche ihn kenneten/ und leicht muht-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;eten/ er wu&#x0364;rde wegen u&#x0364;belthat davon ge&#x017F;trichen &#x017F;eyn/ nahmen ihn deswegen gefangen/<lb/>
und fu&#x0364;hreten ihn mit &#x017F;ich zuru&#x0364;k/ da er dem Ober Hauptman eingeliefert ward/ welcher ihm<lb/>
mit der Folter dra&#x0364;uete/ worauff er alle Mit&#x017F;chuldigen bekennete/ und daß es aus Haß und<lb/>
Neid ge&#x017F;chehen wa&#x0364;hre/ weil man ihnen die&#x017F;en fremden vorgezogen ha&#x0364;tte. Die Schuldigen<lb/>
wurden alle nach der Hauptwache gefu&#x0364;hret/ und &#x017F;agte Klodius: O der elenden Hochzeit/<lb/>
da man die Braut mit Trauerkleidern beha&#x0364;nget/ und den Bra&#x0364;utigam in einen Todten-<lb/>
Sarg legen muß! Er ließ aber Alexanders Leichnam auff langen Spie&#x017F;&#x017F;en zur Stad hin-<lb/>
ein tragen/ un&#x0303; &#x017F;eine Helle Barte und blutiges Schwert neben ihn her/ da er in eine an&#x017F;ehn-<lb/>
liche Herberge niderge&#x017F;etzet/ der Meila&#x0364;nder aber/ andern zum Ab&#x017F;cheuh biß gegen Abend<lb/>
an den Galgen gehenket/ und nachgehends von dem Steckenknecht in die Erde ver&#x017F;char-<lb/>
ret ward. Er aber ging nach des Stathalters Hof/ und wahr wegen des Unfals &#x017F;ehr betru&#x0364;-<lb/>
bet. Frl. Sibylla begegnete ihm im inner&#x017F;ten Platze/ und bald nach ihr Fr. Sophia/ welche<lb/>
ihn frageten/ was er &#x017F;o traurig und &#x017F;chwermu&#x0364;htig wåhre/ ob er nicht geda&#x0364;chte/ daß er mor-<lb/>
gen des Bra&#x0364;utigams na&#x0364;he&#x017F;ter Bey&#x017F;tand &#x017F;eyn &#x017F;olte. Ach &#x017F;agte er/ eben darumb bin ich von<lb/>
Herzen betru&#x0364;bt/ daß die morgende Hochzeit uns durch einen kla&#x0364;glichen fall in ein gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Herzleid verkehret i&#x017F;t; Erza&#x0364;hlete darauff ku&#x0364;rzlich/ was &#x017F;ich zugetragen hatte; de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ehr<lb/>
leidig wurden/ und alsbald Libu&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;uchten/ ihr &#x017F;olches anzudeuten; welche hiedurch u&#x0364;-<lb/>
beraus erfreuet ward/ und &#x017F;ich doch nichts merken ließ/ &#x017F;ondern &#x017F;ich neben ihnen traurig<lb/>
&#x017F;tellete/ und nicht minder als &#x017F;ie/ das Unglu&#x0364;k beklagete/ ging auch auff ihre Bitte hin zu ih-<lb/>
rer Wa&#x017F;en/ es auffs be&#x017F;cheiden&#x017F;te anzubringen/ damit &#x017F;ie &#x017F;ich nicht zu hoch ent&#x017F;etzete/ welche<lb/>
&#x017F;ie auff ihrem Gemache in zimlicher Verwirrung alleine fand/ und zu ihr &#x017F;agete: Herzge-<lb/>
liebete Schwe&#x017F;ter/ wie &#x017F;eyd ihr &#x017F;o voller Gedanken? Leget ihr etwa bey euch u&#x0364;ber/ was vor<lb/>
Kleidung und Schmuk ihr morgen gebrauchen wollet? Ich komme aber anjetzo zu euch/<lb/>
&#x017F;olche erfreuliche Zeitung anzumelden/ wie ihr &#x017F;ie wu&#x0364;n&#x017F;che&#x0303; mo&#x0364;chtet. Ach herzliebe Schwe-<lb/>
&#x017F;ter/ antwortete &#x017F;ie/ &#x017F;onderliches Glu&#x0364;ks bin ich mir nicht vermuhten/ abe&#xA75B; was i&#x017F;t es/ dz mich<lb/>
&#x017F;o hoch erfreuen &#x017F;ol? Es &#x017F;ind gleich die&#x017F;e Stunde/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ etliche Ge&#x017F;anten von Prage an-<lb/>
kommen/ nehmlich Herr Stani&#x017F;la und Herr Struniko eure Anverwanten/ nebe&#x017F;t dem al-<lb/>
ten Wenze&#x017F;la/ welcher mir in &#x017F;tiller geheim ihre Gegenwart anmelde&#x0303; la&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ehet/ die wer-<lb/>
den auff morgenden Ehrentag euch an&#x017F;ehnlichen Bey&#x017F;tand lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen. Ja es i&#x017F;t etwz/<lb/>
antwortete &#x017F;ie/ wan&#x0303; ein betru&#x0364;btes Herz dadurch ko&#x0364;nte erfreuet werden/ wiewol es dannoch<lb/>
einen Tro&#x017F;t bringet. Warumb &#x017F;olte euch ihre Anwe&#x017F;enheit nicht erfreuen? &#x017F;agte Libu&#x017F;&#x017F;a/<lb/>
bin ich doch u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;e froh/ daß ich &#x017F;ie &#x017F;prechen &#x017F;ol; aber ich habe &#x017F;ie euch noch nicht al-<lb/>
le genennet/ mein lieber Vetter Neda/ euer gewe&#x017F;ener Schatz/ i&#x017F;t mit in ihrer Ge&#x017F;el&#x017F;chafft.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hieru&#x0364;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[508/0546] Drittes Buch. wegen fleiſſiger Auffſicht geruͤhmet hat; aber du leichtfertiger Verleumder ſolt mir zur gnuͤge davor buͤſſen/ daß du durch dein Luͤgenmaul mich zweyer tapfferer Hauptleute/ und eine aͤdle Jungfer ihres lieben Braͤutigams beraubet haſt. Dieſer wolte anfangs ſich aufs leugnen begeben/ und als er ſahe/ daß etliche anweſende Kriegsknechte ihn uͤberzeugeten/ erſahe er ſeine Gelegenheit/ wagete einen Sprung/ und entran gluͤklich aus der Schantze/ und ob ihm gleich etliche nachgeſchikt wurden/ ihn zufahen/ wahr er doch ſo gerader Fuͤſſe/ daß er ihnen allen entkam/ haͤtte auch ſonder Zweifel ſein Leben gerettet/ wann nicht eine Schaar Reuter aus Padua ihm begegnet waͤhren/ welche ihn kenneten/ und leicht muht- maſſeten/ er wuͤrde wegen uͤbelthat davon geſtrichen ſeyn/ nahmen ihn deswegen gefangen/ und fuͤhreten ihn mit ſich zuruͤk/ da er dem Ober Hauptman eingeliefert ward/ welcher ihm mit der Folter draͤuete/ worauff er alle Mitſchuldigen bekennete/ und daß es aus Haß und Neid geſchehen waͤhre/ weil man ihnen dieſen fremden vorgezogen haͤtte. Die Schuldigen wurden alle nach der Hauptwache gefuͤhret/ und ſagte Klodius: O der elenden Hochzeit/ da man die Braut mit Trauerkleidern behaͤnget/ und den Braͤutigam in einen Todten- Sarg legen muß! Er ließ aber Alexanders Leichnam auff langen Spieſſen zur Stad hin- ein tragen/ uñ ſeine Helle Barte und blutiges Schwert neben ihn her/ da er in eine anſehn- liche Herberge nidergeſetzet/ der Meilaͤnder aber/ andern zum Abſcheuh biß gegen Abend an den Galgen gehenket/ und nachgehends von dem Steckenknecht in die Erde verſchar- ret ward. Er aber ging nach des Stathalters Hof/ und wahr wegen des Unfals ſehr betruͤ- bet. Frl. Sibylla begegnete ihm im innerſten Platze/ und bald nach ihr Fr. Sophia/ welche ihn frageten/ was er ſo traurig und ſchwermuͤhtig wåhre/ ob er nicht gedaͤchte/ daß er mor- gen des Braͤutigams naͤheſter Beyſtand ſeyn ſolte. Ach ſagte er/ eben darumb bin ich von Herzen betruͤbt/ daß die morgende Hochzeit uns durch einen klaͤglichen fall in ein groſſes Herzleid verkehret iſt; Erzaͤhlete darauff kuͤrzlich/ was ſich zugetragen hatte; deſſen ſie ſehr leidig wurden/ und alsbald Libuſſen beſuchten/ ihr ſolches anzudeuten; welche hiedurch uͤ- beraus erfreuet ward/ und ſich doch nichts merken ließ/ ſondern ſich neben ihnen traurig ſtellete/ und nicht minder als ſie/ das Ungluͤk beklagete/ ging auch auff ihre Bitte hin zu ih- rer Waſen/ es auffs beſcheidenſte anzubringen/ damit ſie ſich nicht zu hoch entſetzete/ welche ſie auff ihrem Gemache in zimlicher Verwirrung alleine fand/ und zu ihr ſagete: Herzge- liebete Schweſter/ wie ſeyd ihr ſo voller Gedanken? Leget ihr etwa bey euch uͤber/ was vor Kleidung und Schmuk ihr morgen gebrauchen wollet? Ich komme aber anjetzo zu euch/ ſolche erfreuliche Zeitung anzumelden/ wie ihr ſie wuͤnſchẽ moͤchtet. Ach herzliebe Schwe- ſter/ antwortete ſie/ ſonderliches Gluͤks bin ich mir nicht vermuhten/ abeꝛ was iſt es/ dz mich ſo hoch erfreuen ſol? Es ſind gleich dieſe Stunde/ ſagte ſie/ etliche Geſanten von Prage an- kommen/ nehmlich Herr Staniſla und Herr Struniko eure Anverwanten/ nebeſt dem al- ten Wenzeſla/ welcher mir in ſtiller geheim ihre Gegenwart anmeldẽ laſſen; ſehet/ die wer- den auff morgenden Ehrentag euch anſehnlichen Beyſtand leiſten koͤnnen. Ja es iſt etwz/ antwortete ſie/ wañ ein betruͤbtes Herz dadurch koͤnte erfreuet werden/ wiewol es dannoch einen Troſt bringet. Warumb ſolte euch ihre Anweſenheit nicht erfreuen? ſagte Libuſſa/ bin ich doch uͤber die maſſe froh/ daß ich ſie ſprechen ſol; aber ich habe ſie euch noch nicht al- le genennet/ mein lieber Vetter Neda/ euer geweſener Schatz/ iſt mit in ihrer Geſelſchafft. Hieruͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/546
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/546>, abgerufen am 22.12.2024.