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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
len zugeführet werden/ welcher sie/ so bald er eine schönere angetroffen/ würde verstossen/
und entweder einer andern zur Magd/ oder seinen Buben zum schändlichen Muhtwillen
übergeben haben; daher hat sie aus zweien bevorstehenden übeln das leichteste erwählen/
und lieber in die ungenehme Ehe/ als jene unwiederbringliche Schande einwilligen müs-
sen/ welches weder ihr noch einiger ehrliebender Mensch ihr verargen wird/ massen in ih-
rer Macht nicht stund/ euch das versprochene zuhalten/ und zweiffele ich nicht/ ihr werdet
ihr lieber Ehre als Schande gönnen/ weil ihr sie doch vor eine verlohrne halten müsset.
Dieser Rede/ ward Neda so traurig/ daß er kein Wort sprechen kunte; die Trähnen drun-
gen ihm häuffig auß den Augen/ und entging ihm alle Krafft so gar/ daß er gezwungen
ward/ sich niderzusetzen/ biß er endlich sich erhohlete/ und folgende Antwort gab: Herzliebe
Jungfer Wase/ ich muß bekennen/ daß sie an ihrer und meiner Seite besser getahn hat/ eine
wiedrige Ehe/ die gebrochen werden kan/ als öffentliche Schande/ die unwiederbringlich
ist/ zuerwählen/ weil ja eines hat seyn müssen; ich aber werde nicht ruhen/ biß ich sie funden/
und von diesem gezwungenen Bande gefreiet habe. Je mein geliebter Vetter/ was reder
ihr da? sagte sie; bey leibe gedenket ein solches nicht; geschehene Dinge sind wol zubeklagen/
aber nicht zu endern; und was woltet ihr euch durch eines andern Wunde selbst ermorden?
es sind ja mehr Weibsbilder in der Welt/ und müste schade seyn/ daß meine Wolfahrt so
gar nur auff einen Grund gebauet währe/ daß nach dessen Hinwich ich zugleich mit drauf
gehen solte; und wie woltet ihr ihm tuhn/ wann sie gestorben währe! woltet ihr in die Erde
steigen und sie wieder hohlen? Ich wolte alsdann sagete er/ keine Stunde nach ihr im Le-
ben bleiben. Ist dann/ fuhr sie fort/ die einige Brela euch nur gerecht und eben? lieber beden-
ket euch eines bessern/ und stehet ab von solchem Irrewahn; sehet da/ ich weiß hieselbst eine
schöne ädle/ Reiche/ Junge/ Tugendhafte Jungfer/ die wil ich euch zufreien. Alles vergeb-
liche gedanken/ antwortete er/ dann mein Geist hat schon vorlängst geschworen/ daß weder
meine Begierden/ noch mein Leib/ einiges Weibsbildes/ ausser meiner Liebsten Brelen
teilhafftig werden sollen. Ein steifer Sinn/ wie ich vernehme/ sagte sie; aber was hätte
ich bey euch verdienet/ wann ich noch ein Mittel wüste/ euch eure Brelen wieder in die Hand
zu spielen? Dieser erboht sich hierauff/ er wolte sich aller seiner Erbschaft willig begeben/
und ihr solche schrifftlich vermachen. Worauff sie ihn nicht länger ängsten wolte/ sondern
zu ihm sagete; Herzlieber Vetter/ ob gleich meine Güter eben so groß nicht sind/ sollen
mich dannoch die Götter behüten/ daß ich euer väterliches Erbe eines Fusses breit schmä-
lern wolte; aber vernehmet vor erst meinen Zustand. Ihr wisset/ daß euer geträuer Freund
Ritter Leches meine Liebe/ eine zimliche Zeit her gesucht hat; die ich ihm allemahl stand-
hafftig versaget/ und mag dessen Ursach euch vielleicht nicht unbewust seyn/ daß nehmlich
seine gnug spöttische Schwester/ meiner bey anderen adelichen Jungfern dermassen ver-
ächtlich gedacht/ als tröge ich mich vergeblich auff ihren Bruder/ dem wol ein ander Glük
bescheret währe; daher ich mir gänzlich vorgenommen hatte/ seinem Ansuchen nimmer-
mehr stat zu geben/ habe ihm doch die Ursach allemahl verschwiegen/ damit Unglük ver-
mieden bliebe; weil er aber neulich in Rettung meiner sich so hefftig bemühete/ hab ich ihn
endlich vor meinen liebsten angenommen; doch ist er mit unserm Könige fortgereiset/ und
hat mir vor weniger Zeit an Gold und Kleinoten viel tausend Kronen wert übergemacht.

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Drittes Buch.
len zugefuͤhret werden/ welcher ſie/ ſo bald er eine ſchoͤnere angetroffen/ wuͤrde verſtoſſen/
und entweder einer andern zur Magd/ oder ſeinen Buben zum ſchaͤndlichen Muhtwillen
uͤbergeben haben; daher hat ſie aus zweien bevorſtehenden uͤbeln das leichteſte erwaͤhlen/
und lieber in die ungenehme Ehe/ als jene unwiederbringliche Schande einwilligen muͤſ-
ſen/ welches weder ihr noch einiger ehrliebender Menſch ihr verargen wird/ maſſen in ih-
rer Macht nicht ſtund/ euch das verſprochene zuhalten/ und zweiffele ich nicht/ ihr werdet
ihr lieber Ehre als Schande goͤnnen/ weil ihr ſie doch vor eine verlohrne halten muͤſſet.
Dieſer Rede/ ward Neda ſo traurig/ daß er kein Wort ſprechen kunte; die Traͤhnen drun-
gen ihm haͤuffig auß den Augen/ und entging ihm alle Krafft ſo gar/ daß er gezwungen
ward/ ſich niderzuſetzen/ biß er endlich ſich erhohlete/ und folgende Antwort gab: Herzliebe
Jungfer Waſe/ ich muß bekennen/ daß ſie an ihrer und meiner Seite beſſer getahn hat/ eine
wiedrige Ehe/ die gebrochen werden kan/ als oͤffentliche Schande/ die unwiederbringlich
iſt/ zuerwaͤhlen/ weil ja eines hat ſeyn muͤſſen; ich aber werde nicht ruhen/ biß ich ſie fundẽ/
und von dieſem gezwungenen Bande gefreiet habe. Je mein geliebter Vetter/ was reder
ihr da? ſagte ſie; bey leibe gedenket ein ſolches nicht; geſchehene Dinge ſind wol zubeklagen/
aber nicht zu endern; und was woltet ihr euch durch eines andern Wunde ſelbſt ermorden?
es ſind ja mehr Weibsbilder in der Welt/ und muͤſte ſchade ſeyn/ daß meine Wolfahrt ſo
gar nur auff einen Grund gebauet waͤhre/ daß nach deſſen Hinwich ich zugleich mit drauf
gehen ſolte; und wie woltet ihr ihm tuhn/ wañ ſie geſtorben waͤhre! woltet ihr in die Erde
ſteigen und ſie wieder hohlen? Ich wolte alsdann ſagete er/ keine Stunde nach ihr im Le-
ben bleiben. Iſt dañ/ fuhr ſie fort/ die einige Brela euch nur gerecht und eben? lieber beden-
ket euch eines beſſern/ und ſtehet ab von ſolchem Irrewahn; ſehet da/ ich weiß hieſelbſt eine
ſchoͤne aͤdle/ Reiche/ Junge/ Tugendhafte Jungfer/ die wil ich euch zufreien. Alles vergeb-
liche gedanken/ antwortete er/ dann mein Geiſt hat ſchon vorlaͤngſt geſchworen/ daß weder
meine Begierden/ noch mein Leib/ einiges Weibsbildes/ auſſer meiner Liebſten Brelen
teilhafftig werden ſollen. Ein ſteifer Sinn/ wie ich vernehme/ ſagte ſie; aber was haͤtte
ich bey euch verdienet/ wañ ich noch ein Mittel wuͤſte/ euch eure Brelen wieder in die Hand
zu ſpielen? Dieſer erboht ſich hierauff/ er wolte ſich aller ſeiner Erbſchaft willig begeben/
und ihr ſolche ſchrifftlich vermachẽ. Worauff ſie ihn nicht laͤnger aͤngſten wolte/ ſondern
zu ihm ſagete; Herzlieber Vetter/ ob gleich meine Guͤter eben ſo groß nicht ſind/ ſollen
mich dannoch die Goͤtter behuͤten/ daß ich euer vaͤterliches Erbe eines Fuſſes breit ſchmaͤ-
lern wolte; aber vernehmet vor erſt meinen Zuſtand. Ihr wiſſet/ daß euer getraͤuer Freund
Ritter Leches meine Liebe/ eine zimliche Zeit her geſucht hat; die ich ihm allemahl ſtand-
hafftig verſaget/ und mag deſſen Urſach euch vielleicht nicht unbewuſt ſeyn/ daß nehmlich
ſeine gnug ſpoͤttiſche Schweſter/ meiner bey anderen adelichen Jungfern dermaſſen ver-
aͤchtlich gedacht/ als troͤge ich mich vergeblich auff ihren Bruder/ dem wol ein ander Gluͤk
beſcheret waͤhre; daher ich mir gaͤnzlich vorgenommen hatte/ ſeinem Anſuchen nimmer-
mehr ſtat zu geben/ habe ihm doch die Urſach allemahl verſchwiegen/ damit Ungluͤk ver-
mieden bliebe; weil er aber neulich in Rettung meiner ſich ſo hefftig bemuͤhete/ hab ich ihn
endlich vor meinen liebſten angenommen; doch iſt er mit unſerm Koͤnige fortgereiſet/ und
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[513/0551] Drittes Buch. len zugefuͤhret werden/ welcher ſie/ ſo bald er eine ſchoͤnere angetroffen/ wuͤrde verſtoſſen/ und entweder einer andern zur Magd/ oder ſeinen Buben zum ſchaͤndlichen Muhtwillen uͤbergeben haben; daher hat ſie aus zweien bevorſtehenden uͤbeln das leichteſte erwaͤhlen/ und lieber in die ungenehme Ehe/ als jene unwiederbringliche Schande einwilligen muͤſ- ſen/ welches weder ihr noch einiger ehrliebender Menſch ihr verargen wird/ maſſen in ih- rer Macht nicht ſtund/ euch das verſprochene zuhalten/ und zweiffele ich nicht/ ihr werdet ihr lieber Ehre als Schande goͤnnen/ weil ihr ſie doch vor eine verlohrne halten muͤſſet. Dieſer Rede/ ward Neda ſo traurig/ daß er kein Wort ſprechen kunte; die Traͤhnen drun- gen ihm haͤuffig auß den Augen/ und entging ihm alle Krafft ſo gar/ daß er gezwungen ward/ ſich niderzuſetzen/ biß er endlich ſich erhohlete/ und folgende Antwort gab: Herzliebe Jungfer Waſe/ ich muß bekennen/ daß ſie an ihrer und meiner Seite beſſer getahn hat/ eine wiedrige Ehe/ die gebrochen werden kan/ als oͤffentliche Schande/ die unwiederbringlich iſt/ zuerwaͤhlen/ weil ja eines hat ſeyn muͤſſen; ich aber werde nicht ruhen/ biß ich ſie fundẽ/ und von dieſem gezwungenen Bande gefreiet habe. Je mein geliebter Vetter/ was reder ihr da? ſagte ſie; bey leibe gedenket ein ſolches nicht; geſchehene Dinge ſind wol zubeklagen/ aber nicht zu endern; und was woltet ihr euch durch eines andern Wunde ſelbſt ermorden? es ſind ja mehr Weibsbilder in der Welt/ und muͤſte ſchade ſeyn/ daß meine Wolfahrt ſo gar nur auff einen Grund gebauet waͤhre/ daß nach deſſen Hinwich ich zugleich mit drauf gehen ſolte; und wie woltet ihr ihm tuhn/ wañ ſie geſtorben waͤhre! woltet ihr in die Erde ſteigen und ſie wieder hohlen? Ich wolte alsdann ſagete er/ keine Stunde nach ihr im Le- ben bleiben. Iſt dañ/ fuhr ſie fort/ die einige Brela euch nur gerecht und eben? lieber beden- ket euch eines beſſern/ und ſtehet ab von ſolchem Irrewahn; ſehet da/ ich weiß hieſelbſt eine ſchoͤne aͤdle/ Reiche/ Junge/ Tugendhafte Jungfer/ die wil ich euch zufreien. Alles vergeb- liche gedanken/ antwortete er/ dann mein Geiſt hat ſchon vorlaͤngſt geſchworen/ daß weder meine Begierden/ noch mein Leib/ einiges Weibsbildes/ auſſer meiner Liebſten Brelen teilhafftig werden ſollen. Ein ſteifer Sinn/ wie ich vernehme/ ſagte ſie; aber was haͤtte ich bey euch verdienet/ wañ ich noch ein Mittel wuͤſte/ euch eure Brelen wieder in die Hand zu ſpielen? Dieſer erboht ſich hierauff/ er wolte ſich aller ſeiner Erbſchaft willig begeben/ und ihr ſolche ſchrifftlich vermachẽ. Worauff ſie ihn nicht laͤnger aͤngſten wolte/ ſondern zu ihm ſagete; Herzlieber Vetter/ ob gleich meine Guͤter eben ſo groß nicht ſind/ ſollen mich dannoch die Goͤtter behuͤten/ daß ich euer vaͤterliches Erbe eines Fuſſes breit ſchmaͤ- lern wolte; aber vernehmet vor erſt meinen Zuſtand. Ihr wiſſet/ daß euer getraͤuer Freund Ritter Leches meine Liebe/ eine zimliche Zeit her geſucht hat; die ich ihm allemahl ſtand- hafftig verſaget/ und mag deſſen Urſach euch vielleicht nicht unbewuſt ſeyn/ daß nehmlich ſeine gnug ſpoͤttiſche Schweſter/ meiner bey anderen adelichen Jungfern dermaſſen ver- aͤchtlich gedacht/ als troͤge ich mich vergeblich auff ihren Bruder/ dem wol ein ander Gluͤk beſcheret waͤhre; daher ich mir gaͤnzlich vorgenommen hatte/ ſeinem Anſuchen nimmer- mehr ſtat zu geben/ habe ihm doch die Urſach allemahl verſchwiegen/ damit Ungluͤk ver- mieden bliebe; weil er aber neulich in Rettung meiner ſich ſo hefftig bemuͤhete/ hab ich ihn endlich vor meinen liebſten angenommen; doch iſt er mit unſerm Koͤnige fortgereiſet/ und hat mir vor weniger Zeit an Gold und Kleinoten viel tauſend Kronen wert uͤbergemacht. O du T t t

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/551>, abgerufen am 22.12.2024.