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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
heit zuwiederstehen nicht bestand währe. Herr Stanisla trat etwas näher; zweiffelte nicht/
es hätte sich der Unfall mit H. Alexandern nicht so ohngefehr zugetragen/ ob man gleich
den unwandelbahren Schluß der himlischen Versehung mit unser blinden Vernunfft
nicht außgrübeln könte; er vor sein Häupt rechnete es dahin/ daß entweder gedachter A-
lexander ihrer nicht wirdig/ oder sie einem andern von den Göttern vorbehalten würde/
deßwegen müste sie in Geduld stehen und bedenken/ daß wie der verstorbene sie anfangs
wieder Recht geraubet/ also hätten die Götter ihn hinwiederumb nach ihrem gefallen durch
den Tod hin rauben lassen. Der alte Wenzesla machte es kurz/ und wie er mit ihr ohndaß
wol bekand wahr/ und gerne zu scherzen pflegete/ wann andere mit ernsthafften Sachen
umbgingen/ sagte er: Griechenland müste den Böhmen die schönsten Jungfrauen nicht
so entführen/ sie möchte gemach tuhn/ und der Trähnen schonen/ es währe noch so man-
nicher junger Ritter in ihrem Vaterlande/ unter welchen sie die Wahl haben/ und den be-
sten außlesen solte. Brela kennete seine Anschläge/ wolte sich daher mit ihm nicht überwerf-
fen/ sondern antwortete auff seine Reden nichts/ nur das sie seiner guten Gesundheit sich
freuete/ und ihn wilkommen hieß. Dieser fuhr in seiner posserey fort/ boht seine Dienste
und alles Vermögen/ was ein grauer Bart vermöchte/ willig an/ wann er nur nicht möch-
te geschüppet und durch den Korb gestürzet werden; daß die gute Jungfer sich kaum des
lachens enthalten kunte/ und zu ihm sagte: Es währe noch zu zeitig von heyrahten zu re-
den/ weil ihr gewesener Bräutigam noch nicht eins beerdiget währe; hätte er sich aber vor
diesem zu Prag so freundlich vernehmen lassen/ würde sie solches Glük schwerlich außge-
schlagenhaben. Freylich/ sagte er/ würdet ihrs nicht außgeschlagen/ sondern wol gar auß-
gepeitschet haben; jedoch/ sagte er zu Neda/ nehmet ihr dieser Schanze wahr; vielleicht
währen es Schuch vor eure Füsse/ und ein Nest vor eure Hünerchen. Wodurch er eine
solche Röhte in der beyder liebhabenden Angesicht erweckete/ daß ihr keiner ihm ein Wort
antworten kunte/ biß endlich Neda sagete: Er wüste nicht/ ob bey so traurigen Fällen sich
dergleichen teidungen allemahl reimeten; baht hernach/ es möchte die Jungfer sich an
seiner Kurzweil nicht irren/ weil des Alten Art ihr ohndaß bekant währe; boht ihr damit
die Hand/ und brachte ihr den Ring so heimlich an den Finger/ daß dessen niemand gewahr
ward; hernach redete er sie also an: Hochädle Jungfer/ ich erfreue mich sehr über ihre und
meiner geliebten Wasen Jungfer Libussen Rettung/ wie betrübet ich gleich bin wegen un-
ser gnädigsten Fräulein Verlust und Gefängnis; wie ich nun aber aus meiner hochge-
ehrten Jungfer abenteurlichen Reisen/ und wunderbahrer Erlösung nichts anders als der
Götter sonderlichen Schuz und Hülffe spüren und schliessen kan/ also zweiffelt mir nicht/
dieselben werden sich hinfort ihrer Durchl. auch annehmen/ sie gnädig retten/ und ihrer
aller Leid in Freude verwandeln. Brela bedankete sich des guten Willen/ und wünschete
ihm hinwieder stete auffnahme seiner ritterlichen Ehren/ und was ihm sonst lieb und er-
sprißlich seyn könte. Darnach wante sie sich/ Argwohn zu vermeiden/ zu ihrem Vetter H.
Struniko/ und fragete fleissig nach ihrer Gnädigsten Königin Zustand/ und wie es allen
ihren Anverwanten/ insonderheit ihren Vormündern ginge. Dieser wuste wol/ daß die-
selben sehr ungleich bey ihr gehandelt/ und aus ihren Gütern den Eigennuz gesucht hatten/
welches ihr zimlich bewust wahr; ließ sich doch dabey nichts merken/ biß er von sich selbst

dessen

Drittes Buch.
heit zuwiederſtehen nicht beſtand waͤhre. Herꝛ Staniſla trat etwas naͤher; zweiffelte nicht/
es haͤtte ſich der Unfall mit H. Alexandern nicht ſo ohngefehr zugetragen/ ob man gleich
den unwandelbahren Schluß der himliſchen Verſehung mit unſer blinden Vernunfft
nicht außgruͤbeln koͤnte; er vor ſein Haͤupt rechnete es dahin/ daß entweder gedachter A-
lexander ihrer nicht wirdig/ oder ſie einem andern von den Goͤttern vorbehalten wuͤrde/
deßwegen muͤſte ſie in Geduld ſtehen und bedenken/ daß wie der verſtorbene ſie anfangs
wieder Recht geraubet/ alſo haͤtten die Goͤtter ihn hinwiederumb nach ihrem gefallẽ duꝛch
den Tod hin rauben laſſen. Der alte Wenzeſla machte es kurz/ und wie er mit ihr ohndaß
wol bekand wahr/ und gerne zu ſcherzen pflegete/ wann andere mit ernſthafften Sachen
umbgingen/ ſagte er: Griechenland muͤſte den Boͤhmen die ſchoͤnſten Jungfrauen nicht
ſo entfuͤhren/ ſie moͤchte gemach tuhn/ und der Traͤhnen ſchonen/ es waͤhre noch ſo man-
nicher junger Ritter in ihrem Vaterlande/ unter welchen ſie die Wahl haben/ und den be-
ſten außleſen ſolte. Brela keñete ſeine Anſchlaͤge/ wolte ſich daher mit ihm nicht uͤberwerf-
fen/ ſondern antwortete auff ſeine Reden nichts/ nur das ſie ſeiner guten Geſundheit ſich
freuete/ und ihn wilkommen hieß. Dieſer fuhr in ſeiner poſſerey fort/ boht ſeine Dienſte
und alles Vermoͤgen/ was ein grauer Bart vermoͤchte/ willig an/ wann er nur nicht moͤch-
te geſchuͤppet und durch den Korb geſtuͤrzet werden; daß die gute Jungfer ſich kaum des
lachens enthalten kunte/ und zu ihm ſagte: Es waͤhre noch zu zeitig von heyrahten zu re-
den/ weil ihr geweſener Braͤutigam noch nicht eins beerdiget waͤhre; haͤtte er ſich aber voꝛ
dieſem zu Prag ſo freundlich vernehmen laſſen/ wuͤrde ſie ſolches Gluͤk ſchwerlich außge-
ſchlagenhaben. Freylich/ ſagte er/ wuͤrdet ihrs nicht außgeſchlagen/ ſondern wol gar auß-
gepeitſchet haben; jedoch/ ſagte er zu Neda/ nehmet ihr dieſer Schanze wahr; vielleicht
waͤhren es Schuch vor eure Fuͤſſe/ und ein Neſt vor eure Huͤnerchen. Wodurch er eine
ſolche Roͤhte in der beyder liebhabenden Angeſicht erweckete/ daß ihr keiner ihm ein Wort
antworten kunte/ biß endlich Neda ſagete: Er wuͤſte nicht/ ob bey ſo traurigen Faͤllen ſich
dergleichen teidungen allemahl reimeten; baht hernach/ es moͤchte die Jungfer ſich an
ſeiner Kurzweil nicht irren/ weil des Alten Art ihr ohndaß bekant waͤhre; boht ihr damit
die Hand/ uñ brachte ihr den Ring ſo heimlich an den Finger/ daß deſſen niemand gewahr
ward; hernach redete er ſie alſo an: Hochaͤdle Jungfer/ ich erfreue mich ſehr uͤber ihre uñ
meiner geliebten Waſen Jungfer Libuſſen Rettung/ wie betruͤbet ich gleich bin wegen un-
ſer gnaͤdigſten Fraͤulein Verluſt und Gefaͤngnis; wie ich nun aber aus meiner hochge-
ehrten Jungfer abenteurlichen Reiſen/ und wunderbahrer Erloͤſung nichts anders als deꝛ
Goͤtter ſonderlichen Schuz und Huͤlffe ſpuͤren und ſchlieſſen kan/ alſo zweiffelt mir nicht/
dieſelben werden ſich hinfort ihrer Durchl. auch annehmen/ ſie gnaͤdig retten/ und ihrer
aller Leid in Freude verwandeln. Brela bedankete ſich des guten Willen/ und wuͤnſchete
ihm hinwieder ſtete auffnahme ſeiner ritterlichen Ehren/ und was ihm ſonſt lieb und er-
ſprißlich ſeyn koͤnte. Darnach wante ſie ſich/ Argwohn zu vermeiden/ zu ihrem Vetter H.
Struniko/ und fragete fleiſſig nach ihrer Gnaͤdigſten Koͤnigin Zuſtand/ und wie es allen
ihren Anverwanten/ inſonderheit ihren Vormuͤndern ginge. Dieſer wuſte wol/ daß die-
ſelben ſehr ungleich bey ihr gehandelt/ und aus ihren Guͤtern den Eigennuz geſucht hattẽ/
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[520/0558] Drittes Buch. heit zuwiederſtehen nicht beſtand waͤhre. Herꝛ Staniſla trat etwas naͤher; zweiffelte nicht/ es haͤtte ſich der Unfall mit H. Alexandern nicht ſo ohngefehr zugetragen/ ob man gleich den unwandelbahren Schluß der himliſchen Verſehung mit unſer blinden Vernunfft nicht außgruͤbeln koͤnte; er vor ſein Haͤupt rechnete es dahin/ daß entweder gedachter A- lexander ihrer nicht wirdig/ oder ſie einem andern von den Goͤttern vorbehalten wuͤrde/ deßwegen muͤſte ſie in Geduld ſtehen und bedenken/ daß wie der verſtorbene ſie anfangs wieder Recht geraubet/ alſo haͤtten die Goͤtter ihn hinwiederumb nach ihrem gefallẽ duꝛch den Tod hin rauben laſſen. Der alte Wenzeſla machte es kurz/ und wie er mit ihr ohndaß wol bekand wahr/ und gerne zu ſcherzen pflegete/ wann andere mit ernſthafften Sachen umbgingen/ ſagte er: Griechenland muͤſte den Boͤhmen die ſchoͤnſten Jungfrauen nicht ſo entfuͤhren/ ſie moͤchte gemach tuhn/ und der Traͤhnen ſchonen/ es waͤhre noch ſo man- nicher junger Ritter in ihrem Vaterlande/ unter welchen ſie die Wahl haben/ und den be- ſten außleſen ſolte. Brela keñete ſeine Anſchlaͤge/ wolte ſich daher mit ihm nicht uͤberwerf- fen/ ſondern antwortete auff ſeine Reden nichts/ nur das ſie ſeiner guten Geſundheit ſich freuete/ und ihn wilkommen hieß. Dieſer fuhr in ſeiner poſſerey fort/ boht ſeine Dienſte und alles Vermoͤgen/ was ein grauer Bart vermoͤchte/ willig an/ wann er nur nicht moͤch- te geſchuͤppet und durch den Korb geſtuͤrzet werden; daß die gute Jungfer ſich kaum des lachens enthalten kunte/ und zu ihm ſagte: Es waͤhre noch zu zeitig von heyrahten zu re- den/ weil ihr geweſener Braͤutigam noch nicht eins beerdiget waͤhre; haͤtte er ſich aber voꝛ dieſem zu Prag ſo freundlich vernehmen laſſen/ wuͤrde ſie ſolches Gluͤk ſchwerlich außge- ſchlagenhaben. Freylich/ ſagte er/ wuͤrdet ihrs nicht außgeſchlagen/ ſondern wol gar auß- gepeitſchet haben; jedoch/ ſagte er zu Neda/ nehmet ihr dieſer Schanze wahr; vielleicht waͤhren es Schuch vor eure Fuͤſſe/ und ein Neſt vor eure Huͤnerchen. Wodurch er eine ſolche Roͤhte in der beyder liebhabenden Angeſicht erweckete/ daß ihr keiner ihm ein Wort antworten kunte/ biß endlich Neda ſagete: Er wuͤſte nicht/ ob bey ſo traurigen Faͤllen ſich dergleichen teidungen allemahl reimeten; baht hernach/ es moͤchte die Jungfer ſich an ſeiner Kurzweil nicht irren/ weil des Alten Art ihr ohndaß bekant waͤhre; boht ihr damit die Hand/ uñ brachte ihr den Ring ſo heimlich an den Finger/ daß deſſen niemand gewahr ward; hernach redete er ſie alſo an: Hochaͤdle Jungfer/ ich erfreue mich ſehr uͤber ihre uñ meiner geliebten Waſen Jungfer Libuſſen Rettung/ wie betruͤbet ich gleich bin wegen un- ſer gnaͤdigſten Fraͤulein Verluſt und Gefaͤngnis; wie ich nun aber aus meiner hochge- ehrten Jungfer abenteurlichen Reiſen/ und wunderbahrer Erloͤſung nichts anders als deꝛ Goͤtter ſonderlichen Schuz und Huͤlffe ſpuͤren und ſchlieſſen kan/ alſo zweiffelt mir nicht/ dieſelben werden ſich hinfort ihrer Durchl. auch annehmen/ ſie gnaͤdig retten/ und ihrer aller Leid in Freude verwandeln. Brela bedankete ſich des guten Willen/ und wuͤnſchete ihm hinwieder ſtete auffnahme ſeiner ritterlichen Ehren/ und was ihm ſonſt lieb und er- ſprißlich ſeyn koͤnte. Darnach wante ſie ſich/ Argwohn zu vermeiden/ zu ihrem Vetter H. Struniko/ und fragete fleiſſig nach ihrer Gnaͤdigſten Koͤnigin Zuſtand/ und wie es allen ihren Anverwanten/ inſonderheit ihren Vormuͤndern ginge. Dieſer wuſte wol/ daß die- ſelben ſehr ungleich bey ihr gehandelt/ und aus ihren Guͤtern den Eigennuz geſucht hattẽ/ welches ihr zimlich bewuſt wahr; ließ ſich doch dabey nichts merken/ biß er von ſich ſelbſt deſſen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/558>, abgerufen am 22.12.2024.