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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Wann ihr solches ein Ernst ist/ sol mir nichts liebers seyn/ werde sie auch ihrer Wirdigkeit
nach zuhalten wissen; doch aber/ wann ich mit euch vertraulich reden dürfte/ hätte ich euch etwz
anzumelden/ welches ihr ohn allen Zweifel besser wisset/ als ich selber; saget mir die rechte
Warheit/ da ichs wissen darff; ist nicht eine verborgene Liebe zwischen Ritter Neda und
Jungfer Brelen gewesen/ und noch? Libussa erschrak der Frage/ und antwortete: Je Gn.
Frau/ woher ist ihrer Gn. solches kund worden? Aus ihrer beyderseits Augen und Ver-
wandelungen/ sagte sie; dann da gestern Abend der Jungfer ohngefehr meldung geschahe/
erröhtete der Ritter zusehens; und heut gings der guten Jungfer nicht anders/ als wir von
ihm sprache hielten. Wanne/ wanne! sagte Libussa/ so muß man sich vor Euer Gn. gegen-
wart fleissig hüten/ wann man sich einiger Liebe bewust ist; offenbahrete ihr hierauff/ was
gestalt schon vor anderthalb Jahren/ diese beyde sich untereinander ehelich verbunden hät-
ten/ und hielte sie es vor ein sonderliches Glük/ daß Alexander erstochen währe; dann ihr
Vetter würde ihm diesen Braten ohn die bitteren Todes Salsen nicht haben geniessen las-
sen/ als welcher mit allem Recht diese Braut dereins vom Tantze führen müste. So ists
freylich besser/ sagte Fr. Sophia/ daß jener umb einer anderen als dieser Ursach willen um-
kommen ist; Und habe ich überdas wol gemerket/ daß der Jungfer Traurigkeit zwar wol
gemeynet/ aber nicht tieffherzig ist. Sie hat aber dan noch äidlich angelobet/ sagte Libussa/
ihrem Alexander XX Wochen zur Trauer auszuhalten. Daran tuht sie recht und löblich/
antwortete sie; dann so werden böse Mäuler gestopffet; doch wird sie ja ihrem ersten Bräu-
tigam das ehmahlige Versprechen halten. Daran zweifele Eure Gn. nur nicht/ sagte fie;
ich habe diesen Morgen/ doch anfänglich wider meiner Wasen wissen/ sie zusammen gebracht/
und das vorige durch Mund/ Hand und Geschenke an allen Seiten verneuert und fest ge-
macht. Sie ist gar eine tugendhaffte züchtige Jungfer/ sagte Fr. Sophia/ und eines redli-
chen Ehegatten wol wirdig. Ihr müsset ihnen aber Gelegenheit machen/ daß vor ihrer
Scheidung sie offters zusammen kommen/ und werde ich darzu helffen/ als viel mir mög-
lich. Ihr aber lasset euch gegen ihrer keinen merken/ daß ich Wissenschafft hierumb trage;
welches sie ihr zwar versprach/ und doch nicht unterließ/ ihren Vetter zuwarnen/ aus was
Zeichen Fr. Sophia ihrer Liebe wahr genommen/ damit er sich auff eine Antwort schicken
könte/ wann er von ihr gestochen würde.

Des folgenden Tages/ da die Leiche solte bestellet werden/ ließ der Stathalter durch
Klodius alles prächtig anordnen/ und folgete er/ von Stanifla und Struniko begleitet/ al-
lernähest; Nach ihm Neda und Klodius/ die des vorigen Tages gute Kund- und Brü-
derschafft gemacht hatten; wodurch dieser erkühnet/ zu jenem unter der Leichbegängniß
sagte: Geehrter Herr Bruder/ wann mir nicht verarget würde/ bey eines Bräutigams
Begräbniß den andern auszukiesen/ wüste vor den H. Bruder ich keine bequemere zufin-
den/ angesehen/ daß alles bey dieser ädlen Jungfer überflüssig ist/ was ein Weibsbild wert
und angenehm machen kan. Neda gab ihm zur Antwort: Geehrter Herr Bruder/ nach-
dem unsere Freundschafft so nahe zusammen getreten ist/ wil ich ihm den grösten Teil mei-
ner Heimligkeit offenbahren/ daß Jungfer Brela schon vor anderthalb Jahren meine
versprochene Braut ist/ welche mir der entleibete gewißlich nit vorenthalten sollen/ er mü-
ste dann zuvor meines Lebens Meister worden seyn/ dessen ich mit ihm mich gewagethätte;

nach-

Drittes Buch.
Wann ihr ſolches ein Ernſt iſt/ ſol mir nichts liebers ſeyn/ werde ſie auch ihrer Wirdigkeit
nach zuhaltẽ wiſſen; doch aber/ wañ ich mit euch vertꝛaulich redẽ duͤꝛfte/ haͤtte ich euch etwz
anzumelden/ welches ihr ohn allen Zweifel beſſer wiſſet/ als ich ſelber; ſaget mir die rechte
Warheit/ da ichs wiſſen darff; iſt nicht eine verborgene Liebe zwiſchen Ritter Neda und
Jungfer Brelen geweſen/ und noch? Libuſſa erſchrak der Frage/ und antwortete: Je Gn.
Frau/ woher iſt ihrer Gn. ſolches kund worden? Aus ihrer beyderſeits Augen und Ver-
wandelungen/ ſagte ſie; dann da geſtern Abend der Jungfer ohngefehr meldung geſchahe/
erroͤhtete der Ritter zuſehens; und heut gings der guten Jungfer nicht anders/ als wir von
ihm ſprache hielten. Wanne/ wanne! ſagte Libuſſa/ ſo muß man ſich vor Euer Gn. gegen-
wart fleiſſig huͤten/ wann man ſich einiger Liebe bewuſt iſt; offenbahrete ihꝛ hierauff/ was
geſtalt ſchon vor anderthalb Jahren/ dieſe beyde ſich untereinander ehelich verbunden haͤt-
ten/ und hielte ſie es vor ein ſonderliches Gluͤk/ daß Alexander erſtochen waͤhre; dann ihr
Vetter wuͤrde ihm dieſen Braten ohn die bitteren Todes Salſen nicht haben genieſſen laſ-
ſen/ als welcher mit allem Recht dieſe Braut dereins vom Tantze fuͤhren muͤſte. So iſts
freylich beſſer/ ſagte Fr. Sophia/ daß jener umb einer anderen als dieſer Urſach willen um-
kommen iſt; Und habe ich uͤberdas wol gemerket/ daß der Jungfer Traurigkeit zwar wol
gemeynet/ aber nicht tieffherzig iſt. Sie hat aber dan noch aͤidlich angelobet/ ſagte Libuſſa/
ihrem Alexander XX Wochen zur Trauer auszuhalten. Daran tuht ſie recht und loͤblich/
antwortete ſie; dann ſo werden boͤſe Maͤuler geſtopffet; doch wird ſie ja ihrem erſtẽ Braͤu-
tigam das ehmahlige Verſprechen halten. Daran zweifele Eure Gn. nur nicht/ ſagte fie;
ich habe dieſen Morgẽ/ doch anfaͤnglich wider meiner Waſen wiſſen/ ſie zuſam̃en gebracht/
und das vorige durch Mund/ Hand und Geſchenke an allen Seiten verneuert und feſt ge-
macht. Sie iſt gar eine tugendhaffte zuͤchtige Jungfer/ ſagte Fr. Sophia/ und eines redli-
chen Ehegatten wol wirdig. Ihr muͤſſet ihnen aber Gelegenheit machen/ daß vor ihrer
Scheidung ſie offters zuſammen kommen/ und werde ich darzu helffen/ als viel mir moͤg-
lich. Ihr aber laſſet euch gegen ihrer keinen merken/ daß ich Wiſſenſchafft hierumb trage;
welches ſie ihr zwar verſprach/ und doch nicht unterließ/ ihren Vetter zuwarnen/ aus was
Zeichen Fr. Sophia ihrer Liebe wahr genommen/ damit er ſich auff eine Antwort ſchicken
koͤnte/ wann er von ihr geſtochen wuͤrde.

Des folgenden Tages/ da die Leiche ſolte beſtellet werden/ ließ der Stathalter durch
Klodius alles praͤchtig anordnen/ und folgete er/ von Stanifla und Struniko begleitet/ al-
lernaͤheſt; Nach ihm Neda und Klodius/ die des vorigen Tages gute Kund- und Bruͤ-
derſchafft gemacht hatten; wodurch dieſer erkuͤhnet/ zu jenem unter der Leichbegaͤngniß
ſagte: Geehrter Herr Bruder/ wann mir nicht verarget wuͤrde/ bey eines Braͤutigams
Begraͤbniß den andern auszukieſen/ wuͤſte vor den H. Bruder ich keine bequemere zufin-
den/ angeſehen/ daß alles bey dieſer aͤdlen Jungfer uͤberfluͤſſig iſt/ was ein Weibsbild wert
und angenehm machen kan. Neda gab ihm zur Antwort: Geehrter Herr Bruder/ nach-
dem unſere Freundſchafft ſo nahe zuſammen getreten iſt/ wil ich ihm den groͤſten Teil mei-
ner Heimligkeit offenbahren/ daß Jungfer Brela ſchon vor anderthalb Jahren meine
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/562>, abgerufen am 22.12.2024.