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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
nach dem aber die Götter meine auffrichtige Liebe erkennet/ haben sie es geschicket/ daß ich
ihm als einem verstorbenen Freunde zu Grabe folge/ da ich ihm bey seinem Leben nichts/
als äusserste Feindschafft hatte erzeigen können/ es währe dann/ daß er aus Liebe zur Erbar-
keit mir das meine willig abgefolget hätte. Klodius bedankete sich der Ehren/ daß er ihm
solche Heimligkeit anvertrauet/ und baht/ weil er vernommen/ dz seine Liebste sich alhie auf-
halten würde/ er möchte bey ihm bleiben/ und da es ihm nit zugeringe/ Alexanders Häupt-
manschaft nebst dem Obrist Wachtmeisters Platz annehmen; Er zweifelte nicht/ der Stat-
halter würde ihm solches vor andern gerne gönnen. Neda/ nach geschehener Danksagung/
antwortete: Er währe ein Königlicher Gesandter/ müste vorerst wieder nach Prag zu sei-
ner Gnädigsten Königin; da ihm aber der Platz so lange könte offen gehalten werden/ er-
böhte er sich ohn Sold zu dienen/ ümb Gelegenheit zu haben/ bey seiner Liebsten zuseyn; wel-
ches ihm Klodius nach allem Willen versprach/ auch nach geendigter Begräbniß es mit
dem Stathalter vertraulich redete/ da Fr. Sophia gleich darzu kam/ und eben dasselbe von
ihrem Vater bitten wolte; als sie nun hörete/ daß dieser ihr schon zuvor kommen war/ sag-
te sie im Scherz zu ihm: Ich gedachte den Dank allein bey diesen verliebeten zuverdienen/
und mich bey meinen künfftigen Untertahnen beliebt zumachen/ aber ihr seyd mir zugescheid
gewesen/ welches/ ehe fünff Tage vergehen/ ich gedenken wil. Klodius baht untertähnig um
Verzeihung/ es währe ihm leid/ daß er so unglüklich gewesen/ und ihrem Willen zugegen
gehandelt/ bähte solches nicht zueifern/ wolte sich nach diesem keines Dinges unternehmen/
ehe und bevor er von ihrer Gn. Urlaub hätte; doch währe ihm gar unbewust gewesen/ daß
Ihre Gn. umb diese heimliche Liebe Wissenschafft gehabt. Die habe ich auch nicht gehabt/
antwortete sie/ ausser dem/ was ich argwohne; Es ist mir aber sehr lieb/ daß ihr zugleich mit
mir hierauff bedacht gewesen seyd. Gleich da sie dieses redeten/ kam Jungfer Libussa/ und
brachte eine flehliche Bitteschrifft/ welche von den gefangenen Beschuldigten an Jungfer
Brelen gestellet wahr/ darinnen sie vorerst gar kläglich umb Verzeihung bahten/ hernach
umb Gnade und Lebensfristung anhielten/ welches sie bey dem Herrn Stathalter und O-
ber Hauptmann durch ihre Vorbitte leicht erhalten könte. Diesen Brief übergab sie dem
Stathalter/ und zeigete an/ es hätte ihre Wase den Inhalt gelesen/ wolte aber nichts darzu
reden/ ohn daß sie Ihrer Gn. alles heimstellete/ und wann dieselbe aus eigener Bewägniß/
oder wegen anderer Vorbitte/ Barmherzigkeit und gelindere Straffe wolte ergehen lassen/
währe sie damit wol zufrieden/ angesehen ihr mit ihrem Blute nicht gedienet/ ob sie es schon
gnug verwirket hätten. Aber Fr. Sophia sagte: Es könte eine solche ärgerliche Taht/ ih-
rem schlechten Verstande nach/ nicht ungestraffet hingehen/ ob gleich nach befindung einer
schärffer als der ander zubestraffen währe; Ward also nach den Uhrhebern gefraget/ und
befunden/ daß ihrer drey vor andern dieses Unglük gestiftet hatten/ deswegen sie mit Ruhten
geschlagen und enthäuptet/ die acht übrigen aber ins Elende geschikt wurden/ in den Berg-
werken drey Jahr zuarbeiten. Bey dem Abendessen waren die vornemste Herren der Stad ein-
geladen/ da die Königliche Gesanten mit dem Frauenzimmer in eine bunte Reihe gesetzet
wurden/ und dem guten Neda das Glük so wol fugete/ daß er neben seiner Liebesten die
Stelle bekam/ dessen Fr. Sophia heimlich lachete. Nach abgetragenen Speisen sagte der
Stathalter zu Neda; ädler Ritter/ nach dem euer Vater H. Krokus mein guter Freund/

und
V u u iij

Drittes Buch.
nach dem aber die Goͤtter meine auffrichtige Liebe erkennet/ haben ſie es geſchicket/ daß ich
ihm als einem verſtorbenen Freunde zu Grabe folge/ da ich ihm bey ſeinem Leben nichts/
als aͤuſſerſte Feindſchafft håtte erzeigen koͤnnen/ es waͤhre dann/ daß er aus Liebe zuꝛ Erbar-
keit mir das meine willig abgefolget haͤtte. Klodius bedankete ſich der Ehren/ daß er ihm
ſolche Heimligkeit anvertrauet/ und baht/ weil er vernommen/ dz ſeine Liebſte ſich alhie auf-
halten wuͤrde/ er moͤchte bey ihm bleiben/ und da es ihm nit zugeringe/ Alexanders Haͤupt-
manſchaft nebſt dem Obriſt Wachtmeiſters Platz annehmen; Er zweifelte nicht/ der Stat-
halter wuͤrde ihm ſolches vor andern gerne goͤnnen. Neda/ nach geſchehener Dankſagung/
antwortete: Er waͤhre ein Koͤniglicher Geſandter/ muͤſte vorerſt wieder nach Prag zu ſei-
ner Gnaͤdigſten Koͤnigin; da ihm aber der Platz ſo lange koͤnte offen gehalten werden/ er-
boͤhte er ſich ohn Sold zu dienen/ uͤmb Gelegenheit zu haben/ bey ſeiner Liebſten zuſeyn; wel-
ches ihm Klodius nach allem Willen verſprach/ auch nach geendigter Begraͤbniß es mit
dem Stathalter vertraulich redete/ da Fr. Sophia gleich darzu kam/ und eben daſſelbe von
ihrem Vater bitten wolte; als ſie nun hoͤrete/ daß dieſer ihr ſchon zuvor kommen war/ ſag-
te ſie im Scherz zu ihm: Ich gedachte den Dank allein bey dieſen verliebeten zuverdienen/
und mich bey meinen kuͤnfftigen Untertahnen beliebt zumachẽ/ aber ihr ſeyd mir zugeſcheid
geweſen/ welches/ ehe fuͤnff Tage vergehen/ ich gedenken wil. Klodius baht untertaͤhnig um
Verzeihung/ es waͤhre ihm leid/ daß er ſo ungluͤklich geweſen/ und ihrem Willen zugegen
gehandelt/ baͤhte ſolches nicht zueifern/ wolte ſich nach dieſem keines Dinges unternehmẽ/
ehe und bevor er von ihrer Gn. Urlaub haͤtte; doch waͤhre ihm gar unbewuſt geweſen/ daß
Ihre Gn. umb dieſe heimliche Liebe Wiſſenſchafft gehabt. Die habe ich auch nicht gehabt/
antwortete ſie/ auſſer dem/ was ich argwohne; Es iſt mir aber ſehr lieb/ daß ihr zugleich mit
mir hierauff bedacht geweſen ſeyd. Gleich da ſie dieſes redeten/ kam Jungfer Libuſſa/ und
brachte eine flehliche Bitteſchrifft/ welche von den gefangenen Beſchuldigten an Jungfer
Brelen geſtellet wahr/ darinnen ſie vorerſt gar klaͤglich umb Verzeihung bahten/ hernach
umb Gnade und Lebensfriſtung anhielten/ welches ſie bey dem Herrn Stathalter und O-
ber Hauptmann durch ihre Vorbitte leicht erhalten koͤnte. Dieſen Brief uͤbergab ſie dem
Stathalter/ und zeigete an/ es haͤtte ihre Waſe den Inhalt geleſen/ wolte aber nichts darzu
reden/ ohn daß ſie Ihrer Gn. alles heimſtellete/ und wann dieſelbe aus eigener Bewaͤgniß/
oder wegen anderer Vorbitte/ Barmherzigkeit und gelindere Straffe wolte ergehẽ laſſen/
waͤhre ſie damit wol zufrieden/ angeſehen ihꝛ mit ihrem Blute nicht gedienet/ ob ſie es ſchon
gnug verwirket haͤtten. Aber Fr. Sophia ſagte: Es koͤnte eine ſolche aͤrgerliche Taht/ ih-
rem ſchlechten Verſtande nach/ nicht ungeſtraffet hingehen/ ob gleich nach befindung einer
ſchaͤrffer als der ander zubeſtraffen waͤhre; Ward alſo nach den Uhrhebern gefraget/ und
befunden/ daß ihrer drey vor andern dieſes Ungluͤk geſtiftet hatten/ deswegen ſie mit Ruhtẽ
geſchlagen und enthaͤuptet/ die acht uͤbrigen aber ins Elende geſchikt wurden/ in den Berg-
werken drey Jahr zuarbeitẽ. Bey dem Abendeſſen warẽ die vornemſte Herrẽ deꝛ Stad ein-
geladen/ da die Koͤnigliche Geſanten mit dem Frauenzimmer in eine bunte Reihe geſetzet
wurden/ und dem guten Neda das Gluͤk ſo wol fugete/ daß er neben ſeiner Liebeſten die
Stelle bekam/ deſſen Fr. Sophia heimlich lachete. Nach abgetragenen Speiſen ſagte der
Stathalter zu Neda; aͤdler Ritter/ nach dem euer Vater H. Krokus mein guter Freund/

und
V u u iij
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[525/0563] Drittes Buch. nach dem aber die Goͤtter meine auffrichtige Liebe erkennet/ haben ſie es geſchicket/ daß ich ihm als einem verſtorbenen Freunde zu Grabe folge/ da ich ihm bey ſeinem Leben nichts/ als aͤuſſerſte Feindſchafft håtte erzeigen koͤnnen/ es waͤhre dann/ daß er aus Liebe zuꝛ Erbar- keit mir das meine willig abgefolget haͤtte. Klodius bedankete ſich der Ehren/ daß er ihm ſolche Heimligkeit anvertrauet/ und baht/ weil er vernommen/ dz ſeine Liebſte ſich alhie auf- halten wuͤrde/ er moͤchte bey ihm bleiben/ und da es ihm nit zugeringe/ Alexanders Haͤupt- manſchaft nebſt dem Obriſt Wachtmeiſters Platz annehmen; Er zweifelte nicht/ der Stat- halter wuͤrde ihm ſolches vor andern gerne goͤnnen. Neda/ nach geſchehener Dankſagung/ antwortete: Er waͤhre ein Koͤniglicher Geſandter/ muͤſte vorerſt wieder nach Prag zu ſei- ner Gnaͤdigſten Koͤnigin; da ihm aber der Platz ſo lange koͤnte offen gehalten werden/ er- boͤhte er ſich ohn Sold zu dienen/ uͤmb Gelegenheit zu haben/ bey ſeiner Liebſten zuſeyn; wel- ches ihm Klodius nach allem Willen verſprach/ auch nach geendigter Begraͤbniß es mit dem Stathalter vertraulich redete/ da Fr. Sophia gleich darzu kam/ und eben daſſelbe von ihrem Vater bitten wolte; als ſie nun hoͤrete/ daß dieſer ihr ſchon zuvor kommen war/ ſag- te ſie im Scherz zu ihm: Ich gedachte den Dank allein bey dieſen verliebeten zuverdienen/ und mich bey meinen kuͤnfftigen Untertahnen beliebt zumachẽ/ aber ihr ſeyd mir zugeſcheid geweſen/ welches/ ehe fuͤnff Tage vergehen/ ich gedenken wil. Klodius baht untertaͤhnig um Verzeihung/ es waͤhre ihm leid/ daß er ſo ungluͤklich geweſen/ und ihrem Willen zugegen gehandelt/ baͤhte ſolches nicht zueifern/ wolte ſich nach dieſem keines Dinges unternehmẽ/ ehe und bevor er von ihrer Gn. Urlaub haͤtte; doch waͤhre ihm gar unbewuſt geweſen/ daß Ihre Gn. umb dieſe heimliche Liebe Wiſſenſchafft gehabt. Die habe ich auch nicht gehabt/ antwortete ſie/ auſſer dem/ was ich argwohne; Es iſt mir aber ſehr lieb/ daß ihr zugleich mit mir hierauff bedacht geweſen ſeyd. Gleich da ſie dieſes redeten/ kam Jungfer Libuſſa/ und brachte eine flehliche Bitteſchrifft/ welche von den gefangenen Beſchuldigten an Jungfer Brelen geſtellet wahr/ darinnen ſie vorerſt gar klaͤglich umb Verzeihung bahten/ hernach umb Gnade und Lebensfriſtung anhielten/ welches ſie bey dem Herrn Stathalter und O- ber Hauptmann durch ihre Vorbitte leicht erhalten koͤnte. Dieſen Brief uͤbergab ſie dem Stathalter/ und zeigete an/ es haͤtte ihre Waſe den Inhalt geleſen/ wolte aber nichts darzu reden/ ohn daß ſie Ihrer Gn. alles heimſtellete/ und wann dieſelbe aus eigener Bewaͤgniß/ oder wegen anderer Vorbitte/ Barmherzigkeit und gelindere Straffe wolte ergehẽ laſſen/ waͤhre ſie damit wol zufrieden/ angeſehen ihꝛ mit ihrem Blute nicht gedienet/ ob ſie es ſchon gnug verwirket haͤtten. Aber Fr. Sophia ſagte: Es koͤnte eine ſolche aͤrgerliche Taht/ ih- rem ſchlechten Verſtande nach/ nicht ungeſtraffet hingehen/ ob gleich nach befindung einer ſchaͤrffer als der ander zubeſtraffen waͤhre; Ward alſo nach den Uhrhebern gefraget/ und befunden/ daß ihrer drey vor andern dieſes Ungluͤk geſtiftet hatten/ deswegen ſie mit Ruhtẽ geſchlagen und enthaͤuptet/ die acht uͤbrigen aber ins Elende geſchikt wurden/ in den Berg- werken drey Jahr zuarbeitẽ. Bey dem Abendeſſen warẽ die vornemſte Herrẽ deꝛ Stad ein- geladen/ da die Koͤnigliche Geſanten mit dem Frauenzimmer in eine bunte Reihe geſetzet wurden/ und dem guten Neda das Gluͤk ſo wol fugete/ daß er neben ſeiner Liebeſten die Stelle bekam/ deſſen Fr. Sophia heimlich lachete. Nach abgetragenen Speiſen ſagte der Stathalter zu Neda; aͤdler Ritter/ nach dem euer Vater H. Krokus mein guter Freund/ und V u u iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/563>, abgerufen am 22.12.2024.