Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
weist/ das ich dir grossen Sold reichen lasse/ weil du vor einen sonderlichen Schützen dich
außgibst; nun ist dieser Jüngling/ hie gegenwärtig/ so kühn/ daß er sich nicht scheuet mit
dir wette zu schiessen/ da du es auffnehmen darfst. Batis welcher seine Erfahrenheit selbst
hoch hielt/ sahe Herkuliskus an/ und sagte: Jüngling/ wollet ihr der Kunst gerne unterrichtet
seyn? Ja/ antwortete er/ Kunst zu lernen bin ich sehr begierig. Was wollet ihr dann dran
wagen? fragete jener. Wann ich euch drumb ansprechen werde/ sagte er/ wil ich die Unter-
weisung von euch nicht umbsonst begehren/ weil ihr aber so ruhmrähtig seid/ suche ich des-
sen nichts bey euch/ dann da ihr volkommen währet/ würdet ihr euch lieber in der Taht als
blossen Worten finden lassen/ halte demnach daß euch in dieser Kunst schier ja so wol fehle
als mir ungeübeten. Dieser ward dessen zornig und foderte ihn zur Wette/ da es sonst nit
verächtlich stünde mit einem jungen Knaben es auffzunehmen. Schütze/ sagte Herkulis-
kus/ da ich jetzt so frey währe als vor diesem/ dürfte ich euch diese Beschimpfung schwer-
lich zu gute halten/ insonderheit da ihr in der Taht fehlen soltet; aber nach dem ich meines
Unfals mich gerne erinnere/ muß ich euch billich übersehen. Mazeus redete seinem Diener
hart ein/ mit Dräuung schwerer Straffe/ da er daß geringste in Unglimpf außstossen wür
de/ daher dieser umb verzeihung bat/ und unsern Herkuliskus fragete/ wie hoch die Wette
seyn solte. Daß werdet ihr bestimmen/ sagte er/ nach dem ihr mit außfodern so kek seid. Ich
meines teils/ antwortete jener/ setze eine Jahrs Besoldung dran/ sind 400 Kronen. Wol-
an/ sagete Herkuliskus/ ihm sey also/ und bitte/ mein Gn. Herr wolle vor mich gut sagen;
ich wil gewinnen/ oder die Gelder schon wissen diese stund zu verschaffen. Wie aber/ redete
er zu den Schützen/ wann ich einen Schuß tähte/ den ihr mir nicht eins dürfftet nachtuhn?
Daran setze ich noch 400 Kronen/ anwortete Batis. Ich nehme es mit euch an/ sagte Her-
kuliskus; foderte darauff alsbald einen kleinen Apffel/ reichte ihn Frl. Barsenen hin/ und
sagte zu ihr; schönes Fräulein/ dafern sie sich nicht scheuhete/ würde ich dienstlich bitten/
sie diesen Apffel in ihre linke Hand zwischen den Daumen und zeiger Finger fassen/ und
die anderen Finger außstrecken wolte; das Fräulein/ weil niemand wuste/ was es bedeute-
te/ wahr ihm gerne zu willen/ und redete Herkuliskus folgends den Schützen also an: Hö-
ret Batis/ ich habe die Wette und Doppelwette mit euch angenommen/ aber höret nun
die Bedingung: Wir nehmen funffzig starke Schritte von diesem Fräulein/ und schiessen
ihr den Apffel aus der Hand; wer nun fehlet dem sol die rechte Faust/ wer aber das Fräu-
lein im wenigsten beschädiget/ der Kopff abgeschlagen werden. Alsbald ließ das Fräulein
den Apffel fallen/ und sagte: O nein o nein/ die Wette halte ich nimmermehr. Auch erblas-
sete Batis der Rede/ fassete doch wieder ein Herz und sagte: Ja ich halte die Wette noch/
wann ihr den Anfang machet. Den wil ich freilich machen antwortete er/ und baht das
F[r]äulein sehr/ ihm den Apffel zum Schusse zu halten; aber Fr. Roxane wolte keines we-
ges einwilligen/ sondern rieff ein armes Mägdlein herzu/ dem sie zwo Kronen gab/ daß sie
den Apffel hielt/ welchen Herkuliskus hinweg schoß/ daß er ihren Finger nicht rührete/ und
sagte nach getahnem Schusse; nun Batis/ nun ist Zeit eure zu vor so hoch gerühmte Kunst
sehen zu lassen. Aber 800 Kronen wahren verspielet/ dann er wegerte sich unter gesetzter
Bedingung es nachzutuhn; deßwegen zählete Mazeus seines Dieners wegen die Gelder
auß/ und warnete ihn/ hinfüro keinen unbekanten zuverachten/ wie jung er auch wäre/ weil

kein
A a a a

Drittes Buch.
weiſt/ das ich dir groſſen Sold reichen laſſe/ weil du vor einen ſonderlichen Schuͤtzen dich
außgibſt; nun iſt dieſeꝛ Juͤngling/ hie gegenwaͤrtig/ ſo kuͤhn/ daß er ſich nicht ſcheuet mit
dir wette zu ſchieſſen/ da du es auffnehmen darfſt. Batis welcher ſeine Erfahrenheit ſelbſt
hoch hielt/ ſahe Herkuliſkus an/ uñ ſagte: Juͤngling/ wollet ihr der Kunſt gerne unterrichtet
ſeyn? Ja/ antwortete er/ Kunſt zu lernen bin ich ſehr begierig. Was wollet ihr dann dran
wagen? fragete jener. Wann ich euch drumb anſprechen werde/ ſagte er/ wil ich die Unter-
weiſung von euch nicht umbſonſt begehren/ weil ihr aber ſo ruhmraͤhtig ſeid/ ſuche ich deſ-
ſen nichts bey euch/ dann da ihr volkommen waͤhret/ wuͤrdet ihr euch lieber in der Taht als
bloſſen Worten finden laſſen/ halte demnach daß euch in dieſer Kunſt ſchier ja ſo wol fehle
als mir ungeuͤbeten. Dieſer ward deſſen zornig und foderte ihn zur Wette/ da es ſonſt nit
veraͤchtlich ſtuͤnde mit einem jungen Knaben es auffzunehmen. Schuͤtze/ ſagte Herkuliſ-
kus/ da ich jetzt ſo frey waͤhre als vor dieſem/ duͤrfte ich euch dieſe Beſchimpfung ſchwer-
lich zu gute halten/ inſonderheit da ihr in der Taht fehlen ſoltet; aber nach dem ich meines
Unfals mich gerne erinnere/ muß ich euch billich uͤberſehen. Mazeus redete ſeinem Dieneꝛ
hart ein/ mit Draͤuung ſchwerer Straffe/ da er daß geringſte in Unglimpf außſtoſſen wuͤr
de/ daher dieſer umb verzeihung bat/ und unſern Herkuliſkus fragete/ wie hoch die Wette
ſeyn ſolte. Daß werdet ihr beſtim̃en/ ſagte er/ nach dem ihr mit außfodern ſo kek ſeid. Ich
meines teils/ antwortete jener/ ſetze eine Jahrs Beſoldung dran/ ſind 400 Kronen. Wol-
an/ ſagete Herkuliſkus/ ihm ſey alſo/ und bitte/ mein Gn. Herr wolle vor mich gut ſagen;
ich wil gewinnen/ oder die Gelder ſchon wiſſen dieſe ſtund zu verſchaffen. Wie aber/ redete
er zu den Schuͤtzen/ wann ich einen Schuß taͤhte/ den ihr mir nicht eins duͤrfftet nachtuhn?
Daran ſetze ich noch 400 Kronen/ anwortete Batis. Ich nehme es mit euch an/ ſagte Heꝛ-
kuliſkus; foderte darauff alsbald einen kleinen Apffel/ reichte ihn Frl. Barſenen hin/ und
ſagte zu ihr; ſchoͤnes Fraͤulein/ dafern ſie ſich nicht ſcheuhete/ wuͤrde ich dienſtlich bitten/
ſie dieſen Apffel in ihre linke Hand zwiſchen den Daumen und zeiger Finger faſſen/ und
die anderen Finger außſtrecken wolte; das Fraͤulein/ weil niemand wuſte/ was es bedeute-
te/ wahr ihm gerne zu willen/ und redete Herkuliſkus folgends den Schuͤtzen alſo an: Hoͤ-
ret Batis/ ich habe die Wette und Doppelwette mit euch angenommen/ aber hoͤret nun
die Bedingung: Wir nehmen funffzig ſtarke Schritte von dieſem Fraͤulein/ und ſchieſſen
ihr den Apffel aus der Hand; wer nun fehlet dem ſol die rechte Fauſt/ wer aber das Fraͤu-
lein im wenigſten beſchaͤdiget/ der Kopff abgeſchlagen werden. Alsbald ließ das Fraͤulein
den Apffel fallen/ und ſagte: O nein o nein/ die Wette halte ich nimmermehr. Auch erblaſ-
ſete Batis der Rede/ faſſete doch wieder ein Herz und ſagte: Ja ich halte die Wette noch/
wann ihr den Anfang machet. Den wil ich freilich machen antwortete er/ und baht das
F[r]aͤulein ſehr/ ihm den Apffel zum Schuſſe zu halten; aber Fr. Roxane wolte keines we-
ges einwilligen/ ſondern rieff ein armes Maͤgdlein herzu/ dem ſie zwo Kronen gab/ daß ſie
den Apffel hielt/ welchen Herkuliſkus hinweg ſchoß/ daß er ihren Finger nicht ruͤhrete/ uñ
ſagte nach getahnem Schuſſe; nun Batis/ nun iſt Zeit eure zu vor ſo hoch geruͤhmte Kunſt
ſehen zu laſſen. Aber 800 Kronen wahren verſpielet/ dann er wegerte ſich unter geſetzter
Bedingung es nachzutuhn; deßwegen zaͤhlete Mazeus ſeines Dieners wegen die Gelder
auß/ und warnete ihn/ hinfuͤro keinen unbekanten zuverachten/ wie jung er auch waͤre/ weil

kein
A a a a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0591" n="553"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
wei&#x017F;t/ das ich dir gro&#x017F;&#x017F;en Sold reichen la&#x017F;&#x017F;e/ weil du vor einen &#x017F;onderlichen Schu&#x0364;tzen dich<lb/>
außgib&#x017F;t; nun i&#x017F;t die&#x017F;e&#xA75B; Ju&#x0364;ngling/ hie gegenwa&#x0364;rtig/ &#x017F;o ku&#x0364;hn/ daß er &#x017F;ich nicht &#x017F;cheuet mit<lb/>
dir wette zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ da du es auffnehmen darf&#x017F;t. Batis welcher &#x017F;eine Erfahrenheit &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
hoch hielt/ &#x017F;ahe Herkuli&#x017F;kus an/ un&#x0303; &#x017F;agte: Ju&#x0364;ngling/ wollet ihr der Kun&#x017F;t gerne unterrichtet<lb/>
&#x017F;eyn? Ja/ antwortete er/ Kun&#x017F;t zu lernen bin ich &#x017F;ehr begierig. Was wollet ihr dann dran<lb/>
wagen? fragete jener. Wann ich euch drumb an&#x017F;prechen werde/ &#x017F;agte er/ wil ich die Unter-<lb/>
wei&#x017F;ung von euch nicht umb&#x017F;on&#x017F;t begehren/ weil ihr aber &#x017F;o ruhmra&#x0364;htig &#x017F;eid/ &#x017F;uche ich de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en nichts bey euch/ dann da ihr volkommen wa&#x0364;hret/ wu&#x0364;rdet ihr euch lieber in der Taht als<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Worten finden la&#x017F;&#x017F;en/ halte demnach daß euch in die&#x017F;er Kun&#x017F;t &#x017F;chier ja &#x017F;o wol fehle<lb/>
als mir ungeu&#x0364;beten. Die&#x017F;er ward de&#x017F;&#x017F;en zornig und foderte ihn zur Wette/ da es &#x017F;on&#x017F;t nit<lb/>
vera&#x0364;chtlich &#x017F;tu&#x0364;nde mit einem jungen Knaben es auffzunehmen. Schu&#x0364;tze/ &#x017F;agte Herkuli&#x017F;-<lb/>
kus/ da ich jetzt &#x017F;o frey wa&#x0364;hre als vor die&#x017F;em/ du&#x0364;rfte ich euch die&#x017F;e Be&#x017F;chimpfung &#x017F;chwer-<lb/>
lich zu gute halten/ in&#x017F;onderheit da ihr in der Taht fehlen &#x017F;oltet; aber nach dem ich meines<lb/>
Unfals mich gerne erinnere/ muß ich euch billich u&#x0364;ber&#x017F;ehen. Mazeus redete &#x017F;einem Diene&#xA75B;<lb/>
hart ein/ mit Dra&#x0364;uung &#x017F;chwerer Straffe/ da er daß gering&#x017F;te in Unglimpf auß&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;r<lb/>
de/ daher die&#x017F;er umb verzeihung bat/ und un&#x017F;ern Herkuli&#x017F;kus fragete/ wie hoch die Wette<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;olte. Daß werdet ihr be&#x017F;tim&#x0303;en/ &#x017F;agte er/ nach dem ihr mit außfodern &#x017F;o kek &#x017F;eid. Ich<lb/>
meines teils/ antwortete jener/ &#x017F;etze eine Jahrs Be&#x017F;oldung dran/ &#x017F;ind 400 Kronen. Wol-<lb/>
an/ &#x017F;agete Herkuli&#x017F;kus/ ihm &#x017F;ey al&#x017F;o/ und bitte/ mein Gn. Herr wolle vor mich gut &#x017F;agen;<lb/>
ich wil gewinnen/ oder die Gelder &#x017F;chon wi&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e &#x017F;tund zu ver&#x017F;chaffen. Wie aber/ redete<lb/>
er zu den Schu&#x0364;tzen/ wann ich einen Schuß ta&#x0364;hte/ den ihr mir nicht eins du&#x0364;rfftet nachtuhn?<lb/>
Daran &#x017F;etze ich noch 400 Kronen/ anwortete Batis. Ich nehme es mit euch an/ &#x017F;agte He&#xA75B;-<lb/>
kuli&#x017F;kus; foderte darauff alsbald einen kleinen Apffel/ reichte ihn Frl. Bar&#x017F;enen hin/ und<lb/>
&#x017F;agte zu ihr; &#x017F;cho&#x0364;nes Fra&#x0364;ulein/ dafern &#x017F;ie &#x017F;ich nicht &#x017F;cheuhete/ wu&#x0364;rde ich dien&#x017F;tlich bitten/<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;en Apffel in ihre linke Hand zwi&#x017F;chen den Daumen und zeiger Finger fa&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
die anderen Finger auß&#x017F;trecken wolte; das Fra&#x0364;ulein/ weil niemand wu&#x017F;te/ was es bedeute-<lb/>
te/ wahr ihm gerne zu willen/ und redete Herkuli&#x017F;kus folgends den Schu&#x0364;tzen al&#x017F;o an: Ho&#x0364;-<lb/>
ret Batis/ ich habe die Wette und Doppelwette mit euch angenommen/ aber ho&#x0364;ret nun<lb/>
die Bedingung: Wir nehmen funffzig &#x017F;tarke Schritte von die&#x017F;em Fra&#x0364;ulein/ und &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ihr den Apffel aus der Hand; wer nun fehlet dem &#x017F;ol die rechte Fau&#x017F;t/ wer aber das Fra&#x0364;u-<lb/>
lein im wenig&#x017F;ten be&#x017F;cha&#x0364;diget/ der Kopff abge&#x017F;chlagen werden. Alsbald ließ das Fra&#x0364;ulein<lb/>
den Apffel fallen/ und &#x017F;agte: O nein o nein/ die Wette halte ich nimmermehr. Auch erbla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ete Batis der Rede/ fa&#x017F;&#x017F;ete doch wieder ein Herz und &#x017F;agte: Ja ich halte die Wette noch/<lb/>
wann ihr den Anfang machet. Den wil ich freilich machen antwortete er/ und baht das<lb/>
F<supplied>r</supplied>a&#x0364;ulein &#x017F;ehr/ ihm den Apffel zum Schu&#x017F;&#x017F;e zu halten; aber Fr. Roxane wolte keines we-<lb/>
ges einwilligen/ &#x017F;ondern rieff ein armes Ma&#x0364;gdlein herzu/ dem &#x017F;ie zwo Kronen gab/ daß &#x017F;ie<lb/>
den Apffel hielt/ welchen Herkuli&#x017F;kus hinweg &#x017F;choß/ daß er ihren Finger nicht ru&#x0364;hrete/ un&#x0303;<lb/>
&#x017F;agte nach getahnem Schu&#x017F;&#x017F;e; nun Batis/ nun i&#x017F;t Zeit eure zu vor &#x017F;o hoch geru&#x0364;hmte Kun&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ehen zu la&#x017F;&#x017F;en. Aber 800 Kronen wahren ver&#x017F;pielet/ dann er wegerte &#x017F;ich unter ge&#x017F;etzter<lb/>
Bedingung es nachzutuhn; deßwegen za&#x0364;hlete Mazeus &#x017F;eines Dieners wegen die Gelder<lb/>
auß/ und warnete ihn/ hinfu&#x0364;ro keinen unbekanten zuverachten/ wie jung er auch wa&#x0364;re/ weil<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a</fw><fw place="bottom" type="catch">kein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[553/0591] Drittes Buch. weiſt/ das ich dir groſſen Sold reichen laſſe/ weil du vor einen ſonderlichen Schuͤtzen dich außgibſt; nun iſt dieſeꝛ Juͤngling/ hie gegenwaͤrtig/ ſo kuͤhn/ daß er ſich nicht ſcheuet mit dir wette zu ſchieſſen/ da du es auffnehmen darfſt. Batis welcher ſeine Erfahrenheit ſelbſt hoch hielt/ ſahe Herkuliſkus an/ uñ ſagte: Juͤngling/ wollet ihr der Kunſt gerne unterrichtet ſeyn? Ja/ antwortete er/ Kunſt zu lernen bin ich ſehr begierig. Was wollet ihr dann dran wagen? fragete jener. Wann ich euch drumb anſprechen werde/ ſagte er/ wil ich die Unter- weiſung von euch nicht umbſonſt begehren/ weil ihr aber ſo ruhmraͤhtig ſeid/ ſuche ich deſ- ſen nichts bey euch/ dann da ihr volkommen waͤhret/ wuͤrdet ihr euch lieber in der Taht als bloſſen Worten finden laſſen/ halte demnach daß euch in dieſer Kunſt ſchier ja ſo wol fehle als mir ungeuͤbeten. Dieſer ward deſſen zornig und foderte ihn zur Wette/ da es ſonſt nit veraͤchtlich ſtuͤnde mit einem jungen Knaben es auffzunehmen. Schuͤtze/ ſagte Herkuliſ- kus/ da ich jetzt ſo frey waͤhre als vor dieſem/ duͤrfte ich euch dieſe Beſchimpfung ſchwer- lich zu gute halten/ inſonderheit da ihr in der Taht fehlen ſoltet; aber nach dem ich meines Unfals mich gerne erinnere/ muß ich euch billich uͤberſehen. Mazeus redete ſeinem Dieneꝛ hart ein/ mit Draͤuung ſchwerer Straffe/ da er daß geringſte in Unglimpf außſtoſſen wuͤr de/ daher dieſer umb verzeihung bat/ und unſern Herkuliſkus fragete/ wie hoch die Wette ſeyn ſolte. Daß werdet ihr beſtim̃en/ ſagte er/ nach dem ihr mit außfodern ſo kek ſeid. Ich meines teils/ antwortete jener/ ſetze eine Jahrs Beſoldung dran/ ſind 400 Kronen. Wol- an/ ſagete Herkuliſkus/ ihm ſey alſo/ und bitte/ mein Gn. Herr wolle vor mich gut ſagen; ich wil gewinnen/ oder die Gelder ſchon wiſſen dieſe ſtund zu verſchaffen. Wie aber/ redete er zu den Schuͤtzen/ wann ich einen Schuß taͤhte/ den ihr mir nicht eins duͤrfftet nachtuhn? Daran ſetze ich noch 400 Kronen/ anwortete Batis. Ich nehme es mit euch an/ ſagte Heꝛ- kuliſkus; foderte darauff alsbald einen kleinen Apffel/ reichte ihn Frl. Barſenen hin/ und ſagte zu ihr; ſchoͤnes Fraͤulein/ dafern ſie ſich nicht ſcheuhete/ wuͤrde ich dienſtlich bitten/ ſie dieſen Apffel in ihre linke Hand zwiſchen den Daumen und zeiger Finger faſſen/ und die anderen Finger außſtrecken wolte; das Fraͤulein/ weil niemand wuſte/ was es bedeute- te/ wahr ihm gerne zu willen/ und redete Herkuliſkus folgends den Schuͤtzen alſo an: Hoͤ- ret Batis/ ich habe die Wette und Doppelwette mit euch angenommen/ aber hoͤret nun die Bedingung: Wir nehmen funffzig ſtarke Schritte von dieſem Fraͤulein/ und ſchieſſen ihr den Apffel aus der Hand; wer nun fehlet dem ſol die rechte Fauſt/ wer aber das Fraͤu- lein im wenigſten beſchaͤdiget/ der Kopff abgeſchlagen werden. Alsbald ließ das Fraͤulein den Apffel fallen/ und ſagte: O nein o nein/ die Wette halte ich nimmermehr. Auch erblaſ- ſete Batis der Rede/ faſſete doch wieder ein Herz und ſagte: Ja ich halte die Wette noch/ wann ihr den Anfang machet. Den wil ich freilich machen antwortete er/ und baht das Fraͤulein ſehr/ ihm den Apffel zum Schuſſe zu halten; aber Fr. Roxane wolte keines we- ges einwilligen/ ſondern rieff ein armes Maͤgdlein herzu/ dem ſie zwo Kronen gab/ daß ſie den Apffel hielt/ welchen Herkuliſkus hinweg ſchoß/ daß er ihren Finger nicht ruͤhrete/ uñ ſagte nach getahnem Schuſſe; nun Batis/ nun iſt Zeit eure zu vor ſo hoch geruͤhmte Kunſt ſehen zu laſſen. Aber 800 Kronen wahren verſpielet/ dann er wegerte ſich unter geſetzter Bedingung es nachzutuhn; deßwegen zaͤhlete Mazeus ſeines Dieners wegen die Gelder auß/ und warnete ihn/ hinfuͤro keinen unbekanten zuverachten/ wie jung er auch waͤre/ weil kein A a a a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/591
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/591>, abgerufen am 22.12.2024.