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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
stehen/ empfing aber ihren Nabarzanes solcher gestalt/ daß Kleon die Haar davor zu Berge
stunden. Feiner Herr/ sagete sie/ wie bleibet man über die bestimmete Zeit so lange aus? ich
meyne/ man habe den Weg vergessen; Jedoch/ grosse Narren (Herren wolte ich sagen)
müssen sich erlustigen/ damit die Speisen ihnen desto besser schmecken. Hier wirds gewiß
nicht ohn Haar rauffen abgehen/ gedachte Kleon/ und legte schon über/ wessen Beystand
er seyn wolte; wie er aber hörete/ daß dieser Tropf die Pillen geduldig verschluckete/ ja vom
Pferde herunter stieg/ und ihr liebkosete/ gedachte er; Oho gehets hier so zu/ must du der
Frauen zu dienste stehen/ als dann wirstu wol hindurch kommen; sprang gleich damit vom
Pferde/ setzete sich vor ihr auff die Knie/ und redete sie mit diesen Worten an: Hochge-
bohrne Gn. Frau; nachdem das Glük in meinem höchsten Unfall mich so beseliget/ einer
so trefflichen Frauen untertähnig auffzuwarten/ habe über meinen biß her erlittenen Ver-
lust ich nicht zuklagen; wünsche nur bloß/ daß meine geringschätzige Dienste also möchten
beschaffen seyn/ daß Ihrer Gn. selbe gefallen könten/ welche ohn Sparung meines Blu-
tes anzuwenden/ ich bereit und willig bin/ bitte in tieffster Demuht und Untertähnigkeit/
meine Gn. Frau wolle mit beharlichen Gnaden ihrem unwirdigsten Knechte gewogen
bleiben. Fr. Statira sahe Kleon inständig an; sein Angesicht und Höfligkeit gaben/ daß er
kein gemeiner Knecht wahr; hieß ihn demnach auffstehen/ und fragete Nabarzanes/ von
wannen ihm dieser Diener kähme/ und wo sein ander Gesinde währe/ auch was die Kup-
pelpferde wolten; sie hoffete ja nicht/ daß er gar zum Pferdetäuscher gedienen. Hieselbst fing
nun dieser Gecken seine Ruhmrähtigkeit weidlich an: Dieser sein Kleon/ Griechisches A-
dels/ währe ihm von einem vornehmen Persischen Herrn vor leibeigen geschenket; Vier
Meilen von hinnen hätte er einen harten Stand wider eine grosse Anzahl Räuber ausge-
halten/ und alle seine Diener zugesetzet; sein Arm währe von vielem Gefechte ihm erstar-
ret/ und entsetzete sich vor den Blutbächen/ die sein Schwert heute rinnen gemacht. O du
Auffschneider/ sagte sie/ schämestu dich dann keiner Lügen mehr? Ja wann dein Hasenherz
mir unbekant währe/ möchtestu mir dieses Kletchen anwerffen; Vielleicht hast du hinter
einem Baum gehalten/ und zugesehen/ wie deine Diener nidergeschlagen sind. Unter dieser
Rede ward sie gewahr/ daß noch etliche Blutstropfen von Kleon fielen/ und sagte zu ihm:
Tapffer Ritter/ hat euch Unglük etwa in Dienstbarkeit gestürzet/ so trauet den Göttern und
eurem Glük/ die euch in vorigen Stand wieder setzen können; meine Gutwilligkeit sol euch
unversagt seyn/ wann ihr euch (wie ich dann nicht zweifeln wil) gebührlich verhalten wer-
det. Befahl auch alsbald einer Magd/ den Arzt zufodern/ damit ihm seine Wunden ver-
bunden würden/ und gefiel ihr dieser Diener so wol/ daß sie nichts so sehr/ als seine völlige
Gesundheit begehrete/ insonderheit/ da sie sein tapfferes Gesecht von dem einen Leibeige-
nen rühmen hörete.

Unser Herkulifkus hatte gar eine glükliche Reise von Ekbatana nach Charas/ wo-
selbst er mit dem Groß Fürsten und der ubrigen Geselschafft ohn einigen Anfall anlangete.
Phraortes ließ sich bey Artabanus untertähnigst anmelden/ daß ihm ein freier Zutrit aller-
gnädigst möchte vergönnet seyn/ aber es ward ihm solches nicht allein gewegert/ sondern
muste von einem nichtigen Kämmerlinge in sich fressen/ was ihn so verwägen kühn mach-
te/ ungefodert vor seinem Groß Könige zuerscheinen. Dieser schändliche Hochmuht er-

schreckete
J i i i iij

Drittes Buch.
ſtehen/ empfing aber ihren Nabarzanes ſolcher geſtalt/ daß Kleon die Haar davor zu Berge
ſtunden. Feiner Herr/ ſagete ſie/ wie bleibet man uͤber die beſtimmete Zeit ſo lange aus? ich
meyne/ man habe den Weg vergeſſen; Jedoch/ groſſe Narren (Herren wolte ich ſagen)
muͤſſen ſich erluſtigen/ damit die Speiſen ihnen deſto beſſer ſchmecken. Hier wirds gewiß
nicht ohn Haar rauffen abgehen/ gedachte Kleon/ und legte ſchon uͤber/ weſſen Beyſtand
er ſeyn wolte; wie er aber hoͤrete/ daß dieſer Tropf die Pillen geduldig verſchluckete/ ja vom
Pferde herunter ſtieg/ und ihr liebkoſete/ gedachte er; Oho gehets hier ſo zu/ muſt du der
Frauen zu dienſte ſtehen/ als dann wirſtu wol hindurch kommen; ſprang gleich damit vom
Pferde/ ſetzete ſich vor ihr auff die Knie/ und redete ſie mit dieſen Worten an: Hochge-
bohrne Gn. Frau; nachdem das Gluͤk in meinem hoͤchſten Unfall mich ſo beſeliget/ einer
ſo trefflichen Frauen untertaͤhnig auffzuwarten/ habe uͤber meinen biß her erlittenen Ver-
luſt ich nicht zuklagen; wuͤnſche nur bloß/ daß meine geringſchaͤtzige Dienſte alſo moͤchten
beſchaffen ſeyn/ daß Ihrer Gn. ſelbe gefallen koͤnten/ welche ohn Sparung meines Blu-
tes anzuwenden/ ich bereit und willig bin/ bitte in tieffſter Demuht und Untertaͤhnigkeit/
meine Gn. Frau wolle mit beharlichen Gnaden ihrem unwirdigſten Knechte gewogen
bleiben. Fr. Statira ſahe Kleon inſtaͤndig an; ſein Angeſicht und Hoͤfligkeit gaben/ daß eꝛ
kein gemeiner Knecht wahr; hieß ihn demnach auffſtehen/ und fragete Nabarzanes/ von
wannen ihm dieſer Diener kaͤhme/ und wo ſein ander Geſinde waͤhre/ auch was die Kup-
pelpferde wolten; ſie hoffete ja nicht/ daß er gar zum Pferdetaͤuſcher gedienen. Hieſelbſt fing
nun dieſer Gecken ſeine Ruhmraͤhtigkeit weidlich an: Dieſer ſein Kleon/ Griechiſches A-
dels/ waͤhre ihm von einem vornehmen Perſiſchen Herrn vor leibeigen geſchenket; Vier
Meilen von hinnen haͤtte er einen harten Stand wider eine groſſe Anzahl Raͤuber ausge-
halten/ und alle ſeine Diener zugeſetzet; ſein Arm waͤhre von vielem Gefechte ihm erſtar-
ret/ und entſetzete ſich vor den Blutbaͤchen/ die ſein Schwert heute rinnen gemacht. O du
Auffſchneider/ ſagte ſie/ ſchaͤmeſtu dich dann keiner Luͤgen mehr? Ja wañ dein Haſenherz
mir unbekant waͤhre/ moͤchteſtu mir dieſes Kletchen anwerffen; Vielleicht haſt du hinter
einem Baum gehalten/ und zugeſehen/ wie deine Diener nidergeſchlagen ſind. Unter dieſer
Rede ward ſie gewahr/ daß noch etliche Blutstropfen von Kleon fielen/ und ſagte zu ihm:
Tapffer Ritter/ hat euch Ungluͤk etwa in Dienſtbarkeit geſtuͤrzet/ ſo trauet den Goͤttern uñ
eurem Gluͤk/ die euch in vorigen Stand wieder ſetzen koͤnnen; meine Gutwilligkeit ſol euch
unverſagt ſeyn/ wann ihr euch (wie ich dann nicht zweifeln wil) gebuͤhrlich verhalten wer-
det. Befahl auch alsbald einer Magd/ den Arzt zufodern/ damit ihm ſeine Wunden ver-
bunden wuͤrden/ und gefiel ihr dieſer Diener ſo wol/ daß ſie nichts ſo ſehr/ als ſeine voͤllige
Geſundheit begehrete/ inſonderheit/ da ſie ſein tapfferes Geſecht von dem einen Leibeige-
nen ruͤhmen hoͤrete.

Unſer Herkulifkus hatte gar eine gluͤkliche Reiſe von Ekbatana nach Charas/ wo-
ſelbſt er mit dem Groß Fuͤrſten und der ubrigen Geſelſchafft ohn einigen Anfall anlangete.
Phraortes ließ ſich bey Artabanus untertaͤhnigſt anmelden/ daß ihm ein freier Zutrit alleꝛ-
gnaͤdigſt moͤchte vergoͤnnet ſeyn/ aber es ward ihm ſolches nicht allein gewegert/ ſondern
muſte von einem nichtigen Kaͤmmerlinge in ſich freſſen/ was ihn ſo verwaͤgen kuͤhn mach-
te/ ungefodert vor ſeinem Groß Koͤnige zuerſcheinen. Dieſer ſchaͤndliche Hochmuht er-

ſchreckete
J i i i iij
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[621/0659] Drittes Buch. ſtehen/ empfing aber ihren Nabarzanes ſolcher geſtalt/ daß Kleon die Haar davor zu Berge ſtunden. Feiner Herr/ ſagete ſie/ wie bleibet man uͤber die beſtimmete Zeit ſo lange aus? ich meyne/ man habe den Weg vergeſſen; Jedoch/ groſſe Narren (Herren wolte ich ſagen) muͤſſen ſich erluſtigen/ damit die Speiſen ihnen deſto beſſer ſchmecken. Hier wirds gewiß nicht ohn Haar rauffen abgehen/ gedachte Kleon/ und legte ſchon uͤber/ weſſen Beyſtand er ſeyn wolte; wie er aber hoͤrete/ daß dieſer Tropf die Pillen geduldig verſchluckete/ ja vom Pferde herunter ſtieg/ und ihr liebkoſete/ gedachte er; Oho gehets hier ſo zu/ muſt du der Frauen zu dienſte ſtehen/ als dann wirſtu wol hindurch kommen; ſprang gleich damit vom Pferde/ ſetzete ſich vor ihr auff die Knie/ und redete ſie mit dieſen Worten an: Hochge- bohrne Gn. Frau; nachdem das Gluͤk in meinem hoͤchſten Unfall mich ſo beſeliget/ einer ſo trefflichen Frauen untertaͤhnig auffzuwarten/ habe uͤber meinen biß her erlittenen Ver- luſt ich nicht zuklagen; wuͤnſche nur bloß/ daß meine geringſchaͤtzige Dienſte alſo moͤchten beſchaffen ſeyn/ daß Ihrer Gn. ſelbe gefallen koͤnten/ welche ohn Sparung meines Blu- tes anzuwenden/ ich bereit und willig bin/ bitte in tieffſter Demuht und Untertaͤhnigkeit/ meine Gn. Frau wolle mit beharlichen Gnaden ihrem unwirdigſten Knechte gewogen bleiben. Fr. Statira ſahe Kleon inſtaͤndig an; ſein Angeſicht und Hoͤfligkeit gaben/ daß eꝛ kein gemeiner Knecht wahr; hieß ihn demnach auffſtehen/ und fragete Nabarzanes/ von wannen ihm dieſer Diener kaͤhme/ und wo ſein ander Geſinde waͤhre/ auch was die Kup- pelpferde wolten; ſie hoffete ja nicht/ daß er gar zum Pferdetaͤuſcher gedienen. Hieſelbſt fing nun dieſer Gecken ſeine Ruhmraͤhtigkeit weidlich an: Dieſer ſein Kleon/ Griechiſches A- dels/ waͤhre ihm von einem vornehmen Perſiſchen Herrn vor leibeigen geſchenket; Vier Meilen von hinnen haͤtte er einen harten Stand wider eine groſſe Anzahl Raͤuber ausge- halten/ und alle ſeine Diener zugeſetzet; ſein Arm waͤhre von vielem Gefechte ihm erſtar- ret/ und entſetzete ſich vor den Blutbaͤchen/ die ſein Schwert heute rinnen gemacht. O du Auffſchneider/ ſagte ſie/ ſchaͤmeſtu dich dann keiner Luͤgen mehr? Ja wañ dein Haſenherz mir unbekant waͤhre/ moͤchteſtu mir dieſes Kletchen anwerffen; Vielleicht haſt du hinter einem Baum gehalten/ und zugeſehen/ wie deine Diener nidergeſchlagen ſind. Unter dieſer Rede ward ſie gewahr/ daß noch etliche Blutstropfen von Kleon fielen/ und ſagte zu ihm: Tapffer Ritter/ hat euch Ungluͤk etwa in Dienſtbarkeit geſtuͤrzet/ ſo trauet den Goͤttern uñ eurem Gluͤk/ die euch in vorigen Stand wieder ſetzen koͤnnen; meine Gutwilligkeit ſol euch unverſagt ſeyn/ wann ihr euch (wie ich dann nicht zweifeln wil) gebuͤhrlich verhalten wer- det. Befahl auch alsbald einer Magd/ den Arzt zufodern/ damit ihm ſeine Wunden ver- bunden wuͤrden/ und gefiel ihr dieſer Diener ſo wol/ daß ſie nichts ſo ſehr/ als ſeine voͤllige Geſundheit begehrete/ inſonderheit/ da ſie ſein tapfferes Geſecht von dem einen Leibeige- nen ruͤhmen hoͤrete. Unſer Herkulifkus hatte gar eine gluͤkliche Reiſe von Ekbatana nach Charas/ wo- ſelbſt er mit dem Groß Fuͤrſten und der ubrigen Geſelſchafft ohn einigen Anfall anlangete. Phraortes ließ ſich bey Artabanus untertaͤhnigſt anmelden/ daß ihm ein freier Zutrit alleꝛ- gnaͤdigſt moͤchte vergoͤnnet ſeyn/ aber es ward ihm ſolches nicht allein gewegert/ ſondern muſte von einem nichtigen Kaͤmmerlinge in ſich freſſen/ was ihn ſo verwaͤgen kuͤhn mach- te/ ungefodert vor ſeinem Groß Koͤnige zuerſcheinen. Dieſer ſchaͤndliche Hochmuht er- ſchreckete J i i i iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/659>, abgerufen am 26.06.2024.