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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Nach der Fräulein Abscheide wahr der König mit Freuden und unzähligen Begierden
umgeben/ rieff Phraortes zu sich/ und sagete: Mein geliebter Fürst/ weil ihr unser Herz mit
der Volkommen heit dieser Fräulein befriediget habt/ sollet ihr dessen zu Lohn alle Schat-
zungen eures Groß Fürstentuhms vier Jahr lang vor euch heben/ und in den geheimen
Groß Königlichen Raht/ als der fünffte in der Ordnung hiemit auffgenommen seyn. Ließ
auch Mazeus vor sich kommen/ belehnete ihn mit einer erledigten Herrschafft in Assyrien/
und vermachete ihm als einem Hof Raht jährlich 12000 Kronen zur Bestallung. Bey der
Abendmahlzeit erzählete Phraortes alles denkwirdige/ wz sich mit dem Fräulein zugetragen/
als wodurch ihnen aller Argwohn ihres weiblichen Geschlechtes benommen wäre; worü-
ber der König sich höchlich erlustigte/ und dermassen in Liebe entzündet ward/ dz ihn schon
gereuete/ wessen er sich verbunden hatte/ und doch eine Unmögligkeit fand/ es zuwiederruffen.

Der geträue Liebhaber Valikules reisete unterdessen in Persen als in der Irre um-
her/ weil er von der Spuhr abkommen wahr/ und weder in Städten noch auff dem Lande
feiner Fräulein Zeichen angeschrieben fand. Die Ursach dieses Irtuhms wahr/ daß er den
geradesten Weg nach Parthen vor sich nam/ da sie von den Räubern Nordwerts gefüh-
ret wahr. In dieser Ungewißheit nun befand er sich nicht wenig betrübet/ daher er zu Gal-
lus sagete: Ich bin sehr irre in meinem Gemüht/ daß mein Leitstern sich nicht mehr finden
wil/ wor aus ich muhtmasse/ die Parther müssen einen andern Weg gezogen seyn/ dessen
Ungewißheit mich an meinem Vorhaben sehr verhindern dürffte; ja wer weiß/ ob sie
mein Fräulein nicht gar einen andern Herrn zugeführet haben? O mein Gott/ sagte er
mit gefaltenen Händen; zeige du mir den Weg meines Vorsatzes/ und gib nicht zu/ daß
diese Unschuldige in Ehren- oder Lebensgefahr gerahte: Gallus antwortete ihm; Gn.
Herr/ wir werden in Mangel dieses Zeichens den geradesten Weg nach dem Königlichen
Häuptfitze vornehmen/ woselbst wir ohn zweiffel Zeitung von ihr haben werden. Ja ge-
rade/ sagte er/ als ob ihr nicht auff der gefährlichen Reise ein Unglük hätte zustossen kön-
nen/ welches wegen Mangel des Zeichens ich nicht unbillig fürchte; müssen demnach den
grundgütigen Gott bitten/ daß er unser Führer und Gleitsman seyn wolle/ damit unser
Vorhaben zum gewünschten Ende außschlage. Des Abends kahmen sie in ein geringes
Dörfflein/ da sie Herberge nahmen/ und mitschlechten Speisen zu friede wahren/ weil ih-
re Pferde gute Futterung antraffen/ welche sie diesen Tag sehr abgeritten hatten. Valiku-
les brachte die ganze Nacht auff der Sträu mit dem Gebeht zu/ ohn gegen Morgen über-
fiel ihn der Schlaff/ und gedauchte ihn/ wie ihm auff der Reise ein alter Mann den Zügel
aus der Hand rückete/ und da er Ostwerts reiten wolte/ ihn straks gen Norden leitete/ wor-
über er erwachete/ auffsatteln ließ/ und den Wirt fragete/ was vor Landschafften gegen Nor-
den gelegen währen. Als ihm nun Meden genennet ward und er vernam/ daß etliche Tagerei-
sen nach der Häuptstad Ekbatana währen/ sagete er: Nun so wil ich im nahmen Gottes
den Streich vor mir nehmen/ ob es gleich meiner Einbildung straks zuwieder läufft; bekam
doch in sechs Tagen keine Hoffnung/ wie eilend er auch mit seinen Wegweiser fortjagete/
der ihn gegen Abend in einen Flecken brachte/ dreissig guter Teutscher Meilen vom vorigen
Dorffe gelegen. Des siebenden Tages wahr er früh auff/ und traf umb den Mittag einen
Scheideweg an/ deren einer in einen grossen Wald gerade gegen Norden; der ander nach

einer

Drittes Buch.
Nach der Fraͤulein Abſcheide wahr der Koͤnig mit Freuden und unzaͤhligen Begierden
umgeben/ rieff Phraortes zu ſich/ und ſagete: Mein geliebteꝛ Fuͤrſt/ weil ihr unſer Herz mit
der Volkommen heit dieſer Fraͤulein befriediget habt/ ſollet ihr deſſen zu Lohn alle Schat-
zungen eures Groß Fuͤrſtentuhms vier Jahr lang vor euch heben/ und in den geheimen
Groß Koͤniglichen Raht/ als der fuͤnffte in der Ordnung hiemit auffgenommen ſeyn. Ließ
auch Mazeus vor ſich kommen/ belehnete ihn mit einer erledigten Herrſchafft in Aſſyrien/
und vermachete ihm als einem Hof Raht jaͤhrlich 12000 Kronẽ zur Beſtallung. Bey der
Abendmahlzeit erzaͤhlete Phraortes alles denkwirdige/ wz ſich mit dem Fꝛaͤulein zugetragẽ/
als wodurch ihnen aller Argwohn ihres weiblichen Geſchlechtes benom̃en waͤre; woruͤ-
ber der Koͤnig ſich hoͤchlich erluſtigte/ und dermaſſen in Liebe entzuͤndet ward/ dz ihn ſchon
gereuete/ weſſen er ſich verbunden hatte/ uñ doch eine Unmoͤgligkeit fand/ es zuwiederruffẽ.

Der getraͤue Liebhaber Valikules reiſete unterdeſſen in Perſen als in der Irre um-
her/ weil er von der Spuhr abkommen wahr/ und weder in Staͤdten noch auff dem Lande
feiner Fraͤulein Zeichen angeſchrieben fand. Die Urſach dieſes Irtuhms wahr/ daß er den
geradeſten Weg nach Parthen vor ſich nam/ da ſie von den Raͤubern Nordwerts gefuͤh-
ret wahr. In dieſer Ungewißheit nun befand er ſich nicht wenig betruͤbet/ daher er zu Gal-
lus ſagete: Ich bin ſehr irre in meinem Gemuͤht/ daß mein Leitſtern ſich nicht mehr finden
wil/ wor aus ich muhtmaſſe/ die Parther muͤſſen einen andern Weg gezogen ſeyn/ deſſen
Ungewißheit mich an meinem Vorhaben ſehr verhindern duͤrffte; ja wer weiß/ ob ſie
mein Fraͤulein nicht gar einen andern Herrn zugefuͤhret haben? O mein Gott/ ſagte er
mit gefaltenen Haͤnden; zeige du mir den Weg meines Vorſatzes/ und gib nicht zu/ daß
dieſe Unſchuldige in Ehren- oder Lebensgefahr gerahte: Gallus antwortete ihm; Gn.
Herr/ wir werden in Mangel dieſes Zeichens den geradeſten Weg nach dem Koͤniglichen
Haͤuptfitze vornehmen/ woſelbſt wir ohn zweiffel Zeitung von ihr haben werden. Ja ge-
rade/ ſagte er/ als ob ihr nicht auff der gefaͤhrlichen Reiſe ein Ungluͤk haͤtte zuſtoſſen koͤn-
nen/ welches wegen Mangel des Zeichens ich nicht unbillig fuͤrchte; muͤſſen demnach den
grundguͤtigen Gott bitten/ daß er unſer Fuͤhrer und Gleitsman ſeyn wolle/ damit unſer
Vorhaben zum gewuͤnſchten Ende außſchlage. Des Abends kahmen ſie in ein geringes
Doͤrfflein/ da ſie Herberge nahmen/ und mitſchlechten Speiſen zu friede wahren/ weil ih-
re Pferde gute Futterung antraffen/ welche ſie dieſen Tag ſehr abgeritten hatten. Valiku-
les brachte die ganze Nacht auff der Straͤu mit dem Gebeht zu/ ohn gegen Morgen uͤber-
fiel ihn der Schlaff/ und gedauchte ihn/ wie ihm auff der Reiſe ein alter Mann den Zuͤgel
aus der Hand ruͤckete/ und da er Oſtwerts reiten wolte/ ihn ſtraks gen Norden leitete/ wor-
uͤber er erwachete/ auffſatteln ließ/ uñ den Wirt fragete/ was vor Landſchafften gegen Nor-
den gelegen waͤhren. Als ihm nun Meden geneñet ward uñ er vernam/ daß etliche Tagerei-
ſen nach der Haͤuptſtad Ekbatana waͤhren/ ſagete er: Nun ſo wil ich im nahmen Gottes
den Streich vor mir nehmen/ ob es gleich meiner Einbildung ſtraks zuwieder laͤufft; bekam
doch in ſechs Tagen keine Hoffnung/ wie eilend er auch mit ſeinen Wegweiſer fortjagete/
der ihn gegen Abend in einen Flecken brachte/ dreiſſig guter Teutſcher Meilen vom vorigẽ
Dorffe gelegen. Des ſiebenden Tages wahr er fruͤh auff/ und traf umb den Mittag einen
Scheideweg an/ deren einer in einen groſſen Wald gerade gegen Norden; der ander nach

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[631/0669] Drittes Buch. Nach der Fraͤulein Abſcheide wahr der Koͤnig mit Freuden und unzaͤhligen Begierden umgeben/ rieff Phraortes zu ſich/ und ſagete: Mein geliebteꝛ Fuͤrſt/ weil ihr unſer Herz mit der Volkommen heit dieſer Fraͤulein befriediget habt/ ſollet ihr deſſen zu Lohn alle Schat- zungen eures Groß Fuͤrſtentuhms vier Jahr lang vor euch heben/ und in den geheimen Groß Koͤniglichen Raht/ als der fuͤnffte in der Ordnung hiemit auffgenommen ſeyn. Ließ auch Mazeus vor ſich kommen/ belehnete ihn mit einer erledigten Herrſchafft in Aſſyrien/ und vermachete ihm als einem Hof Raht jaͤhrlich 12000 Kronẽ zur Beſtallung. Bey der Abendmahlzeit erzaͤhlete Phraortes alles denkwirdige/ wz ſich mit dem Fꝛaͤulein zugetragẽ/ als wodurch ihnen aller Argwohn ihres weiblichen Geſchlechtes benom̃en waͤre; woruͤ- ber der Koͤnig ſich hoͤchlich erluſtigte/ und dermaſſen in Liebe entzuͤndet ward/ dz ihn ſchon gereuete/ weſſen er ſich verbunden hatte/ uñ doch eine Unmoͤgligkeit fand/ es zuwiederruffẽ. Der getraͤue Liebhaber Valikules reiſete unterdeſſen in Perſen als in der Irre um- her/ weil er von der Spuhr abkommen wahr/ und weder in Staͤdten noch auff dem Lande feiner Fraͤulein Zeichen angeſchrieben fand. Die Urſach dieſes Irtuhms wahr/ daß er den geradeſten Weg nach Parthen vor ſich nam/ da ſie von den Raͤubern Nordwerts gefuͤh- ret wahr. In dieſer Ungewißheit nun befand er ſich nicht wenig betruͤbet/ daher er zu Gal- lus ſagete: Ich bin ſehr irre in meinem Gemuͤht/ daß mein Leitſtern ſich nicht mehr finden wil/ wor aus ich muhtmaſſe/ die Parther muͤſſen einen andern Weg gezogen ſeyn/ deſſen Ungewißheit mich an meinem Vorhaben ſehr verhindern duͤrffte; ja wer weiß/ ob ſie mein Fraͤulein nicht gar einen andern Herrn zugefuͤhret haben? O mein Gott/ ſagte er mit gefaltenen Haͤnden; zeige du mir den Weg meines Vorſatzes/ und gib nicht zu/ daß dieſe Unſchuldige in Ehren- oder Lebensgefahr gerahte: Gallus antwortete ihm; Gn. Herr/ wir werden in Mangel dieſes Zeichens den geradeſten Weg nach dem Koͤniglichen Haͤuptfitze vornehmen/ woſelbſt wir ohn zweiffel Zeitung von ihr haben werden. Ja ge- rade/ ſagte er/ als ob ihr nicht auff der gefaͤhrlichen Reiſe ein Ungluͤk haͤtte zuſtoſſen koͤn- nen/ welches wegen Mangel des Zeichens ich nicht unbillig fuͤrchte; muͤſſen demnach den grundguͤtigen Gott bitten/ daß er unſer Fuͤhrer und Gleitsman ſeyn wolle/ damit unſer Vorhaben zum gewuͤnſchten Ende außſchlage. Des Abends kahmen ſie in ein geringes Doͤrfflein/ da ſie Herberge nahmen/ und mitſchlechten Speiſen zu friede wahren/ weil ih- re Pferde gute Futterung antraffen/ welche ſie dieſen Tag ſehr abgeritten hatten. Valiku- les brachte die ganze Nacht auff der Straͤu mit dem Gebeht zu/ ohn gegen Morgen uͤber- fiel ihn der Schlaff/ und gedauchte ihn/ wie ihm auff der Reiſe ein alter Mann den Zuͤgel aus der Hand ruͤckete/ und da er Oſtwerts reiten wolte/ ihn ſtraks gen Norden leitete/ wor- uͤber er erwachete/ auffſatteln ließ/ uñ den Wirt fragete/ was vor Landſchafften gegen Nor- den gelegen waͤhren. Als ihm nun Meden geneñet ward uñ er vernam/ daß etliche Tagerei- ſen nach der Haͤuptſtad Ekbatana waͤhren/ ſagete er: Nun ſo wil ich im nahmen Gottes den Streich vor mir nehmen/ ob es gleich meiner Einbildung ſtraks zuwieder laͤufft; bekam doch in ſechs Tagen keine Hoffnung/ wie eilend er auch mit ſeinen Wegweiſer fortjagete/ der ihn gegen Abend in einen Flecken brachte/ dreiſſig guter Teutſcher Meilen vom vorigẽ Dorffe gelegen. Des ſiebenden Tages wahr er fruͤh auff/ und traf umb den Mittag einen Scheideweg an/ deren einer in einen groſſen Wald gerade gegen Norden; der ander nach einer

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/669>, abgerufen am 26.06.2024.