Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. anzutreffen/ aber vergeblich/ massen die unsern schon einen grossen Vorsprung genommenhatten/ da sie ohn Speise und Trank fortjageten/ biß sie ein zimlich Städlein erreicheten/ und doch auff dem Wege der Fräulein Zeichen nicht merketen; Hieselbst erfuhr Valiku- les/ daß sie noch sieben zunliche Tagereisen nach Ekbatana vor sich hätten/ weil er im Wal- de irre geritten/ und zu weit nach der rechten Hand gangen währe. Sie vertauscheten hieselbst ihre Pferde/ weil sie undunchtig worden/ lagen fünff Tage stille/ nahmen einen Weg- weiser zu sich/ und gelangeten nach abermahliger siebentägiger Reise in einem Flecken an/ welcher nahe bey Mazeus Schlosse lag/ bleib auch die Nacht daselbst/ und fragete den Wirt/ was vor einen Herrn diese Festung hätte/ dieser antwortete ihm; es währe gar ein freund- licher verständiger Herr/ und erst diesen Tag von einer weiten Reise wieder zu Hause an- gelanget/ stünde bey dem Groß Fürsten in sonderlichen Gnaden/ und währe sehr mächtig: Sein Schloß währe nicht anders/ als eine offene Herberge fremder Ritter und Herren/ auff welche er jährlichs ein grosses verwendete; und wann ihr ihm die Ehre antähtet/ sagte er zu Valikules/ ihn vor eurem Abscheide nach Ekbatana zu sprechen/ würdet ihr bald ei- nen guten Freund an ihm bekommen/ der in euren Werbungen bey dem Groß Fürsten euch sehr behülflich seyn kan. Hiedurch ward er bewogen/ dieses Herrn Kundschafft zu suchen/ weil er ohndaß über diesen Durchzug muste/ machte sich des Morgens sehr früh auff/ und da er dem Schlosse nahete/ ward er über die masse hoch erfreuet/ dann er sahe seiner aller- liebsten Fräulein Zeichen über die 20 mahl am äussersten Tohr angemahlet/ und (welches ihm die Frendenträhnen außtrieb) diese Worte dabey geschrieben: Herculisci suave Diver- sorium. Des Herkuliskus liebliche Herberge. Er warff die Augen etwas höher/ da sahe er über dem Tohr einen von dem reinesten Erz gegossenen Jüngling mit dieser überschrifft: Mira- culum Orbis Herculiscus. Herkuliskus das Wunder-Geschöpff der Welt. Hilff Gott/ sagte er zu Gallus/ hier lässet mich mein Heyland die Ergezligkeit aller meiner Müheverwaltungen blicken; und O du ädle Seele/ hast nicht ruhen können/ diesen fremden Ländern auch im durchreisen/ ein unsterbliches Gedächtnis deiner Volkommenheit zu hinterlassen; dann freilich ist diese Ehrenschrift dir nicht ohn Ursach gesetzet. Wie er in dieser Betrachtung vor dem Tohre hielt/ rieff ihm die Schildwache zu/ von wannen er kähme/ und wohin er gedächte. Er hingegen begehrete/ man möchte dem Herrn des Schlosses anmelden/ daß ein fremder Ritter ihre Gn. gerne sprechen wolte. Mazeus/ als ein fleissiger Auffseher sei- ner Geschäfften ging schon im Innerplaze/ und ließ auff anmeldung den fremden hinein geleiten und auf den grossen Gastsaal führen/ da Valikules ihn nach Ritterstandes gebühr höfflich grüssete/ und nach gebehtener ver zeihung andeutete: Er hätte nicht allein am Toh- re/ die ihm bekante angemahlete Zeichen/ sondern über demselben ein auffgestelletes Bild- nis samt angesetzeten nahmen Herkuliskus gesehen: Nun währe er von seinem Herrn aus weit abgelegener Landschaft außgeschicket/ diesem Jünglinge nachzufragen/ und seines Zustandes sich zu erkündigen; gelangete demnach an ihre Gn. sein dienstfleissiges Ansu- chen/ ihm deßwegen einige Nachricht zu gönnen/ wovor sein Herr alle mögliche Dankbar- keit würde spüren lassen. Guter Freund/ antwortete Mazeus/ suchet ihr diesen vortreflich- sten jungen Herrn/ deß gleichen diese Welt kaum gezeuget hat/ als dann müsset ihr mir sehr wilkommen seyn; rieff darauff seinem Diener/ er solte diesem fremden die Waffen abzihen/ und L l l l
Drittes Buch. anzutreffen/ aber vergeblich/ maſſen die unſern ſchon einen groſſen Vorſprung genom̃enhatten/ da ſie ohn Speiſe und Trank fortjageten/ biß ſie ein zimlich Staͤdlein erreicheten/ und doch auff dem Wege der Fraͤulein Zeichen nicht merketen; Hieſelbſt erfuhr Valiku- les/ daß ſie noch ſieben zunliche Tagereiſen nach Ekbatana vor ſich haͤtten/ weil er im Wal- de irre geritten/ und zu weit nach der rechten Hand gangen waͤhre. Sie vertauſcheten hieſelbſt ihre Pfeꝛde/ weil ſie undũchtig wordẽ/ lagen fuͤnff Tage ſtille/ nahmen einen Weg- weiſer zu ſich/ und gelangeten nach abermahliger ſiebentaͤgiger Reiſe in einem Flecken an/ welcher nahe bey Mazeus Schloſſe lag/ bleib auch die Nacht daſelbſt/ uñ fragete den Wirt/ was vor einen Herrn dieſe Feſtung haͤtte/ dieſer antwortete ihm; es waͤhre gar ein freund- licher verſtaͤndiger Herr/ und erſt dieſen Tag von einer weiten Reiſe wieder zu Hauſe an- gelanget/ ſtuͤnde bey dem Groß Fuͤrſten in ſonderlichen Gnaden/ und waͤhre ſehr maͤchtig: Sein Schloß waͤhre nicht anders/ als eine offene Herberge fremder Ritter und Herꝛen/ auff welche er jaͤhrlichs ein groſſes verwendete; und wañ ihr ihm die Ehre antaͤhtet/ ſagte er zu Valikules/ ihn vor eurem Abſcheide nach Ekbatana zu ſprechen/ wuͤrdet ihr bald ei- nen guten Freund an ihm bekommen/ der in euren Werbungen bey dem Groß Fuͤrſten euch ſehr behuͤlflich ſeyn kan. Hiedurch ward er bewogen/ dieſes Herꝛn Kundſchafft zu ſuchen/ weil er ohndaß uͤber dieſen Durchzug muſte/ machte ſich des Morgens ſehr fruͤh auff/ und da er dem Schloſſe nahete/ ward er uͤber die maſſe hoch erfreuet/ dann er ſahe ſeiner aller- liebſten Fraͤulein Zeichen uͤber die 20 mahl am aͤuſſerſten Tohr angemahlet/ und (welches ihm die Frendentraͤhnen außtrieb) dieſe Worte dabey geſchrieben: Herculiſci ſuave Diver- ſorium. Des Herkuliſkus liebliche Herberge. Er warff die Augen etwas hoͤher/ da ſahe er uͤber dem Tohr einen von dem reineſten Erz gegoſſenen Juͤngling mit dieſer uͤberſchrifft: Mira- culum Orbis Herculiſcus. Herkuliſkus das Wunder-Geſchoͤpff der Welt. Hilff Gott/ ſagte er zu Gallus/ hier laͤſſet mich mein Heyland die Ergezligkeit aller meiner Muͤheverwaltungen blicken; und O du aͤdle Seele/ haſt nicht ruhen koͤnnen/ dieſen fremden Laͤndern auch im durchreiſen/ ein unſterbliches Gedaͤchtnis deiner Volkommenheit zu hinterlaſſen; dann freilich iſt dieſe Ehrenſchrift dir nicht ohn Urſach geſetzet. Wie er in dieſer Betrachtung vor dem Tohre hielt/ rieff ihm die Schildwache zu/ von wannen er kaͤhme/ und wohin er gedaͤchte. Er hingegen begehrete/ man moͤchte dem Herrn des Schloſſes anmelden/ daß ein fremder Ritter ihre Gn. gerne ſprechen wolte. Mazeus/ als ein fleiſſiger Auffſeher ſei- ner Geſchaͤfften ging ſchon im Innerplaze/ und ließ auff anmeldung den fremden hinein geleiten und auf den groſſen Gaſtſaal fuͤhren/ da Valikules ihn nach Ritterſtandes gebuͤhr hoͤfflich gruͤſſete/ und nach gebehtener ver zeihung andeutete: Er haͤtte nicht allein am Toh- re/ die ihm bekante angemahlete Zeichen/ ſondern uͤber demſelben ein auffgeſtelletes Bild- nis ſamt angeſetzeten nahmen Herkuliſkus geſehen: Nun waͤhre er von ſeinem Herꝛn aus weit abgelegener Landſchaft außgeſchicket/ dieſem Juͤnglinge nachzufragen/ und ſeines Zuſtandes ſich zu erkuͤndigen; gelangete demnach an ihre Gn. ſein dienſtfleiſſiges Anſu- chen/ ihm deßwegen einige Nachricht zu goͤnnen/ wovor ſein Herꝛ alle moͤgliche Dankbar- keit wuͤrde ſpuͤren laſſen. Guter Freund/ antwortete Mazeus/ ſuchet ihr dieſen vortreflich- ſten jungen Herrn/ deß gleichen dieſe Welt kaum gezeuget hat/ als dañ muͤſſet ihr mir ſehr wilkommen ſeyn; rieff darauff ſeinem Diener/ er ſolte dieſem fremden die Waffen abzihen/ und L l l l
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Drittes Buch.
anzutreffen/ aber vergeblich/ maſſen die unſern ſchon einen groſſen Vorſprung genom̃en
hatten/ da ſie ohn Speiſe und Trank fortjageten/ biß ſie ein zimlich Staͤdlein erreicheten/
und doch auff dem Wege der Fraͤulein Zeichen nicht merketen; Hieſelbſt erfuhr Valiku-
les/ daß ſie noch ſieben zunliche Tagereiſen nach Ekbatana vor ſich haͤtten/ weil er im Wal-
de irre geritten/ und zu weit nach der rechten Hand gangen waͤhre. Sie vertauſcheten
hieſelbſt ihre Pfeꝛde/ weil ſie undũchtig wordẽ/ lagen fuͤnff Tage ſtille/ nahmen einen Weg-
weiſer zu ſich/ und gelangeten nach abermahliger ſiebentaͤgiger Reiſe in einem Flecken an/
welcher nahe bey Mazeus Schloſſe lag/ bleib auch die Nacht daſelbſt/ uñ fragete den Wirt/
was vor einen Herrn dieſe Feſtung haͤtte/ dieſer antwortete ihm; es waͤhre gar ein freund-
licher verſtaͤndiger Herr/ und erſt dieſen Tag von einer weiten Reiſe wieder zu Hauſe an-
gelanget/ ſtuͤnde bey dem Groß Fuͤrſten in ſonderlichen Gnaden/ und waͤhre ſehr maͤchtig:
Sein Schloß waͤhre nicht anders/ als eine offene Herberge fremder Ritter und Herꝛen/
auff welche er jaͤhrlichs ein groſſes verwendete; und wañ ihr ihm die Ehre antaͤhtet/ ſagte
er zu Valikules/ ihn vor eurem Abſcheide nach Ekbatana zu ſprechen/ wuͤrdet ihr bald ei-
nen guten Freund an ihm bekommen/ der in euren Werbungen bey dem Groß Fuͤrſten euch
ſehr behuͤlflich ſeyn kan. Hiedurch ward er bewogen/ dieſes Herꝛn Kundſchafft zu ſuchen/
weil er ohndaß uͤber dieſen Durchzug muſte/ machte ſich des Morgens ſehr fruͤh auff/ und
da er dem Schloſſe nahete/ ward er uͤber die maſſe hoch erfreuet/ dann er ſahe ſeiner aller-
liebſten Fraͤulein Zeichen uͤber die 20 mahl am aͤuſſerſten Tohr angemahlet/ und (welches
ihm die Frendentraͤhnen außtrieb) dieſe Worte dabey geſchrieben: Herculiſci ſuave Diver-
ſorium. Des Herkuliſkus liebliche Herberge. Er warff die Augen etwas hoͤher/ da ſahe er uͤber
dem Tohr einen von dem reineſten Erz gegoſſenen Juͤngling mit dieſer uͤberſchrifft: Mira-
culum Orbis Herculiſcus. Herkuliſkus das Wunder-Geſchoͤpff der Welt. Hilff Gott/ ſagte er zu
Gallus/ hier laͤſſet mich mein Heyland die Ergezligkeit aller meiner Muͤheverwaltungen
blicken; und O du aͤdle Seele/ haſt nicht ruhen koͤnnen/ dieſen fremden Laͤndern auch im
durchreiſen/ ein unſterbliches Gedaͤchtnis deiner Volkommenheit zu hinterlaſſen; dann
freilich iſt dieſe Ehrenſchrift dir nicht ohn Urſach geſetzet. Wie er in dieſer Betrachtung
vor dem Tohre hielt/ rieff ihm die Schildwache zu/ von wannen er kaͤhme/ und wohin er
gedaͤchte. Er hingegen begehrete/ man moͤchte dem Herrn des Schloſſes anmelden/ daß
ein fremder Ritter ihre Gn. gerne ſprechen wolte. Mazeus/ als ein fleiſſiger Auffſeher ſei-
ner Geſchaͤfften ging ſchon im Innerplaze/ und ließ auff anmeldung den fremden hinein
geleiten und auf den groſſen Gaſtſaal fuͤhren/ da Valikules ihn nach Ritterſtandes gebuͤhr
hoͤfflich gruͤſſete/ und nach gebehtener ver zeihung andeutete: Er haͤtte nicht allein am Toh-
re/ die ihm bekante angemahlete Zeichen/ ſondern uͤber demſelben ein auffgeſtelletes Bild-
nis ſamt angeſetzeten nahmen Herkuliſkus geſehen: Nun waͤhre er von ſeinem Herꝛn aus
weit abgelegener Landſchaft außgeſchicket/ dieſem Juͤnglinge nachzufragen/ und ſeines
Zuſtandes ſich zu erkuͤndigen; gelangete demnach an ihre Gn. ſein dienſtfleiſſiges Anſu-
chen/ ihm deßwegen einige Nachricht zu goͤnnen/ wovor ſein Herꝛ alle moͤgliche Dankbar-
keit wuͤrde ſpuͤren laſſen. Guter Freund/ antwortete Mazeus/ ſuchet ihr dieſen vortreflich-
ſten jungen Herrn/ deß gleichen dieſe Welt kaum gezeuget hat/ als dañ muͤſſet ihr mir ſehr
wilkommen ſeyn; rieff darauff ſeinem Diener/ er ſolte dieſem fremden die Waffen abzihen/
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/671>, abgerufen am 26.06.2024. |