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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
lest. Dieser sahe/ daß er dem Tode nicht entgehen würde/ und verdroß ihn sehr/ daß von
seinen Herren ihm keine Hülffe geschahe/ daher gab er zur Antwort: Ich ergebe mich/ aber
zu freyem Ritterdienste. Ladisla wahr damit zu frieden/ half ihm auff die Füsse/ und wolte
das Schwert von ihm nehmen. Dieser aber sich auffrecht befindend/ ward meinäidig/ trat
zurük/ und in dem er das Schwert zum Schlage auffhuhb/ sagete er: Ich bin wieder frey/
und du must mir den Schimpf mit dem Leben bezahlen. So muß ich mich noch mit einem
Schelme schmeissen/ antwortete er/ ward auch von dem grossen Ungeheur dergestalt ü-
berfallen/ daß er grössere Gefahr als zuvor außstund/ welches ihn fast reuen machete/ daß
er ihm getrauet hatte; dann durch stärke vermochte er nichts außzurichten/ sondern muste
nur der Behendigkeit sich gebrauchen/ welches ihm in vollem Harnisch schwer genug fiel/
wiewol ihm endlich ein Stoß geriet/ daß er ihm die vornehmste Sehnader am rechten
Arme abstach/ und er den Schild von sich werffen/ das Schwert aber in die linke Hand
(welcher Arm auch schon verwundet wahr) nehmen muste. Hier empfing Ladisla völlige
Hoffnung zum Siege/ daß er zu Hages sagete: Ich hoffe du solt schier fühlen/ wie die Göt-
ter den Meinäidigen zu lohnen pflegen. Diesem schlug der Dampf aus dem Helmgesichte/
wolte doch nit gewonnen geben/ sondern führete mit dem Schwert einen hefftigen Streich/
welcher zu behäuptung des Sieges währe gnug gewesen/ wann Ladisla durch das Außwei-
chen fich nit geschützet hätte; wiewol Hages sich darüber gar verhieb/ und das Schwert
tieff in die Erde schlug/ dessen sich Ladisla zu seinem Vortel gebrauchete/ trat ihm ein/ und
schlug ihm die linke Hand reine hinweg. Dieser wolte außreissen/ aber wegen vergiessung
des Blutes wahr er zu schwach; Und als er seinen Feind hinter sich merkete/ wendete er
sich/ lieff ihm ein/ und rante ihn unversehens zu Bodem/ wahr auch geschwinde über ihn
her/ und wolte ihn mit den Füssen zutreten; aber Ladisla richtete sich schleunig auff die Knie/
und schlug ihn mit dem Schilde wieder das linke Bein/ daß er stürzen muste/ machte sich
über ihn/ reiß ihm den Helm ab/ und sagete: Unter welchem Arme wiltu mich nun als dei-
nen Gefangenen fortschleppen? Doch sage mir/ kanstu dich noch nicht überwinden/ daß du
mein Gefangener seist? Dieser gedachte/ es währe sein Ernst und gab zur Antwort: Ich
bin nun durch dich überwunden/ darumb gelebe ich deines Willens. Ja/ wer wird mir
vor dich gut sagen/ sagte Ladisla/ daß du nicht abermahl zum Schelme werdest? fassete den
Schild und schlug ihm damit das eine Bein entzwey/ dann er wolte ihn nicht tödten/ son-
dern sich sein nur versichern/ daß er ihm nicht entlieffe; setzete sich auff sein Pferd/ und hielt
neben ihm/ dem Kampfe zusehend/ welchen die andern beyden hielten. Die Persischen Her-
ren erschraken des Unfals mit Hages/ welchen sie ihnen nicht hätten können einbilden/ und
erkläreten sich/ die ganze Kauffmans-Geselschafft unversehens zu überfallen/ unter der
Hoffnung/ sie würden sich nicht wehren. Ladisla merkete ihr Vorhaben/ und sagete zu den
seinen: Lieben Freunde/ ich meine ja nicht/ daß ich ichtwas/ meine Unschuld zuerweisen/
unterlassen habe/ aber allem ansehen nach/ gehen jene Buben mit einem Schelmstük schwan-
ger; so saget mir nun/ bitte ich/ ob ihr willens seid/ einen unredlichen Anfal abzuweisen/ so wil
ich fechten/ als lange ein tropfen Blutes in mir überbleibet. Die Kauffleute zogen alle von
Leder/ und erbohten sich/ nicht allein ihnen redlich zuwiederstehen/ sondern diese Räuber
freidig anzugreiffen. Er aber mahnete sie ab/ wolte ungerne/ daß ihrer einer ein tröpflein

Blut

Drittes Buch.
leſt. Dieſer ſahe/ daß er dem Tode nicht entgehen wuͤrde/ und verdroß ihn ſehr/ daß von
ſeinen Herren ihm keine Huͤlffe geſchahe/ daher gab er zur Antwort: Ich ergebe mich/ abeꝛ
zu freyem Ritterdienſte. Ladiſla wahr damit zu frieden/ half ihm auff die Fuͤſſe/ und wolte
das Schwert von ihm nehmen. Dieſer aber ſich auffrecht befindend/ ward meinaͤidig/ trat
zuruͤk/ und in dem er das Schwert zum Schlage auffhuhb/ ſagete er: Ich bin wieder frey/
und du muſt mir den Schimpf mit dem Leben bezahlen. So muß ich mich noch mit einem
Schelme ſchmeiſſen/ antwortete er/ ward auch von dem groſſen Ungeheur dergeſtalt uͤ-
berfallen/ daß er groͤſſere Gefahr als zuvor außſtund/ welches ihn faſt reuen machete/ daß
er ihm getrauet hatte; dann durch ſtaͤrke vermochte er nichts außzurichten/ ſondern muſte
nur der Behendigkeit ſich gebrauchen/ welches ihm in vollem Harniſch ſchwer genug fiel/
wiewol ihm endlich ein Stoß geriet/ daß er ihm die vornehmſte Sehnader am rechten
Arme abſtach/ und er den Schild von ſich werffen/ das Schwert aber in die linke Hand
(welcher Arm auch ſchon verwundet wahr) nehmen muſte. Hier empfing Ladiſla voͤllige
Hoffnung zum Siege/ daß er zu Hages ſagete: Ich hoffe du ſolt ſchier fuͤhlen/ wie die Goͤt-
ter den Meinaͤidigen zu lohnen pflegen. Dieſem ſchlug der Dampf aus dem Helmgeſichte/
wolte doch nit gewoñen geben/ ſondern fuͤhrete mit dem Schwert einen hefftigen Streich/
welcher zu behaͤuptung des Sieges waͤhre gnug geweſen/ wann Ladiſla durch das Außwei-
chen fich nit geſchuͤtzet haͤtte; wiewol Hages ſich daruͤber gar verhieb/ und das Schwert
tieff in die Erde ſchlug/ deſſen ſich Ladiſla zu ſeinem Vortel gebrauchete/ trat ihm ein/ uñ
ſchlug ihm die linke Hand reine hinweg. Dieſer wolte außreiſſen/ aber wegen vergieſſung
des Blutes wahr er zu ſchwach; Und als er ſeinen Feind hinter ſich merkete/ wendete er
ſich/ lieff ihm ein/ und rante ihn unverſehens zu Bodem/ wahr auch geſchwinde uͤber ihn
her/ uñ wolte ihn mit den Fuͤſſen zutreten; aber Ladiſla richtete ſich ſchleunig auff die Knie/
und ſchlug ihn mit dem Schilde wieder das linke Bein/ daß er ſtuͤrzen muſte/ machte ſich
uͤber ihn/ reiß ihm den Helm ab/ und ſagete: Unter welchem Arme wiltu mich nun als dei-
nen Gefangenen fortſchleppen? Doch ſage mir/ kanſtu dich noch nicht uͤberwinden/ daß du
mein Gefangener ſeiſt? Dieſer gedachte/ es waͤhre ſein Ernſt und gab zuꝛ Antwort: Ich
bin nun durch dich uͤberwunden/ darumb gelebe ich deines Willens. Ja/ wer wird mir
vor dich gut ſagen/ ſagte Ladiſla/ daß du nicht abermahl zum Schelme werdeſt? faſſete den
Schild und ſchlug ihm damit das eine Bein entzwey/ dann er wolte ihn nicht toͤdten/ ſon-
dern ſich ſein nur verſichern/ daß er ihm nicht entlieffe; ſetzete ſich auff ſein Pferd/ uñ hielt
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ren erſchraken des Unfals mit Hages/ welchen ſie ihnen nicht haͤtten koͤnnen einbilden/ uñ
erklaͤreten ſich/ die ganze Kauffmans-Geſelſchafft unverſehens zu uͤberfallen/ unter der
Hoffnung/ ſie wuͤrden ſich nicht wehren. Ladiſla merkete ihr Vorhaben/ und ſagete zu den
ſeinen: Lieben Freunde/ ich meine ja nicht/ daß ich ichtwas/ meine Unſchuld zuerweiſen/
unterlaſſen habe/ aber allem anſehen nach/ gehẽ jene Bubẽ mit einem Schelmſtuͤk ſchwan-
ger; ſo ſaget mir nun/ bitte ich/ ob ihr willens ſeid/ einen unredlichẽ Anfal abzuweiſen/ ſo wil
ich fechten/ als lange ein tropfen Blutes in mir uͤberbleibet. Die Kauffleute zogen alle von
Leder/ und erbohten ſich/ nicht allein ihnen redlich zuwiederſtehen/ ſondern dieſe Raͤuber
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[655/0693] Drittes Buch. leſt. Dieſer ſahe/ daß er dem Tode nicht entgehen wuͤrde/ und verdroß ihn ſehr/ daß von ſeinen Herren ihm keine Huͤlffe geſchahe/ daher gab er zur Antwort: Ich ergebe mich/ abeꝛ zu freyem Ritterdienſte. Ladiſla wahr damit zu frieden/ half ihm auff die Fuͤſſe/ und wolte das Schwert von ihm nehmen. Dieſer aber ſich auffrecht befindend/ ward meinaͤidig/ trat zuruͤk/ und in dem er das Schwert zum Schlage auffhuhb/ ſagete er: Ich bin wieder frey/ und du muſt mir den Schimpf mit dem Leben bezahlen. So muß ich mich noch mit einem Schelme ſchmeiſſen/ antwortete er/ ward auch von dem groſſen Ungeheur dergeſtalt uͤ- berfallen/ daß er groͤſſere Gefahr als zuvor außſtund/ welches ihn faſt reuen machete/ daß er ihm getrauet hatte; dann durch ſtaͤrke vermochte er nichts außzurichten/ ſondern muſte nur der Behendigkeit ſich gebrauchen/ welches ihm in vollem Harniſch ſchwer genug fiel/ wiewol ihm endlich ein Stoß geriet/ daß er ihm die vornehmſte Sehnader am rechten Arme abſtach/ und er den Schild von ſich werffen/ das Schwert aber in die linke Hand (welcher Arm auch ſchon verwundet wahr) nehmen muſte. Hier empfing Ladiſla voͤllige Hoffnung zum Siege/ daß er zu Hages ſagete: Ich hoffe du ſolt ſchier fuͤhlen/ wie die Goͤt- ter den Meinaͤidigen zu lohnen pflegen. Dieſem ſchlug der Dampf aus dem Helmgeſichte/ wolte doch nit gewoñen geben/ ſondern fuͤhrete mit dem Schwert einen hefftigen Streich/ welcher zu behaͤuptung des Sieges waͤhre gnug geweſen/ wann Ladiſla durch das Außwei- chen fich nit geſchuͤtzet haͤtte; wiewol Hages ſich daruͤber gar verhieb/ und das Schwert tieff in die Erde ſchlug/ deſſen ſich Ladiſla zu ſeinem Vortel gebrauchete/ trat ihm ein/ uñ ſchlug ihm die linke Hand reine hinweg. Dieſer wolte außreiſſen/ aber wegen vergieſſung des Blutes wahr er zu ſchwach; Und als er ſeinen Feind hinter ſich merkete/ wendete er ſich/ lieff ihm ein/ und rante ihn unverſehens zu Bodem/ wahr auch geſchwinde uͤber ihn her/ uñ wolte ihn mit den Fuͤſſen zutreten; aber Ladiſla richtete ſich ſchleunig auff die Knie/ und ſchlug ihn mit dem Schilde wieder das linke Bein/ daß er ſtuͤrzen muſte/ machte ſich uͤber ihn/ reiß ihm den Helm ab/ und ſagete: Unter welchem Arme wiltu mich nun als dei- nen Gefangenen fortſchleppen? Doch ſage mir/ kanſtu dich noch nicht uͤberwinden/ daß du mein Gefangener ſeiſt? Dieſer gedachte/ es waͤhre ſein Ernſt und gab zuꝛ Antwort: Ich bin nun durch dich uͤberwunden/ darumb gelebe ich deines Willens. Ja/ wer wird mir vor dich gut ſagen/ ſagte Ladiſla/ daß du nicht abermahl zum Schelme werdeſt? faſſete den Schild und ſchlug ihm damit das eine Bein entzwey/ dann er wolte ihn nicht toͤdten/ ſon- dern ſich ſein nur verſichern/ daß er ihm nicht entlieffe; ſetzete ſich auff ſein Pferd/ uñ hielt neben ihm/ dem Kampfe zuſehend/ welchẽ die andern beyden hielten. Die Perſiſchen Her- ren erſchraken des Unfals mit Hages/ welchen ſie ihnen nicht haͤtten koͤnnen einbilden/ uñ erklaͤreten ſich/ die ganze Kauffmans-Geſelſchafft unverſehens zu uͤberfallen/ unter der Hoffnung/ ſie wuͤrden ſich nicht wehren. Ladiſla merkete ihr Vorhaben/ und ſagete zu den ſeinen: Lieben Freunde/ ich meine ja nicht/ daß ich ichtwas/ meine Unſchuld zuerweiſen/ unterlaſſen habe/ aber allem anſehen nach/ gehẽ jene Bubẽ mit einem Schelmſtuͤk ſchwan- ger; ſo ſaget mir nun/ bitte ich/ ob ihr willens ſeid/ einen unredlichẽ Anfal abzuweiſen/ ſo wil ich fechten/ als lange ein tropfen Blutes in mir uͤberbleibet. Die Kauffleute zogen alle von Leder/ und erbohten ſich/ nicht allein ihnen redlich zuwiederſtehen/ ſondern dieſe Raͤuber freidig anzugreiffen. Er aber mahnete ſie ab/ wolte ungerne/ daß ihrer einer ein troͤpflein Blut

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/693>, abgerufen am 26.06.2024.