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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
Vorsaz nicht hinzu gesetzet); worauff er anzeigete/ er hätte seine Gnn. Herren zu Susa
verlassen/ welche aber willens gewesen/ des folgenden tages nach Persepolis zu reisen/ und
daselbst biß auff seine Wiederkunft sich unbekanter weise auffzuhalten. Artabanus ward
der Zeitung traurig/ dann er wahr willens/ ihnen etliche tausend Pferde entgegen zu sen-
den/ und sie Königlich einzuhohlen. Er legte es fleissig bey sich über/ befand aber nit raht-
sam/ diese Anfoderung dem Fräulein zu entdecken/ und trug doch verlangen des andern
kleinen Briefleins Inhalt zu wissen/ daher er dann Plautus in eine gute Herberge legen/
und wol bewirten lies/ welcher dann sich bald nach Timokles verfügete/ und mit verlangen
auff seine Abfertigung wartete. Artabanus aber erbrach ihren Brieff und lase folgenden
Inhalt: Herzgeliebete Fräulein Schwester; mit freuden haben wir deine Gesundheit erfahren/ und
daß du mit behalt deiner Ehren zu Charas dem Großmächtigsten Könige Artabanus überliefert bist/
welcher seiner hohen Weißheit und Güte nach/ mit dir schon wird zugeberden wissen; weil uns nun
dein Zustand offenbahr ist/ und wir umb deine Erlösung an den grossen König geschrteben haben/
auch dessen Hoch[verlorenes Material - Zeichen fehlt]em zweiffel uns gewierige Antwort geben wird/ hoffen wir dich bald zu
seben und mü[verlorenes Material - Zeichen fehlt]n. Inzwischen biß der Obhuet Gottes befohlen/ von deinem geträuen
Bruder Ladis[verlorenes Material - Zeichen fehlt] bere[verlorenes Material - Zeichen fehlt] Oheim Herkules.

Der König wunde[rte] sich des kalten Briefes/ enderte sein vornehmen/ und ließ der
Fräulein Hoffmeisterin zu sich fodern/ deren er das ergangene erzählete/ und dz er zugleich
ein Brieflein an das Fräulein/ jedoch geringes Inhalts empfangen hätte/ reichete ihr auch
dasselbe/ gebührlich einzuliefern. Das Fräulein empfing solches mit ertichteter Frölig-
keit/ wuste zwar den Inhalt schon/ und lase ihn doch gar begierig/ daß Sysigambis alles
hörete/ welche darauff zu sagen sich nit enthalten kunte; das ist trauen ein kaltes Schrei-
ben von einem Bruder und Oheim/ welche eure Gn. nicht sonders lieben werden. Gelieb-
te Freundin antwortete sie/ ich weiß wol/ daß sie mich bey derseits lieben/ und bilde mir ein/
sie schreiben so schlecht hin/ weil sie gedenken daß mirs schlimmer gehe/ als geschihet. Weil
sie nun von ihrem Herkules schon unterrichtet wahr/ was vor eine Antwort sie darauff ge-
ben solte/ setzete sie dieselbe geschwinde auff/ sendete sie dem Könige alsbald unbeschlossen
zu/ mit bitte/ es mit seinem Pitschaft zu versiegeln/ und den Bohten mit gefälliger Antwort
abzufertigen; unterrichtete daneben diese Frau/ wessen sie auff befragung sich weiters er-
klären solte. Dem Könige gefiel das Schreiben über alle masse wol/ ließ auch seine Antwort
alsbald auffsetzen/ damit der Abgesante nicht auffgehalten würde. Er fragete aber fleissig
nach/ mit was Geberden und bezeigungen das Fräulein die Anfoderung ihres Brudern
angehöret. Worauff sie sagte: Nicht anders/ als hätte man sie geheissen den Königlichen
Schmuk abtuhn/ und einen geringen Kittel anlegen; doch entschuldiget sie ihren Bru-
der und Oheim mit der Unwissenheit ihres jetzigen herlichen Zustandes/ und gelebet der
festen Zuversicht/ sie werden nach dessen erfahrung sich schon eines andern bedenken; sol-
ten sie aber über alles verhoffen auff ihrer Meinung fest bestehen/ und der König mit be-
harlicher Liebe ihr gewogen bliebe/ wolte sie der ihrigen wenig achten/ und auff solchen Fal
schon wissen/ sich also zuerklären/ daß sie zu besseren Gedanken greiffen solten. Artabanus
gab zur Antwort; Sie solte das Fräulein seiner beharlichen Gnade versichern/ und daß
er den ihrigen auffs gnädig- gewogenste antworten/ auch solche Verehrungen übermachen
wolte/ woraus sie seine Gnade solten spüren können. Ward auch Plautus des folgenden

Tages

Vierdes Buch.
Vorſaz nicht hinzu geſetzet); worauff er anzeigete/ er haͤtte ſeine Gnn. Herren zu Suſa
verlaſſen/ welche aber willens geweſen/ des folgenden tages nach Perſepolis zu reiſen/ und
daſelbſt biß auff ſeine Wiederkunft ſich unbekanter weiſe auffzuhalten. Artabanus ward
der Zeitung traurig/ dann er wahr willens/ ihnen etliche tauſend Pferde entgegen zu ſen-
den/ und ſie Koͤniglich einzuhohlen. Er legte es fleiſſig bey ſich uͤber/ befand aber nit raht-
ſam/ dieſe Anfoderung dem Fraͤulein zu entdecken/ und trug doch verlangen des andern
kleinen Briefleins Inhalt zu wiſſen/ daher er dann Plautus in eine gute Herberge legen/
und wol bewirten lies/ welcher dann ſich bald nach Timokles verfuͤgete/ und mit verlangẽ
auff ſeine Abfertigung wartete. Artabanus aber erbrach ihren Brieff und laſe folgenden
Inhalt: Herzgeliebete Fraͤulein Schweſter; mit freuden haben wir deine Geſundheit erfahren/ und
daß du mit behalt deiner Ehren zu Charas dem Großmaͤchtigſten Koͤnige Artabanus uͤberliefert biſt/
welcher ſeiner hohen Weißheit und Guͤte nach/ mit dir ſchon wird zugeberden wiſſen; weil uns nun
dein Zuſtand offenbahr iſt/ und wir umb deine Erloͤſung an den groſſen Koͤnig geſchrteben haben/
auch deſſen Hoch[verlorenes Material – Zeichen fehlt]em zweiffel uns gewierige Antwort geben wird/ hoffen wir dich bald zu
ſeben und muͤ[verlorenes Material – Zeichen fehlt]n. Inzwiſchen biß der Obhuet Gottes befohlen/ von deinem getraͤuen
Bruder Ladiſ[verlorenes Material – Zeichen fehlt] bere[verlorenes Material – Zeichen fehlt] Oheim Herkules.

Der Koͤnig wunde[rte] ſich des kalten Briefes/ enderte ſein vornehmen/ und ließ der
Fraͤulein Hoffmeiſterin zu ſich fodern/ deren er das ergangene erzaͤhlete/ und dz er zugleich
ein Brieflein an das Fraͤulein/ jedoch geringes Inhalts empfangen haͤtte/ reichete ihr auch
daſſelbe/ gebuͤhrlich einzuliefern. Das Fraͤulein empfing ſolches mit ertichteter Froͤlig-
keit/ wuſte zwar den Inhalt ſchon/ und laſe ihn doch gar begierig/ daß Syſigambis alles
hoͤrete/ welche darauff zu ſagen ſich nit enthalten kunte; das iſt trauen ein kaltes Schrei-
ben von einem Bruder und Oheim/ welche eure Gn. nicht ſonders lieben werden. Gelieb-
te Freundin antwortete ſie/ ich weiß wol/ daß ſie mich bey derſeits lieben/ und bilde mir ein/
ſie ſchreiben ſo ſchlecht hin/ weil ſie gedenken daß mirs ſchlim̃er gehe/ als geſchihet. Weil
ſie nun von ihrem Herkules ſchon unterrichtet wahr/ was vor eine Antwort ſie darauff ge-
ben ſolte/ ſetzete ſie dieſelbe geſchwinde auff/ ſendete ſie dem Koͤnige alsbald unbeſchloſſen
zu/ mit bitte/ es mit ſeinem Pitſchaft zu verſiegeln/ und den Bohten mit gefaͤlliger Antwort
abzufertigen; unterrichtete daneben dieſe Frau/ weſſen ſie auff befragung ſich weiters er-
klaͤren ſolte. Dem Koͤnige gefiel das Schꝛeiben uͤber alle maſſe wol/ ließ auch ſeine Antwort
alsbald auffſetzen/ damit der Abgeſante nicht auffgehalten wuͤrde. Er fragete aber fleiſſig
nach/ mit was Geberden und bezeigungen das Fraͤulein die Anfoderung ihres Brudern
angehoͤret. Worauff ſie ſagte: Nicht anders/ als haͤtte man ſie geheiſſen den Koͤniglichen
Schmuk abtuhn/ und einen geringen Kittel anlegen; doch entſchuldiget ſie ihren Bru-
der und Oheim mit der Unwiſſenheit ihres jetzigen herlichen Zuſtandes/ und gelebet der
feſten Zuverſicht/ ſie werden nach deſſen erfahrung ſich ſchon eines andern bedenken; ſol-
ten ſie aber uͤber alles verhoffen auff ihrer Meinung feſt beſtehen/ und der Koͤnig mit be-
harlicher Liebe ihr gewogen bliebe/ wolte ſie der ihrigen wenig achten/ und auff ſolchen Fal
ſchon wiſſen/ ſich alſo zuerklaͤren/ daß ſie zu beſſeren Gedanken greiffen ſolten. Artabanus
gab zur Antwort; Sie ſolte das Fraͤulein ſeiner beharlichen Gnade verſichern/ und daß
er den ihrigen auffs gnaͤdig- gewogenſte antworten/ auch ſolche Verehrungen uͤbermachẽ
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/804>, abgerufen am 17.06.2024.