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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
zeihung zubitten pflege/ und wir also in dieser Schuele auff einer Bank neben einander si-
tzen/ daher ich mich dessen festiglich versehe/ Eure Liebe hinfüro mit übermachten Ehrenbe-
nahmungen mein verschonen werden; im übrigen trauen mir dieselbe/ daß ich mir selb-
sten wünsche/ neben ihr zugleich den ritterlichen übungen nachzusetzen/ und wir einander
zur Tugend reizen mögen/ gelebe auch der Hoffnung/ Euer Liebe Herr Vater/ und sie im-
gleichen/ mir solches nicht versagen werden. Die anwesende erkenneten aus dieser demüh-
tigen Rede seine Tugend/ ohn allein Gobares trieb seinen Spot daraus/ daß er endlich zu
Fürst Pusizes sagete/ der ihm sehr nahe verschwägert wahr: Dieser Jüngling suchet durch
niderträchtige Reden ein sonderliches Lob/ welches des unverschämten Ehrgeitzes höchste
Stuhffe ist; Aber dieser alte verständige Fürst taht als hörete ers nicht/ und weil es zeit
wahr sich zu Tische zusetzen/ nöhtigte Artaxerxes diesen Fürsten/ die Oberstelle zunehmen/ dem
er Ladisla allernähest setzete/ welcher sich zwar mit Phraortes fast umtrieb/ und doch wider
seinen Willen folge leisten muste/ dessen er alle anwesende umb Verzeihung baht. Nach
Phraortes ward Herkules gesetzet/ dem Gobares folgen solte/ hielt sich aber zu stolz/ und
wählete ihm selbst die stelle vor dem Tische/ allernähst bey Pusizes/ gegen Phraortes über/
dessen Artaxerxes und andere mehr übel zufrieden wahren. Der Hirkaner Fürst aber fol-
gete Herkules/ auff welchen er eine sonderliche Gewogenheit geworffen hatte/ und im ni-
dersitzen sagte er zu ihm: Ich werde mich der Kühnheit gebrauchen/ mich bey ihrer Liebe
niderzulassen/ umb zu besserer Kundschafft gelegenheit zubekommen. Meine Unwirdigkeit/
hier zusitzen/ antwortete er/ bekenne ich willig/ bitte daher/ niemand hierüber einigen Haß
auff mich werffen wolle/ weil ich gezwungen unhöflich seyn muß. Gobares machte ihm die
Gedanken/ es würde seinet wegen geredet/ und fassete einen solchen Groll wider ihn/ daß er
ihm nach dem Leben zutrachten bedacht wahr/ da hingegen Herkules ihm gute Neigung
zuwendete. Bey der Mahlzeit ward keiner wichtigen Händel gedacht/ ohn daß zuzeiten
Königes Artabanus meldung geschahe/ dessen Grausamkeit/ und bißher mannigfaltige/
auch zeitwehrender erster Ehe/ verübete Unzucht niemand besser als dem Hirkaner Fürsten
bewust wahr; Erzählete demnach/ wie zeit seiner ersten blühenden Jugend kein redlicher
Mann sein Weib oder (offtmahl noch unmanbahre) Tochter hätte schützen mögen; Das
argeste aber währe gewesen/ daß nach deren Mißbrauch und büssung seiner Lust/ er seinen
Leibdienern gleichen Mutwillen gegönnet/ ja sie offt darzu gezwungen/ und hernach alles
selbst ausgebreitet hätte/ daher es ihn groß wunder nähme/ wie er sich des eingesperreten
Fräuleins enthalten könte/ deren Schönheit überall vor ganz vollkommen/ und als unver-
gleichlich gepreiset würde/ und man daneben berichtete/ sie ihn dergestalt zu zwingen wüste/
daß er nicht eins auff ihr Schloß zu ihr kommen dürffte/ sondern sie liesse sich nur von ihm
auff den hohen Umgängen/ und zwar wunderselten/ von ferne/ mit verdecketem Angesicht
beschauen. Herkules antwortete ihm: Das Fraulein betreffend/ weiß ich vor gewiß/ daß
sie ehe eines grausamen Todes sterben/ als in seinen unzüchtigen Willen gehehlen wird/ dann
ihr Herz und Muht hasset nichts so sehr/ als Unkeuscheit. Fürst Pusizes fragete ihn/ ob er
dieser Fräulein Kundschafthätte/ und vernam unvermuhtlich/ daß sie ihrer beyder Schwe-
ster und Wase währe/ und sie ausdrüklich umb ihrer Erlösung willen sich aus ihrem Va-
terlande auff die Reise begeben hätten/ des gänzlichen vorhabens/ diese Länder nicht zuräu-

men/

Vierdes Buch.
zeihung zubitten pflege/ und wir alſo in dieſer Schuele auff einer Bank neben einander ſi-
tzen/ daher ich mich deſſen feſtiglich verſehe/ Eure Liebe hinfuͤro mit uͤbermachten Ehrenbe-
nahmungen mein verſchonen werden; im uͤbrigen trauen mir dieſelbe/ daß ich mir ſelb-
ſten wuͤnſche/ neben ihr zugleich den ritterlichen uͤbungen nachzuſetzen/ und wir einander
zur Tugend reizen moͤgen/ gelebe auch der Hoffnung/ Euer Liebe Herr Vater/ und ſie im-
gleichen/ mir ſolches nicht verſagen werden. Die anweſende erkenneten aus dieſer demuͤh-
tigen Rede ſeine Tugend/ ohn allein Gobares trieb ſeinen Spot daraus/ daß er endlich zu
Fuͤrſt Puſizes ſagete/ der ihm ſehr nahe verſchwaͤgert wahr: Dieſer Juͤngling ſuchet durch
nidertraͤchtige Reden ein ſonderliches Lob/ welches des unverſchaͤmten Ehrgeitzes hoͤchſte
Stuhffe iſt; Aber dieſer alte verſtaͤndige Fuͤrſt taht als hoͤrete ers nicht/ und weil es zeit
wahr ſich zu Tiſche zuſetzen/ noͤhtigte Artaxerxes dieſen Fuͤrſten/ die Oberſtelle zunehmẽ/ dem
er Ladiſla allernaͤheſt ſetzete/ welcher ſich zwar mit Phraortes faſt umtrieb/ und doch wider
ſeinen Willen folge leiſten muſte/ deſſen er alle anweſende umb Verzeihung baht. Nach
Phraortes ward Herkules geſetzet/ dem Gobares folgen ſolte/ hielt ſich aber zu ſtolz/ und
waͤhlete ihm ſelbſt die ſtelle vor dem Tiſche/ allernaͤhſt bey Puſizes/ gegen Phraortes uͤber/
deſſen Artaxerxes und andere mehr uͤbel zufrieden wahren. Der Hirkaner Fuͤrſt aber fol-
gete Herkules/ auff welchen er eine ſonderliche Gewogenheit geworffen hatte/ und im ni-
derſitzen ſagte er zu ihm: Ich werde mich der Kuͤhnheit gebrauchen/ mich bey ihrer Liebe
niderzulaſſen/ umb zu beſſerer Kundſchafft gelegenheit zubekommen. Meine Unwiꝛdigkeit/
hier zuſitzen/ antwortete er/ bekenne ich willig/ bitte daher/ niemand hieruͤber einigen Haß
auff mich werffen wolle/ weil ich gezwungen unhoͤflich ſeyn muß. Gobares machte ihm die
Gedanken/ es würde ſeinet wegen geredet/ und faſſete einen ſolchen Groll wider ihn/ daß er
ihm nach dem Leben zutrachten bedacht wahr/ da hingegen Herkules ihm gute Neigung
zuwendete. Bey der Mahlzeit ward keiner wichtigen Haͤndel gedacht/ ohn daß zuzeiten
Koͤniges Artabanus meldung geſchahe/ deſſen Grauſamkeit/ und bißher mannigfaltige/
auch zeitwehrender erſter Ehe/ veruͤbete Unzucht niemand beſſer als dem Hirkaner Fuͤrſten
bewuſt wahr; Erzaͤhlete demnach/ wie zeit ſeiner erſten bluͤhenden Jugend kein redlicher
Mann ſein Weib oder (offtmahl noch unmanbahre) Tochter haͤtte ſchuͤtzen moͤgen; Das
årgeſte aber waͤhre geweſen/ daß nach deren Mißbrauch und buͤſſung ſeiner Luſt/ er ſeinen
Leibdienern gleichen Mutwillen gegoͤnnet/ ja ſie offt darzu gezwungen/ und hernach alles
ſelbſt ausgebreitet haͤtte/ daher es ihn groß wunder naͤhme/ wie er ſich des eingeſperreten
Fraͤuleins enthalten koͤnte/ deren Schoͤnheit überall vor ganz vollkommen/ und als unver-
gleichlich gepreiſet wuͤrde/ und man daneben berichtete/ ſie ihn dergeſtalt zu zwingen wuͤſte/
daß er nicht eins auff ihr Schloß zu ihr kommen duͤrffte/ ſondern ſie lieſſe ſich nur von ihm
auff den hohen Umgaͤngen/ und zwar wunderſelten/ von ferne/ mit verdecketem Angeſicht
beſchauen. Herkules antwortete ihm: Das Fråulein betreffend/ weiß ich vor gewiß/ daß
ſie ehe eines grauſamen Todes ſterben/ als in ſeinen unzuͤchtigen Willen gehehlen wird/ dañ
ihr Herz und Muht haſſet nichts ſo ſehr/ als Unkeuſcheit. Fuͤrſt Puſizes fragete ihn/ ob er
dieſer Fraͤulein Kundſchafthaͤtte/ und vernam unvermuhtlich/ daß ſie ihrer beydeꝛ Schwe-
ſter und Waſe waͤhre/ und ſie ausdruͤklich umb ihrer Erloͤſung willen ſich aus ihrem Va-
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/810>, abgerufen am 17.06.2024.