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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
sie nicht zufürchten hätte/ als wolte sie ichtwas gefährliches vornehmen/ solte sie den Brief/
ehe er versiegelt würde/ selbst lesen/ daraus sie sehen würde/ daß alles dem Könige zum besten
von ihr vorgenommen würde; Und sehet da/ meine geliebte Freundin/ leset ihn gleich als-
bald/ weil ich ihn schon auffgesetzet habe; befindet ihr dann/ daß es nicht raht sey/ wil ich mei-
ne Meynung gerne endern. Diese ließ sich dessen nicht eine Sau dünken/ daß das
Fräulein ihre grösseste Heimligkeit ihr anvertrauete/ wegerte sich anfangs den Brief zu
lesen/ aber auff ernstliches nöhtigen nam sie ihn zu sich/ rühmete anfangs die wunderzierli-
che Schrifft/ und fand folgenden Inhalt: Durchleuchtigste Fürsten/ herzgeliebete/ Herr Bru-
der und Herr Oheim. Daß mein voriges Schreiben/ als gar zu frech und verwägen/ Euren Liebden
wenig gefallen habe/ trage ich keinen Zweifel; nachdem aber ich mich eines bessern bedacht/ bitte ich
Schwesterlich/ mir diesen Fehler zuvergeben/ in meine höchstglükliche Heyraht gerne einzuwilligen/
und inwendig dreyzehn Wochen euch hieselbst anzufinden/ auff daß des grossen Königes und mein
glükliches Beylager durch ihre ansehnliche Gegenwart möge gezieret/ ich auch von euch als meinen
nähesten Anverwanten seiner Königlichen Hocheit zugeführet werden. Bedenket doch/ ihr meine ge-
liebte Herzen/ wie verächtlich es stehen werde/ daß ich als eine Verwanten-lose allein seyn sol; und ob
diese meine Heyraht/ welche gegen genante Zeit ganz gewiß vor sich gehen wird/ euch etwa möchte zu-
wider seyn/ welches ich doch nicht vermuhten kan/ so bedenket/ daß kein Mittel in der ganzen Welt ist/
solche Heyraht zuhindern/ und lasset euch deswegen/ bitte ich/ gefallen/ was nicht zuendern stehet; Ich
versichere euch/ meine liebe Herzen/ daß ihr solche Gnade bey eurem und meinem Könige antreffen wer-
det/ welche allen Unwillen/ da einig er bey euch seyn solte/ gänzlich tödten und austretben wird; Ach es
ist mir sehr zuwider/ daß ich vernehmen muß/ ihr haltet euch in Feindes Landen auf; doch weil ihr mit
der Auffruhr nichts zuschaffen habt/ wird der grosse König euch deswegen nicht ungnädig werden. Le-
bet wol/ meine Herzen-Freunde/ und erfreuet bald mit eurer hochbegehrten Gegenwart/ eure ergebe-
ne und geträue Schwester und Wase/ Herkulisken die glükselige/ Groß Königliche verlobete Braut/
und schierkünfftige herschende Groß Königin aller dieser Länder.

Nach Verlesung sagte Sysigambis: Warumb wil doch eure Gn. diesen Brief so
heimlich fortschicken/ da doch dem Könige nichts angenehmers seyn würde/ als wann sei-
ne Hocheit dieses Vorhabens solte berichtet seyn. Durchaus nicht/ meine Freundin/ ant-
wortete sie/ ich habe grosse ursach/ solches noch zur Zeit vor dem Könige zuverbergen; über-
das möchte ich gerne sehen/ daß etwas gutes geschaffet würde/ daran niemand teilhätte/ als
ihr und ich. Ist dieses ihrer Gn. Wolgefallen/ sagte jene/ so wollen wir bald zu einem ge-
träuen Bohten Raht schaffen; Eure Gn. weiß/ daß mein Sohn von dem Könige offt in
schleunigen Verschickungen gebraucht wird/ weil er sich weder zu Nacht noch Tage zurei-
ten wegert/ so gerne hänget er auff den Pferden. Diesem wil ich das Schreiben zustellen/
und mündlichen Bericht erteilen/ wohin ers bringen sol. Das währe der allersicherste
Weg/ sagte das Fräulein/ und daß euer Sohn meinen gn. Willen sehe/ so schenke ich ihm
diesen Ring (welcher 2000 Kronen wert wahr) den ihr ihm geben/ und dadurch zu aller
möglichen Eile/ insonderheit zur Verschwiegenheit ihn ermahnen sollet. Diese geitzige
Frau nam das treffliche Geschenk mit hoher Danksagung zu sich/ mit dem erbieten/ alles
gebührlich zubestellen. Wolan/ sagte das Fräulein/ so gehet hin/ und hohlet mir ein ange-
zündetes Licht/ daß ich den Brief alsobald versiegele; Als diese nun darzu willig wahr/ ver-
wechselte das Fräulein den Brief mit einem andern/ welchen sie auff diesen fallschon ver-
fertiget hatte/ und gleich wie der vorige zusammen gefalzet wahr; welcher Betrug ihr wol

von
H h h h h iij

Vierdes Buch.
ſie nicht zufuͤrchten haͤtte/ als wolte ſie ichtwas gefaͤhrliches vornehmen/ ſolte ſie den Brief/
ehe er verſiegelt wuͤrde/ ſelbſt leſen/ daraus ſie ſehen wuͤrde/ daß alles dem Koͤnige zum beſten
von ihr vorgenommen wuͤrde; Und ſehet da/ meine geliebte Freundin/ leſet ihn gleich als-
bald/ weil ich ihn ſchon auffgeſetzet habe; befindet ihꝛ dann/ daß es nicht raht ſey/ wil ich mei-
ne Meynung gerne endern. Dieſe ließ ſich deſſen nicht eine Sau duͤnken/ daß das
Fraͤulein ihre groͤſſeſte Heimligkeit ihr anvertrauete/ wegerte ſich anfangs den Brief zu
leſen/ aber auff ernſtliches noͤhtigen nam ſie ihn zu ſich/ ruͤhmete anfangs die wunderzierli-
che Schrifft/ und fand folgenden Inhalt: Durchleuchtigſte Fuͤrſten/ herzgeliebete/ Herr Bru-
der und Herr Oheim. Daß mein voriges Schreiben/ als gar zu frech und verwaͤgen/ Euren Liebden
wenig gefallen habe/ trage ich keinen Zweifel; nachdem aber ich mich eines beſſern bedacht/ bitte ich
Schweſterlich/ mir dieſen Fehler zuvergeben/ in meine hoͤchſtgluͤkliche Heyraht gerne einzuwilligen/
und inwendig dreyzehn Wochen euch hieſelbſt anzufinden/ auff daß des groſſen Koͤniges und mein
gluͤkliches Beylager durch ihre anſehnliche Gegenwart moͤge gezieret/ ich auch von euch als meinen
naͤheſten Anverwanten ſeiner Koͤniglichen Hocheit zugefuͤhret werden. Bedenket doch/ ihr meine ge-
liebte Herzen/ wie veraͤchtlich es ſtehen werde/ daß ich als eine Verwanten-loſe allein ſeyn ſol; und ob
dieſe meine Heyraht/ welche gegen genante Zeit ganz gewiß vor ſich gehen wird/ euch etwa moͤchte zu-
wider ſeyn/ welches ich doch nicht vermuhten kan/ ſo bedenket/ daß kein Mittel in der ganzen Welt iſt/
ſolche Heyraht zuhindern/ und laſſet euch deswegen/ bitte ich/ gefallen/ was nicht zuendern ſtehet; Ich
verſichere euch/ meine liebe Herzen/ daß ihr ſolche Gnade bey eurem und meinem Koͤnige antreffen wer-
det/ welche allen Unwillen/ da einig er bey euch ſeyn ſolte/ gaͤnzlich toͤdten und austretben wird; Ach es
iſt mir ſehr zuwider/ daß ich vernehmen muß/ ihr haltet euch in Feindes Landen auf; doch weil ihr mit
der Auffruhr nichts zuſchaffen habt/ wird der groſſe Koͤnig euch deswegen nicht ungnaͤdig werden. Le-
bet wol/ meine Herzen-Freunde/ und erfreuet bald mit eurer hochbegehrten Gegenwart/ eure ergebe-
ne und getraͤue Schweſter und Waſe/ Herkuliſken die gluͤkſelige/ Groß Koͤnigliche verlobete Braut/
und ſchierkuͤnfftige herſchende Groß Koͤnigin aller dieſer Laͤnder.

Nach Verleſung ſagte Syſigambis: Warumb wil doch eure Gn. dieſen Brief ſo
heimlich fortſchicken/ da doch dem Koͤnige nichts angenehmers ſeyn wuͤrde/ als wann ſei-
ne Hocheit dieſes Vorhabens ſolte berichtet ſeyn. Durchaus nicht/ meine Freundin/ ant-
wortete ſie/ ich habe groſſe urſach/ ſolches noch zur Zeit vor dem Koͤnige zuverbergen; uͤbeꝛ-
das moͤchte ich gerne ſehen/ daß etwas gutes geſchaffet wuͤꝛde/ daran niemand teilhaͤtte/ als
ihr und ich. Iſt dieſes ihrer Gn. Wolgefallen/ ſagte jene/ ſo wollen wir bald zu einem ge-
traͤuen Bohten Raht ſchaffen; Eure Gn. weiß/ daß mein Sohn von dem Koͤnige offt in
ſchleunigen Verſchickungen gebraucht wird/ weil er ſich weder zu Nacht noch Tage zurei-
ten wegert/ ſo gerne haͤnget er auff den Pferden. Dieſem wil ich das Schreiben zuſtellen/
und muͤndlichen Bericht erteilen/ wohin ers bringen ſol. Das waͤhre der allerſicherſte
Weg/ ſagte das Fraͤulein/ und daß euer Sohn meinen gn. Willen ſehe/ ſo ſchenke ich ihm
dieſen Ring (welcher 2000 Kronen wert wahr) den ihr ihm geben/ und dadurch zu aller
moͤglichen Eile/ inſonderheit zur Verſchwiegenheit ihn ermahnen ſollet. Dieſe geitzige
Frau nam das treffliche Geſchenk mit hoher Dankſagung zu ſich/ mit dem erbieten/ alles
gebuͤhrlich zubeſtellen. Wolan/ ſagte das Fraͤulein/ ſo gehet hin/ und hohlet mir ein ange-
zuͤndetes Licht/ daß ich den Brief alſobald verſiegele; Als dieſe nun darzu willig wahr/ ver-
wechſelte das Fraͤulein den Brief mit einem andern/ welchen ſie auff dieſen fallſchon ver-
fertiget hatte/ und gleich wie der vorige zuſammen gefalzet wahr; welcher Betrug ihr wol

von
H h h h h iij
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[797/0835] Vierdes Buch. ſie nicht zufuͤrchten haͤtte/ als wolte ſie ichtwas gefaͤhrliches vornehmen/ ſolte ſie den Brief/ ehe er verſiegelt wuͤrde/ ſelbſt leſen/ daraus ſie ſehen wuͤrde/ daß alles dem Koͤnige zum beſten von ihr vorgenommen wuͤrde; Und ſehet da/ meine geliebte Freundin/ leſet ihn gleich als- bald/ weil ich ihn ſchon auffgeſetzet habe; befindet ihꝛ dann/ daß es nicht raht ſey/ wil ich mei- ne Meynung gerne endern. Dieſe ließ ſich deſſen nicht eine Sau duͤnken/ daß das Fraͤulein ihre groͤſſeſte Heimligkeit ihr anvertrauete/ wegerte ſich anfangs den Brief zu leſen/ aber auff ernſtliches noͤhtigen nam ſie ihn zu ſich/ ruͤhmete anfangs die wunderzierli- che Schrifft/ und fand folgenden Inhalt: Durchleuchtigſte Fuͤrſten/ herzgeliebete/ Herr Bru- der und Herr Oheim. Daß mein voriges Schreiben/ als gar zu frech und verwaͤgen/ Euren Liebden wenig gefallen habe/ trage ich keinen Zweifel; nachdem aber ich mich eines beſſern bedacht/ bitte ich Schweſterlich/ mir dieſen Fehler zuvergeben/ in meine hoͤchſtgluͤkliche Heyraht gerne einzuwilligen/ und inwendig dreyzehn Wochen euch hieſelbſt anzufinden/ auff daß des groſſen Koͤniges und mein gluͤkliches Beylager durch ihre anſehnliche Gegenwart moͤge gezieret/ ich auch von euch als meinen naͤheſten Anverwanten ſeiner Koͤniglichen Hocheit zugefuͤhret werden. Bedenket doch/ ihr meine ge- liebte Herzen/ wie veraͤchtlich es ſtehen werde/ daß ich als eine Verwanten-loſe allein ſeyn ſol; und ob dieſe meine Heyraht/ welche gegen genante Zeit ganz gewiß vor ſich gehen wird/ euch etwa moͤchte zu- wider ſeyn/ welches ich doch nicht vermuhten kan/ ſo bedenket/ daß kein Mittel in der ganzen Welt iſt/ ſolche Heyraht zuhindern/ und laſſet euch deswegen/ bitte ich/ gefallen/ was nicht zuendern ſtehet; Ich verſichere euch/ meine liebe Herzen/ daß ihr ſolche Gnade bey eurem und meinem Koͤnige antreffen wer- det/ welche allen Unwillen/ da einig er bey euch ſeyn ſolte/ gaͤnzlich toͤdten und austretben wird; Ach es iſt mir ſehr zuwider/ daß ich vernehmen muß/ ihr haltet euch in Feindes Landen auf; doch weil ihr mit der Auffruhr nichts zuſchaffen habt/ wird der groſſe Koͤnig euch deswegen nicht ungnaͤdig werden. Le- bet wol/ meine Herzen-Freunde/ und erfreuet bald mit eurer hochbegehrten Gegenwart/ eure ergebe- ne und getraͤue Schweſter und Waſe/ Herkuliſken die gluͤkſelige/ Groß Koͤnigliche verlobete Braut/ und ſchierkuͤnfftige herſchende Groß Koͤnigin aller dieſer Laͤnder. Nach Verleſung ſagte Syſigambis: Warumb wil doch eure Gn. dieſen Brief ſo heimlich fortſchicken/ da doch dem Koͤnige nichts angenehmers ſeyn wuͤrde/ als wann ſei- ne Hocheit dieſes Vorhabens ſolte berichtet ſeyn. Durchaus nicht/ meine Freundin/ ant- wortete ſie/ ich habe groſſe urſach/ ſolches noch zur Zeit vor dem Koͤnige zuverbergen; uͤbeꝛ- das moͤchte ich gerne ſehen/ daß etwas gutes geſchaffet wuͤꝛde/ daran niemand teilhaͤtte/ als ihr und ich. Iſt dieſes ihrer Gn. Wolgefallen/ ſagte jene/ ſo wollen wir bald zu einem ge- traͤuen Bohten Raht ſchaffen; Eure Gn. weiß/ daß mein Sohn von dem Koͤnige offt in ſchleunigen Verſchickungen gebraucht wird/ weil er ſich weder zu Nacht noch Tage zurei- ten wegert/ ſo gerne haͤnget er auff den Pferden. Dieſem wil ich das Schreiben zuſtellen/ und muͤndlichen Bericht erteilen/ wohin ers bringen ſol. Das waͤhre der allerſicherſte Weg/ ſagte das Fraͤulein/ und daß euer Sohn meinen gn. Willen ſehe/ ſo ſchenke ich ihm dieſen Ring (welcher 2000 Kronen wert wahr) den ihr ihm geben/ und dadurch zu aller moͤglichen Eile/ inſonderheit zur Verſchwiegenheit ihn ermahnen ſollet. Dieſe geitzige Frau nam das treffliche Geſchenk mit hoher Dankſagung zu ſich/ mit dem erbieten/ alles gebuͤhrlich zubeſtellen. Wolan/ ſagte das Fraͤulein/ ſo gehet hin/ und hohlet mir ein ange- zuͤndetes Licht/ daß ich den Brief alſobald verſiegele; Als dieſe nun darzu willig wahr/ ver- wechſelte das Fraͤulein den Brief mit einem andern/ welchen ſie auff dieſen fallſchon ver- fertiget hatte/ und gleich wie der vorige zuſammen gefalzet wahr; welcher Betrug ihr wol von H h h h h iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 797. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/835>, abgerufen am 17.06.2024.