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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
von statten ging/ und jagete dieser Bohte dergestalt mit abgewechselten Pferden fort (dero
behuess er stets einen Königlichen Befehl bey sich führete) daß er des vierden Tages nach
seinem Auffbruch zu Persepolis wahr/ da des folgenden Tages unsere Helden mit ihrem
Heer fortgehen wolten. Herkules saß gleich und beklagete gegen Phraortes/ daß seinem
Fräulein die Zeit lange wehren würde/ ehe er zu ihrer Erlösung sich würde einstellen/ und
muste er doch nohtwendig seine Reise nach Charas auffschieben/ damit er seinem vorha-
benden Getichte die rechtgültige Farbe anstreichen könte. Unter diesem Gespräch trat Ty-
riotes zu ihm/ mit bericht/ es währe ein Schreiben von Charas an ihre Gnaden abgeschikt/
welches niemand als ihr selbst könte eingereichet werden/ und währe ihm der Bohte aller-
dinge unbekant/ ein feiner Jüngling/ und gutes ansehens/ ohngefehr seines Alters von 18
Jahren. Herkules foderte ihn vor sich allein/ und vernam/ daß er von seiner Fr. Mutter/
der Königlichen Fräulein Herkuliska Hofmeisterin/ in schnellester Eile abgefertiget wäh-
re/ zween fremden Fürsten/ höchstgedachter Fräulein nähesten Anverwanten nachzufragen/
und ihnen ein Schreiben einzuhändigen/ zweifelte allem ansehen nach/ gar nicht/ Ihre Gn.
würde deren einer seyn; vermeldete ihm seiner Fr. Mutter Gruß/ und gab den Brief ge-
bührlich über/ aus dessen Auffschrifft er alsbald die Schreiberin erkennete/ brach ihn auff/
und lase folgenden Inhalt: Herzallerliebster Schatz und Vertrauter; nähest anmeldung meines
Grusses verhalte demselben nicht/ was gestalt König Artabanus/ seinem vorgeben nach/ durch Träu-
me geschrecket/ zehn Tage nach euer Liebe Abzug hefftig in mich gedrungen/ in unverzügliches Beyla-
ger einzuwilligen/ so daß er sich nicht gescheuhet hat/ harte Dräuungen mit einzumischen; Ich hinge-
gen habe anfangs alle freundliche Mittel angewendet/ ihn abzuhalten/ und als dieselbige nicht helffen
wollen/ sondern er mir einen güldenen Wagen geschikt/ auff demselben zu ihm zufahren/ keiner andern
ursach wegen/ als seinen Mutwillen zuvergnügen/ habe ich mich gegen ihn schrifftlich erkläret/ ich ge-
lebete der gewissen Zuversicht/ Ihre Königl. Hocheit würde die auff ihrem heiligen Stuele mir getah-
ne hahe Zusage unbrüchig halten/ oder zum wenigsten meines Dieners Wiederkunfft erwarten/ dann
ich müste entweder die Zeit des Gelübdes aushalten/ oder von der Geistligkeit meines Vaterlandes
durch gewisse Opffer der Göttin Vesten versöhnet und loßgesprochen werden/ welches vor Ankunfft
meines Dieners Valikules zu Prag/ (wozu ich noch sechszehn Wochen rechnete) nicht geschehen kön-
te; solte nun zum allerwenigsten vor endigung solcher Wochen/ Ihre Hocheit in mich dringen wol-
len/ müste ein schleuniger Tod mich wider alle Gewalt schützen; bähte demnach/ Ihre Königl. Hocheit
wolte sich eigentlich erklären/ ob ich leben oder sterben solte; dann keine Macht dieser Welt könte mir
auff solchen fall den Tod hindern. Nach dessen Verlesung hat er sich als ein wütiger Löue sehen und
vernehmen lassen/ und in solchem rasen befohlen/ mich ihm lebendig oder tod zuliefern/ welches dann
ohn zweifel währe vor sich gangen/ dafern meine geträue Hofmeisterin/ die ich zu ihm abgeschikt hatte/
durch demühtige Einrede es nicht abgewendet/ indem sie ihm sonst eine schöne Jungfer zugeführet/
nachgehends/ nach seines Wuhts Erkühlung/ ihm etwas härter zugesprochen/ was ihm mit meinem
Tode gedienet seyn könte. Er hat aber durchaus nicht nachlassen wollen/ biß ich aus höchster Noht ge-
zwungen/ ihm von heut über vierzehn Wochen die Vollstreckung der Heyraht zusagen müssen/ weil
alsdann meine Sache zu Prage würde können richtig seyn. Nun mein allerliebstes Herz/ ihr werdet
dieser Tage euch zugebrauchen wissen/ oder euer lebendigen Valisken euch begebend/ aus ihrem Tode
die unfehlbare Kundschafft festgehaltener Träue nehmen; auff welchen fall ich euch durch den wahren
Gott beschwöre/ daß ihr eurem Leben meinet wegen keine Verkürzung antuht/ sondern wider den un-
keuschen Bluthund eure Rache vorbehaltet. Zeiger dieses meynet/ euch ein Schreiben zuliefern/ in
welchem ich euch und meinen Bruder zum Beylager einlade/ werdet es wissen zubeantworten/ daß

meine

Vierdes Buch.
von ſtatten ging/ und jagete dieſer Bohte dergeſtalt mit abgewechſelten Pferden fort (dero
behueſſ er ſtets einen Koͤniglichen Befehl bey ſich fuͤhrete) daß er des vierden Tages nach
ſeinem Auffbruch zu Perſepolis wahr/ da des folgenden Tages unſere Helden mit ihrem
Heer fortgehen wolten. Herkules ſaß gleich und beklagete gegen Phraortes/ daß ſeinem
Fraͤulein die Zeit lange wehren wuͤrde/ ehe er zu ihrer Erloͤſung ſich würde einſtellen/ und
muſte er doch nohtwendig ſeine Reiſe nach Charas auffſchieben/ damit er ſeinem vorha-
benden Getichte die rechtguͤltige Farbe anſtreichen koͤnte. Unter dieſem Geſpraͤch trat Ty-
riotes zu ihm/ mit bericht/ es waͤhre ein Schreiben von Charas an ihre Gnaden abgeſchikt/
welches niemand als ihr ſelbſt koͤnte eingereichet werden/ und waͤhre ihm der Bohte aller-
dinge unbekant/ ein feiner Juͤngling/ und gutes anſehens/ ohngefehr ſeines Alters von 18
Jahren. Herkules foderte ihn vor ſich allein/ und vernam/ daß er von ſeiner Fr. Mutter/
der Koͤniglichen Fraͤulein Herkuliſka Hofmeiſterin/ in ſchnelleſter Eile abgefertiget waͤh-
re/ zween fremden Fürſten/ hoͤchſtgedachter Fraͤulein naͤheſten Anverwanten nachzufragẽ/
und ihnen ein Schreiben einzuhaͤndigen/ zweifelte allem anſehen nach/ gar nicht/ Ihre Gn.
wuͤrde deren einer ſeyn; vermeldete ihm ſeiner Fr. Mutter Gruß/ und gab den Brief ge-
buͤhrlich uͤber/ aus deſſen Auffſchrifft er alsbald die Schreiberin erkennete/ brach ihn auff/
und laſe folgenden Inhalt: Herzallerliebſter Schatz und Vertrauter; naͤheſt anmeldung meines
Gruſſes verhalte demſelben nicht/ was geſtalt Koͤnig Artabanus/ ſeinem vorgeben nach/ durch Traͤu-
me geſchrecket/ zehn Tage nach euer Liebe Abzug hefftig in mich gedrungen/ in unverzuͤgliches Beyla-
ger einzuwilligen/ ſo daß er ſich nicht geſcheuhet hat/ harte Draͤuungen mit einzumiſchen; Ich hinge-
gen habe anfangs alle freundliche Mittel angewendet/ ihn abzuhalten/ und als dieſelbige nicht helffen
wollen/ ſondern er mir einen guͤldenen Wagen geſchikt/ auff demſelben zu ihm zufahren/ keiner andern
urſach wegen/ als ſeinen Mutwillen zuvergnuͤgen/ habe ich mich gegen ihn ſchrifftlich erklaͤret/ ich ge-
lebete der gewiſſen Zuverſicht/ Ihre Koͤnigl. Hocheit wuͤrde die auff ihrem heiligen Stuele mir getah-
ne hahe Zuſage unbruͤchig halten/ oder zum wenigſten meines Dieners Wiederkunfft erwarten/ dann
ich muͤſte entweder die Zeit des Geluͤbdes aushalten/ oder von der Geiſtligkeit meines Vaterlandes
durch gewiſſe Opffer der Goͤttin Veſten verſoͤhnet und loßgeſprochen werden/ welches vor Ankunfft
meines Dieners Valikules zu Prag/ (wozu ich noch ſechszehn Wochen rechnete) nicht geſchehen koͤn-
te; ſolte nun zum allerwenigſten vor endigung ſolcher Wochen/ Ihre Hocheit in mich dringen wol-
len/ muͤſte ein ſchleuniger Tod mich wider alle Gewalt ſchuͤtzen; baͤhte demnach/ Ihre Koͤnigl. Hocheit
wolte ſich eigentlich erklaͤren/ ob ich leben oder ſterben ſolte; dann keine Macht dieſer Welt koͤnte mir
auff ſolchen fall den Tod hindern. Nach deſſen Verleſung hat er ſich als ein wuͤtiger Loͤue ſehen und
vernehmen laſſen/ und in ſolchem raſen befohlen/ mich ihm lebendig oder tod zuliefern/ welches dann
ohn zweifel waͤhre vor ſich gangen/ dafern meine getraͤue Hofmeiſterin/ die ich zu ihm abgeſchikt hatte/
durch demuͤhtige Einrede es nicht abgewendet/ indem ſie ihm ſonſt eine ſchoͤne Jungfer zugefuͤhret/
nachgehends/ nach ſeines Wuhts Erkuͤhlung/ ihm etwas haͤrter zugeſprochen/ was ihm mit meinem
Tode gedienet ſeyn koͤnte. Er hat aber durchaus nicht nachlaſſen wollen/ biß ich aus hoͤchſter Noht ge-
zwungen/ ihm von heut uͤber vierzehn Wochen die Vollſtreckung der Heyraht zuſagen muͤſſen/ weil
alsdann meine Sache zu Prage wuͤrde koͤnnen richtig ſeyn. Nun mein allerliebſtes Herz/ ihr werdet
dieſer Tage euch zugebrauchen wiſſen/ oder euer lebendigen Valiſken euch begebend/ aus ihrem Tode
die unfehlbare Kundſchafft feſtgehaltener Traͤue nehmen; auff welchen fall ich euch durch den wahren
Gott beſchwoͤre/ daß ihr eurem Leben meinet wegen keine Verkuͤrzung antuht/ ſondern wider den un-
keuſchen Bluthund eure Rache vorbehaltet. Zeiger dieſes meynet/ euch ein Schreiben zuliefern/ in
welchem ich euch und meinen Bruder zum Beylager einlade/ werdet es wiſſen zubeantworten/ daß

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 798. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/836>, abgerufen am 22.12.2024.