Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
meine Hofmeisterin es lesen dürffe; Ist aber Hoffnung und Trost übrig/ das sendet mir bey einem
vertraueten zu. Nähest Begrüssung meines herzlieben Bruders und aller guten Freunde/ befehle ich
uns ingesamt dem Schutz Gottes. Eure vollkommene Freundin/ Valiska/ die herzlich bekümmerte.

Das lezte Wort dieses Briefs kränkete den verliebeten Fürsten/ daß ihm die Trähnen
aus den Augen schossen/ nach deren abwischung er unten im Brieffe diese Worte gezeich-
net sahe; dem Boten ein gut Trinkgeld; fragete demnach denselben; guter Jüngling/ von
wem habt ihr das Schreiben empfangen? von meiner Fr. Mutter/ antwortete er/ die mir
vertraulich offenbahret hat/ das es von dem Königlichen Fräulein selbst geschrieben sey.
Sie hat euch die Warheit vertrauet/ sagete er/ hätte aber der Mühe sparen können/ dann
ich ihr schon vor etlichen Tagen einen Brieff zugeschicket/ worauff ich Antwort erwarte;
weil ich dann eine gewirige noch zur Zeit hoffe/ müsset ihr eure Mühe nicht umsonst ange-
wendet haben; befahl Tyriotes/ daß er ihn wol halten/ Morgen früh ihm 600 Kronen ver-
ehren/ und damit fortzihen lassen solte. Er aber setzete ein kleines Brieflein auff/ welches
dem Bohten zugestellet ward. Des folgenden Morgens sehr früh muste Tyriotes mit ei-
nem geheimeren Schreiben fortgehen/ welcher/ weil er Geldes genug bey sich hatte/ allent-
halben frische geruhete Pferde mietete/ so daß er in fünff Tagen zu Charas wahr. Gallus
mit seiner Geselschaft seumete sich auch nicht lange auff dem Wege/ und ritten des Köni-
ges Leute/ welche Plautus begleitet hatten/ mit ihm zurük. Als er sich zu Charas angeben
ließ/ ward er neben den andern alsbald vor den König gefodert/ welcher in den Gedanken
stund/ es würden seine vermeinete Schwäger nicht Worte gnug haben finden können/ vor
die angebohtene Gnade zu danken/ worin er sich heßlich betrogen fand/ weil der ansehn-
lichste von den Abgesanten die zurük geschikten Gelder und Kleinot/ wie sie vom Könige
selbst verfiegelt wahren/ vor sich her tragen ließ/ und nachdem er sie vor des Königes Füs-
sen nidergelegt hatte/ also anfing: Es lassen unsere allergnädigste Herren/ die Großmäch-
tigsten Fürsten/ Herr Ladisla/ König in Böhmen/ und Herr Herkules Groß Fürst der
unüberwindlichen Teutschen/ ihrer Königl. Hocheit gebührlichen Gruß vermelden/ über-
senden gegenwärtige Schreiben/ eines an ihre Königl. Hocheit/ das ander an das Königl.
Fräulein/ der Hoffnung gelebend/ ihnen werde auff beydes behägliche Antwort wieder-
fahren. Der König verwunderte sich des schlechten Grusses/ und was die niedergesetze-
ten Beutel vor bedeutung hätten/ ließ die Gesanten abtreten/ und lase beyde Brieffe/ wor-
über er sich so heftig eiferte/ daß er die Abgesanten in das Stokhauß legen ließ. Nun mö-
gen wir uns wol schämen/ sagte er/ daß wir diesen undankbahren so hohe Gnade angeboh-
ten. O ihr ungehöfelte grobe Bauren/ sagte er/ die ihr solcher Tugend-ergebenen Schwe-
ster allerdinge unwirdig seid; aber wolan/ wir werden an stat des angebohtenen Gnaden-
Brunnen/ ihnen den Abgrund der ernstlichen Straffen auffdecken/ und die leicht sinnigen
verwägenen Buben nach verdienst peitschen und streichen lassen. Sendete dem Fräulein
einen Diener/ mit begehren/ daß ihre Hoffmeisterin zu ihr kommen solte/ und als dieselbe
sich einstellete/ fragte er/ wie sich das Fräulein bezeigete/ und ob sie bey der getahnen Ver-
heissung beständig verbliebe; welche ihm zur Antwort gab/ es hätte ihre Königl. Hocheit
sich im geringsten nicht zubefürchten/ daß das Fräulein Krebsgängig werden solte/ als
welche nie kein Wort geredet/ dem sie nicht Krafft gegeben hätte. Darauff lieferte er ihr

beyde

Vierdes Buch.
meine Hofmeiſterin es leſen duͤrffe; Iſt aber Hoffnung und Troſt uͤbrig/ das ſendet mir bey einem
vertraueten zu. Naͤheſt Begruͤſſung meines herzlieben Bruders und aller guten Freunde/ befehle ich
uns ingeſamt dem Schutz Gottes. Eure vollkommene Freundin/ Valiſka/ die herzlich bekuͤmmerte.

Das lezte Wort dieſes Briefs kraͤnkete den verliebeten Fuͤrſten/ daß ihm die Traͤhnẽ
aus den Augen ſchoſſen/ nach deren abwiſchung er unten im Brieffe dieſe Worte gezeich-
net ſahe; dem Boten ein gut Trinkgeld; fragete demnach denſelben; guter Juͤngling/ von
wem habt ihr das Schreiben empfangen? von meiner Fr. Mutter/ antwortete er/ die mir
vertraulich offenbahret hat/ das es von dem Koͤniglichen Fraͤulein ſelbſt geſchrieben ſey.
Sie hat euch die Warheit vertrauet/ ſagete er/ haͤtte aber der Muͤhe ſparen koͤnnen/ dann
ich ihr ſchon vor etlichen Tagen einen Brieff zugeſchicket/ worauff ich Antwort erwarte;
weil ich dann eine gewirige noch zur Zeit hoffe/ muͤſſet ihr eure Muͤhe nicht umſonſt ange-
wendet haben; befahl Tyriotes/ daß er ihn wol halten/ Morgen fruͤh ihm 600 Kronen veꝛ-
ehren/ und damit fortzihen laſſen ſolte. Er aber ſetzete ein kleines Brieflein auff/ welches
dem Bohten zugeſtellet ward. Des folgenden Morgens ſehr fruͤh muſte Tyriotes mit ei-
nem geheimeren Schreiben fortgehen/ welcher/ weil er Geldes genug bey ſich hatte/ allent-
halben friſche geruhete Pferde mietete/ ſo daß er in fuͤnff Tagen zu Charas wahr. Gallus
mit ſeiner Geſelſchaft ſeumete ſich auch nicht lange auff dem Wege/ und ritten des Koͤni-
ges Leute/ welche Plautus begleitet hatten/ mit ihm zuruͤk. Als er ſich zu Charas angeben
ließ/ ward er neben den andern alsbald vor den Koͤnig gefodert/ welcher in den Gedanken
ſtund/ es wuͤrden ſeine vermeinete Schwaͤger nicht Worte gnug haben finden koͤnnen/ vor
die angebohtene Gnade zu danken/ worin er ſich heßlich betrogen fand/ weil der anſehn-
lichſte von den Abgeſanten die zuruͤk geſchikten Gelder und Kleinot/ wie ſie vom Koͤnige
ſelbſt verfiegelt wahren/ vor ſich her tragen ließ/ und nachdem er ſie vor des Koͤniges Fuͤſ-
ſen nidergelegt hatte/ alſo anfing: Es laſſen unſere allergnaͤdigſte Herren/ die Großmaͤch-
tigſten Fuͤrſten/ Herr Ladiſla/ Koͤnig in Boͤhmen/ und Herr Herkules Groß Fuͤrſt der
unuͤberwindlichen Teutſchen/ ihrer Koͤnigl. Hocheit gebuͤhrlichen Gruß vermelden/ uͤber-
ſenden gegenwaͤrtige Schreiben/ eines an ihre Koͤnigl. Hocheit/ das ander an das Koͤnigl.
Fraͤulein/ der Hoffnung gelebend/ ihnen werde auff beydes behaͤgliche Antwort wieder-
fahren. Der Koͤnig verwunderte ſich des ſchlechten Gruſſes/ und was die niedergeſetze-
ten Beutel vor bedeutung haͤtten/ ließ die Geſanten abtreten/ und laſe beyde Brieffe/ wor-
uͤber er ſich ſo heftig eiferte/ daß er die Abgeſanten in das Stokhauß legen ließ. Nun moͤ-
gen wir uns wol ſchaͤmen/ ſagte er/ daß wir dieſen undankbahren ſo hohe Gnade angeboh-
ten. O ihr ungehoͤfelte grobe Bauren/ ſagte er/ die ihr ſolcher Tugend-ergebenen Schwe-
ſter allerdinge unwirdig ſeid; aber wolan/ wir werden an ſtat des angebohtenen Gnaden-
Brunnen/ ihnen den Abgrund der ernſtlichen Straffen auffdecken/ und die leicht ſinnigen
verwaͤgenen Buben nach verdienſt peitſchen und ſtreichen laſſen. Sendete dem Fraͤulein
einen Diener/ mit begehren/ daß ihre Hoffmeiſterin zu ihr kommen ſolte/ und als dieſelbe
ſich einſtellete/ fragte er/ wie ſich das Fraͤulein bezeigete/ und ob ſie bey der getahnen Ver-
heiſſung beſtaͤndig verbliebe; welche ihm zur Antwort gab/ es haͤtte ihre Koͤnigl. Hocheit
ſich im geringſten nicht zubefuͤrchten/ daß das Fraͤulein Krebsgaͤngig werden ſolte/ als
welche nie kein Wort geredet/ dem ſie nicht Krafft gegeben haͤtte. Darauff lieferte er ihr

beyde
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0837" n="799"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
meine Hofmei&#x017F;terin es le&#x017F;en du&#x0364;rffe; I&#x017F;t aber Hoffnung und Tro&#x017F;t u&#x0364;brig/ das &#x017F;endet mir bey einem<lb/>
vertraueten zu. Na&#x0364;he&#x017F;t Begru&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung meines herzlieben Bruders und aller guten Freunde/ befehle ich<lb/>
uns inge&#x017F;amt dem Schutz Gottes. Eure vollkommene Freundin/ Vali&#x017F;ka/ die herzlich beku&#x0364;mmerte.</p><lb/>
        <p>Das lezte Wort die&#x017F;es Briefs kra&#x0364;nkete den verliebeten Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ daß ihm die Tra&#x0364;hne&#x0303;<lb/>
aus den Augen &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/ nach deren abwi&#x017F;chung er unten im Brieffe die&#x017F;e Worte gezeich-<lb/>
net &#x017F;ahe; dem Boten ein gut Trinkgeld; fragete demnach den&#x017F;elben; guter Ju&#x0364;ngling/ von<lb/>
wem habt ihr das Schreiben empfangen? von meiner Fr. Mutter/ antwortete er/ die mir<lb/>
vertraulich offenbahret hat/ das es von dem Ko&#x0364;niglichen Fra&#x0364;ulein &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;chrieben &#x017F;ey.<lb/>
Sie hat euch die Warheit vertrauet/ &#x017F;agete er/ ha&#x0364;tte aber der Mu&#x0364;he &#x017F;paren ko&#x0364;nnen/ dann<lb/>
ich ihr &#x017F;chon vor etlichen Tagen einen Brieff zuge&#x017F;chicket/ worauff ich Antwort erwarte;<lb/>
weil ich dann eine gewirige noch zur Zeit hoffe/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr eure Mu&#x0364;he nicht um&#x017F;on&#x017F;t ange-<lb/>
wendet haben; befahl Tyriotes/ daß er ihn wol halten/ Morgen fru&#x0364;h ihm 600 Kronen ve&#xA75B;-<lb/>
ehren/ und damit fortzihen la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte. Er aber &#x017F;etzete ein kleines Brieflein auff/ welches<lb/>
dem Bohten zuge&#x017F;tellet ward. Des folgenden Morgens &#x017F;ehr fru&#x0364;h mu&#x017F;te Tyriotes mit ei-<lb/>
nem geheimeren Schreiben fortgehen/ welcher/ weil er Geldes genug bey &#x017F;ich hatte/ allent-<lb/>
halben fri&#x017F;che geruhete Pferde mietete/ &#x017F;o daß er in fu&#x0364;nff Tagen zu Charas wahr. Gallus<lb/>
mit &#x017F;einer Ge&#x017F;el&#x017F;chaft &#x017F;eumete &#x017F;ich auch nicht lange auff dem Wege/ und ritten des Ko&#x0364;ni-<lb/>
ges Leute/ welche Plautus begleitet hatten/ mit ihm zuru&#x0364;k. Als er &#x017F;ich zu Charas angeben<lb/>
ließ/ ward er neben den andern alsbald vor den Ko&#x0364;nig gefodert/ welcher in den Gedanken<lb/>
&#x017F;tund/ es wu&#x0364;rden &#x017F;eine vermeinete Schwa&#x0364;ger nicht Worte gnug haben finden ko&#x0364;nnen/ vor<lb/>
die angebohtene Gnade zu danken/ worin er &#x017F;ich heßlich betrogen fand/ weil der an&#x017F;ehn-<lb/>
lich&#x017F;te von den Abge&#x017F;anten die zuru&#x0364;k ge&#x017F;chikten Gelder und Kleinot/ wie &#x017F;ie vom Ko&#x0364;nige<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t verfiegelt wahren/ vor &#x017F;ich her tragen ließ/ und nachdem er &#x017F;ie vor des Ko&#x0364;niges Fu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en nidergelegt hatte/ al&#x017F;o anfing: Es la&#x017F;&#x017F;en un&#x017F;ere allergna&#x0364;dig&#x017F;te Herren/ die Großma&#x0364;ch-<lb/>
tig&#x017F;ten Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ Herr Ladi&#x017F;la/ Ko&#x0364;nig in Bo&#x0364;hmen/ und Herr Herkules Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t der<lb/>
unu&#x0364;berwindlichen Teut&#x017F;chen/ ihrer Ko&#x0364;nigl. Hocheit gebu&#x0364;hrlichen Gruß vermelden/ u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;enden gegenwa&#x0364;rtige Schreiben/ eines an ihre Ko&#x0364;nigl. Hocheit/ das ander an das Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Fra&#x0364;ulein/ der Hoffnung gelebend/ ihnen werde auff beydes beha&#x0364;gliche Antwort wieder-<lb/>
fahren. Der Ko&#x0364;nig verwunderte &#x017F;ich des &#x017F;chlechten Gru&#x017F;&#x017F;es/ und was die niederge&#x017F;etze-<lb/>
ten Beutel vor bedeutung ha&#x0364;tten/ ließ die Ge&#x017F;anten abtreten/ und la&#x017F;e beyde Brieffe/ wor-<lb/>
u&#x0364;ber er &#x017F;ich &#x017F;o heftig eiferte/ daß er die Abge&#x017F;anten in das Stokhauß legen ließ. Nun mo&#x0364;-<lb/>
gen wir uns wol &#x017F;cha&#x0364;men/ &#x017F;agte er/ daß wir die&#x017F;en undankbahren &#x017F;o hohe Gnade angeboh-<lb/>
ten. O ihr ungeho&#x0364;felte grobe Bauren/ &#x017F;agte er/ die ihr &#x017F;olcher Tugend-ergebenen Schwe-<lb/>
&#x017F;ter allerdinge unwirdig &#x017F;eid; aber wolan/ wir werden an &#x017F;tat des angebohtenen Gnaden-<lb/>
Brunnen/ ihnen den Abgrund der ern&#x017F;tlichen Straffen auffdecken/ und die leicht &#x017F;innigen<lb/>
verwa&#x0364;genen Buben nach verdien&#x017F;t peit&#x017F;chen und &#x017F;treichen la&#x017F;&#x017F;en. Sendete dem Fra&#x0364;ulein<lb/>
einen Diener/ mit begehren/ daß ihre Hoffmei&#x017F;terin zu ihr kommen &#x017F;olte/ und als die&#x017F;elbe<lb/>
&#x017F;ich ein&#x017F;tellete/ fragte er/ wie &#x017F;ich das Fra&#x0364;ulein bezeigete/ und ob &#x017F;ie bey der getahnen Ver-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;ung be&#x017F;ta&#x0364;ndig verbliebe; welche ihm zur Antwort gab/ es ha&#x0364;tte ihre Ko&#x0364;nigl. Hocheit<lb/>
&#x017F;ich im gering&#x017F;ten nicht zubefu&#x0364;rchten/ daß das Fra&#x0364;ulein Krebsga&#x0364;ngig werden &#x017F;olte/ als<lb/>
welche nie kein Wort geredet/ dem &#x017F;ie nicht Krafft gegeben ha&#x0364;tte. Darauff lieferte er ihr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">beyde</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[799/0837] Vierdes Buch. meine Hofmeiſterin es leſen duͤrffe; Iſt aber Hoffnung und Troſt uͤbrig/ das ſendet mir bey einem vertraueten zu. Naͤheſt Begruͤſſung meines herzlieben Bruders und aller guten Freunde/ befehle ich uns ingeſamt dem Schutz Gottes. Eure vollkommene Freundin/ Valiſka/ die herzlich bekuͤmmerte. Das lezte Wort dieſes Briefs kraͤnkete den verliebeten Fuͤrſten/ daß ihm die Traͤhnẽ aus den Augen ſchoſſen/ nach deren abwiſchung er unten im Brieffe dieſe Worte gezeich- net ſahe; dem Boten ein gut Trinkgeld; fragete demnach denſelben; guter Juͤngling/ von wem habt ihr das Schreiben empfangen? von meiner Fr. Mutter/ antwortete er/ die mir vertraulich offenbahret hat/ das es von dem Koͤniglichen Fraͤulein ſelbſt geſchrieben ſey. Sie hat euch die Warheit vertrauet/ ſagete er/ haͤtte aber der Muͤhe ſparen koͤnnen/ dann ich ihr ſchon vor etlichen Tagen einen Brieff zugeſchicket/ worauff ich Antwort erwarte; weil ich dann eine gewirige noch zur Zeit hoffe/ muͤſſet ihr eure Muͤhe nicht umſonſt ange- wendet haben; befahl Tyriotes/ daß er ihn wol halten/ Morgen fruͤh ihm 600 Kronen veꝛ- ehren/ und damit fortzihen laſſen ſolte. Er aber ſetzete ein kleines Brieflein auff/ welches dem Bohten zugeſtellet ward. Des folgenden Morgens ſehr fruͤh muſte Tyriotes mit ei- nem geheimeren Schreiben fortgehen/ welcher/ weil er Geldes genug bey ſich hatte/ allent- halben friſche geruhete Pferde mietete/ ſo daß er in fuͤnff Tagen zu Charas wahr. Gallus mit ſeiner Geſelſchaft ſeumete ſich auch nicht lange auff dem Wege/ und ritten des Koͤni- ges Leute/ welche Plautus begleitet hatten/ mit ihm zuruͤk. Als er ſich zu Charas angeben ließ/ ward er neben den andern alsbald vor den Koͤnig gefodert/ welcher in den Gedanken ſtund/ es wuͤrden ſeine vermeinete Schwaͤger nicht Worte gnug haben finden koͤnnen/ vor die angebohtene Gnade zu danken/ worin er ſich heßlich betrogen fand/ weil der anſehn- lichſte von den Abgeſanten die zuruͤk geſchikten Gelder und Kleinot/ wie ſie vom Koͤnige ſelbſt verfiegelt wahren/ vor ſich her tragen ließ/ und nachdem er ſie vor des Koͤniges Fuͤſ- ſen nidergelegt hatte/ alſo anfing: Es laſſen unſere allergnaͤdigſte Herren/ die Großmaͤch- tigſten Fuͤrſten/ Herr Ladiſla/ Koͤnig in Boͤhmen/ und Herr Herkules Groß Fuͤrſt der unuͤberwindlichen Teutſchen/ ihrer Koͤnigl. Hocheit gebuͤhrlichen Gruß vermelden/ uͤber- ſenden gegenwaͤrtige Schreiben/ eines an ihre Koͤnigl. Hocheit/ das ander an das Koͤnigl. Fraͤulein/ der Hoffnung gelebend/ ihnen werde auff beydes behaͤgliche Antwort wieder- fahren. Der Koͤnig verwunderte ſich des ſchlechten Gruſſes/ und was die niedergeſetze- ten Beutel vor bedeutung haͤtten/ ließ die Geſanten abtreten/ und laſe beyde Brieffe/ wor- uͤber er ſich ſo heftig eiferte/ daß er die Abgeſanten in das Stokhauß legen ließ. Nun moͤ- gen wir uns wol ſchaͤmen/ ſagte er/ daß wir dieſen undankbahren ſo hohe Gnade angeboh- ten. O ihr ungehoͤfelte grobe Bauren/ ſagte er/ die ihr ſolcher Tugend-ergebenen Schwe- ſter allerdinge unwirdig ſeid; aber wolan/ wir werden an ſtat des angebohtenen Gnaden- Brunnen/ ihnen den Abgrund der ernſtlichen Straffen auffdecken/ und die leicht ſinnigen verwaͤgenen Buben nach verdienſt peitſchen und ſtreichen laſſen. Sendete dem Fraͤulein einen Diener/ mit begehren/ daß ihre Hoffmeiſterin zu ihr kommen ſolte/ und als dieſelbe ſich einſtellete/ fragte er/ wie ſich das Fraͤulein bezeigete/ und ob ſie bey der getahnen Ver- heiſſung beſtaͤndig verbliebe; welche ihm zur Antwort gab/ es haͤtte ihre Koͤnigl. Hocheit ſich im geringſten nicht zubefuͤrchten/ daß das Fraͤulein Krebsgaͤngig werden ſolte/ als welche nie kein Wort geredet/ dem ſie nicht Krafft gegeben haͤtte. Darauff lieferte er ihr beyde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/837
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 799. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/837>, abgerufen am 16.06.2024.