Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. fern ihr die Gedanken führet/ er sey noch im Leben/ oder auch in diesem Gemache/ seid ihrsehr unrecht dran. Ey sagte er/ ihr werdet mich ja nicht mit hörenden Ohren taub machen; und was stehet ihr alhie ohn Kleider? ja was sprachet ihr so freundlich/ wann niemand bey euch ist? Sie stellete sich zornig hierauff/ und gab zur Antwort: Was hätte ich vor Ur- sach/ ihn vor euch zuverbergen/ wann er nochlebete? Aber es ist leider sein Geist/ sein ädler Geist aus dem schönen Leibe hinweg gereiset; und immer schade/ daß dieser von den wil- den Tihren hat sollen zerrissen werden. Er lachete der Rede/ und begehrete/ sie möchte ihn nur ins Gemach lassen/ dann würde sichs bald außfündig machen/ wo Kleon verborgen läge. Billich klage ich solches den Göttern/ sagte sie/ daß ihr mich in so falschen Verdacht zihet; aber habe ich oder einiger Mensch euch jemahls gehindert auff dieses Gemach zu gehen/ ob ichs gleich Kleons Seele gewidmet habe? kommet und suchet/ ich bins wol zu frieden; fassete ihn auch beim Arme/ und zog ihn hinein; da er nichts als eine ledige Betstat mit Tüchern behänget/ und einen gedecketen Tisch fand; worüber er sich zum höchsten verwunderte/ und zu ihr fagete: Nun schwüre ich zu allen Göttern/ ich hätte ihn mit euch reden gehöret/ kan auch nicht anders gedenken/ ihr müsset ihn an einen andern Ort gebracht haben. Ey ihr närrischer Mensch/ antwortete sie; habe ich ihn dann durch Wände und Mauren zihen können? oder ist er als ein unsichtbarer zur Tühr hinaus verschwunden/ wann ihr ihn gehöret habt? doch kommet und durchsuchet alle mei- ne Gemächer nacheinander/ und wann ihr ihn findet/ wil ich das Leben verwirket haben. Der schlechte einfältige Nar begunte schon zu zweiffeln/ und auff ihr anhalten durchging er mit ihr alle Gemächer. Sie hatte ihn aber im Kleiderladen verberget/ welchen sie doch auffgesperret siehen ließ/ wohin sie ihren Gemahl endlich führete/ trat mit ihm vor den La- den/ da Kleon hinter einem langen Mantel auffrecht stund/ und fing sie also an zu reden: O du lieber ädler Kleon/ mustu dann nach deinem Tode so gefürchtet/ und wegen blosses Argwohns zur ganz unverdienten Straffe gesuchet werden? Nun zweiffele ich an deinem Tode nicht/ dann währestu noch im Leben/ würde ich dessen ohn zweiffel berichtet seyn; aber deine mißgünstige können nicht ruhen/ sondern wollen dich/ da sie doch nur deinen Tod suchen/ mit Gewalt lebendig haben. Frau/ antwortete er/ ihr wisset/ wie viel ich euch über- sehe/ und allen Willen gönne/ könte euch auch diesen Diener wol lassen/ dafern es unserm Fürsten nicht so hefftig zuwieder währe/ als welchen verdreust/ daß ein Leibeigener Teil an euch haben sol. Er wolte weiter außbeichten/ aber sie fiel ihm in die Rede/ und sagete: Was treibet ihr vor ein närrisches Gewäsche/ oder was hat der Fürst mir zubefehlen/ sintemahl ich euer/ und nicht sein Gemahl bin; so habe ich auch mit Kleon keine andere als zulässige Freundschaft gepflogen/ wodurch euch im geringsten kein Abbruch geschehen ist; aber wir stehen alhie schon zu lange/ deßwegen lasset uns weiter gehen und nachsuchung tuhn/ daß der eitele Argwohn euch benommen werde. Ich gehe mit/ sagte er/ und bin gewiß/ daß er auff keinem dieser Gemächer/ so wir besehen/ sich auffhält. Ja/ gedachte Kleon hinter dem Mantel/ bleibe du nur in deiner Gewißheit; Sie aber fing an; so schwöre ich bey allen Göt- tern/ daß Kleon auff den übrigen Zimmern viel weniger zu finden/ oder gegenwärtig ist; ging auch mit ihm immer fort das ganze Schloß zu durchsuchen/ und als er sich nirgend sehen ließ/ baht Nabarzanes ganz inständig/ sie möchte doch dem Fürsten zugefallen/ diesen Diener abschaffen; er hätte glaubwirdige Nachrichtung/ daß er auf dem Schlosse verbor- gen
Vierdes Buch. fern ihr die Gedanken fuͤhret/ er ſey noch im Leben/ oder auch in dieſem Gemache/ ſeid ihrſehr unrecht dran. Ey ſagte er/ ihr werdet mich ja nicht mit hoͤrenden Ohren taub machẽ; und was ſtehet ihr alhie ohn Kleider? ja was ſprachet ihr ſo freundlich/ wann niemand bey euch iſt? Sie ſtellete ſich zornig hierauff/ und gab zur Antwort: Was haͤtte ich vor Ur- ſach/ ihn vor euch zuverbergen/ wann er nochlebete? Aber es iſt leider ſein Geiſt/ ſein aͤdler Geiſt aus dem ſchoͤnen Leibe hinweg gereiſet; und immer ſchade/ daß dieſer von den wil- den Tihren hat ſollen zerriſſen werden. Er lachete der Rede/ und begehrete/ ſie moͤchte ihn nur ins Gemach laſſen/ dann wuͤrde ſichs bald außfuͤndig machen/ wo Kleon verborgen laͤge. Billich klage ich ſolches den Goͤttern/ ſagte ſie/ daß ihr mich in ſo falſchen Verdacht zihet; aber habe ich oder einiger Menſch euch jemahls gehindert auff dieſes Gemach zu gehen/ ob ichs gleich Kleons Seele gewidmet habe? kommet und ſuchet/ ich bins wol zu frieden; faſſete ihn auch beim Arme/ und zog ihn hinein; da er nichts als eine ledige Betſtat mit Tuͤchern behaͤnget/ und einen gedecketen Tiſch fand; woruͤber er ſich zum hoͤchſten verwunderte/ und zu ihr fagete: Nun ſchwuͤre ich zu allen Goͤttern/ ich haͤtte ihn mit euch reden gehoͤret/ kan auch nicht anders gedenken/ ihr muͤſſet ihn an einen andern Ort gebracht haben. Ey ihr naͤrriſcher Menſch/ antwortete ſie; habe ich ihn dann durch Waͤnde und Mauren zihen koͤnnen? oder iſt er als ein unſichtbarer zur Tuͤhr hinaus verſchwunden/ wañ ihr ihn gehoͤret habt? doch kommet und durchſuchet alle mei- ne Gemaͤcher nacheinander/ und wann ihr ihn findet/ wil ich das Leben verwirket haben. Der ſchlechte einfaͤltige Nar begunte ſchon zu zweiffeln/ und auff ihr anhalten durchging er mit ihr alle Gemaͤcher. Sie hatte ihn aber im Kleiderladen verberget/ welchen ſie doch auffgeſperret ſiehen ließ/ wohin ſie ihren Gemahl endlich fuͤhrete/ trat mit ihm vor den La- den/ da Kleon hinter einem langen Mantel auffrecht ſtund/ und fing ſie alſo an zu reden: O du lieber aͤdler Kleon/ muſtu dann nach deinem Tode ſo gefuͤrchtet/ und wegen bloſſes Argwohns zur ganz unverdienten Straffe geſuchet weꝛden? Nun zweiffele ich an deinem Tode nicht/ dann waͤhreſtu noch im Leben/ wuͤrde ich deſſen ohn zweiffel berichtet ſeyn; aber deine mißguͤnſtige koͤnnen nicht ruhen/ ſondern wollen dich/ da ſie doch nur deinen Tod ſuchen/ mit Gewalt lebendig haben. Frau/ antwortete er/ ihr wiſſet/ wie viel ich euch uͤber- ſehe/ und allen Willen goͤnne/ koͤnte euch auch dieſen Diener wol laſſen/ dafern es unſerm Fuͤrſten nicht ſo hefftig zuwieder waͤhre/ als welchen verdreuſt/ daß ein Leibeigener Teil an euch haben ſol. Er wolte weiter außbeichten/ aber ſie fiel ihm in die Rede/ und ſagete: Was treibet ihr vor ein naͤrriſches Gewaͤſche/ oder was hat der Fuͤrſt mir zubefehlen/ ſintemahl ich euer/ und nicht ſein Gemahl bin; ſo habe ich auch mit Kleon keine andere als zulaͤſſige Freundſchaft gepflogen/ wodurch euch im geringſten kein Abbruch geſchehen iſt; aber wir ſtehen alhie ſchon zu lange/ deßwegen laſſet uns weiter gehen und nachſuchung tuhn/ daß der eitele Argwohn euch benommen werde. Ich gehe mit/ ſagte er/ und bin gewiß/ daß er auff keinem dieſer Gemaͤcher/ ſo wir beſehen/ ſich auffhaͤlt. Ja/ gedachte Kleon hinter dem Mantel/ bleibe du nur in deiner Gewißheit; Sie aber fing an; ſo ſchwoͤre ich bey allẽ Goͤt- tern/ daß Kleon auff den uͤbrigen Zimmern viel weniger zu finden/ oder gegenwaͤrtig iſt; ging auch mit ihm immer fort das ganze Schloß zu durchſuchen/ und als er ſich nirgend ſehen ließ/ baht Nabarzanes ganz inſtaͤndig/ ſie moͤchte doch dem Fuͤrſten zugefallen/ dieſen Diener abſchaffen; er haͤtte glaubwirdige Nachrichtung/ daß er auf dem Schloſſe verbor- gen
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Vierdes Buch.
fern ihr die Gedanken fuͤhret/ er ſey noch im Leben/ oder auch in dieſem Gemache/ ſeid ihr
ſehr unrecht dran. Ey ſagte er/ ihr werdet mich ja nicht mit hoͤrenden Ohren taub machẽ;
und was ſtehet ihr alhie ohn Kleider? ja was ſprachet ihr ſo freundlich/ wann niemand
bey euch iſt? Sie ſtellete ſich zornig hierauff/ und gab zur Antwort: Was haͤtte ich vor Ur-
ſach/ ihn vor euch zuverbergen/ wann er nochlebete? Aber es iſt leider ſein Geiſt/ ſein aͤdler
Geiſt aus dem ſchoͤnen Leibe hinweg gereiſet; und immer ſchade/ daß dieſer von den wil-
den Tihren hat ſollen zerriſſen werden. Er lachete der Rede/ und begehrete/ ſie moͤchte ihn
nur ins Gemach laſſen/ dann wuͤrde ſichs bald außfuͤndig machen/ wo Kleon verborgen
laͤge. Billich klage ich ſolches den Goͤttern/ ſagte ſie/ daß ihr mich in ſo falſchen Verdacht
zihet; aber habe ich oder einiger Menſch euch jemahls gehindert auff dieſes Gemach zu
gehen/ ob ichs gleich Kleons Seele gewidmet habe? kommet und ſuchet/ ich bins wol zu
frieden; faſſete ihn auch beim Arme/ und zog ihn hinein; da er nichts als eine ledige
Betſtat mit Tuͤchern behaͤnget/ und einen gedecketen Tiſch fand; woruͤber er ſich zum
hoͤchſten verwunderte/ und zu ihr fagete: Nun ſchwuͤre ich zu allen Goͤttern/ ich haͤtte
ihn mit euch reden gehoͤret/ kan auch nicht anders gedenken/ ihr muͤſſet ihn an einen
andern Ort gebracht haben. Ey ihr naͤrriſcher Menſch/ antwortete ſie; habe ich ihn
dann durch Waͤnde und Mauren zihen koͤnnen? oder iſt er als ein unſichtbarer zur Tuͤhr
hinaus verſchwunden/ wañ ihr ihn gehoͤret habt? doch kommet und durchſuchet alle mei-
ne Gemaͤcher nacheinander/ und wann ihr ihn findet/ wil ich das Leben verwirket haben.
Der ſchlechte einfaͤltige Nar begunte ſchon zu zweiffeln/ und auff ihr anhalten durchging
er mit ihr alle Gemaͤcher. Sie hatte ihn aber im Kleiderladen verberget/ welchen ſie doch
auffgeſperret ſiehen ließ/ wohin ſie ihren Gemahl endlich fuͤhrete/ trat mit ihm vor den La-
den/ da Kleon hinter einem langen Mantel auffrecht ſtund/ und fing ſie alſo an zu reden:
O du lieber aͤdler Kleon/ muſtu dann nach deinem Tode ſo gefuͤrchtet/ und wegen bloſſes
Argwohns zur ganz unverdienten Straffe geſuchet weꝛden? Nun zweiffele ich an deinem
Tode nicht/ dann waͤhreſtu noch im Leben/ wuͤrde ich deſſen ohn zweiffel berichtet ſeyn; aber
deine mißguͤnſtige koͤnnen nicht ruhen/ ſondern wollen dich/ da ſie doch nur deinen Tod
ſuchen/ mit Gewalt lebendig haben. Frau/ antwortete er/ ihr wiſſet/ wie viel ich euch uͤber-
ſehe/ und allen Willen goͤnne/ koͤnte euch auch dieſen Diener wol laſſen/ dafern es unſerm
Fuͤrſten nicht ſo hefftig zuwieder waͤhre/ als welchen verdreuſt/ daß ein Leibeigener Teil an
euch haben ſol. Er wolte weiter außbeichten/ aber ſie fiel ihm in die Rede/ und ſagete: Was
treibet ihr vor ein naͤrriſches Gewaͤſche/ oder was hat der Fuͤrſt mir zubefehlen/ ſintemahl
ich euer/ und nicht ſein Gemahl bin; ſo habe ich auch mit Kleon keine andere als zulaͤſſige
Freundſchaft gepflogen/ wodurch euch im geringſten kein Abbruch geſchehen iſt; aber wir
ſtehen alhie ſchon zu lange/ deßwegen laſſet uns weiter gehen und nachſuchung tuhn/ daß
der eitele Argwohn euch benommen werde. Ich gehe mit/ ſagte er/ und bin gewiß/ daß er
auff keinem dieſer Gemaͤcher/ ſo wir beſehen/ ſich auffhaͤlt. Ja/ gedachte Kleon hinter dem
Mantel/ bleibe du nur in deiner Gewißheit; Sie aber fing an; ſo ſchwoͤre ich bey allẽ Goͤt-
tern/ daß Kleon auff den uͤbrigen Zimmern viel weniger zu finden/ oder gegenwaͤrtig iſt;
ging auch mit ihm immer fort das ganze Schloß zu durchſuchen/ und als er ſich nirgend
ſehen ließ/ baht Nabarzanes ganz inſtaͤndig/ ſie moͤchte doch dem Fuͤrſten zugefallen/ dieſen
Diener abſchaffen; er haͤtte glaubwirdige Nachrichtung/ daß er auf dem Schloſſe verbor-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 807. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/845>, abgerufen am 26.06.2024. |